Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Laborstecker 4mm: Lamellenkäfig mit Kontaktproblem


von Tobias (600ohm)


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Hallo,

ich habe immer wieder Kontaktprobleme mit 4mm-Messleitungen, wenn diese 
Lamellenstecker haben. Problem ist, dass der Lamellenkäfig irgendwann so 
ausgeleiert ist, dass er keinen ordentlich kontakt mit dem eigentlichen 
Stecker hat und sich in der gesteckten 4mm-Buchse dann noch relativ 
leicht drehen lässt.
Das ist mir nicht nur bei billigen China-Steckern/Leitungen passiert, 
sondern auch bei den vollisolierten "Sicherheitsmessleitungen" von 
wesentlich teureren Voltcraft-Messgeräten >100EUR, als auch sogar bei 
den Messspitzen von Profimessgeräten, wie z.B. das 
Schutzmaßnahmenprüfgerät Profitest 0100 von Gossen-Metrawatt. Gerade 
wenn man Niederohmmessungen durchführt und die Leitung verlängert, hat 
man oft Kontaktprobleme.

Persönlich nutze ich viel lieber 4mm Bananenstecker (die mit einer 
seitlichen Feder im Stift) oder Büschelstecker (ganz viele einzelne 
Federn als Büschel halt). Aber selbst auf Profigeräten findet man immer 
diese Lamellenstecker, die irgendwann ausgeleiert sind und einfach 
Kontaktschwierigkeiten machen. Nachbiegen mit Spitzzange (Telefonzange) 
oder gar die Schneide eines Seitenschneider bringt nichts wegen der 
Elastizität. Nachbiegen geht eigentlich nur wenn man den Lamellenkäfig 
vorher komplett runternimmt, was meist nicht zerstörungsfrei möglich 
ist.
Hat jemand einen Tipp/Erfahrung, wie man damit wieder Kontakt 
hinbekommt? Festlöten mit sehr Leistungsfähigen Lötkolben, bzw. offene 
Flamme oder gar Punktschweißung?

Ich verstehe bis heute nicht, warum man teure Messgeräte mit solchen 
Schund ausstattet. Das Profitest 100 von Gossen Metrawatt nutzt dabei 
sogar Vierleitermessung und für einen sündhaft hohen Preis, kann man 
auch gleich eine lange Messleitung dafür bestellen. Dennoch unterstützt 
es auch einen Messleitungsabgleich, wenn man mit normaler eindrähtiger 
Messleitung verlängern möchte. Schade ist, dass es nicht direkt einen 
Adapter auf Kelvin-Klemmen gibt, wenn es bis zur Messspitze eh in 
Vierleitermessung ausgeführt ist. :(

: Bearbeitet durch User
von Bernd G. (Gast)


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Du solltest das dem Kundendienst sowie deren Geschäftsleitung senden. 
Wir können hier wenig machen. Ich benutze solche Stecker bei 
Lautsprechern, habe das gleiche Problem. Anfänglich bekosst du sie nicht 
rein, später wackeln sie mit dem Bass!

von Uwe (neuexxer)


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Mit solchen Dingern
(deren Spec. erlaubte  z.T. 63 A!)
war ich 20 Jahre bezahlt zugange.
Natürlich gab es dabei wg. Verschleiss
(u.a. durch 'rustikale' Behandlung) auch Ausfälle. -

Dass die Qualität an vielen Stellen, also auch bei diesen
Stöpseln (Hauptsache: sie haben CE-Zeichen)
durchaus nicht besser wurde, ist u.a. eine Folge der
unausweichlichen Fortschritt-für-alle erbringenden Globalisierung... !

von Hermann S. (diphtong)


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Gleiches Problem konnte ich aber auch schon mit 4 mm Bananenstecker (die 
mit einer seitlichen Feder im Stift) beobachten.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Wenn die Beschichtung erstmal runter ist, die Federkraft der seitlichen 
Feder, des Lamellenkäfigs oder der Büschelstecker nachgibt, dann gibts 
eben Kontaktschweinereien. Dann spielt es auch keine Rolle ob die 
hochwertig und aus früheren Zeiten waren, oder ob es eben neue 
Steckverbinder sind.
Übrigens betrifft der Abrieb der kontaktierenden Oberflächenbeschichtung 
auch die Buchsen. Nur sieht man es nicht so einfach. Spielt auch keine 
Rolle ob die Buchse dann in einem Fluke Messgerät sind, oder im billigen 
Noname Kracher.

von Tobias (600ohm)


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Rainer D. schrieb:
> Wenn die Beschichtung erstmal runter ist, die Federkraft der seitlichen
> Feder, des Lamellenkäfigs oder der Büschelstecker nachgibt, dann gibts
> eben Kontaktschweinereien. Dann spielt es auch keine Rolle ob die
> hochwertig und aus früheren Zeiten waren, oder ob es eben neue
> Steckverbinder sind.
> Übrigens betrifft der Abrieb der kontaktierenden Oberflächenbeschichtung
> auch die Buchsen. Nur sieht man es nicht so einfach. Spielt auch keine
> Rolle ob die Buchse dann in einem Fluke Messgerät sind, oder im billigen
> Noname Kracher.

