Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Netzteil schützen / Diode / Rückstrom


von Ben K. (bkaiser)


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Hallo,

ich baue im Moment an einem Motion Seat für Rennsimulatoren und habe 
eine Frage bzgl. dem Schutz des Netzteils vor Rückstrom durch die 
eingesetzten Motoren. Generell ist das Problem, dass bei schnellen 
Richtungsänderungen der Motoren die Netzteile abschalten, was wohl auf 
Rückstrom durch die Motoren zurückzuführen ist. Allgemeiner Konsens in 
der Szene ist es, eine Diode seriell zwischen Motortreiber und Netzteil 
zu setzen (siehe screen1.png im Anhang). In diesem Fall wird eine P1000M 
Diode mit 10A und 1kV eingesetzt. In anderen Fällen wird eine 
Gleichrichter-Diode benutzt (siehe screen2.jpg im Anhang). Häufig eine 
KBPC5010 (50A 1kV).

Ich bin kein Experte auf diesem Gebiet, aber die Lösung mit der 
Gleichrichter Diode funktionert in meinem Testaufbau, sieht für mich 
aber unsauber aus, da nach meinem Kentnissstand die Dioden aufgrund 
feiner Unterschiede nie gleich belastet werden bzw. die Last sich gleich 
verteilt. Ausserdem habe ich mit der großen KBPC5010 ein Platzproblem 
und suche händeringend nach einer kleineren Lösung. :-(

In meinem Fall setze ich zwei 440W / 24V (18A max) Motoren mit einem 
Dual H-Bridge Treiber sowie ein 1000W 24V Netzteil ein. So wie ich es 
verstehe muss ich nun eine Diode zwischen H-Bridge Treiber und Netzteil 
seriell setzen und die Diode muss mind. 40A (da 2 Motoren angeschlossen 
sind) Nennstrom aushalten. Ich habe nur Dioden in normaler Bauform mit 
max. 20A gefunden (z.B. diese: 
https://www.lcsc.com/product-detail/Diodes-General-Purpose_YFW-20A10-TB_C5444211.html).

Wie würdet ihr das Problem lösen? Was für ein Bauteil würdet ihr 
empfehlen?

Sorry falsch hier Ungenauigkeiten in der Erklärung bestehen und ich 
etwas falsch verstanden habe, mit diesem Thema befasse ich mich aktuell 
zum ersten mal und jede Erklärung um es besser zu verstehen ist gerne 
willkommen. Danke. :)

MfG,

Ben

von Ben K. (bkaiser)



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Hallo,

wäre diese Diode eine Alternative (Datenblatt im Anhang)?

https://www.lcsc.com/product-detail/Diodes-General-Purpose_Vishay-Intertech-VS-E5PH6006L-N3_C2984102.html

MfG,

Ben

von Michael B. (laberkopp)


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Ben K. schrieb:
> In meinem Fall setze ich zwei 440W / 24V (18A max) Motoren mit einem
> Dual H-Bridge Treiber sowie ein 1000W 24V Netzteil ein

Wenn auf Motoren 440W draufsteht, heisst das zulässige Dauerlast ohne zu 
überhitzen. Wenn auf einem Schaltnetzteil 1000W draufsteht heisst das 
Spitzenlast vor dem abschalten.

Schon beim Anlaufen zieht ein 440W/24V=18.3A Motor gerne 180A, darauf 
muss die H-Brucke und das Netzteil ausgelegt sein. Und wenn man die 
Drehrichtung aus vollem Lauf umpolt können es auch mal 360A sein, macht 
8.6kW Spitze aus deinem Netzteil.

Ein konventionelles Trafonetzteil müsste man übrigens nur auf 880W 
auslegen, das verkraftet die ,8.8,kW Spitze dabei genau so wie die 16A 
Haussicherung.

Dein Netzteil ist also drastisch unterdimensioniert. Auch ein 
Schaltnetzeil verkraftet (sehr) kurz mal mehr Leistung, es gibt auch 
speziell entwickelte (Audio)Schaltnetzeile mit mehr Spitzenleistung, 
aber da du schon eins hast: probiere mal eins pro Motor.

Die Diode verhindert Ruckstrom, der in dem Moment entsteht, wenn der 
Motor bremst, denn er wirkt dann ruckwärts über die H-Brücke als 
Generator. Ohne Diode geht die Energie in den Ausgangselko des 
Netzteils, hebt dort die Spannung an, das Netzteil sagt "genug Spannung" 
und schaltet mit dem Wandeln ab, wurde aber sofort wieder einschalten, 
wenn diese Bremsenergie verbraucht ist. Dieses,abschalten wäre also kein 
Problem.

