Angehängt ist ein erläuternder Stromlaufplan. Ich möchte mit einem TLE75008 Treiber Relais schalten, die sich in ca. 10-20m Entfernung befinden. Ich bin mir allerdings unsicher, ob ich den TLE für meine Relais verwenden kann und wenn ja, wie die Beschaltung aussehen sollte. Im Stromlaufplan sind 4 beispielhafte Varianten K1..K4 dargestellt. Der TLE hat (s. Screenshot) eine eingebaute Klemmdiode (Klemmspannung 42V bis 55V). Dadurch sollte man ohne Freilaufdiode für die Relais auskommen können, oder? Meine Relais (s. Datenblatt unten) haben 85 +/-8 Ohm Spulenwiderstand. Bei 12V also max. 156 mA. Der TLE darf Lasten mit 260 mA bzw. 220 mA ("max. energy dissipation, repetitive") treiben. Das wäre also ok. Variante K1: Das Relais hat eine Freilaufdiode und wird am Ausgang (Open-Drain) des TLE angeschlossen. Durch die Freilaufdiode D1 am Relais sieht der TLE lediglich die Leitungsinduktivität. Ist bei 10-20m Kabel die Induktivität klein genug, dass ich direkt an den TLE gehen kann? K2: Wenn der TLE schon die interne Klemmung hat, dann kann ich die Freilaufdiode am Relais doch auch weg lassen, oder? Das Datenblatt nennt eine Formel um die Demagnetisierungsenergie zu bestimmen, aber dafür müsste ich die Relais-Induktivität kennen. Wie messe ich die oder kann man sie aus dem Datenblatt ableiten? K3: Das Relais und auch der TLE-Ausgang bekommen Freilaufdioden D2 und D3. Die interne Klemmung im TLE wird somit nicht verwendet. Das wären aber zusätzliche Bauteile, die man vielleicht gar nicht bräuchte und die Relais würden auch langsamer abschalten? Ist diese Variante übervorsichtig? K4: Wie K3 aber es gibt zusätzlich einen Kondensator direkt an der TLE-Freilaufdiode, die die Spannungsspitze aufnehmen würde. Datenblatt zum TLE75008: https://www.infineon.com/cms/en/product/power/smart-power-switches/multichannel-spi-switches-controller/tle75008-esd/?intc=0560030 https://www.infineon.com/dgdl/Infineon-TLE75008-ESD-DataSheet-v01_10-EN.pdf?fileId=5546d4626102d35a01610988ad8e78eb Datenblatt zum Bosch Relais 0 332 014 125: https://www.mikrocontroller.net/attachment/534713/Datenblatt-0-332-014-125.pdf
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Wenn ich in die Formel ungünstige Werte einsetze (E<=10mJ; Vs=12V; Vdscl=42V; R=77 Ohm; I=Vs/R), dann müsste die Spuleninduktivität mindestens 0.74H sein, um dem TLE zu schaden. Kann das stimmen? Eine so große Induktivität wird das Relais und die Zuleitung wohl nicht haben, dann wäre also alles ok und ich könnte Variante K2 (Relais direkt, keine Freilaufdioden) verwenden, oder?
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Josef schrieb: > Wenn ich in die Formel ungünstige Werte einsetze (E<=10mJ; Vs=12V; > Vdscl=42V; R=77 Ohm; I=Vs/R), dann müsste die Spuleninduktivität > mindestens 0.74H sein, um dem TLE zu schaden. Kann das stimmen? > Eine so große Induktivität wird das Relais und die Zuleitung wohl nicht > haben, dann wäre also alles ok und ich könnte Variante K2 (Relais > direkt, keine Freilaufdioden) verwenden, oder? Man muss die Schaltung so bauen bzw. mit Schutz ausstatten, dass solche Berechnungen quasi keine oder kaum eine Rolle spielen. Das Sparen an Teilen wie z.B. Freilaufdioden ist genau der falsche Ansatz bei 20m-langen Leitungen – man sollte es genau umgekehrt machen, den internen IC-Schutz nach außen verlagern bzw. durch diskrete Bauteile schon vorher abfangen, um den IC so weitestgehend oder vollständig von dieser Aufgabe zu entlasten. Auch der 12V-Spannungsversorgungsschiene muss man einen kleinen, aber adäquaten Schutz verpassen. Darüberhinaus sollte man sich nicht nur auf die internen Schutzmechanismen, die im Silizium des Halbleiters in Miniform verbaut sind und so schön vom Hersteller in seinem Datenblatt angepriesen werden, verlassen – durch die massive, lange Beanspruchung dieser Schutzzellen, was hier quasi vorprogrammiert ist, wird der IC irgendwann mal – ohne es vorher irgendwie anzukündigen – einen Durchbruch erleiden – den Zeitpunkt, wann es passiert, kennt man leider nicht, hängt im Wesentlichen aber auch mit der Häufigkeit und Art des Schaltens der Relais zusammen, auch die Größe der Last spielt dabei eine Rolle. Die Wahrscheinlichkeit eines Ausfalls des Hauptbauteils ist hier auch noch deutlich erhöht, da man ja gleich alles 8x bzw. 4x hat – wenn das Schalten immer wieder mal zufällig zusammenkommt, so wird die Belastung oder der Stress für den IC in diesen Zeitintervallen auch ungleichmäßig höher sein – eines Tages ist das Glas dann voll und er überlebt den Stress bei einem Schaltvorgang dann einfach nicht mehr. Man muss kein Prophet sein, um das vorhersagen zu können, es beruht hier einfach nur auf Wahrscheinlichkeiten und Erfahrungswerten – selbstverständlich kann so ein nigelnagelneuer IC auch mal beim ersten Schalten einer einfachen, ohmschen Last mit 200mA, die auch ohne 20m-Leitung schön dicht am IC-Gehäuse sitzt, kaputtgehen, nur ist das wiederum dann sehr oder extrem unwahrscheinlich – meistens werden solche seltenen Exemplare auch schon bei der Herstellung durch entsprechende Tests so gut wie alle herausgefischt und dem Abfall/Recycling zugeführt.
