Ich suche Ideen zu folgenden Reparaturfällen: In vielen alten Röhrenradios der 50er Jahre finde ich immer wieder die halbautomatische Gittervorspannungserzeugung aus dem Netzteil. Es fällt auf: Man findet diese Schaltungslösung auch bei Geräten mit Einzel-Röhrensystemen (EF11, EBF11, EL11) und nicht nur bei UEL51, ECL81 oder anderen Verbundröhren mit gemeinsamer Katode beider Systeme. Zum Einen werden Drahtwiderstände mit Anzapfung in der Minusleitung des Netzteiles verwendet, an denen sehr viel Leistung verbraten wird, zum Anderen ist ja die Stromaufnahme des Gerätes nicht konstant. Die Hersteller machen für den Abgriff des Drahtwiderstandes in der Minusleitung zwischen Lade- und Siebkondensator nach Masse keine konkreten Angaben dazu, wie hoch die negative Spannung gegen Masse dort sein soll. Da meist der Drahtwiderstand defekt ist und die Gleichrichterröhren zu ersetzen, scheidet eine Messung aus, wenn man kein intaktes Vergleichsgerät hat. Für Gegentakt-Röhrenendstufen wäre das ja noch einzusehen. Aber die bisher am weitesten verbreitete automatische Gittervorspannungserzeugung durch Hochsetzen der Katode mit einem Katodenwiderstand gewährt ja auch bei Röhrenalterung eine automatische Anpassung der Gittervorspannung, was bei der halbautomatischen Erzeugung nur indirekt der Fall wäre. Klar entsteht da auch Wärme, aber nicht so viel. So stellt sich für mich zum Einen die Frage zur Entscheidung: Belässt man die halbautomatische Gittervorspannungserzeugung, wäre das denn nicht mit einem negativ-Festspannungsregler als Modernisierung ökonomischer, anstatt zu viel Leistung zu verbraten und quasi einen Heizofen im Radio zu haben? Aber auf welchen Wert stellt man dann die Gittervorspannung ein? Die Hersteller machen ja keine Angaben! Theoretisch bliebe mir nur, für jede Röhre einzeln einen Negativfestspannungsregler zu verwenden und mich nach der Röhrentabelle zu richten oder das Gerät doch auf automatische Gittervorspannungserzeugnung umzubauen. Wenn keine AVR vorgesehen ist, wonach richtet es sich dann, ob man z.B. die ECH11/81 mit 140Ω, 150Ω, 160Ω oder 200Ω bei identischen Schaltungen hochgesetzt wird? Bei den übrigen Röhren ist es klar. Eine weitere Idee wäre, da ja z.B. Gleichrichterröhren mit stromfressender Heizung besser durch Silizium-Gleichrichter mit Schutzwiderstand ersetzt werden und die Anodenspannung höher läuft, als mit Gleichrichterröhren, die Anodenspannung mit dem Regler LR8-G und Längstransistor z.B. IRF820 zu stabilisieren. Die Schaltung würde auf einen Stahlröhrensockel passen anstelle einer AZ11 z.B. Es geht hier nicht um 100ige Originalität, sondern nahezu Alltagstauglichkeit. Was fällt den Röhren-"Füchsen" dazu ein?
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Üblich ist ein Siebwiderstand zwischen den Pluspolen von Lade- und Siebelko. Dann gibt es in der Kathodenleitung der Endstufe noch den Widerstand zur automatischen Erzeugung der Gittervorspannung, der zur Vermeidung einer (unerwünschten) Gegenkopplung noch mit einem Elko überbrückt wird. Wird nun der Siebwiderstand zwischen den Minuspolen von Lade- und Siebelko angebracht, ist die Siebwirkung vergleichbar und am Minuspol des Ladeelkos entsteht eine negative Spannung, wenn man den Minuspol des Siebelkos als Massebezug nimmt. Dann kann man die so gewonnene negative Spannung als Vorspannung für die Röhren nutzen und spart den Kathodenwiderstand und seinen Überbrückungselko. Benötigt man verschiedene Vorspannungen, so wird der Siebwiderstand aufgeteilt. Nachteil dieser Sparmaßnahmen ist, dass die Brummspannung zwischen Lade- und Siebelko nun der Gittervorspannung überlagert ist. Werden auch die Vorspannungen der Vorstufenröhren aus dieser verbrummten Spannung gewonnen, können sich die Brummanteile durch die Phasenumkehr der Röhren kompensieren. Diese Schaltungstechnik erfordert viel Verständnis und einigen Rechenaufwand, damit sie gut funktioniert. Durch die mögliche Ersparnis an Bauteilen können Kosten und (durch weniger Bauteile) das Ausfallrisiko etwas gesenkt werden.
