Forum: HF, Funk und Felder Frage zu PLL Baustein TBB200


von Jan (jan_metz)


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Hallo, ich habe hier eine Schaltung mit einem TBB200 PLL-Baustein und 
versuche gerade die Funktion zu verstehen. Es gibt einen Oszillator der 
zwischen 340MHz und 570MHz durchgestimmt werden kann. Dieses Signal geht 
über einen 1:128 bzw. 1:129 Teiler auf den VCO-Frequenzeingang des 
TBB200. Am Referenzeingang liegen 10MHz an. Der Baustein hat einen 
einstellbaren A-Teiler (0 bis 127), N-Teiler (3 bis 4095) und R-Teiler 
(3 bis 65535). Soweit ich verstanden habe ist der R-Teiler für den 
VCO-Frequenzeingang, der A- und N-Teiler für den Referenzeingang. Wie 
genau das mit den Teilern funktioniert ist mir leider nicht klar. Wie 
kann dieser Baustein den VCO auf eine bestimme Frequenz regeln? Durch 
Einstellen der Teiler kann man verm. die Frequenz festlegen auf welche 
geregelt werden soll. Wie genau funktioniert das? Wie hängt denn A- und 
N-Teiler zusammen.

von Helmut -. (dc3yc)


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fractional-N synthesizer ist das Zauberwort. Da gibt es massenweise 
Tutorials im Netz. Z.B. von TI: 
https://www.ti.com/lit/an/swra029/swra029.pdf

von Wastl (hartundweichware)


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Helmut -. schrieb:
> fractional-N synthesizer ist das Zauberwort.

Käse!

Der TBB200 hat mit Faktional-Synthese absolut nichts zu tun.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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https://pdf1.alldatasheet.com/datasheet-pdf/view/45795/SIEMENS/TBB200.html

Damit habe ich vor Jahren mal was gebaut. An fractional-n kann ich mich 
aber nicht erinnern. Der hat nur zwei (ganzzahlig) einstellbare Teiler 
für die Oszillatorfrequenz und die Referenzfrequenz.
Außerdem noch die Möglichkeit dual modulus Vorteiler zu benutzen.
Die max. Eingangsfrequenz vom Oszillator darf 70 MHz bzw. 30 MHz 
betragen, also ist der Vorteiler (1:128/129, dual modulus) hier nötig.

von Wastl (hartundweichware)


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Jan schrieb:
> Soweit ich verstanden habe ist der R-Teiler für den
> VCO-Frequenzeingang, der A- und N-Teiler für den Referenzeingang.

Genau umgekehrt. R-Teiler für die Referenz.

Zur besseren Erklärung mal ein Auszug aus einem ADF4106 wo
der VCO-Teiler etwas verständlicher dargestellt wird aber im
Prinzip genaus so wirkt wie beim TBB200. Der kombinierte A/B-
Teiler (siehe rechte Spalte des Datenblatt-Auszugs) teilt
die VCO-Frequenz soweit herunter dass sie mit der Referenz-
Frequenz verglichen werden kann.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Der TBB200 taucht zuerst im Datenbuch von 1986 auf.

Es gab einen sehr ähnlichen Nachfolgetyp PMB2306 von 1997:
https://pdf1.alldatasheet.com/datasheet-pdf/view/45544/SIEMENS/PMB2306.html

Den hat Peter Baier DJ3YB für einen Peilempfänger im 2m/70cm-Band 
benutzt:
https://www.mobilfuchsjagd.de/Technik/PeilMessRx.pdf

noch neuer von 2002:
https://datasheetspdf.com/pdf-file/464685/InfineonTechnologiesAG/PMB2304R/1

Der A-Counter macht nur die dual modulus-Umschaltung am Ausgang MOD. R 
wie Ref und N (wie Hauptteiler).

: Bearbeitet durch User
von Jan (jan_metz)


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Danke für die ganzen Antworten. Dennoch habe ich noch ein paar Fragen:

> Der A-Counter macht nur die dual modulus-Umschaltung am Ausgang MOD

Für was genau ist denn die Dual Modulus Umschaltung. Ich weiß dass das 
der 1:128 bzw. 1:129 (Vor-)Teiler ist. Aber warum muss der umgeschaltet 
werden und wann (wie muss der A-Counter gestellt werden)

> The A counter and B counter, in conjunction with the dualmodulus prescaler, make 
it possible to generate output frequencies that are spaced only by the reference 
frequency divided by R

Heisst das in meinem Fall, dass bei 10MHz Referenzsignal und einem R von 
max. 65535 sich ein ~152Hz Raster ergibt auf welches abgestimmt werden 
kann (natürlich vom geteilten Signal).

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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> was genau ist denn die Dual Modulus Umschaltung
https://en.wikipedia.org/wiki/Dual-modulus_prescaler
"which effectively gives us a divider with a fractional part"
also eine fractional-n-PLL für Arme.

Die PLL kann zwischen zwei ganzzahlige Stufen einrasten, auf Kosten 
größeren Jitters. Das Tastverhältnis des 128/129-Teilers liefert 
Zwischenstufen von 1/128 Ganzzahl-Schritten (oder 129?).

Ähnlich wie eine PWM aus einer symmetrischen Rechteckschwingung eine im 
Tastverhältnis feiner aufgelöste Schwingung macht.

