Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Durchschnitts Strom / Leistungsmessung mit minimalen Aufwand


von Stefan H. (cheeco)


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Ich möchte die Durchschnittsleistung eines kleinen Elektrogeräts messen 
und auf einem Display anzeigen lassen. Das Elektrogerät wird von einem 
Steckernetzteil mit 12V und 1.5A versorgt. Die "Schwierigkeit" ist dass 
der Stromverbrauch stark fluktuiert, periodisch von wenigen Milliampere 
bis ca. 1.2A im Sekundenrythmus. Eine Momentanmessung würde viel zu 
stark schwanken, deshalb benötige ich eine Mittelung der Messung über 
2-10 Sekunden.

Das ganze ist ein Nebenkriegsschauplatz, deswegen will ich in die Sache 
nicht übermäßig Zeit investieren und suche deshalb Wege das mit 
minimalen Aufwand zu realisieren. Ideen wären fertige Messgeräte die 
sowas können (50€ pro Gerät wäre ok), oder aber was halb-fertiges 
(beispielsweise ein Wattmeter auf Arduino-Basis welches nur noch 
entsprechend umprogrammiert werden muss).

Alternativ reicht auch nur eine gemittelte Strommessung, die Spannung 
kenne ich ja. Alles in allem reicht eine Genauigkeit von 5% aus.

Freue mich auf Tipps.

Stefan

: Verschoben durch Moderator
von Jens M. (schuchkleisser)


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Wenn du Arduino programmieren kannst:
Ein Display nach Wahl, ein ACS712, ab in den ADC mit dem "Strom", 
gleitender Mittelwert nach Wahl, fertig.

von Michael B. (laberkopp)


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Jens M. schrieb:
> Wenn du Arduino programmieren kannst:
> Ein Display nach Wahl, ein ACS712, ab in den ADC mit dem "Strom",
> gleitender Mittelwert nach Wahl, fertig.

Prust, wie willst du mit dem denn 1mA messen, und dann noch mit 
sample&hold statt dual slope ADC auswerten.

Ein shunt mit verstärkenden OpAmp ginge noch, wenn man 1mA mit 10uV 
auflöst sind 1.2A halt 12mV.

Aber fertig ?
Die ICL7106 basierenden Multimeter kann man nicht auf 10s 
Integrationszeit umbauen.
Und richtig teure Multimeter sind es ihm ja nicht wert.

Viele Wünsche haben die Leute, und wenig Durchblick warum es so was 
nicht billig gibt.

von Roland E. (roland0815)


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Dreheisenanzeige...

von Harald W. (wilhelms)


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Stefan H. schrieb:

> Die "Schwierigkeit" ist dass
> der Stromverbrauch stark fluktuiert, periodisch von wenigen Milliampere
> bis ca. 1.2A im Sekundenrythmus. Eine Momentanmessung würde viel zu
> stark schwanken, deshalb benötige ich eine Mittelung der Messung über
> 2-10 Sekunden.

Ich würde da irgendein Multimeter mit Datenausgang als Strommesser
verwenden und die ausgelesenen Werte im PC per Software mitteln.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Stefan H. schrieb:
> dass der Stromverbrauch stark fluktuiert, periodisch von wenigen
> Milliampere bis ca. 1.2A im Sekundenrythmus.
Mit welchem Tastverhältnis? Denn wenn zyklisch 1A für 1s und dann 1mA 
für 2s fließen, dann kannst du dir die Erfassung des kleinen Stromes 
sparen. Denn der geht einfach im Rauschen unter.

von Stefan H. (cheeco)


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Hey Lothar,

das ist Variabel und liegt im Bereich von 5-50%  (also 5% stark, 95% 
Ruhestrom).

Stefan

von Jens M. (schuchkleisser)


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Michael B. schrieb:
> Prust, wie willst du mit dem denn 1mA messen

Ja, hast Recht, unten rum isser ein bissel blind, das hab ich übersehen.

