Forum: Offtopic Marketing ging etwas zu weit?


von Gerhard O. (gerhard_)


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Marketing ging etwas zu weit?

"Die in Kanada ansässige University of Waterloo bemüht sich darum, 
intelligente Verkaufsautomaten der Marke M&M vom Campus zu entfernen, 
nachdem empörte Studenten herausgefunden haben, dass die Automaten ohne 
ihre Zustimmung heimlich Gesichtserkennungsdaten sammelten".

"Der Skandal begann, als ein Student unter dem Pseudonym SquidKid47 auf 
Reddit ein Bild veröffentlichte, das die Fehlermeldung 
„Invenda.Vending.FacialRecognitionApp.exe“ eines Campus-Automaten 
zeigte, nachdem der Automat keine Gesichtserkennungsanwendung starten 
konnte, von der niemand erwartet hatte, dass sie Teil davon ist des 
Vorgangs der Nutzung eines Verkaufsautomaten".

https://arstechnica.com/tech-policy/2024/02/vending-machine-error-reveals-secret-face-image-database-of-college-students/

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Invenda: "We’re building the future of automated retail"

https://www.borncity.com/blog/2024/02/26/kamera-zur-gesichtserkennung-in-invenda-automaten-mars-coca-cola-entdeckt/

Wird interessant, wessen Waterloo (der Ort der Uni) das nun wird. Vom 
Konzern oder vom Datenschutz- und Persönlichkeitsrecht?

Kompromiss à la Internet: Vor dem Verkaufsvorgang muss ein Cookie Banner 
(schöner Name für sowas) abgenickt werden, ob man dem zustimmt. Damit 
das nur einmal erfolgen muss, wird dies zum erkannten Gesicht 
gespeichert. Natürlich unabhängig von der Zustimmung, denn sonst kann 
das bei Ablehnung ja nicht funktionieren, müsste man jedes Mal fragen.

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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(prx) A. K. schrieb:
> Invenda: "We’re building the future of automated retail"
>
> 
https://www.borncity.com/blog/2024/02/26/kamera-zur-gesichtserkennung-in-invenda-automaten-mars-coca-cola-entdeckt/
>
> Wird interessant, wessen Waterloo (der Ort der Uni) das nun wird. Vom
> Konzern oder vom Datenschutz- und Persönlichkeitsrecht?

Die unbequeme Frage ist, ob GDPR außerhalb der EU bindend ist.

Demographic Sensor: "GDPR-compliant demographic profiling (age and 
gender)"

Hier steht aber:

"Die intelligenten Invenda Verkaufsautomaten können die Anwesenheit 
einer Person sowie deren geschätztes Alter und Geschlecht erkennen. Auf 
der Website des Unternehmens heißt es, dass die "Software die vom 
optischen USB-Sensor abgeleiteten digitalen Bildkarten in Echtzeit lokal 
verarbeitet, ohne diese Daten auf permanenten Speichermedien zu 
speichern oder sie über das Internet in die Cloud zu übertragen."

Wie soll man das jetzt verstehen?

"Powered by a proprietary operating system and based on IoT, AI and 
cloud technology, our Internet of Retail platform connects all 
self-service points of sale, creating an unmatched consumer experience 
and skyrocketing revenue"

Was mich betrifft, finde ich diese Art von Produkt Design, einfach 
Menschen-Unwürdig. Man sollte sich eigentlich schämen. Aber für den 
Geschäfts-Sektor ist der Begriff Scham natürlich ein Fremdwort und immer 
gewesen.

Diese neue Era von High-Tech scheint immer tiefere Schatten zu werfen. 
Es ist bezeichnend für die korporativen Ziele nur noch Zwangsgrenzen 
zähneknirschend annehmen zu müssen.

In dieser Era von KI und Omnipräsenz des Algorithmus, was bedeutet da 
noch die intrinsische Würde des Menschen. Je mehr wir in die digitale 
Welt integriert werden, desto schmutziger kommt Vieles an. Es ist 
wahrlich erniedrigend.

Digitale Daten-Sammelwut ist zum Selbstzweck und süchtig-machender Droge 
des 21. Jahrhundert geworden ohne die man scheinbar nicht mehr 
erfolgreich im Wettbewerb tätig sein kann.

Ja. G. Orwell hatte in der Tat die Glocken läuten hören, nur wusste er 
nicht, wo.