Man nimmt auch gelegentlich zum Vergleich die Wirkung einer Noniusskala 
auf dem Messschieber.

von Robert M. (r0bm)


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Jan schrieb:
> Es gibt einen Oszillator der
> zwischen 340MHz und 570MHz durchgestimmt werden kann. Dieses Signal geht
> über einen 1:128 bzw. 1:129 Teiler auf den VCO-Frequenzeingang des
> TBB200. Am Referenzeingang liegen 10MHz an. Der Baustein hat einen
> einstellbaren A-Teiler (0 bis 127), N-Teiler (3 bis 4095) und R-Teiler
> (3 bis 65535). Soweit ich verstanden habe ist der R-Teiler für den
> VCO-Frequenzeingang, der A- und N-Teiler für den Referenzeingang.

Mit dem Referenzteiler R wird die gewünschte Schrittweite bzw. 
Referenzfrequenz fr für den Phasen-/Frequenzdetektor eingestellt. Mit 
einem Taktsignal von z.B. 10MHz und R = 400 läge die kleinste 
Schrittweite dann bei fr = 10MHz / R = 25kHz.

Da der TBB200 nur max. 30Mhz (Dual-Modulus) verarbeiten kann, muss ein 
geeigneter Vorteiler (Prescaler) P|(P+1) (z.B. 32/33) die VCO-Frequenz 
herunterteilen. Bei der max. VCO-Frequenz von 570MHz läge die 
max.Eingangsfrequenz dann bei 17,8125MHz.

Der N-Teiler ist für die "grobe" Schrittweite von 25kHz x P = 800kHz des 
VCOs zuständig. Für 340Mhz muss der N-Teiler bei N = 340Mhz/800kHz = 425 
liegen. Erhöht man den N-Teiler um 1 auf N = 426, würde der VCO auf 
340,8MHz einrasten.

Über den A-Teiler, mit A = 0...31, kann der VCO, zwischen zwei groben 
800kHz Rastpunkten, in "feinen" 25kHz Schritten verstellt werden.

Die Frequenz des VCO berechnet sich (vereinfacht) zu:

Fvco = [(P x N) x 25kHz] + (A x 25kHz)

Zu beachten ist, dass der A-Teiler immer kleiner als der N-Teiler sein 
muss. D.h. auch, dass der Vorteiler, im gezeigten Bsp., nicht beliebig 
wählbar ist. Ein Vorteiler P|(P+1)=128/129 (und darüber) wäre nicht 
geeignet, zumindest nicht im unteren Frequenzbereich des Oszillators.


Jan schrieb:
> Für was genau ist denn die Dual Modulus Umschaltung. Ich weiß dass das
> der 1:128 bzw. 1:129 (Vor-)Teiler ist. Aber warum muss der umgeschaltet
> werden und wann (wie muss der A-Counter gestellt werden)

Den Dual-Modulus Vorteiler musst du nicht selbst verstellen, das 
übernimmt  der PLL-Chip für dich. Der Einsatz eines solchen Vorteilers 
bedingt jedoch einen PLL-Hauptteiler der in einem in N- und einem 
A-Teiler aufgeteilt ist.
Sowohl der N- als auch der A-Teiler werden von der Eingangsfrequenz 
getaktet und zählen abwärts. Der Teilerfaktor des Dual-Modulus 
Vorteilers liegt zu Beginn bei P+1 = 33. Sobald A = 0 ist, wird auf P = 
32 umgeschaltet und weitere N-A Takte gewartet bis auch N = 0 ist. 
Danach beginnt ein neuer Zyklus.

Die (ausführlichere) Formel zur Berechnung der VCO Frequenz ist damit:

Fvco = [(P + 1) x A x 25kHz] + [P x (N - A) x 25kHz]

Zum Vergleich, mit einem Single-Modulus Vorteiler P = 32 lässt sich, 
unter Beibehaltung einer Referenzfrequenz fr = 25kHz, nur eine P-fach 
(32-fach) höhere VCO-Schrittweite realisieren:

Fvco = P x N x 25kHz


Jan schrieb:
> Heisst das in meinem Fall, dass bei 10MHz Referenzsignal und einem R von
> max. 65535 sich ein ~152Hz Raster ergibt auf welches abgestimmt werden
> kann (natürlich vom geteilten Signal).

Können schon, ob das auch sinnvoll ist, muss überlegt sein. Die 
Grenzfrequenz fn des Schleifenfilters (typ. fn = fr/100) fällt dann so 
tief und die Einrastzeit demnach so hoch aus, dass das Abstimmen bzw. 
Scannen über einen größeren Frequenzbereich unerträglich langsam 
vonstatten geht.

von Jan (jan_metz)


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Hallo Robert, vielen Dank für deine Erläuterungen, das hat mir sehr 
geholfen.

von Bert 0. (maschinist)


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Vielleicht noch zu ergänzen, der TBB200 war ein Lizenzbau des Zarlink 
NJ88C33 I2c PLL.

https://digisolutions.de/downloads/zarlink_NJ88C33.pdf

Gruß... Bert

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Ich meine, die Plessey/Mitel/Zarlink-PLL hatte ich damals zuerst 
ausgesucht, und bin am Ende auf den PMB2306 umgeschwenkt, der hatte im 
Gegensatz zu den beiden Vorgängern kein I2C sondern SPI-Bus.

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