Bei vorhandener Diode kann die Bremsenergie nicht in die Elkos vom 
Netzteil gehen, vielleicht hat die H-Brücke auch noch Elkos aber viel 
kleiner also steigt dort die Spannung höher, leicht über die Spannung 
die die H-Brücke verträgt, dann geht was dauerhaft kaputt  Die Diode ist 
also eine blöde Idee, man müsste zusätzlich einen Bremschopper mit 
Bremswiderständen installieren.

Dein Problem ist also ein zu schwaches Netzteil, zu wenig Spitzenladt, 
und lass uns raten auch deine H-Brücken Wmwerden unterdimensioniert sein 
(ob sie eine Überstrombegrenzung haben ?).

Und das alles weil du die Leistungsangabe auf dem Motor 
fehlinterpretierst

von Lu (oszi45)


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1. Eine Schutzdiode schützt nur, wenn sie diese Leistung verkraften 
kann.
2. Zwischen vorwärts und rückwärts sollte immer eine kleine Pause sein, 
weil manche Motoren durch die Masseträgheit auch mal als Generator 
arbeiten können. Dann ist der Strooom noch etwas höher.

von Wolf17 (wolf17)


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Die Motordatenblätter zu verlinken war zu viel Arbeit? Sollen doch die 
Helfer selber suchen. Dann hätte man ja gemerkt dass das Oh eine Null 
sein muss.

https://en.nanotec.com/fileadmin/files/Datenblaetter/BLDC/DB59/DB59C/DB59C024035-A.pdf

https://www.reichelt.de/index.html?ACTION=7&LA=3&OPEN=0&INDEX=0&FILENAME=C300%2F57BLF03.pdf

Ich schlage messen beim max +100% auf -100% und zurück vor, bei Speisung 
mit zwei vollen 12V Autobatterien. Sonst ist alles nur rumraten. Die 
Motore müssen aber an Ihrer Last laufen! Auch mal mit 150kg Kunde 
probieren.
Einfache DC Stromzangen sind zu langsam. Speicheroszis kann man sicher 
bei einem Bastler leihen. Geeignet ist ein schneller DC Stromwandler wie 
dieser 400A Typ: https://www.ebay.de/itm/174620611862 der braucht aber 
ein +-15V Netzteil.
Ein billiger Chinashunt für 200A(75mV) reicht auch, die vertragen einige 
100ms Überlastung gut:
https://www.ebay.de/itm/364149522254
Oder stärker: https://www.ebay.de/itm/164378822180

Wenn es wirklich nur mit viel stärkerem Netzteil geht, schlage ich 
Akkupufferung vor, die verträgt auch begrenzte Rückspeisung.

: Bearbeitet durch User
von Matz (Gast)


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Ben K. schrieb:
> Ausserdem habe ich mit der großen KBPC5010 ein Platzproblem
> und suche händeringend nach einer kleineren Lösung. :-(
...
> 440W / 24V (18A max)

gibts nicht. Die Wärme muß unbedingt weg per KK ggf. Zwangsbelüftung

Ventilatordesign wie bei PC-NT, CPU oder GPU. Aber Defizit, also :(

nur zur Info, nicht als konkrete Anleitung für Deinen Fall:
https://www.mikrocontroller.net/articles/Kühlkörper

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ben K. schrieb:
> Ausserdem habe ich mit der großen KBPC5010 ein Platzproblem
> und suche händeringend nach einer kleineren Lösung. :-(

Da baut jemand also einen Rennsimulator mit riesigen Motoren und hat 
keinen Platz für 'ne Leistungsdiode? Da läuft doch was völlig daneben.

von Armin X. (werweiswas)


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Michael B. schrieb:
> Die Diode verhindert Ruckstrom, der in dem Moment entsteht, wenn der
> Motor bremst, denn er wirkt dann ruckwärts über die H-Brücke als
> Generator. Ohne Diode geht die Energie in den Ausgangselko des
> Netzteils, hebt dort die Spannung an, das Netzteil sagt "genug Spannung"
> und schaltet mit dem Wandeln ab, wurde aber sofort wieder einschalten,
> wenn diese Bremsenergie verbraucht ist.