Dann bin ich ja gespannt wie sich die Firma aus diesen unbequemen 
Skandal herauswinden wird.

: Bearbeitet durch User
von (prx) A. K. (prx)


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Gerhard O. schrieb:
> Die unbequeme Frage ist, ob GDPR außerhalb der EU bindend ist.

Natürlich nicht, aber wie sieht das in Kanada aus? Dieses europäische 
Recht gilt m.W. in vielen Staaten als Inspiration für eigene 
Rechtsinitiativen.

Wobei ich für Kanada auf die Schnelle in Form von PIPEDA von 2001 eine 
Art Vorläufer finde, der sich allerdings eher zahnlos liest:
https://en.wikipedia.org/wiki/Personal_Information_Protection_and_Electronic_Documents_Act

: Bearbeitet durch User
von Gerhard O. (gerhard_)


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(prx) A. K. schrieb:
> Gerhard O. schrieb:
>> Die unbequeme Frage ist, ob GDPR außerhalb der EU bindend ist.
>
> Natürlich nicht, aber wie sieht das in Kanada aus? Dieses europäische
> Recht gilt m.W. in vielen Staaten als Inspiration für eigene
> Rechtsinitiativen.
>
> Wobei ich auf die Schnelle PIPEDA von 2001 finde, was sich allerdings
> eher zahnlos liest:
> 
https://en.wikipedia.org/wiki/Personal_Information_Protection_and_Electronic_Documents_Act

Keine wirkliche Ahnung. Man kopiert aber manchmal von der EU. Ich 
vermute, daß die besagte Affaire Kreise ziehen wird. Man lässt sich das 
nicht unbedingt gefallen. Manchmal entstehen dann auch "Class Action 
Suits".

Man kann bezüglich der EU viele Haare in der Suppe finden, aber alles 
lässt ihr Euch in der EU auch nicht gefallen.

P.S. Ich vermute übrigens, daß die Firmenleitung den SW-Entwicklern eine 
Szene machen werden, warum sie übersehen haben, derartige 
Fehlermeldungen am Kundenbildschirm anzeigen zu lassen. Die werden diese 
Unterlassungssünde wahrscheinlich schleunigst beheben wollen. Windows 
halt😊

: Bearbeitet durch User
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Gerhard O. schrieb:
> Dann bin ich ja gespannt wie sich die Firma aus diesen unbequemen
> Skandal herauswinden wird.

Die Erkennungsfunktion war doch aus der Beschreibung zu ahnen: sowie 
deren geschätztes Alter und Geschlecht.
Es geht schließlich auch darum zu erkennen, ob der Kunde zufrieden oder 
unzufrieden am Automat erscheint und wieder weg geht. Vermutlich wird 
der sogenannte Angry-Wert aus der Mimik miterfasst.

Ein Patent dazu wurde irgendwo in einem Blog genannt mit der Idee die 
Gesichtserkennung mit einer Blacklist (z.B. abhängig von den sozial 
scores oder CO2-scores) zu verbinden und auch je nach dem individuell 
unterschiedliche Preise den Kunden zu bieten für das gleiche Produkt. 
Wer die falsche Gesinnung hat, bekommt es teuer oder gar nicht. 
Letzteres wird von vielen als compliant to the code of conduct gesehen. 
Daher verstehe ich die plötzliche Ablehnung unter den Studenten nicht.

von Christoph Z. (christophz)


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(prx) A. K. schrieb:
> Gerhard O. schrieb:
>> Die unbequeme Frage ist, ob GDPR außerhalb der EU bindend ist.
>
> Natürlich nicht, aber wie sieht das in Kanada aus? Dieses europäische
> Recht gilt m.W. in vielen Staaten als Inspiration für eigene
> Rechtsinitiativen.

Das ist ev. nicht ganz so klar und kann komplexer sein. Mit der GDPR 
kenne ich mich jetzt zu wenig aus aber wenn eine Deutsche Person vor 
diesem Automat steht, muss sich der Automat trotzdem an die DSGVO halten 
(oder sich weigern mit einer Deutschen Person ein Geschäftsverhältnis 
einzugehen):
https://media.ccc.de/v/cosin-11-wieso_gilt_die_dsgvo_in_der_schweiz

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Gerhard O. schrieb:
> creating an unmatched consumer experience
> and skyrocketing revenue"

Für einen M&M Automaten? Gehts noch? Entweder kaufste die Schokobons 
oder eben nicht. Möchte mal wissen, was daran 'consumer experience' sein 
soll - es sei denn, das Automaten OS ist abgestürzt-. Dann gibts gar 
keine 'Experience'...

