Wie so viele Spielekonsolenbesitzer habe ich mich über die extrem kurze Haltbarkeit der analogen "Joysticks" der zugehörigen Controller geärgert - wenige Monate mäßigen Gebrauchs reichten auch bei mir, um die Kohlebahnen der primitiven Potentiometer kaputt zu schaben. Natürlich könnten die Hersteller für wenige Cent auch sehr langlebige Hall-Effekt Winkelsensoren in ihre Controller einbauen - wie das schon 1998 bei der "Dreamcast"-Konsole der Fall war, aber dann entgingen ihnen natürlich die regelmäßigen Einnahmen für die massenhaft verkauften Ersatz-Controller. Bei den XBox-Series-X Controllern sind die beiden analogen "Feuerknöpfe" vorn übrigens mit Hall-Effekt-Sensoren realisiert worden, was auch das Argument widerlegt, solche Sensoren seien zu teuer oder irgendwie sonst ungeeignet für Konsolen-Controller. Gern hätte ich mir einen Controller von einem Dritthersteller gekauft, der Hall-Effekt Joysticks verwendet - aber Microsoft lizensiert das Funk-Protokoll seiner drahtlosen Controller nicht an andere Firmen, ein drahtgebundener Controller kommt für mich nicht in Frage, und "unlizensierte" Controller werden von Microsoft bewusst blockiert: https://www.pcmag.com/news/microsoft-appears-to-block-unofficial-third-party-accessories-on-xbox Bleibt also nur die Option, die kurzlebigen Potentiometer durch eine "Hardware-Emulation" mittels Hall-Effekt-Sensor im Original-Controller auszutauschen, der Bedarf daran ist so groß, dass offenbar gleich mehrere chinesische Hersteller entsprechende Joystick-Module für verschiedene Controller anbieten. Ich erwarb konkret folgende Version (in der Xbox-Version): https://de.aliexpress.com/item/1005006215091910.html - es gibt viele andere Versionen, es würde mich interessieren zu lesen, welche Erfahrungen es mit anderen Modellen gibt. Der Austausch der Joysticks war leider ziemlich mühsam - von den insgesamt 14 Pins pro Joystick stecken 8 in großen Masseflächen, und da ich den Rest der Platine nicht verbrutzeln wollte, musste ich schließlich bei 4 Pins mit einem 1mm-Bohrer wieder ein hinreichendes Loch für den Einbau des neuen Joysticks schaffen. Ich wollte den Ausbau aufgrund der vielen filigranen SMD-Bausteine nahe den Joysticks auch lieber nicht mit meiner Heißluftstation versuchen - mich würde aber sehr interessieren, wenn jemand hier gute Tipps geben kann, wie man sich den nächsten Joystick-Austausch erleichtern könnte. Jedenfalls habe ich jetzt wenigstens einen "Original-Controller", dessen Joysticks keine mechanische Sollbruchstelle sind. Weitere Informationen: Video zur Zerlegung der Controller - wobei ich empfehlen möchte, für den Joystick-Tausch die zweite Platine gar nicht erst auszubauen, sondern lieber die Vibrationsmotorkabel für den Ausbau zu entlöten und nachher wieder anzulöten - die halten mechanisch ohnehin so wenig aus, dass sie ansonsten bei der Handhabung der Platine von selbst abgehen: https://www.youtube.com/watch?v=ZB60v69EIYI Gutes Hintergrund-Video zum "Joystick-Drift" Problem: https://www.youtube.com/watch?v=oAsrLxaAkY0
Als nächstes muss der Akku getausch werden, dann die Ladebuchse dann die anderen Taster, usw... Lohnt sich der Aufwand wirklich? Oder kauft man nicht besser einen neuen Controller, wenn er verbraucht ist?
