Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Gibt es Pressluft-Extruder?


von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Hallo,

ich habe einige Extruder zur Herstellung von 3D-Druck-Filament gesehen, 
welche eine Schraube zur Verdichtung des Kunststoffs verwendet. Es gibt 
wohl auch welche mit Kolben.

Es sollte doch auch eine Variante mit Pressluft geben? Dazu wird 
Granulat in ein Druckgefäß gegeben, welches unten eine Extruderdüse hat. 
Sobald es aufgeheizt und damit flüssig ist, wird Druckluft zugeführt. 
Die Luft sammelt sich oben und drückt die Flüssigkeit durch die Düse 
nach unten heraus. Weiteres Granulat kann über eine Schleuse zugeführt 
werden, damit der Prozess nicht unterbrochen werden muss.

Gibt es solch einen Druckluft-Extruder? Was spricht dagegen?

von Tobias S. (x12z34)


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<edit> Ich habe nicht genau genug gelesen: Du beziehs Dich auf Extruder 
zur Filament-Herstellung. Ich rede von Extrudern an 3D-Druckern... Daher 
sind meine Punkte nicht mehr wirklich gültig...

Luft ist ein sehr kompressibles Medium. Wenn Du also Granulat 
verbrauchst, indem Du es druckst, wird der Luftdruck i Druckgefäß 
sinken. Der Druck, mit dem das Filament aus der Nozzle gepresst wird, 
würde sich damit verändern. Das natürlich lässt sich mit einer 
intelligenten Regelung ausgleichen, keine Frage. Dennoch hat man eine 
Variable mehr, an der man drehen muss, vergleichen mit einem rein 
mechanischen Extruder.

Noch mehr aber sehe ich das Problem beim Retract, also beim Zurückziehen 
des Filaments. Zum Beispiel beim Layer-Wechsel. Mit einem mechanischen 
Extruder ist das ohne Probleme möglich.

Aber willst Du in Deinem pneumatischen Extruder plötzlich Unterdruck 
anlegen müssen, um das Filament ein bisschen aus der Düse zurück zu 
ziehen?

: Bearbeitet durch User
von Stefan H. (Firma: dm2sh) (stefan_helmert)


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Tobias S. schrieb:
> Ich rede von Extrudern an 3D-Druckern

OK, da sollte es trotzdem funktionieren, und zwar...

Tobias S. schrieb:
> Noch mehr aber sehe ich das Problem beim Retract, also beim Zurückziehen
> des Filaments. Zum Beispiel beim Layer-Wechsel. Mit einem mechanischen
> Extruder ist das ohne Probleme möglich.
>
> Aber willst Du in Deinem pneumatischen Extruder plötzlich Unterdruck
> anlegen müssen, um das Filament ein bisschen aus der Düse zurück zu
> ziehen?

Nein, da hätte man einfach eine Düsennadel, wie bei einer 
Diesel-Einspritzdüse.

von Flip B. (frickelfreak)


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auch bei spritzgussmaschinen mit kolben wird zuerst eine schraube 
eingesetzt, da sie die luftblasen aus der geschmolzenen masse 
rausdrückt. Das fehlt bei deinem Druckluftansatz, so dass der kunststoff 
blasig austreten würde.

von Harald K. (kirnbichler)


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Tobias S. schrieb:
> Noch mehr aber sehe ich das Problem beim Retract, also beim Zurückziehen
> des Filaments. Zum Beispiel beim Layer-Wechsel.

Es geht um einen Extruder, mit dem Filament hergestellt wird, d.h. ein 
Ding, wo Granulat reingekippt wird und Filamentfaden rauskommt, nicht um 
einen Extruder, der zum Drucken verwendet wird.


Dennoch erscheint auch mir Druckluft für die Aufgabe ungeeignet.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wie schon gesagt wurde, man braucht die "mechanische Bearbeitung", um 
Luftblasen aus der Masse zu bekommen und damit sich alles gut vermengt, 
man also an der Düse eine möglichst gleichmäßige Masse hat. Wenn man 
Filamente für 3D-Drucker herstellen will, ist es leider nicht besonders 
leicht, die 1,75 (oder 2,85) mm Filamentdurchmesser einzuhalten. Die 
Qualität des Ausdrucks leidet recht schnell wenn der Filamentdurchmesser 
variiert, da es dann zeitweise zu Über- und Unterextrusion kommt. 
Deswegen sollte man sein Filament nie zu billig kaufen, sonst fängt man 
sich genau solche Probleme ein.

von Matthias B. (turboholics)


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Druckluft ist bei Entspannung kalt.

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Ich kenne das Konzept nicht direkt zur Filamentherstellung, aber als 
Spritzguss-Pistole für Kleinserien.

Granulat wird im Gehäuse Erhitzt und mittels Druckluft (dafür der 
Schlauch hinten dran) aus der Düse gedrückt.

von Maik .. (basteling)


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Dochdoch Es gibt sowas. Habe ich hier, wollte ich schon immer mal am 3D 
Drucker ausprobieren.

Habe mir dafür mal einen gebauchten Schmelzkleberauftragsapparat 
besorgt.
Das ist so eine Art elektrisch betriebener Schnellkochtopf.
Unten dran ist gleich die Kleber Auftragsdüse. Oben wird Druckluft 
draufgegeben.
Die Austrittsdüse hat ein Elektromagnetventil

Habe ich hier von der Firma HBB Bühnen herumstehen als MB1001

von Gerald B. (gerald_b)


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Das wird auch zum Teil von den Temperaturen und Drücken im Extruder 
abhängen. Ich kenne Extruder mit 2 Förderschnecken, wo Pulver u. 
Granulat als Mischung zugeführt wird umd im Extruder nicht nur eine 
Vermischung, sondern die Komponenten auch noch weiter polymerisieren. Da 
hast du um die 180°C und ca. 200 Bar Druck an der Austrittsdüse. Um das 
per Druckluft betreiben zu können bräuchtest du große Hebel, bzw. eine 
Turbine um viel Volumen in Kraft umzusetzen.

von Uwe B. (uwebre)


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Tobias S. schrieb:
> Noch mehr aber sehe ich das Problem beim Retract, also beim Zurückziehen
> des Filaments. Zum Beispiel beim Layer-Wechsel. Mit einem mechanischen
> Extruder ist das ohne Probleme möglich.
>
> Aber willst Du in Deinem pneumatischen Extruder plötzlich Unterdruck
> anlegen müssen, um das Filament ein bisschen aus der Düse zurück zu
> ziehen?

Lötpastedispenser tun das, da ist eine kleine Venturi-Vakuumpumpe drin.

https://www.paggenshop.com/epages/61935700.sf/de_DE/?ObjectPath=/Shops/61935700/Products/5ECMS200

Uwe

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