Forum: HF, Funk und Felder Identifikation Ringkern nach Zweck und el. Eigenschaften


von Markus B. (besser)



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Hallo!

Ich habe vor mir ein abgesoffenes Netzteil von einem Poolroboter liegen. 
Eingang klassisch 230V50Hz Ausgang recht ominöse 29VDC mit 4A macht nach 
Adam Riese 120W... Soweit alles klar. Mir ist auch klar dass das 
irgendeine Art von Schaltnetzteil sein wird mit einer kleinen Schaltung 
für den Ein/Aus Taster. Ich gehe davon aus dass das Schaltnetzteil einen 
Netzfilter haben wird damit die Oberwellen nicht zurück ins Netz 
wandern.

Jetzt meine Frage. Kann ich irgendwie herausfinden welche Ringkerne hier 
verbaut wurden... einer davon ist durch Kurzschluss zwischen L und N 
leider halb abgebrannt und Bezeichnung sowohl am Bauteil als auch auf 
der Platine fehlt. Der betreffende Ringkern ist offenbar bifilar 
gewickelt, ein Draht ist lackiert, der andere wohl mit Kunststoff 
isoliert. Durchmesser des Kerns ca. 10-15mm.

Komme ich da mit einem normalen Multimeter weiter oder braucht man da 
anderes Equipment? Sind das std. Bauteile die einer Reihe (zb. E24) 
folgen oder muss man das selberwickeln? Ich denke dass der Ringkern so 
verschalten ist wie ich die blauen Kringel gemacht habe. Der Rote zeigt 
den fehlenden Fuss.

Ich hoffe die Fotos sind aussagekräftig, beide sind von der defekten 
Platine. Die Links auf lmgur kommen aus einem Reddit Post wo es 
ebenfalls um die baugleiche Platine geht.

Link PCB Bottom: https://i.imgur.com/Aj4F2gs.jpg
Link PCB Top: https://i.imgur.com/M76Y9tq.jpg

Es geht im übrigen um L1.

Besten Dank im Voraus! Falls ich das falsche Forum erwischt habe, Mea 
Culpa!

: Bearbeitet durch User
von Mark S. (voltwide)


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Nach Deiner Beschreibung handelt es sich offenbar um  eine 
Ringkern-Gleichtaktdrossel. Dient der Funkentstörung am Netzeingang.
Für einen Test kannst Du die beiden Wicklungen durch Drahtbrücken 
ersetzen.
Ansonsten nach einer "230V common mode choke" mit vlt 2A 
Strombelastbarkeit und passenden Abmessungen suchen.
Der genaue Wert der Induktivität (vmtl 1~10mH) ist unkritisch.
Abgesehen davon steht zu befürchten dass da noch mehr kaputt gegangen 
ist.

: Bearbeitet durch User
von Matz (Gast)


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0815 sym. Eingangsdrossel, zu schwachbrüstig auf Kante genäht.

Kannste testweise überbrücken.

von Wolf17 (wolf17)


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Ich glaube nicht, dass der Filterkern defekt ist. Sieht ehr wie eine 
geschmorte Lötstelle aus und als ob auf der Oberfläche was heiß geworden 
ist. Leckstrom?
Drossel und Stecker auslöten, Platinenoberfläche abtragen bis alle 
leitfähigen Schmorreste entfernt sind, ggf schlitzen, dann alles wieder 
einlöten. Wenn ein Drahtende fehlt, dieses verlängern, notfalls 2x eine 
Windung weniger.

Platine waschen und ausreichend trocknen (Backofen Umluft 50°). 
Poolwasserrückstände könnten leitfähig sein.

von Al (almond)


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Wolf17 schrieb:
> Ich glaube nicht, dass der Filterkern defekt ist.

Das glaube ich auch nicht. Wenn so Kern defekt ist, dann sieht man ihm 
das an. Er ist durch thermischen Stress gesprungen oder zerbrochen. Alle 
anderen Überlast-bedingten magnetischen Effekte sind reversibel.

: Bearbeitet durch User
von Lu (oszi45)


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Erst nachlöten, ob der Fehler dann weg ist. Wahrscheinlich ist mehr 
kaputt. Die Drossel ist wahrscheinlich nur eine Folge.

von Tom K. (nextcc)


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Markus B. schrieb:
> Hallo!
>
> Ich habe vor mir ein abgesoffenes Netzteil von einem Poolroboter liegen.
> Eingang klassisch 230V50Hz Ausgang recht ominöse 29VDC mit 4A macht nach

Nur falls sich eine Reparatur doch als zu aufwändig erweisen sollte: 
Sooo ominös sind die 29V nicht.
Viele 27V Industrienetzteile besitzen eine Einstellmöglichkeit für die 
Ausgangsspannung welche 29V noch abdeckt.

Z.B. 
https://www.reichelt.de/de/de/schaltnetzteil-geschlossen-150-w-27-v-5-6-a-mw-rsp-150-27-p147917.html?r=1
und viele andere.