Beitrag #7612258 wurde vom Autor gelöscht.
von Norbert (der_norbert)


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Gerhard O. schrieb:
> Was mich betrifft, finde ich diese Art von Produkt Design, einfach
> Menschen-Unwürdig. Man sollte sich eigentlich schämen. Aber für den
> Geschäfts-Sektor ist der Begriff Scham natürlich ein Fremdwort und immer
> gewesen.
>
> Diese neue Era von High-Tech scheint immer tiefere Schatten zu werfen.
> Es ist bezeichnend für die korporativen Ziele nur noch Zwangsgrenzen
> zähneknirschend annehmen zu müssen.

Das Problem ist, diese Firmen, diese Manager, diese Programmierer kommen 
fast immer mit einem viel zu wenig schmerzhaften ›Du-Du‹ davon.

Es würde vermutlich anders aussehen, wenn man sich einige Male 
angemessen und sagen wir mal publikumswirksam um diese Schmeißfliegen 
kümmern 
würde.^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H 
^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H^H

Nein, so etwas kann man nicht schreiben. Bloß keine Haftstrafen für 
diese Leute.

Da ist es doch viel besser, das man es einfach immer weiter laufen 
lässt. Wird schon nicht so schlimm…

von (prx) A. K. (prx)


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Gerhard O. schrieb:
> Geschäfts-Sektor ist der Begriff Scham natürlich ein Fremdwort und immer
> gewesen.

Die natürliche Auslese sorgt dafür, dass die Schamhaften auf Dauer nicht 
überleben. Die sind zu teuer, oder werden aufgekauft.

von Hmmm (hmmm)


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Gerhard O. schrieb:
> Die unbequeme Frage ist, ob GDPR außerhalb der EU bindend ist.

Natürlich nicht. Und ich denke, die DSGVO ist hier generell kein 
Hindernis:

"Diese Verordnung gilt für die ganz oder teilweise automatisierte 
Verarbeitung personenbezogener Daten sowie für die nichtautomatisierte 
Verarbeitung personenbezogener Daten, die in einem Dateisystem 
gespeichert sind oder gespeichert werden sollen."

Sie speichern aber offenbar nichts, worüber man Dich identifizieren 
könnte, sondern schätzen lokal (ohne Speicherung) Alter und Geschlecht, 
und nur diese Informationen werden dann weiterverarbeitet:

Gerhard O. schrieb:
> Die intelligenten Invenda Verkaufsautomaten können die Anwesenheit
> einer Person sowie deren geschätztes Alter und Geschlecht erkennen.

Gerhard O. schrieb:
> "Software die vom
> optischen USB-Sensor abgeleiteten digitalen Bildkarten in Echtzeit lokal
> verarbeitet, ohne diese Daten auf permanenten Speichermedien zu
> speichern oder sie über das Internet in die Cloud zu übertragen."

von (prx) A. K. (prx)


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Hmmm schrieb:
> Sie speichern aber offenbar nichts, worüber man Dich identifizieren
> könnte, sondern schätzen lokal (ohne Speicherung) Alter und Geschlecht,
> und nur diese Informationen werden dann weiterverarbeitet:

Angesichts der Sammelwut von Material für KI-Lernvorgänge ist das 
allenfalls eine Frage der Zeit.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Im Umkehrschluss würde der Automat also auch dann funktionieren, wenn 
man das Netzwerkkabel absteckt. Das wäre doch mal ein dankbarer Versuch 
in der Uni. Ich glaube es nämlich nicht, das die Kiste alles anonym 
behandelt - vor allem nicht, wenn sie auch bargeldlose Zahlung 
akzeptiert (die ohne Datenverbindung fehlschlägt). Das ist einfach viel 
zu verlockend für die Entwickler-Nerds, da ein paar Daten 
zusammenzuführen.

von Hmmm (hmmm)


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(prx) A. K. schrieb:
> Angesichts der Sammelwut von Material für KI-Lernvorgänge ist das
> allenfalls eine Frage der Zeit.