Hagen S. schrieb: > Modernisierung > ökonomischer, anstatt zu viel Leistung zu verbraten und quasi einen > Heizofen im Radio zu haben? Klar kann man das, bau doch gleich Transistoren oder ICs ein und Du brauchst kein Heiztrafo. Ich halte es für absurd, aber jedem Tierchen sein Plaisir. In der Umstellzeit von Röhren auf Halbleiter waren gemischtbestückte Hybride mit Transistoren und Röhren etwas Normales und sogar die Hersteller boten passende Adapterplatinchen mit Röhrenersatz. Es gibt kein Problem, einen Transistor oder FET über Spannungsteiler zu versorgen. Links zu den Adaptern und Pläne gibts auf den Dampfradioseiten, auf Englisch auch unter "solid-stating", z.B: Gegentaktendstufen.
Hagen S. schrieb: > Aber auf welchen Wert stellt man dann die Gittervorspannung ein? Die > Hersteller machen ja keine Angaben! Die Gittervorspannung wird in den Datenblättern der entsprechenden Röhre angegeben. Neben den Herstellerdaten gab es früher vom Franzis-Verlag die "Röhren-Taschentabelle". Damit hatte man in einem Büchlein eine gute Übersicht. Beim Ersatz von Röhren durch Halbleiterschaltungen ändert sich oft der Stromverbrauch und damit Spannungsabfälle an Schaltungsteilen, die vom gemeinsamen Strom durchflossen wurden. Und wenn dann auch noch Regelröhren zur Anpassung der Eingangsempfindlichkeit an die Feldstärke der empfangenen Sender verwendet wurden ...... Mit Halbwissen Schaltungen "anpassen" führt selten zum beabsichtigten Ergebnis.
Hagen S. schrieb: > In vielen alten Röhrenradios der 50er Jahre finde ich immer wieder die > halbautomatische Gittervorspannungserzeugung aus dem Netzteil. Nenn doch mal konkrete Gerätetypen. Meiner Meinung nach erfolgt das nur bei Geräten im unteren Preissegment. Hagen S. schrieb: > keine > konkreten Angaben dazu, wie hoch die negative Spannung gegen Masse dort > sein soll. Die Röhrendatenblätter der üblichen E-Röhren findet man doch bei Google. Und darin ist immer eine Kennlinie, welche Gitterspannung für welchen Anodenstrom anliegen muß. Oder man schaut einfach in den Schaltplan, z.B. beim Olympia542 sind es -6,7V und -2,9V. https://www.jogis-roehrenbude.de/Roehren-Geschichtliches/Radio-Restauration/Michael_Meyer-Olympia542-Restauration/Text.htm
hier eine witzige Lösung mit Hochvolt-FET aus kaputten Energiesparlampen + Zwangsbelüftung. Hier gehts nicht um Energiesparen, sondern um Klang ;) http://www.b-kainka.de/bastel82.htm ich baute mal sowas ähnliches bei einem Niedervolt-Collins Kommunikationsempfänger für 24/28 Volt Bleibatterie, https://www.radiomuseum.org/forum/roehrenersatz_durch_transistoren.html allerdings nicht mit BJT, sondern noch einfacher mit FET-Paar BD511/512 ohne Ausgangstrafo. Wer Energiesparen will, nimmt einen großen Kofferradio.
Beitrag #7607652 wurde von einem Moderator gelöscht.
Hagen S. schrieb: > Belässt man die halbautomatische Gittervorspannungserzeugung Natürlich, bei Röhrenradios geht es nicht um Umbau, sondern Restaurierung. Beides lohnt aber kaum, da es kaum noch was empfangbares gibt. Staubfânger im Regal.
Michael B. schrieb: > Natürlich, bei Röhrenradios geht es nicht um Umbau, sondern > Restaurierung. Das sehe ich auch so - bin ja noch mit Röhrengeräten während der "Lehre" großgeworden. Aber um den TO zu beraten, sollte der doch bitte einmal ein Schaltbild von einem der betroffenen "Oldies" anhängen - die Sprache der Techniker ist eine Zeichnung !
