Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Spannungserhöhung durch Kaskadierung


von Katrin I. (Gast)


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Wer hat Erfahrung mit der Kaskadierung von OP-Schaltungen, um die 
Spannung zu erhöhen?

Ich hätte 2 OPVs, die jeweils nur maximal 36V vertragen, aber für die 
Anwendung einen ausreichenden Strom und GBWP mitbringen, die ich gerne 
kaskadieren möchte, sodaß sich die Spannungen und auch die 
Spannungsanstiegsgeschwindigkeiten addieren.

Momentan werden die mit 30V betrieben, die neue Schaltung soll 50 V 
können.

Wie könnte man das machen?

Ich hätte vermutet, man speist den negativen Versorgungspfad des oberen 
OPV mit dem Ausgang des ersten und bekommt damit eine Spannungsaddition. 
Die benötigten 60V und 30V stehen aus einer kaskadierten Schaltung zur 
Verfügung.

Wie macht man das mit den Eingängen und den Rückkopplungen?

Für die feedback-Leitung hätte ich die Spannungsverstärkung von 3:1 auf 
6:1  hochgesetzt (oder müssten es 5:1 sein ?). Die Idee ist, dass der 
das auch alleine könnte, wenn er genug slew rate hätte und er es so 
schafft, weil der andere  OPV ihn schiebt.

Allerdings bin ich nicht sicher, ob das mit den Eingangsspannungen 
passt.  Muss ich die auch noch irgendwie verschieben, also z.B. die 
Ausgangsspannung von unten noch auf den negativen Eingang als Vergleich 
beaufschlagen?

Oder sollte man einfach den GND der oberen Schaltung an den Ausgang des 
ersten OPV hängen?

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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K. F. schrieb:
> Wie könnte man das machen?

Das geht nur, wenn jede OP-Stufe eine galvanisch getrennte 
Stromversorgung bekäme. Im Prinzip wäre das dann nichts anderes, wie die 
Kaskadierung von Labornetzteilen. Bypass-Dioden für jede Stufe nicht 
vergessen.

: Bearbeitet durch User
von Katrin I. (Gast)


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Und wie kaskadiere ich die Ausgangspannungen?

Die galvanisch getrennte Stromversorgung wäre schon machbar, nur wie 
bekommt man die Eingänge abgekoppelt? Die sehen ja letztlich die 
absolute Spannung.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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K. F. schrieb:
> für die
> Anwendung einen ausreichenden Strom und GBWP mitbringen, die ich gerne
> kaskadieren möchte, sodaß sich die Spannungen und auch die
> Spannungsanstiegsgeschwindigkeiten addieren.

> Wie könnte man das machen?

Da du die genauen Werte nicht nennst, ein Schuss ins Blaue:
Ein Power OpAmp wie den LM675 nehmen:

Total supply voltage (+5 V = 5, ±5 V = 10) (min) (V) 10
Total supply voltage (+5 V = 5, ±5 V = 10) (max) (V) 60
Iout (typ) (A) 4
GBW (typ) (MHz) 5.5
Slew rate (typ) (V/µs) 8

Andere Alternative: Leistungsendstufe nachschalten. Jim Williams hat 
sich darüber vor 38 Jahre ausgelassen 
https://www.analog.com/media/en/technical-documentation/application-notes/an18f.pdf

Ach ja, deine Schaltung funktioniert nicht. Wenn dein unterer OpAmp 0V 
ausgibt, dann sieht der obere OpAmp eine Versorgungsspannung (total 
supply voltage) von 60V - 0V = 60V. Laut deiner Aussage kann er aber nur 
36V -> magischer Rauch entweicht.

: Bearbeitet durch User
von GHz N. (ghz-nerd)


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Es bleibt noch die Möglichkeit, aus der aktuellen Endstufe eine 
differentielle zu machen... das erhöht den möglichen 
Ausgangspannungsbereich auf -36...+36V = 72Vpp. Vielleicht hilft das je 
nach Anwendung schon...
Mit diesem Ansatz wird der Dynamikumfang verdoppelt, der absolute 
Spannungsunterschied zwischen den Aushängen kann allerdings auch nie 
grösser als 36V sein.

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7662719 wurde vom Autor gelöscht.
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Oder mit einem anderen Ansatz, wie unter dem Link Figur 1:
https://www.edn.com/learning-to-like-high-voltage-op-amp-ics/

von Klaus R. (klara)


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von Peter D. (peda)


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K. F. schrieb:
> Wie macht man das mit den Eingängen und den Rückkopplungen?

Das ist ganz einfach, die erste Stufe verstärkt die Eingangsspannung, 
die 2. Stufe die Ausgangsspannung der 1. Stufe * 2.

Bei NF-ICs wird auch oft die Brückenschaltung verwendet. Dabei ist 
erhöhte Belastung der Endtransistoren zu beachten (SOAR-Diagramm).

von Lothar (Firma: HZB) (analog_art)


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Hallo,
oder Du machts es mit ein paar Transistoren in Basisschaltung hinter 
einenn normalen OPV. Diese dienen dann als "Spannungsübersetzer".
Das habe ich mal simuliert, aber so nie aufgebaut. War vorgesehen für 
+-200V Ausgangsspannung und sollte stromebegrenzend bei einigen wenigen 
Milliampere sein.

Kannst es ja als Grundidee nehmen und modifizieren.