Sie hätten das bestimmt auch jetzt schon gerne getan. Aber die 
Beschreibung klingt sehr danach, dass das System nach Vorgaben von 
Juristen gebaut wurde.

Matthias S. schrieb:
> Das ist einfach viel zu verlockend für die Entwickler-Nerds, da ein paar
> Daten zusammenzuführen.

Solche Ideen kommen normalerweise nicht von den Entwicklern, sondern von 
Vertrieblern.

Aber illegal erfasste Daten haben immer den Nachteil, dass man sie so 
schlecht verwenden kann, ohne teuren Ärger zu riskieren. Da ist es viel 
einfacher, Kunden mit kleinen Geschenken zu ködern, siehe Payback.

von Dieter P. (low_pow)


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Das kannte ich auch nicht.

Ist schon interessant, wo diese Datensammler überall tätig sind,
und ja man beruft sich dabei in DE auf die DSGVO Art. 6! 1f wenn
ich das richtig gelesen habe.Unter dem angefügten Link ist
einiges zu finden was so gemacht wird.

https://www.acxiom.de/

Wäre halt interessant, ob die Öffnung für die Kamera
erkennbar war, vermutlich aber irgendwo im Automaten
hinter Glas versteckt.

von Lu (oszi45)


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Gerhard O. schrieb:
> intelligente Verkaufsautomaten der Marke M&M

Bevor die Ki versuchen, sollten wir besser die menschliche Intelligenz 
nutzen und einen großen Bogen um diesen Müll machen.

von Foobar (asdfasd)


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Meine erste Reaktion wäre ja gewesen, erstmal ein Kaugummi oder 
Aufkleber aufs Kameraobjektiv zu drücken.  Danach erst den Shitstorm 
auslösen, und dann auch mit Anleitung, wo sich das Objektiv befindet ...

von Thorsten M. (pappkamerad)


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Hmmm schrieb:
> Und ich denke, die DSGVO ist hier generell kein Hindernis:
>
> "Diese Verordnung gilt für die ganz oder teilweise automatisierte
> Verarbeitung personenbezogener Daten sowie für die nichtautomatisierte
> Verarbeitung personenbezogener Daten, die in einem Dateisystem
> gespeichert sind oder gespeichert werden sollen."

Ich würde das ja so interpretieren:
1
if
2
(die ganz oder teilweise automatisierte Verarbeitung personenbezogener Daten)
3
or
4
(die nichtautomatisierte Verarbeitung personenbezogener Daten, die in einem Dateisystem gespeichert sind oder gespeichert werden sollen)
5
then
6
Verordnung gilt.

von Dieterich (einermehr)


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Hallo

Hmmm schrieb:
> Aber illegal erfasste Daten haben immer den Nachteil, dass man sie so
> schlecht verwenden kann, ohne teuren Ärger zu riskieren. Da ist es viel
> einfacher, Kunden mit kleinen Geschenken zu ködern, siehe Payback.

Tja das mag für die Firmen und Marketingagenturen gelten.

Aber was ist, wenn an der Universität in der Nähe des Verkaufsautomaten 
z.B. einige Autos abgefackelt wurden, oder irgendwelche gefährliche 
Stoffe entwendet wurden und "zufällig" wird festgestellt, dass 
ausgerechnet im Zeitraum der Tat besonders viele Produkte am Automaten 
verkauft wurden...?(!)
Von Mord, Vergewaltigungen usw. und der dann aufkommenden Hysterie in 
den Medien und bei den Betroffenen Opfer (deren Angehörigen bzw. 
Anwälen)  will ich gar nicht groß reden, nur insoweit feststellen das 
dann oft der Zweck die Mittel heiligt (und Rechtsverstöße gegenüber den 
Vielen, die nur zufällig in der Nähe waren, so einfach hingenommen 
werden)
Was ist eigentlich mit dem Beifang, der bei solchen (hoffentlich 
illegalen) Aktionen aufgespült wird (z.B. einen gesuchten 
Kleinkriminellen).
So etwas hatten wir in Deutschland im kleineren Maßstab ("nur" 
Mobiltelefon Verbindungen in einem Gebiet) ja auch schon oft genug - und 
da ging es "nur" um einige abgefackelte Autos...

Ermittler sind auch nur Menschen, die sich ihre Arbeit möglichst einfach 
machen, haben Meinungen und Vorurteile (die im Job leider nicht einfach 
verschwinden) und werden, wenn technisch möglich auch Werkzeuge und 
Funktionen nutzen, die sie eigentlich nicht nutzen dürften, bzw. die so 
eigentlich generell nicht vorhanden sein dürften.