Ein INA219 könnte es aber tun, und hat auch gleich einen digitalen 
Ausgang.
Siehe 
https://www.reichelt.de/entwicklerboards-stromsensor-mit-breakoutboard-ina219-debo-sens-power-p266047.html?&nbc=1
für nicht mal 5€ Messbereich bis 3,2A, wenn man auf 1,6A runterschaltet 
mit 12 Bit = etwa 0,4mA Auflösung.
Da der Eingang überlastfest ist, kann man auch einen weiteren in Reihe 
schalten, mit 400mA Messbereich kommt man da auf ca. 0,1mA Auflösung, 
und wenn du die Shunts von 0,1 auf 0,05R setzt ergibt sich 200mA max mit 
0,05mA/digit.
Reicht?

von Thomas B. (thombde)


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Stefan H. schrieb:
> Ich möchte die Durchschnittsleistung eines kleinen Elektrogeräts messen
> und auf einem Display anzeigen lassen. Das Elektrogerät wird von einem
> Steckernetzteil mit 12V und 1.5A versorgt. Die "Schwierigkeit" ist dass
> der Stromverbrauch stark fluktuiert, periodisch von wenigen Milliampere
> bis ca. 1.2A im Sekundenrythmus. Eine Momentanmessung würde viel zu
> stark schwanken, deshalb benötige ich eine Mittelung der Messung über
> 2-10 Sekunden.

Nimm ein einfaches Wattmeter,
oder Energiemessgerät und messe Sekundär.
Je länger die Messung, je genauer wird es.

Rechne das einfach um, dann geht das.

von Jens M. (schuchkleisser)


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Thomas B. schrieb:
> Nimm ein einfaches Wattmeter,

Die weitaus meisten Geräte können nicht nur kleine Leistungen unter 
wenigen Watt nicht korrekt messen, sondern lügen dann sogar massiv.

von Thomas B. (thombde)


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Jens M. schrieb:
> Die weitaus meisten Geräte können nicht nur kleine Leistungen unter
> wenigen Watt nicht korrekt messen, sondern lügen dann sogar massiv.

Es gibt spezielle Standbymessgeräte.
Die machen das recht genau.

Ich habe das Gerät.
https://asset.conrad.com/media10/add/160267/c1/-/en/000125419DS01/datablad-125419-voltcraft-sbc-500-energimaetare.pdf
Weis nicht ob es das noch gibt.
Wird aber bestimmt was Vergleichbares geben.

: Bearbeitet durch User
von Manfred P. (pruckelfred)


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Jens M. schrieb:
> Ein INA219 könnte es aber tun, und hat auch gleich einen digitalen
> Ausgang.

Der ist gut, habe ich mehrfach eingesetzt. Es gibt für Arduino eine 
fertige Library, womit das Ding sehr einfach zu nutzen ist. Man bekommt 
per I2C direkt mA und Volt geliefert, erspart dem µC Rechnerei. Laut 
Datenblatt soll der sogar Watt liefern können, habe ich bislang nicht 
benötigt.

> 
https://www.reichelt.de/entwicklerboards-stromsensor-mit-breakoutboard-ina219-debo-sens-power-p266047.html?&nbc=1

Ich hatte baugleiche Boards direkt aus China bezogen.

> für nicht mal 5€ Messbereich bis 3,2A, wenn man auf 1,6A runterschaltet
> mit 12 Bit = etwa 0,4mA Auflösung.

Passt.

> Da der Eingang überlastfest ist, kann man auch einen weiteren in Reihe
> schalten,

Niemand möchte den zweiten Shunt im Stromkreis.

> mit 400mA Messbereich kommt man da auf ca. 0,1mA Auflösung,
> und wenn du die Shunts von 0,1 auf 0,05R setzt ergibt sich 200mA max mit
> 0,05mA/digit.

"von 0,1 auf 0,05R" klingt wirr, passt zum ACS712-Tipp. 0,05x200 gibt 
10mV, der kleinste Bereich des INA ist 40mV. Rechne nach!