Hagen S. schrieb: > Gleichrichterröhren mit stromfressender > Heizung besser durch Silizium-Gleichrichter mit > Schutzwiderstand ersetzt werden Genau! Dann noch die Röhre(n) durch Transe(n) erstzen und schon hast Du das leidige Gitter- und Anodenspannungserzeugungs-Problem auch gleich eliminiert; und Dein Röhrenradio damit volltransistorisiert. Nutzlos bleibt es damit heutzutage selbstverständlich trotzdem. Analog zu Oldtimern repariert man doch Röhrenradios bestenfalls, um sie dabei möglichst original zu erhalten; im Gegensatz zu Röhrenverstärkern ist ein (angeblich) besserer Klang in dem Fall ja belanglos, gibt eh kaum noch empfangbare Sender und der Klang kommt allein schon funktechnisch bedingt nie über bescheiden hinaus.
Ich hatte mal ein UKW-Radio mit defekter ECL86. Eine neue Röhre war mir aber zu teuer, da habe ich einfach ein Modul mit dem A210K eingebaut. Versorgung aus den 6,3V mit Einweggleichrichtung und 2,2mF Elko.
Peter D. schrieb: > Ich hatte mal ein UKW-Radio mit defekter ECL86. Eine neue Röhre war mir > aber zu teuer, da habe ich einfach ein Modul mit dem A210K eingebaut. > Versorgung aus den 6,3V mit Einweggleichrichtung und 2,2mF Elko. Du mußt aber sehr arm sein, wenn Du Dir noch nicht einmal eine Röhre für um die 20€ leisten kannst und dafür lieber ein altes Schätzchen verbastelst.
Hans schrieb: > Du mußt aber sehr arm sein, wenn Du Dir noch nicht einmal eine Röhre für > um die 20€ leisten kannst Das Modul lag nutzlos rum, warum also nicht einer Verwendung zuführen. Ich glaube nicht, daß es damals noch Röhren im Bastlerladen zu kaufen gab. Zu IC-Zeiten hat doch in der DDR keiner mehr was mit Röhren gebastelt, außer den Funkamateuren (Senderöhren).
Peter D. schrieb: > Das Modul lag nutzlos rum, warum also nicht einer Verwendung zuführen. > Ich glaube nicht, daß es damals noch Röhren im Bastlerladen zu kaufen > gab. Zu IC-Zeiten hat doch in der DDR keiner mehr was mit Röhren > gebastelt, außer den Funkamateuren (Senderöhren). Röhren gabs schon noch zu kaufen, aber die waren halt in der DDR auch nicht ganz billig. Mit 20-30M je Stück mußte man schon rechnen. Ansonsten hatte man eigentlich nur die Chance Altgeräte auszuschlachten. ECL86 ist allerdings eher selten.
Hans schrieb: > Du mußt aber sehr arm sein, wenn Du Dir noch nicht einmal eine Röhre für > um die 20€ leisten kannst und dafür lieber ein altes Schätzchen > verbastelst. Hans schrieb: > ECL86 ist allerdings eher selten. Wird zur Zeit für ca. 50€ gehandelt (Quelle segor und der wüste Jan).
Martin H. schrieb: > Wird zur Zeit für ca. 50€ gehandelt Völlig übertriebener Preis. Aber bei BTB kostet sie genauso viel. BTB war um das Jahr 2000 herum sehr günstig, was Röhren anging. mfg
Beitrag #7714760 wurde von einem Moderator gelöscht.
Hagen S. schrieb: > Da meist der Drahtwiderstand defekt ist und die > Gleichrichterröhren zu ersetzen, scheidet eine Messung aus Auch wenn er defekt ist, kann man seinen Widerstand messen. Nur nicht von beiden Enden aus. ;-) Wenn der Draht nicht ohnehin frei liegt, dann leg ihn mit Werkzeug und Gewalt frei.
Beitrag #7714879 wurde von einem Moderator gelöscht.
Hagen S. schrieb im Beitrag #7714760: > Antoßend sind folgende Kommentare: .... Da ist Dir auch einer passiert. Hagen S. schrieb im Beitrag #7714760: > nicht einmal eine Röhre für um die 20€ leisten kannst Wobei das auch auf einen Leichtsinnsfehler basiert, weil die 20€ kamen von einem anderen Forumsteilnehmer. Wenn man in einem Bereich mit besonderen Beschränkungen wohnte (z.B. Grenznähe), war es nicht so einfach aus dem Bereich herauszukommen und gewisse Teile mitzuschleppen.
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