Du bist der Meinung, es hat mit der Oberflächenbeschichtung zu tun von 
den Steckern? Womit sind die denn beschichtet? Kann man die selbst 
irgendwie neu beschichten? Also mit einem eintsprechend leitfähigen 
Schutzlack oder Galvanisierbad?

Unabhängig davon möchte möchte ich auch gerne noch selber Klemmen bauen 
auf der Basis von kleinen C-Schraubzwingen aus Kunststoff, da besserer 
Anpressdruck als Federklemmen. Die Zwingen habe ich bereits, allerdings 
überlege ich, was sich gut für die 2 Kontaktflächen zum Messobjekt 
eignet. Ich möchte sowohl hochohmig messen, als auch mal höhere 
Messströme einspeisen. Dachte zuerst einfach an 2 flache Kupfescheiben. 
Dann doch lieber was mit Struktur, wie 2 Stücke aus irgendeinen 
geriffelten Blech oder ähnliches, um sich in die Oberfläche des 
Messobjekt punktueller "einzufressen". Ein einzelnen Dorn wäre nicht so 
sinnvoll, wenn auch mal, bzw. überwiegend Runddraht mit kleineren 
Querschnitt geklemmt werden soll.

Hat jemand eine Idee, was sich dazu gut eignen könnte und nicht zu teuer 
ist (also bitte keine Gold oder Silberstücke)?

Vielen Dank,
Tobias

: Bearbeitet durch User
von Rainer D. (rainer4x4)


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Tobias schrieb:
> Rainer D. schrieb:
>> Wenn die Beschichtung erstmal runter ist,
>
> Du bist der Meinung, es hat mit der Oberflächenbeschichtung zu tun von
> den Steckern? Womit sind die denn beschichtet? Kann man die selbst
> irgendwie neu beschichten? Also mit einem eintsprechend leitfähigen
> Schutzlack oder Galvanisierbad?
Was wird da schon drauf sein, je nach Qualität vernickelt, versilber 
oder vergoldet. Neu galvanisieren wäre eine Möglichkeit. Aber ob sich 
das lohnt?

von Harald W. (wilhelms)


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Rainer D. schrieb:

> oder vergoldet. Neu galvanisieren wäre eine Möglichkeit. Aber ob sich
> das lohnt?

Man kann ja von seinem Ehering etwas Gold abkratzen und damit zum
Juwelier gehen...

von Torsten B. (butterbrotstern)


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Das Problem kenne ich auch.
In eine gute Buchse einstecken und mit Punktschweißer x00 Ampere für 0,2 
Sekunden drüberlassen. Es kann sein, dass es wegen des fehlenden 
Andrucks noch schlimmer wird, weil die Oberfläche wegbrennt.

Oder mit Polierpaste (Zahnpasta, Ata) o.Ä. die Oxidschicht, die sich auf 
der Innenseite der Klammer bildet, entfernen (Paste auftragen und die 
Lamellen auf dem Stecker drehen). Danach gut auswaschen und 
trockenblasen. Eventuell für den letzten Spülgang Alkohol verwenden, der 
trocknet besser.

: Bearbeitet durch User
von Thomas R. (thomasr)


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Tobias schrieb:
> Hallo,
>
> ich habe immer wieder Kontaktprobleme mit 4mm-Messleitungen, wenn diese
> Lamellenstecker haben. Problem ist, dass der Lamellenkäfig irgendwann so
> ausgeleiert ist, dass er keinen ordentlich kontakt mit dem eigentlichen
> Stecker hat und sich in der gesteckten 4mm-Buchse dann noch relativ
> leicht drehen lässt.

Das sind die "Billigausführungen". Bei den billigen ist der 
Lamellenkäfig komplett frei beweglich auf dem Steckerpin. Bei Einstecken 
wird er zusammengedrückt und dabei etwas länger. Damit rutscht er auf 
dem Steckerpin nach vorn und hinten und hat Kontakt. Im Laufe der Zeit 
leiert der Lamellenkäfig etwas aus UND durch die Bewegung reibt sich die 
Beschichtung auf dem Pin ab.

Bei den "Guten" ist das vordere Ende des Lamellenkäfigs in/mit der 
Spitze befestigt. Der Lamellenkäfig kann natürlich immer noch nach 
hinten gleiten, vorn ist er jedoch fest in der Spitze und hat immer 
Kontakt weil da keine Bewegung stattfindet.

Mit etwas Geschick kann man die billigen "supern" in dem man den 
Lamellenkäfig vorn an der Spitze festlötet.

von Wolf17 (wolf17)


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Thomas R. schrieb:
> Bei den "Guten" ist das vordere Ende des Lamellenkäfigs in/mit der
> Spitze befestigt.