Nebenbei:
Auch die Leute, welche die Parameter und Grundlagen der 
Gesichtserkennung und die Bewertung der Stimmungen festlegen, sind 
Menschen mit ihren Meinungen, Vorurteilen und Wertevorstellungen...
So künstlich und streng neutral ist die KI nämlich nicht...

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Bevor die Ki versuchen, sollten wir besser die menschliche
> Intelligenz nutzen und einen großen Bogen um diesen Müll machen.
Oder verarschen, z.B. dem Automaten Bilder vorhalten, die er sehen will, 
damit irgendwas billiger wird. Oder Katzenbilder... kommt aus dem 
Automaten dann Katzenfutter oder wie muss man sich das vorstellen?

> Meine erste Reaktion wäre ja gewesen, erstmal ein Kaugummi oder
> Aufkleber aufs Kameraobjektiv zu drücken.
Daran kann der KI-Automat bestimmt erkennen, welche Kaugummi-Marke und 
welchen Geschmack Du bevorzugst.

> Danach erst den Shitstorm auslösen, und dann auch mit Anleitung,
> wo sich das Objektiv befindet ...
Das kommt garantiert noch bzw. ist ja gerade am Anlaufen.

Das eigentliche Problem für mich ist nicht, daß der Automat probiert, 
mein Alter und Geschlecht zu erkennen. Das kann ein menschlicher 
Verkäufer um ein vielfaches besser. Was mich stört ist, wenn man anhand 
dieser Daten in irgendwelche Sparten eingeteilt wird oder die Preise 
variiert werden. Oder wenn eine supergenaue Statistik geführt wird, wer 
wann wo was gekauft hat. Das nervt.

Wieso braucht überhaupt irgendwie alles 'ne Kamera heute für 
irgendwelchen KI-Blödsinn... ich finde, so ein Verkaufsautomat 
funktioniert auch prima ohne. Und das sagt ich, obwohl ich Video-Drohnen 
mag...

von Frank M. (ukw) (Moderator) Benutzerseite


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Ben B. schrieb:
> ich finde, so ein Verkaufsautomat funktioniert auch prima ohne.

"Guten Morgen, ich kenne Dich! Du kaufst jeden Morgen um 8 Uhr zwei 
Mars-Riegel. So sind das diesen Monat schon 50 Stück. Heute bist Du 
etwas später dran, wir haben schon halb 9. Du hast doch nicht etwa 
schlecht geschlafen? Ich mache Dir ein Angebot: Heute drei Riegel für 
zwei!"

von Lu (oszi45)


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Frank M. schrieb:
> Heute drei Riegel für zwei!"

Geht klar! Am Freitag kommen all meine Kollegen etwas später und haben 
meine Maske aus dem Kopierer auf. :-)

von Dieterich (einermehr)


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Hallo

dabei geht es aber nur um das verkaufen...

Aber was ist, wenn die technischen Möglichkeiten ausgenutzt werden und 
z.B. der VKA einen mitteilt:

"Ne für dich gibt es keinen Schokoriegel mehr, dein Konsum ist ungesund, 
als Service haben wir deine Krankenkasse informiert und deren System hat 
direkt einen Arzttermin festgelegt..."

Es gibt ja nicht nur Süßigkeitsautomaten, sondern auch welche für 
Zigaretten und in einigen Ländern auch für  Rauschprodukte...

Mag noch lächerlich klingen, aber wehe der Gesetzgeber (und die 
entsprechenden Wähler und "Kümmerer") kommen mit in Spiel:
Dann wird sowas (von der Idee dahinter, wohl eher nicht genau das 
beschriebene Szenario) nicht nur erlaubt, sondern ist ein Muss.
Siehe z.B. was mittlerweile alles bei "neuen" Autos sein muss und nicht 
abschaltbar ist...
Auch was man immer zu Abwasseruntersuchungen liest, gefällt mir nicht.
Wann ist es so weit das nicht nur in einem Gebiet festgestellt wird, 
dass z.B. viele Schlaf- und Schmerzmittel konsumiert werden, sondern das 
auf Haus und Wohnungseben (gar am Arbeitsplatz oder in Schulen und 
Behörden) so billig wird (Sensoren) das es dort angewendet werden kann?
Eine Alptraumvorstellung...!

von Daniel A. (daniel-a)


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Ich bin auch recht besorgt, was die Technik im öffentlichen Raum angeht.
Social Credit Systeme wie in China, das scheint nach und nach zu kommen.