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Josef schrieb: > Dadurch sollte man ohne Freilaufdiode für die Relais auskommen können, > oder? Die Variante 1 stort am meisten, Variante 4 am wenigsten. Wann der plötzliche Spannungssprung beim abschalten dich und deine Elektronik stört, musst du ausprobieren. Eine Freilaufdiode am Relais ist nicht verkehrt . Josef schrieb: > und die Relais würden auch langsamer abschalten Und, ist das irgendwie schlimm oder bloss theoretisierendes FUD ?
physikalisch sollte die Ableitdiode am Treiber IC sitzen. Alternative kannst Du statt Diode einen Widerstand verwenden - muß man dann etwas tiefer ins Detail gehen, schont aber das Relai. DIODE = Abschaltvorgang länger! Welche Energie der Baustein aufnimmt, hängt vom thermischen Konzept ab (s. 2. Anhang) - entspricht auch meiner Erfahrung. Gerne geht der BAustein kapput, vor allem wenn sich Schaltvorgänge in kurzen Intervallen häufen. ENERGIE = erhitzen, manchmal zuviel. DIODE oder Widerstand: Was nicht zu sehen ist, wohin kann die Energie abfließen? Es muß aureichend Kapazität vorhanden sein oder ein Clampschutz (VDR, Suppressor, ..) auf der 12V Ebene. Bei der langen Leitung auf Nummersicher gehen - R od. D einbauen, kostet wenig hilft viel.
Vielen Danke für die konstruktiven Beiträge bisher. Michael B. schrieb: > Josef schrieb: >> und die Relais würden auch langsamer abschalten > > Und, ist das irgendwie schlimm oder bloss theoretisierendes FUD ? Abschaltdauer ist für meine Anwendung egal. Variante K4 scheint eher von euch empfohlen zu sein und im Angang sind weitere Modifikationen davon. Sollte die Suppressordiode direkt an 12V hängen (K5), über einen Widerstand an 12V (K6; damit ein Großteil der Energie in der TVS Diode hängen bleibt), oder gar nicht die Versorgungsspannung angeschlossen sein (K7). Die Diode muss natürlich an den 12V Relaisspannung noch sicher abgeschaltet sein, aber man könnte sie zu einem Wert unterhalb der im TLE eingebauten Ableitdiode auswählen, sodass der TLE geschont wird. Ist das richtig? Schaltet ohne "Vorspannen" (K7) die TVS Diode noch ausreichend schnell? Die untere Schutzdiode D2 könnte man wohl weglassen, wenn es keine Verpolung gibt und keine negativen Pulse von außen hinein kommen. Man könnte sie aber vielleicht auch verwenden.
Josef schrieb: > Variante K4 scheint eher von euch empfohlen zu sein und im Angang sind > weitere Modifikationen davon. Man sieht förmlich wie Du Dich damit quälst – ich könnte Dir eine fertige Lösung posten, es wäre dann aber einfach nur ein fertiges Kotelett und nach dem Verspeisen würdest Du bei Deinem nächsten Problem wieder auf ein fertiges Kotelett warten (müssen). Warum opferst Du nicht so einen Treiber-IC mit einem Relais und ein wenig von Deiner Zeit, baust Dir eine Endstufe testweise auf zwei kleinen Platinen, die mit der echten oder vergleichbaren 20m-Leitung verbunden sind, auf, holst Dein Oszilloskop aus dem Regal und machst einige Schaltvorgänge mit echten Lasten und angeschlossener Sonde an den besagten, problematischen Stellen der Schaltung? Wenn man dann verschiedene Schutzbauteile probeweise hier und dort mal anschließt, sieht man in der Regel auch auf dem Bildschirm, was dort passiert, wie sich das verändert und ob es am Ende tatsächlich hinreichend schützen könnte. Diese spezielle Erfahrung wird Dir keiner schenken können, auch nicht mit einer Fertiglösung, die super funktionieren würde. Und danach hat man in der Regel eine Erkenntnis gewonnen, ist in seinem Wissen etwas reicher und damit insgesamt auch etwas gefestigter und sicherer, wenn etwas ähnliches wieder auf der Agenda stehen sollte, und das wird es bald bestimmt wieder – die Wahrscheinlichkeit sagt es nämlich voraus. PS: Widerstände in Reihe – so wie dieser 100Ω-Widerstand – sollte man sich am besten gleich schön abschminken, denn die Energie bzw. überschüssige Spannung muss unmittelbar und direkt in die Schutzdioden fließen bzw. über diese nivelliert/vernichtet werden; und noch ein Tipp: außer TVS-Dioden, die auch ihre großen Nachteile haben, gibt es noch andere Dioden, die bessere Kennlinien aufweisen und Spannungsspitzen teilweise sogar noch besser begrenzen können – eine mit 1,5-5W reicht da bestimmt allemal für den IC, wenn sie in der Nähe von Pin 20 sitzt; werden noch weitere Halbleiter mit diesen 12V versorgt, dann dort noch eine verwenden – der ganze Schutz hier wird wohl nicht mehr als 1 Euro kosten; Abblockkondensatoren nicht inbegriffen, aber die sollte man hier sowieso reichlich verteilen, auch verschiedene, damit ein größeres Frequenzspektrum damit abgedeckt werden kann; auch explizite Freilaufdioden direkt am IC nicht vergessen – für jeden Kanal eine
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