Bei allen meinen MC Steckern mit geraden oder den neueren gedrehten 
Lamellen ist der Käfig frei drehbar. Der massive Teil daneben hat 
Durchmesser 3,89-3,94mm, da kann sich in einer 4,00mm Buchse nichts 
"hochschieben".
Trotz jahrelanger Dauerbenutzung ist da kein Kontaktproblem. Allerdings 
putze ich die Buchsen gelegentlich mit einem Wattestäbchen mit etwas 
Vaseline.
Und wenn neue Geräten klemmende Buchsen wegen Grat haben, entferne ich 
den mit einer 4mm Reibahle.

Vielleicht reden wir hier von verschiedenen Konstruktionen?
Es wäre hilfreich, wenn der TO Bilder der bemängelten Stecker einstellen 
würde.

: Bearbeitet durch User
von Manfred P. (pruckelfred)


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Wolf17 schrieb:
>> Bei den "Guten" ist das vordere Ende des Lamellenkäfigs in/mit der
>> Spitze befestigt.
> Bei allen meinen MC Steckern mit geraden oder den neueren gedrehten
> Lamellen ist der Käfig frei drehbar.

Gerade mal geschaut, stimmt. Sitzen aber recht stramm / schwer drehbar, 
während die Käfige auf den Chinesen herumklappern.

Bei den Billigdingern hilft nur, den Käfig vorne anzulöten. Dazu habe 
ich mal in einem anderen Thread Bilder gezeigt, ist ja nicht der erste 
zu diesem 'Problem'.

von Tobias (600ohm)


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Ich habe den Käfig z.T. hinten angelötet mit leistungsfähigen Lötkolben. 
Klappt aber nur manchmal: Wenn dabei zuviel Lötzinn unter den 
Lamellenkäfig geflossen ist, bekommt man ihn gar nicht mehr gesteckt. 
Zuwenig hält dagegen die mechnische Beanspruchung nicht und er löst sich 
wieder.
Wenn ich vorne löten würde, so bekäme ich ihn bei zuviel Lötzinn ja gar 
nicht mehr rein. So (hinten) kann ich ihn wenigstens noch halb 
reinstecken, was als vorübergehendes Provisorium zur Not noch nutzbar 
ist.

: Bearbeitet durch User
von Dieterich (einermehr)


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Hallo

Wolf17 schrieb:
> Trotz jahrelanger Dauerbenutzung ist da kein Kontaktproblem. Allerdings
> putze ich die Buchsen gelegentlich mit einem Wattestäbchen mit etwas
> Vaseline.

Ob es daran liegt? Na ja, schaden kann es nicht.
Der entscheiden Unterschied wird wohl in irgendwelchen 
Produktionsfeinheiten liegen, es ist ja nicht selten der Fall, dass bei 
scheinbar simplen, "sofort", erkenntlichen Lösungen der Teufel im Detail 
steckt (Produktionsdetails, kleinste, aber entscheidende Unterschiede im 
Material, feinste Konstruktionsdetails die auf den ersten Blick sinnlos 
und nur erschwerend erscheinen,...)
Leider lassen sich die Hersteller, die das Beherrschen ihr Wissen und 
können sehr gut (=> teuer bis unverschämt teuer) bezahlen, und es wäre 
nicht das erste Mal, dass einige von gutem Ruf vergangener Jahre zehren, 
um dann ihre Fertigungskosten zu "optimieren" indem sie auf die 
Feinheiten verzichten, aber die Preise für ihr Produkt beibehalten...

Thomas R. schrieb:
> Mit etwas Geschick kann man die billigen "supern" in dem man den
> Lamellenkäfig vorn an der Spitze festlötet.

Habe ich auch schon gemacht, aber der langfristige Erfolg hängt nicht 
nur von der Geschicklichkeit, sondern auch vom Material der Stecker und 
begrenzt auch den genauen Lötzinntyp ab.
Des Weiteren kann Mann einige Stecker einfach nicht vernünftig Löten, 
entweder weil das Material einfach nicht Lötbar ist, oder andere 
wichtige Teile beim Lötvorgang mehr oder weniger unbrauchbar werden...

von Manfred P. (pruckelfred)


Angehängte Dateien:

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Tobias schrieb:
> Ich habe den Käfig z.T. hinten angelötet mit leistungsfähigen Lötkolben.
> Klappt aber nur manchmal: Wenn dabei zuviel Lötzinn unter den
> Lamellenkäfig geflossen ist, bekommt man ihn gar nicht mehr gesteckt.

Selbst wenn nicht, staucht er beim Stecken auf und blockiert, deshals 
vorne.

> Wenn ich vorne löten würde, so bekäme ich ihn bei zuviel Lötzinn ja gar
> nicht mehr rein.

Das ist eine Gratwanderung, so zu braten, dass eine geringe Menge unter 
den Käfigansatz läuft. Danach muß die feine Schlüsselfeile ran.

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