* Mein Lieblingsrestaurant akzeptiert kein Bargeld mehr.
* In der Zeitung liest man von der Datenschutzrechtlich natürlich total 
legalen Gesichtserkennung am Banhof durch die Bahn [1].
* Variable Preise je nach Herkunft gibt's in den Onlineshops schon.
* Die lokale Polizei schafft sich Teslas an, obwohl man das [2] von 
Anfang an wusste (und hat sie später trotzdem verwendet).
* Gesichtserkennung zur Verbrechersuche wurde als Legal erklärt.
* Und Autofahrer werden mit Nummernschildlesern verfolgt (da das nicht 
gut ankam, hat man das als die elektronische Vignette verkauft, und 
keiner hat mehr was gesagt).
* Und eine E-ID soll ja auch noch kommen

Mir schwant da übles.

GDPR  DSGVO  DSG, es funktioniert nicht. All die nutzlose 
Deklarationsbürokratie muss weg, die ist Teuer und hindert 
offensichtlich keinen an nichts.

Wir brauchen:
* Komplettes Verbot, ohne ausnahmen, Daten über eine Person für 
automatisierte Entscheide zu nutzen.
* Verbot der Verarbeitung von Bildern, die über das reine temporäre 
Speichern, oder die lokale Privatnutzung einer Privatperson, hinaus 
geht. Auch wenn sie nur meinen Hut erkennen, das geht die einen Scheiss 
an.
* Gesichtserkennung und andere Biometrie muss explizit überall verboten 
werden.
* Ein Verbot des Sammelns persönlicher Daten, ohne Häkchen oder 
"Berechtigtem Interesse".
* Ein Verbot zum Zusammenführen vom Personenbezogenen Daten aus 
unterschiedlichen Quellen. Nur weil Jumbo und Interdiscount beide der 
selbe Firma gehören, gefällt es mir nicht, wenn die per Telefonnummer 
oder Adresse die Einkäufe auf verschiedenen Shops korrelieren und mir 
einer ID versehen, auch wenn man unterschiedliche Benutzeraccounts 
verwendet. (Ja, angeblich auch alles legal).
* Verbot von dark pattern.
* Verbot von Schein Compliance (Gesetze werden nur auf dem Papier 
eingehalten, Abläufe funktionieren in der Praxis nicht).
* Verbot von Scheinfreiheit. Man muss ja nicht das Restaurant nehmen, 
wenn man bar zahlen will. Man muss ja nicht die Webseite lesen, wenn man 
nicht zustimmen will. Man kann das Gerät ja wieder Verkaufen / 
Zurückgeben, wenn man die TOS nicht akzeptieren will. Man kann die 
Hardware ja reparieren, nur die Software sperrt es dann. etc. Ein 
erzwungener Vertrag war noch nie gültig, die Mispraxis muss aufhören.
* Verbot der Einschränkung der eigenen Rechte durch Technische 
Massnahmen (z.B. gekauftes Game funktioniert nur mit Internetverbindung)
* Eine Behörde, die Selbstständig und Aktiv solche Sachen aufdecken und 
dagegen vorgehen kann. Kann man meinetwegen auch die Polizei oder den 
Geheimdienst machen lassen.
* Und saftige Strafen, schnell und unkompliziert.
* Keine Bürokratie. Nichts mit Formulare Ausfüllen und Ausreden 
Aufschreiben, warum man Daten braucht. Man hat was Ausgewertet, man 
bekommt die Strafe.
* Zusätzliche Strafen, wenn man etwas davon umgehen will. Wie damals mit 
der Gesichtsbildauswertung, die ja angeblich keine Gesichtserkennung 
war.

Ich bin es so satt, dass Gesetze für Firmen nur zu gelten scheinen, wenn 
es für sie gerade praktisch ist.

Dieterich schrieb:
> Auch was man immer zu Abwasseruntersuchungen liest, gefällt mir nicht.