(Praktisch aufgebaut hatte ich sowas ähnliches mal als NF-Verstärker mit 
damals noch einen µA 709 und dann an +- 28 Volt Speisespannung... würde 
ich heute natürlich nie mehr mit einen 709 machen. Egal, man war jung 
und d... - aber das wichtigste war man hat etwas getan und gelernt. Aber 
es hat schon funktioniert.)

von Eduart (Gast)


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K. F. schrieb:
> Und wie kaskadiere ich die Ausgangspannungen?

Gar nicht. Eine Serienschaltung funktioniert bei simplen zweipoligen 
Bauteilen, mit Einschränkungen bei dreipoligen, wenn man genau weiß wie 
das geht in einem genau definierten ²Rahmen².

Du gehst mit der Kaskade von einem Wasserfallmodell unter statischen 
Rahmenbedingungen [Landmasse] aus, wo jedes Potential über eine gewisse 
Zeit genau definiert ist und meinst, den ²Rahmen² mitkaskadieren zu 
können...

Regenwolken aber lassen sich ohne Blitzentladungsdefekte nicht beliebig 
²kaskadieren² weil das relative Potential nicht definiert ist.

Papa, ich glaub ich hab ein Problem, aber ich weiß nicht, welches...

von Eduart (Gast)


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Lothar schrieb:
> War vorgesehen für
> +-200V Ausgangsspannung und sollte stromebegrenzend bei einigen wenigen
> Milliampere sein.

Japp, kann man tun bei dieser Anodenspannung gerade noch, z.B. mit drei 
²kaskadierten² Transistoren eine Röhre ersetzen, OPs sind aber etwas 
komplizierter - für experimenfreudige Sportler aber schon un- oder 
lösbar.

von Klaus R. (klara)


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Lothar schrieb:
> Das habe ich mal simuliert, aber so nie aufgebaut. War vorgesehen für
> +-200V Ausgangsspannung und sollte stromebegrenzend bei einigen wenigen
> Milliampere sein.

Ich finde die Idee sehr interessant.

Wiki hebt hervor:
-hohe Grenzfrequenz durch geringere Rückwirkung der Ausgangsspannung auf 
die Steuerelektrode (Basis liegt auf Masse!)
-verzerrungsarme Verstärkung für Eingangsspannungen bis zu etwa 10 % der 
Versorgungsspannung

mfg klaus

von Katrin I. (Gast)


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Klaus R. schrieb:
> hohe Grenzfrequenz durch geringere Rückwirkung der Ausgangsspannung auf
> die Steuerelektrode

Wie hoch wäre die?

von Lothar (Firma: HZB) (analog_art)


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Obere Grenzfrequenz?
Ich entsinne mich nicht mehr so genau, aber zehn Kilohertz waren sehr 
gut und leicht zu schaffen und schön stabil war die ganze Schaltung bis 
mindestens 100 kHz.
Es waren aber nur 100 Hz gefordert und dann hört man irgendwann auf, das 
weiter nach oben hin zu ergründen.

Gebt es einfach selber in LTSpice ein und verringert die Kapazitäten. 
Außerdem hängt es ja vom OPV und den letztendlich verwendeten 
Transistoren ab, die sich wiederum aus der benötigten Speisespannung und 
dem Ausgangstrom ergeben...

Was wird den überhaupt gebraucht: Uout, Iout, Fo ?

von Klaus R. (klara)


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K. schrieb:
> Klaus R. schrieb:
>> hohe Grenzfrequenz durch geringere Rückwirkung der Ausgangsspannung auf
>> die Steuerelektrode
>
> Wie hoch wäre die?

Würde ich mal mit LTspice testen. In der HF-Technik wird die 
Basisschaltung oft eingesetzt.
mfg Klaus

von Katrin I. (Gast)


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Dann muss ich mich damit auseinander setzen, wenn Zeit ist. Danke

Klaus R. schrieb:
> Aus dieser Linie wurde der ADHV4702-1 weiterentwickelt.
Ganz so hoch braucht es die Spannung nicht. Aber der hat auch nicht ganz 
die Bandbreite. 1MHz sollten es schon sein bei der Verstärkung
Also 300 V/us Ansteigerate.

von Lothar (Firma: HZB) (analog_art)


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Also ich versuche mal zusammen zu fassen, was wir an Forderungen haben:
- Ausgangsspannung soll 0? ... 50 V sein- nur positiv? Ist das richtig?
- Der Ausgangsstrom ist immer noch unbekannt, da bisher immer noch nicht 
genannt.
(Nenn doch wenigstens mal was als Last dran hängt. Ohmsch, kapazitiv, 
induktiver Anteil)
- Verstärkung 5
- dabei mind. 1 MHz Grenzfrequenz
- Die erforderliche Steilheit wäre dann

Slewrate    SR = 2Pi f UP

Tipp:  f in MHz ergibt V/µs
UP (U-Peak) ist die Hälfte der USS U-Spitze-Spitze)- Spannung

= 6,28  1 MHz  25V  =  157 V/µs

bei mir. Es sei denn, man ist so ein "genialer, oberschlauer" 
Rechenkünstler wie ein alter Chef von mir und sagt bei der Grenzfrequenz 
macht der Verstärker doch nur 70% Pegel, also brauchen wir dort auch nur 
noch 70% Slew Rate. Grrr.


Das wird eng und interessant und wohl nur mit Transistoren hinter einen 
OPV zu erreichen. Und gute schnelle Transistoren gibt es auch immer 
weniger.. naja es sollen ja auch keine 50 MHz werden und nicht 200 Vpp, 
da wird sich dann doch schon was finden lassen.

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