Forum: Offtopic Warum gibt es so wenig Unterlagen zu (alten) Laborsystemen wie Hera, Erfi


von Wollvieh W. (wollvieh)


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Da mir immer wieder mal Einschübe dieser alten Laborsysteme über den Weg 
laufen, wundert es mich, daß man praktisch null Unterlagen darüber 
findet.

Als Gegenbeispiel gibt es selbst zu Meßgeräten von 
Achtzehnhundertnochwas ganze Webseiten mit historischen Fotos, 
Katalogen, Anleitungen.

Zu Experimentierkästen aller Art, ob Kosmos, Philips, Busch und egal ob 
elektrisch oder chemisch gibt es in Foren stapelweise die 
Bedienungsanleitungen als PDF. Selbst zu Schullehrsystemen von Phywe und 
Leybold gibt es sehr viel.

Aber von Hera findet man nicht mal eine alte Katalogseite mit einem 
Überblick, was überhaupt hergestellt wurde. Also mit alt meine ich nicht 
den Katalog von 2022, den ich im Netz gefunden habe, sondern so 70er, 
80er.

Von anderen Herstellern findet man nicht mal mehr die Namen. Erfi ist 
mir nur deshalb eingefallen, weil ich von denen mal ein Netzteil hatte.

Sind diese Systeme samt Unterlagen alle 1993 verbrannt worden, weil kein 
CE-Zeichen drauf war (in dem Jahr wurde selbiges eingeführt)? Und kein 
Hobbyist hat etwas davon gerettet?

Rein aus hysterischem Interesse würde mich mal interessieren, was da 
alles im Programm war. Es gab ja nicht nur die allgemein bekannten 
Klassiker wie Netzteile und Stelltrafos, sondern auch Fernschreibprüfer, 
Frequenzumformer für die Luftfahrt, Lötstationen, Multimeter, Oszis und 
Funktionsgeneratoren.

: Bearbeitet durch User
von Peter M. (r2d3)


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Wollvieh,

Wollvieh W. schrieb:
> hysterischem Interesse

Du bist schon eine echte Konifere!

:)

: Bearbeitet durch User
von Wendels B. (wendelsberg)


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Wollvieh W. schrieb:
> sondern so 70er,
> 80er.

Du erwartest also, dass sich jemand die Arbeit gemacht hat, das zu 
digitalisieren und eine Webseite darueber zu machen.

Wer sollte das warum machen?
Die Firma hielt das offensichtlich nicht fuer noetig.

von Steve van de Grens (roehrmond)


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Wollvieh W. schrieb:
> Warum gibt es so wenig Unterlagen zu (alten) Laborsystemen

Weil es damals noch kein Internet gab.

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


Angehängte Dateien:

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Wir hatten in der Firma von Hera noch die alten "orange/hanf" 
Labormöbel, sowie die orangenen Steckdosenleisten. Wurde vor ein paar 
Jahren vor allem wegen ESD-Vorschriften gegen neues ausgetauscht. Damals 
habe ich auch deren Katalog angeschaut.
Auf besonderen Wunsch konnte man für dieses alte Farbdesign noch 
nachkaufen.

: Bearbeitet durch User
von Wollvieh W. (wollvieh)


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Wendels B. schrieb:
> Wollvieh W. schrieb:
>> sondern so 70er,
>> 80er.
>
> Du erwartest also, dass sich jemand die Arbeit gemacht hat, das zu
> digitalisieren und eine Webseite darueber zu machen.
>
> Wer sollte das warum machen?
> Die Firma hielt das offensichtlich nicht fuer noetig.

Wie dargelegt haben sich in sehr vielen Bereichen sehr viele Leute (und 
auch Firmen) die Mühe gemacht, nur da gerade nicht.

Kommt irgendwie ein Wetterumschwung?

Edit: Wenn man sieht wie selbst Keysight nach der zweiten Umbenennung 
von HP noch jahrzehntealte Anleitungen bereithält, wundert mich, daß 
z.B. gerade Hera nicht einen Downloadbereich für alte Unterlagen hat. 
Laut einem älteren Beitrag hier bekam mal jemand die Antwort von Hera, 
daß man keine alten Unterlagen mehr hätte.

Sicherlich werden jeden Tag irgendwo auf der Welt ein paar Leute zum 
ersten Mal an einem solchen Tisch sitzen und das eine oder andere Detail 
der Geräte nachschlagen wollen.

: Bearbeitet durch User
von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Wenn das Qualitätswesen verlangt, dass für den alten Tisch 
ESD-Tauglichkeit bescheinigt ist, dann wird die Firma zwangsläufig neue 
Möbel kaufen müssen.

Was dieser Unsinn schon gekostet hat. Damit verdienen sich einige eine 
goldene Nase. Als ob man mit viel mehr Bürokratie mehr Qualität bekäme.

Vorhin in der Tagesschau: laut einer Umfrage unter irgendwelchen Firmen 
hat sich deren Bürokratieaufwand in den letzten fünf Jahren (?) von 50% 
auf 65% von irgendwas erhöht. Mit zwei Balkendiagrammen erläutert, 
fehlte nur noch der Größenvergleich mit der Fläche des Saarlands oder 
ersatzweise dem Rauminhalt eines Olympiaschwimmbeckens.

: Bearbeitet durch User
von Wollvieh W. (wollvieh)


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Das Faszinierende dabei ist ja, daß man den Tisch wohl nicht einfach 
ESD-tauglich machen darf, sondern man braucht eine Bescheinigung. Wenn 
diese nur das geprüfte Baumuster betrifft und in der Fertigung was 
schiefläuft (es gab doch angeblich mal von BASF Sicherungsbänder ohne 
Magnetschicht in der Folie, was erst nach längerer Zeit auffiel, weil 
damals niemand seine Sicherungen verifizierte. Keine Ahnung ob Urban 
Legend oder real) und man beim Hinsetzen an den Tisch Elmsfeuer zieht, 
ist das egal.

von Christoph Z. (christophz)


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Wollvieh W. schrieb:
> Das Faszinierende dabei ist ja, daß man den Tisch wohl nicht einfach
> ESD-tauglich machen darf, sondern man braucht eine Bescheinigung.

Das zählt bei uns nicht bzw. ist schon fast egal (Schweiz, Raumfahrt). 
Wir messen Tische, Stühle, Boden jedes Jahr nach. ESD Bänder vor 
kritischem Gebrauch, Schuhe etc. ein mal pro Tag.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Raumfahrt hat man früher die bedrahteten Bauteile am Gurt unter dem 
Mikroskop durchgekurbelt und nur die wenigen ohne Kerben an den Drähten 
ausgewählt. Bissel verrückt darf man da schon sein, weil die Reparatur 
sogar noch teurer ist wie die Anfahrt eines Miele-Monteurs.

Das mit dem Bürokratieaufwand glaube ich gerne. Früher konnte man 
einfach was tun. Heute muß man erst schauen, obs erlaubt ist, und dann 
vorher, während und danach dokumentieren und hoffen daß es keiner 
bemängelt. Das führt zu Lähmung ähnlich dem was die Psychologie "double 
bind" nennt (berühmtestes Beispiel ist die Story, daß jemand wie Bill 
Gates heute auf keinen Fall mit Lebensmittelverarbeitung in einer Garage 
anfangen könnte, weil das Gesundheitsamt wegen der Hygiene glatten 
Fliesenboden fordert und die Berufsgenossenschaft rauhen wegen der 
Rutschgefahr.)

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