Abwasseruntersuchungen sind was komplett anderes und notwendig. Man 
braucht es, wenn man die Verbreitung von Krankheiten, oder deren 
Quellen, eingrenzen will, usw. Impfungen sollte man auch mal zwingend 
machen, bei Corona hat sich ja gezeigt, dass Freiwilligkeit bei 
Gesundheitsthemen nicht funktioniert.


1) 
https://www.tagesanzeiger.ch/sbb-bahnhoefe-gesichtserkennung-fragen-antworten-770927324333
2) 
https://www.handelszeitung.ch/unternehmen/datenschutz-problem-mit-basler-polizei-tesla

von Joe (Gast)


Angehängte Dateien:

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Ben B. schrieb:
> Was mich stört ist, wenn man anhand
> dieser Daten in irgendwelche Sparten eingeteilt wird oder die Preise
> variiert werden. Oder wenn eine supergenaue Statistik geführt wird, wer
> wann wo was gekauft hat. Das nervt.
>
> Wieso braucht überhaupt irgendwie alles 'ne Kamera heute für
> irgendwelchen KI-Blödsinn...

Nö, Handy reicht auch. Dazu noch eine indiskrete Verkaufsapp und ein 
nachlässiger Kunde, dann bekommst du gleich das richtige Zubehör für 
deine "Besitztümer" angezeigt. Merkt doch fast gar keiner, oder glaubt 
es einfach nicht, weil unerhört frech und unverschämt. 
KannjanichWarstein.

von Christoph Z. (christophz)


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Daniel A. schrieb:
> Mir schwant da übles.

Ja, passend dazu ist dieses Wochenende der Winterkongress der Digitalen 
Gesellschaft in der Schweiz (Da du ja offensichtlich in CH wohnst). 
Dieses Jahr in Winterthur: https://www.winterkongress.ch/2024/

von Udo S. (urschmitt)


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Dieterich schrieb:
> ein Konsum ist ungesund,
> als Service haben wir deine Krankenkasse informiert und deren System hat
> direkt einen Arzttermin festgelegt..."

Meine Güte, hast du schon mal mit einer Krankenkasse in Deutschland zu 
tun gehabt?
Denen musst du zweimal pro Jahr mitteilen ob deine Kinder jetzt 
innerhalb von 6 Monaten 5 Jahre gealtert sind und deshalb nicht mehr 
familienversichert werden können.
Da werden die Daten wegen Datenschutz nicht mal von einer Abteilung zur 
nächsten weitergegeben.

Was du hier beschreibst passiert in Ländern wie Russland oder China. 
Also deshalb immer weiter an den Beinen der Demokratie sägen, es kann 
nur besser werden.

von Cyblord -. (cyblord)


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Udo S. schrieb:
> Denen musst du zweimal pro Jahr mitteilen ob deine Kinder jetzt
> innerhalb von 6 Monaten 5 Jahre gealtert sind und deshalb nicht mehr
> familienversichert werden können.

Musste der KK letztens nachweisen dass 4 jährige Kinder keiner 
Vollzeitbeschäftigung nachgehen. Vertrag und Rechnung über 800 EUR/Monat 
pro Kind (also max. Betrag gesetzliche KK) lag schon bei.

von Lu (oszi45)


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Daniel A. schrieb:
> Ich bin auch recht besorgt,

Nicht nur Du bist besorgt.
Der CCC hat schon am 28. DEZEMBER 2016 vorgeführt, was man so alles aus 
öffentlichen Quellen auswerten kann (z.B. Thema SpiegelMining). Man 
erkannte dann welcher Redakteur mit welchem in Urlaub war usw. ...
Wenn ich manchmal über Vogelfutter gesprochen habe, empfiehlt mir ein 
Handy "rein zufällig" auch welches. Ist das nicht tollll? Zur Strafe muß 
mein Handy jetzt öfter Radio hören.

von Christoph Z. (christophz)


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Lu schrieb:
> Ist das nicht tollll?

Ja, ich finde diese neue bunte Welt auch immer so toll.

Weil ja Freitag ist:
> Zur Strafe muß mein Handy jetzt öfter Radio hören.

Schlagzeile, Siri verklagt Handynutzer wegen Folter.

Und damit ihr etwas zum Tanzen habt fürs Wochenende:
https://soundcloud.com/systemabsturz/netzkater

von (prx) A. K. (prx)


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Christoph Z. schrieb:
> Schlagzeile, Siri verklagt Handynutzer wegen Folter.

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