Thomas B. schrieb:
> Es gibt spezielle Standbymessgeräte.
> Ich habe das Gerät.
> 
https://asset.conrad.com/media10/add/160267/c1/-/en/000125419DS01/datablad-125419-voltcraft-sbc-500-energimaetare.pdf
> Weis nicht ob es das noch gibt.

"Weis nicht, ob .." ist nicht hilfreich. Das sbc-500 kann man noch 
kaufen, bescheidene 80 €uro. Bringt aber nichts, da Wirkungsgrad und 
Eigenbedarf des Steckernetzteils nicht bekannt sind.

von Jens M. (schuchkleisser)


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Manfred P. schrieb:
> Rechne nach!

Stimmt, hab mich vertan, muss 0,2R sein.

Manfred P. schrieb:
> Niemand möchte den zweiten Shunt im Stromkreis

Mit 0,2R hat man 1,6A max Messbereich und die kleine Auflösung. Das 
sollte doch zu tolerieren sein.

von Matthias X. (current_user)


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Bei ELV gab es mal vor 20 Jahren ein Kapazitätsmessgerät für 
Modellbauakkus. Das ging eigentlich sehr genau für kleine und große 
Ströme. Vom Prinzip war es ein
Shunt->OPV Integrator->Komparator->Impulszähler
Proportional zum fließenden Strom wurde ein Kontensator aufgeladen. Wenn 
ein Schwellwert erreicht wurde, dann wurde ein Impuls erzeugt und der 
Kondensator gelöscht. Da kann der Strom schwnaken wie er will, 
hauptsache der OPV ist nicht zu langsam. Die analoge Schaltung war sehr 
einfach.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Stefan H. schrieb:
> ist Variabel und liegt im Bereich von 5-50%  (also 5% stark, 95%
> Ruhestrom).
Wenn du dann mal das Strom-Zeit-Integral bildest, dann merkst du, dass 
es für 5% Genauigkeit ausreicht, wenn du die 1,2A auf 1% genau misst. 
Denn damit kannst du dann bereits 10mA Schritte erfassen.

Wie stark schwanken und in welchem Bereich bewegen sich die "wenigen mA"
Nehmen wir mal das 5% Tastverhältnis: das wären z.B. 1,2A für 50ms und 
15mA für 950ms. Also ergeben sich theoretisch 60 mAs + 14 mAs = 74 mAs.

Weil du jetzt aber nur auf 10mA auflösen kannst, ergeben sich 60 mAs + 
9,5 mAs = 70 mAs.

Und von realen 74 mAs auf berechnete 70 mAs sind es grade mal 5,7% 
Abweichung.

Weil jetzt dein ADC aber statt nur 7 Bit (1% Schritte) schon locker 10 
Bit (0,1% Schritte) wandeln kann, reicht dessen Auflösung für die 
gewünschte Genauigkeit allemal aus.

von Stefan H. (cheeco)


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Ich denke dass ich um etwas basteln nicht herumkommen werde. Nach euren 
Vorschlägen und etwas googeln werde ich mir sowas in der Art 
zusammenbasteln:

https://www.youtube.com/watch?v=8ikyp4lu45M

Bin zwar nicht ganz optimistisch was die 15 Minuten angeht, denke aber 
dass ich in einem Nachmittag was brauchbares zusammenzimmern kann.

Danke für die Tipps!

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Stefan H. schrieb:
> werde ich mir sowas in der Art zusammenbasteln
Ja, so geht das. Und dass du damit bei brauchbarer Programmierung die 
gewünschte Genauigkeit erreichst, habe ich ja schon vorgerechnet

Aber eben die übliche Frechheit: eine Viertelstunde Video zum 
Zusammenlöten von 3 Modulen und der Quelltext als Pixelhaufen. Dieses 
Video könnte und sollte man durch einen 2kByte PNG **Schaltplan** und 
eine 5kByte **Quelltextdatei** ersetzen.

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