Dazu fehlt dann natürlich noch ein passendes wasserdichtes Gehäuse...

von Markus B. (besser)


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Danke für die Hinweise.

Werde als Erstes die Lötstelle nachlöten. Wenns dann passt dann bin ich 
schon zufrieden damit. Sonst nehme ich ne Windung runter. Denke dass da 
nur die Lötstelle gegangen wurde. Ich schreib euch wie es ausgegangen 
ist.

von Matz (Gast)


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Markus B. schrieb:
> den fehlenden Fuss [...] nachlöten

lausige Lötung ⇒ kalte Lötstelle ⇒ Überwiderstand ⇒ Schmorbrand ⇒ RIP

Check durch Überbrückung, ob die Elektronik noch lebt.

Markus B. schrieb:
> Sonst nehme ich ne Windung runter.

Ein wichtiger Parameter einer stromkompensierten Drossel ist die hohe 
Symmetrie der einzelnen Wicklungen (L1 = L2).

Drossel ganz ab, das fehlende Stück Draht anflicken, Schrumpfschlauch 
oder Tülle drüber und wieder großflächig gut verlöten.

von Markus B. (besser)


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Sodele...

Hab die Drossel rausgenommen, dann abgewickelt, stramm und symmetrisch 
verteilt wieder mit neuer Drahtlänge bewickelt und wieder eingelötet... 
danach ist mir aufgefallen dass das Ding noch eine "steuer" Platine 
hat.. die ist komplett hinüber, hab jetzt beim Hersteller angefragt 
wegen der neuen Steuerplatine, da darüber wohl der Roboter mitgesteuert 
wird, das dürfte soeine bidirektionale Geschichte sein, bei der der 
Roboter das Hirn ist, aber der Bediener vom Beckenrand mit einem 
Druckknopf verschiedene Modi starten kann.

Wie dem auch sei, ein einfaches Netzteil wirds vermutlich nicht tun. 
Beim obligatiorischen Testlauf hat es jedenfalls nicht nochmal 
gefackelt, entweder weil der zum Laufen eine Last(=Poolroboter) braucht 
oder weil der Taster über den Jordan ist... was witzig ist weil das Teil 
aus Israel kommt.

Ich geb euch bescheid wie das ausgeht... dann auch mit Fotos

von Martin L. (makersting)


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Die Frage nach dem Ringkernmaterial interessiert mich auch. Was ist das 
für ein Material?

von Wolf17 (wolf17)


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Martin L. schrieb:
> Was ist das für ein Material?
AL messen, dann bei Epcos/TDK/Amidon... in die Tabellen schauen. Damit 
sollte man das Material rausbekommen. Im Zweifelsfall ist es das 
billigste aus China mit den Daten.

von Mark S. (voltwide)


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Ich denke es herrscht hier Einigkeit darüber dass es um eine 
Gleichtaktdrossel geht. Damit scheidet jegliche Art von Eisenpulver aus, 
hier findet sich entweder Ferrit oder Material mit noch höherer 
Permeabilität (amorph, nanokristallin)

von Markus B. (besser)


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Update,

Gestern Mittag hatte ich ein sehr nettes Telefonat mit einem Mitarbeiter 
der Firma die diese Geräte in Deutschland/Österreich vertreibt bzw. 
importiert. Lange Rede kurzer Sinn, die schicken mir ein komplett neues 
Teil, weil die Steuerplatine mit Controller irreparabel ist und auch 
keine Austauschplatinen vorgesehen sind.

Unterm Strich ein WIN... Ich hab mich jetzt nochmals mit dem Ding 
beschäftigt und siehe da, wenn man die Steuerkontakte richtig brückt, 
dann gibt das wieder Spannung ab. Denke Das Netzteil konnte ich retten, 
aber da das ohne der zweiten Platine nichts tut, wars am Ende rein für 
den Erkenntnisgewinn. Ist ja auch was.

Danke jedenfalls für die Hilfe bzgl der Drossel... Welches Kernmaterial 
die da verwendet haben kann ich euch leider nicht auflösen, der Kern ist 
grün lackiert, falls das was hilft.

Das Bild zeigt die schon gereinigte Steuerplatine...

Edith: Sorry am Handy verdrückt, evtl. kann ein Mod das Bild vom 
Netzteil und ein Duplikat wieder entfernen... bring das irgendwie nicht 
hin.

: Bearbeitet durch User
von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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von Markus B. schrieb:
> Welches Kernmaterial
>die da verwendet haben kann ich euch leider nicht auflösen, der Kern ist
>grün lackiert, falls das was hilft.

Das ist ein Ferritkern. Falls den jemand für andere Zwecke
verwenden will, der hat eine große Permeabilität. Als
Speicherdrossel ungeeignet, weil er sehr schnell in die
Magnetische Sättigung kommt. Als Breitbandübertrager geeignet.

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