Sofern keine Überspannungsabschaltung vorhanden ist...
Diese Überspannung infolge generatorischen Betrieb kann, wie aus 
sonstigen mit FU gespeisten Antrieben gerne mal das eineinhalbfache der 
Versorgungsspannung ausmachen!

von Purzel H. (hacky)


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Die Idee Bremsenergie in einer Diode verheizen zu wollen ist derart 
bescheuert ... das naechste bessere sind Widerstaende, die verhalten 
sich wenigsen linear.
Sinnvollerweise versucht man Drehmomente mit Gegengewichten zu 
verringern. Damit ist man bei statischen Belastungen besser, bei 
dynamischen Belastungen schlechter. Mit erhoehten Massentraegheiten 
werden auch die Bremsstroeme hoeher. Allenfalls lohnt es sich die 
Bremsleistung zurueckzuspeisen, oder irgendwie zu puffern.

Falls man Leistung loswerden will, mit Wasser, nicht mit Luft.

: Bearbeitet durch User
von Carypt C. (carypt)


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Wenn man das Bestreben des Spulenstromes nach Stromkreisunterbrechung 
weiterströmen zu wollen, das sich zb in Generatorleistung bzw hoher 
Selbstinduktionsspannung äußert, an schädlicher Wirkung hindern möchte 
nimmt man zb eine Freilaufdiode, die einfach die Spannung an den 
Spulenausgängen kurzschließt.

Hier sind der Spulen dreie im Motor im Stern geschaltet, wobei der 
Sternpunkt anscheinend nicht zugänglich ist. Der Motor wird zwar mit 
Dreiphasendrehfeld angesteuert, aber der Strom ist Gleichstrom 0 bis 
+24V, also kein Wechselstrom mit Minusanteil (macht eigentlich auch 
keinen Unterschied).

Meine halbgare idee wäre nun jede Spule mit einer Freilaufdiode vom 
Sternpunkt zum Spuleneingang zu versehen. Das ist aber auch Quatsch, 
denn im Stern fließt der Strom auch normal schon in Richtung der 
Freilaufdiode, die dann also anstatt der Spulen den Strom leiten würde, 
Funktionsstörung.

Falls man stattdessen antiparallele Zenerdioden(über 24V), Tvs-dioden 
(oder einfache Funkenstrecken oder gar nur höhere Widerstände(2k) 
zwischen Sternpunkt und Spuleneingängen setzt könnten diese die 
Selbstinduktionsspannung niedrighalten. Diese Bauteile könnte man auch 
einfach direkt zwischen die Motorspulenleitungen setzen.

Die im Bild 1 (screen 1) gesetzte Diode ist doch ein Verpolungsschutz.
Könnte man nicht auch eine Freilaufdiode (hinter der Verpolschutzdiode) 
zwischen Plus und Minus legen, falls am Minuspol positive Ladung ansteht 
?

von Rainer W. (rawi)


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Carypt C. schrieb:
> Wenn man das Bestreben des Spulenstromes nach Stromkreisunterbrechung
> weiterströmen zu wollen, das sich zb in Generatorleistung bzw hoher
> Selbstinduktionsspannung äußert, an schädlicher Wirkung hindern möchte
> nimmt man zb eine Freilaufdiode, die einfach die Spannung an den
> Spulenausgängen kurzschließt.

Dir scheint die Wirkung von Freilaufdioden nicht wirklich klar zu sein. 
Die hindern nicht das Bestreben schädliche Wirkung zu entfalten, sondern 
sie sorgen dafür, dass der Strom weiter frei fließen kann. Die schließen 
nichts kurz, sondern stellen einen alternativen Strompfad zur Verfügung. 
Ein Kurzschluss würde bei Bestromung der Spüle stören.

von Carypt C. (carypt)


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ich denke schon, das verbliebene magnetische Feld erzeugt einen Strom in 
der Spule der nach draußen will, diesen schließt die Freilaufdiode 
zusammen (kurz).

von Lothar (Firma: HZB) (analog_art)


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Hallo,

jemand hat es hier ja schon erwähnt - ich erlaube mir nochmal darauf 
aufmerksam zu machen, weil es offenbar unterging:

BREMSCHOPPER

und nichts anderes ist die Lösung.
Die sind speziell dafür gemacht.

von Wolf17 (wolf17)


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Freilaufdioden am Motor gehen nicht, da der Sternpunkt nicht 
herausgeführt ist. Es gibt aber ganz andere Probleme.