Steve van de Grens schrieb: > Als nächstes muss der Akku getausch werden, dann die Ladebuchse Die AA-NiMh Rundzellen in den XBox-Series Controllern sind auch durch Laien binnen Sekunden zu tauschen - und geladen werden die in einem generischen Ladegerät. > dann die anderen Taster, Habe noch von niemandem gehört, dass die durch Gebrauch kaputt gingen. Es sind praktisch immer die Joysticks, die "driften". > Lohnt sich der Aufwand wirklich? > Oder kauft man nicht besser einen neuen Controller, wenn er verbraucht > ist? Ich belohne Microsoft für deren geplante Obsoleszenz und die Anhäufung von Elektroschrott nicht mit weiterem Geld.
Lutz V. schrieb: > Die AA-NiMh Rundzellen in den XBox-Series Controllern Oh, Überraschung. Ich kenne nur Controller mit eingebauten LiPo Akkus.
Beim PS4 Controller habe ich das schon mehrfach gemacht. Die Hall-Sensoren sind dort etwas verpönt, da die teilweise nicht den vollen Hub in alle Richtungen machen. Die Abgleichplatinen funktionieren auch hier, allerdings nur in Sachen Nullpunkt und nicht für den Hub. Bin selber kein PS4 Anwender, das ist nur das, was mir berichtet wurde. Bzgl. Auslöten: Es hilft, das alte Poti vor dem Auslöten zu zerstören. Die Potis lassen sich leicht ablösen, einzelne Pins abzwacken. Ausbohren von Pins ist bei einer Multilayer-Platine eine sehr schlechte Idee, denn die Anbindung über die Mittellagen kann man nicht wieder herstellen. Wenn es geklappt hat - okay, Glück gehabt. Und dann gibt es mittlerweile auch günstige brauchbare Auslötpistolen. Eine Empfehlung in diesem Billigsegment kann ich aber nicht aussprechen. Was auch hilft ist Zufuhr von Fluxmittel. Wäre schön, wenn es eine Kompensationsplatine geben würde, die mit einem Controller die 4 Potiwerte digitalisiert und Nullpunkt- und Gain-kompensiert wieder ausgibt. Das könnte auch der Hauptprozessor leisten, das ist aber anscheinend nicht vorgesehen.
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Wenn die Potis so anfällig sind, ist das kein Garantiefall?
Crazy Harry schrieb: > Wenn die Potis so anfällig sind, ist das kein Garantiefall? Das ist eine sehr gute Frage, aber natürlich behaupten die Hersteller, ein nur noch ungenau funktionierender Joystick sei eine Abnutzung von Verschleißteilen und kein Sachmangel. In Ländern, deren Gesetzgebung es Verbrauchern ermöglicht, in einer Angelegenheit gemeinsam gegen Konzerne zu klagen, gab und gibt es natürlich auch schon Gerichtsverfahren zu dem Thema, z.B.: https://www.windowscentral.com/class-action-lawsuit-against-drifting-joysticks-xbox-controllers-continues-amended-complaint Ein ähnlicher Prozess gegen Nintendo ging nach 3 Jahren so aus: https://arstechnica.com/gaming/2023/02/judge-tosses-joy-con-drift-class-action-because-of-switchs-pop-up-eula/ ... aber es sind noch mehr Prozesse anhängig: https://www.ign.com/articles/all-the-lawsuits-nintendo-is-facing-over-joy-con-drift In Deutschland gibt es meiner Kenntnis nach keine Möglichkeit zu solchen Sammelklagen - und um den Preis eines Controllers kann ein einzelner Verbraucher nur aus Liebhaberei einen Prozess führen.