Leider nennt der OP den genauen Elektroniktyp nicht. Aufgrund der 
abgebildeten Motortypen vermutlich den Typ ACT BLDC-8015A-0.
Richtige Datenblätter habe ich nicht gefunden, am meisten Information 
finden sich idiotischerweise nur als unscharfe jpg hier:
https://www.act-motor.com/brushless-dc-motor-driver-bldc-8015a-product/

In Text steht: suitable for DC motor with peak current below 15A.
Woanders steht Peak 45A <=3s. Meinen die damit 3x45A oder 45A=3x15A?
Bei Chinaböllern für 43€ muss man da vorsichtig sein.

Von +100% auf -100% umzusteuern wird nicht schlagartig funktionieren!
Am schnellsten wird die Richtungsumkehr mit zwischengeschalteter BRK 
Funktion, die soll den Motor in 50ms stoppen. Zu beachten ist aber:
"When the motor inertia exeeds the motor rotor inertia by 2 times, the 
fast brake may cause the drive alarm". Als Abhilfe wird ein größerer 
Motor empfohlen, oder stattdessen Brems/Beschleunigungsrampen zu nutzen.

Das Thema Bremswiderstand oder Rückspeisung wird nicht erwähnt. Die 
explizite Begrenzung der zulässigen Masseträgheit lässt aber vermuten, 
dass die Fähigkeit dazu stark begrenzt ist. Zudem wird in der Anleitung 
explizit ein Trafonetzteil mit 28VAC Trafo und 100V/2200µF genannt und 
nirgends von Speisung mit Schaltnetzteil gesprochen. Ich fürchte, eine 
einfache Rückspeiseschutzdiode wird sofort zur Auslösung des 
Überspannungsalarms des Treibers führen. Ob dagegen eine aktive 
Shuntschaltung am Treibereingang hilft, kann man bei 43€ Risiko ja 
probieren. Unklar ist auch, ob eine Alarmmeldung zur Abschaltung führt.

Da die Elektronik bis 50V darf, spricht aber alles für ein preiswertes 
Trafonetzteil. Vor allem, weil das bei Überlastung nicht einfach 
abschaltet. Bestimmt reichen für die Elkos auch 63V Typen, lieber mit 
mehr Kapazität und dazu eine primäre Einschaltstrombegrenzung.

: Bearbeitet durch User
von Carypt C. (carypt)


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Wolf hat natürlich Ahnung von der Materie, ich nicht so.

Bei meinem Beitrag hatte ich das Bauteil Varistor vergessen, um 
Überspannungen kurzzuschließen.

von Rolf (rolf22)


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Rainer W. schrieb:

> Freilaufdioden (...)
> Die hindern nicht das Bestreben schädliche Wirkung zu entfalten

Stimmt, tun sie nicht. Aber sie verhindern, dass eine schädliche Wirkung 
entsteht. Techniker-Deutsch muss man cum grano salis lesen.

> Die schließen nichts kurz

Die schließen die Spule **praktisch** kurz, indem sie die Spannung an 
der Spule auf die Dioden-Flussspannung begrenzen. Wie gesagt: 
Techniker-Deutsch.

> Ein Kurzschluss würde bei Bestromung der Spüle stören.

Nun hast du dich im Kritikeifer vergallopiert.
Die Freilaufdiode ist so gepolt, dass sie die Spule nur zu den Zeiten 
kurzschließt, in denen die Bestromungsquelle abgeschaltet ist.

> Dir scheint die Wirkung von Freilaufdioden nicht wirklich klar zu sein.

Gruß nach Schiefturmstadt. Der andere Poster hat klar erkennbar genau 
das Richtige gemeint.

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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Um was geht es hier eigentlich?
Beim Abschalten einer Induktivität kehrt sich die Polarität
der Spannung einer Spule um, was dazu führt daß der Strom
in gleicher Richtung weiter fließt. Also es gibt dann kein
Rückstrom. Ein abschaltender Kontakt bildet dann einen
Lichtbogen, der daß weiterfließen des Stromes in gleicher
Richtung ermöglicht, solange noch Energie im Magnetfeld ist.

Etwas ganz anderes ist es, wenn man ein Gleichstrommotor
abschaltet oder die Spannung verringert. Dann wird der
Motor zum Generator und erzeugt selbst eine Spannung
solange der Schwung anhält, deren Polarität sich nicht
umkehrt. Diese Spannung ist dann größer als die des
Netzteils und es kommt zum Rückstrom, den man ganz einfach
mit einer Diode in Reihe verhindern kann.
Man kann dann aber die Drehrichtung des Motors durch
+- vertauschen nicht umkehren.

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