Harald A. schrieb: > Bzgl. Auslöten: Es hilft, das alte Poti vor dem Auslöten zu zerstören. > Die Potis lassen sich leicht ablösen, einzelne Pins abzwacken. Das habe ich auch so gemacht - allerdings danach bemerkt, dass ausgerechnet von einem Pin in der Massefläche nur noch so wenig "überstand", dass sich der Pin kaum mit einer Zange o.ä. greifen liess. Man sollte also unbedingt darauf achten, bei der Zerteilung der alten Potis nicht zu "eng" abzuschneiden. > Ausbohren von Pins ist bei einer Multilayer-Platine eine sehr schlechte Idee, denn die Anbindung über die Mittellagen kann man nicht wieder herstellen. Ich musste nur Pins ausbohren, die in einer äußeren Massefläche steckten, jene Pins, die Signale potentiell auch über Mittellagen abführten, liessen sich recht sauber entlöten.
Lutz V. schrieb: > Ich erwarb konkret folgende Version > (in der Xbox-Version): > https://de.aliexpress.com/item/1005006215091910.html Da steht zwar was von "Hall Effekt", die Bilder aber zeigen einen 08/15-Joystick mit Widerständen. Ich würde diesem aliexpress-Händler nicht allzuviel Vertrauen schenken.
Harald K. schrieb: > Da steht zwar was von "Hall Effekt", die Bilder aber zeigen einen > 08/15-Joystick mit Widerständen. Woran erkennt man das?
Harald K. schrieb: > Lutz V. schrieb: >> Ich erwarb konkret folgende Version (in der Xbox-Version): >> https://de.aliexpress.com/item/1005006215091910.html > > Da steht zwar was von "Hall Effekt", die Bilder aber zeigen einen > 08/15-Joystick mit Widerständen. Wie kommt man zu solch einer unwahren Ferndiagnose? Anhängend ein Bild nach abklipsen eines der zwei Seitenteile - erkennbar darauf der kleine Magnet, der sich bei Bewegung des Joysticks in einer der Achsen dreht, und im Seitenteil ist der Hall-Effekt Sensorchip erkennbar, der traurigerweise einen analogen Poti-Schleifer emulieren muss. Da ist kein "Schleifer" auf einer Widerstandsbahn.
Lutz V. schrieb: > Wie kommt man zu solch einer unwahren Ferndiagnose? Weil ich so ein Ding aus irgendeiner Krempeltüte hier liegen habe, das war spottbillig und wurde nicht mit Hallsensor beworben. Äh - und ich danke Dir, denn ... auch das Ding hier nutzt Hallsensoren. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Echt nicht. Wie aber sieht dann die Beschaltung aus? Einfach als 1:1-Ersatz für ein analoges Poti wird man das kaum verwenden können, der Hallchip darin wird wohl eine bestimmte Versorgungsspannung und vor allem korrekte Polarität sehen wollen. Hat jemand mal ein Datenblatt dieser Dinger?
Lutz V. schrieb: > Anhängend ein Bild nach abklipsen eines der zwei Seitenteile - erkennbar > darauf der kleine Magnet, der sich bei Bewegung des Joysticks in einer > der Achsen dreht, und im Seitenteil ist der Hall-Effekt Sensorchip > erkennbar, der traurigerweise einen analogen Poti-Schleifer emulieren > muss. > > Da ist kein "Schleifer" auf einer Widerstandsbahn. Danke für die Aufklärung, jetzt bin ich doch etwas beruhigt. Ich habe vor einigen Tagen nämlich ebenfalls Hall-Effekt-Joysticks als Ersatz für den PS5-Controller eines Freundes bestellt, der nach einigen Monaten ebenfalls das Joystick-Drift-Problem hat. Auch bei Aliexpress bestellt, ungefähr zum gleichen Preis, sieht auf den ersten Blick quasi identisch aus - wenn das jetzt gar keine Hall-Effekt-Sensoren wären, dann würde ich mich jetzt doch etwas ärgern.
Joachim S. schrieb: > Danke für die Aufklärung, jetzt bin ich doch etwas beruhigt. Sorry für die von mir gestiftete Verwirrung. Damit wird wohl auch klar, warum mehrere quasi identisch aussehende Versionen dieser Joysticks für unterschiedliche Geräte verkauft werden - die Anschlussbelegung der Hall-"Potis" wird eine andere sein.
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