Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Pogo Pins Standard?


von Dietmar B. (theq)


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Hallo,

gibt es eigentlich für Pogo Pins/Federstifte einen "Standard"?
Oft findet man diese o.ä. Bezeichnungen P100-E2, P75-B1, ...
Daraus kann ich aber keine Rückschlüsse auf die 
Art/Größe/Durchmesser/etc. ableiten.

von Uwe B. (uwe_beis)


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Vielleicht hilft das. Inwiefern man da von einem Standard sprechen kann, 
weiß ich nicht. Ich habe viele P75-LM3 verwendet.

von Rainer W. (rawi)


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Dietmar B. schrieb:
> Oft findet man diese o.ä. Bezeichnungen P100-E2, P75-B1, ...
> Daraus kann ich aber keine Rückschlüsse auf die
> Art/Größe/Durchmesser/etc. ableiten.

Das liegt aber an dir. Die in der Bezeichnung enthaltene Zahl wie 
(P)100, (P)75 o.ä. gibt hier das minimale Rastermaß, also den 
Minimalabstand in Einheiten von mil an. Weitere Angaben stehen dann im 
Katalog/Datenblatt des Herstellers.

: Bearbeitet durch User
von Uwe B. (uwe_beis)


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Rainer W. schrieb:
> Das liegt aber an dir.
Eher nicht. Schau dir mal das PDF an und sage mir, welche Bezeichnung 
reproduzierbar zu welchen Daten passt. Antwort: Keine zu keinen.
Außer dass LM gezahnte Spitzen, B1 Nadelspitzen und Q "Krönchen" sind.

von Rainer W. (rawi)


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Uwe B. schrieb:
> Schau dir mal das PDF an und sage mir, welche Bezeichnung
> reproduzierbar zu welchen Daten passt.

Hinter jeder Typenbezeichnung stehen genau die Daten. Was ist denn jetzt 
dein Problem?
Du kann den Hersteller nicht zu einem bestimmten Aufbau seiner 
Typenbezeichnungen zwingen. Sei froh, dass es nicht wild vergebene 
7-stellige Nummern sind ;-)

Wenn du Rastermaß, Spitzenform, Spitzendurchmesser, Federweg, 
Federkraft, Stiftlänge, Strombelastbarkeit, Montageform, Anschlussform 
und was auch immer noch in die Bezeichnung packen willst, wird das auch 
ein übles Bezeichnungsmonster.

: Bearbeitet durch User
von Uwe B. (uwe_beis)


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Lese die Frage, die gestellt wurde (gründlich), und vergleiche deine 
Antwort. Stelle dann fest, dass die Frage nicht beantwortet wurde.

Falls du es nicht verstehst:

Dietmar B. schrieb:
> Bezeichnungen P100-E2, P75-B1, ...
> Daraus kann ich aber keine Rückschlüsse auf die
> Art/Größe/Durchmesser/etc. ableiten

Wie also kannst du aus den Bezeichnungen Rückschlüsse auf die 
Art/Größe/Durchmesser/etc. ableiten? Außer auf die Spitzenform?

Ich kann es nicht. Ich brauche das Datenblatt.

von Marc X. (marc_x)


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So einen richtigen Standard gibt es nicht, die Websites der großen 
Hersteller (Ingun, Feinmetall, Everett Charles, QA Technology etc..) 
haben aber Ersatztyp-Suchen in der man fremde Artikelnummern eingeben 
kann und dann den entsprechenden Vergleichstyp bekommt.

Funktioniert aber nur bei den großen Herstellern, bei den chinesischen 
„Pogo Pins“ hat gefühlt jeder Händler seine eigenen Bezeichnungen. 
Manchmal hat man aber Glück und bekommt auf Nachfrage Zeichnungen der 
Federkontaktstifte.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Manchmal hat man aber Glück und bekommt auf Nachfrage Zeichnungen der
> Federkontaktstifte.

Manchmal? Ein Hersteller von dem ich kein Datenblatt bekomme der
ist einfach draussen. In der FIrma sowieso und Privat genauso.
Ich wuerde heute sogar bei mechanischen Bauteilen ein Model erwarten.

Vanye

von Manfred P. (pruckelfred)


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Vanye R. schrieb:
>> Manchmal hat man aber Glück und bekommt auf Nachfrage Zeichnungen der
>> Federkontaktstifte.
> Manchmal? Ein Hersteller von dem ich kein Datenblatt bekomme der
> ist einfach draussen. In der FIrma sowieso und Privat genauso.

Du hast noch nie über Aliexpress eingekauft? Da ist es doch üblich, zu 
keiner Platine anständige Daten zu bekommen, aber dafür ist es eben 
billig.

Ich denke, man kann da zwischen Privatpruckelei und professionellem 
Einsatz trennen.

Was "gefederte Kontakstifte" angeht, wie die Dinger auf Deutsch heißen, 
ist das eine Sache für Leute mit Erfahrung. Der Bastler flickt irgendwie 
ein paar Stifte zusammen und benutzt die ein paar Mal pro Jahr und lebt 
mit einer bedingten Zuverlässigkleit. In der Firma haben wir aufwendige 
Mechaniken gebaut, durch die in der Fertigung pro Tag dreistellige 
Stückzahlen an Leiterplatten laufen müssen. Da ist der Preis 
zweitrangig, jeder Aussetzer oder gebrochene Stift kostet mehr als die 
Differenz zwischen NoName und Ingun.

von Rainer W. (rawi)


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Manfred P. schrieb:
> Du hast noch nie über Aliexpress eingekauft? Da ist es doch üblich, zu
> keiner Platine anständige Daten zu bekommen, aber dafür ist es eben
> billig.

Auch da guckt man normalerweise VORHER, ob die Daten (Schaltplan und 
dergl.) im Internet verfügbar sind. Zum Glück ist das Produktspektrum 
ausreichend dünn, so dass gute Chancen bestehen - sonst ist das Teil 
eben raus.
Oder es es so billig/interessant, dass man es bestellt und auf 
Reverse-Engineering setzt.

von Marc X. (marc_x)


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Manfred P. schrieb:
> In der Firma haben wir aufwendige
> Mechaniken gebaut, durch die in der Fertigung pro Tag dreistellige
> Stückzahlen an Leiterplatten laufen müssen. Da ist der Preis
> zweitrangig, jeder Aussetzer oder gebrochene Stift kostet mehr als die
> Differenz zwischen NoName und Ingun.

Prüfadapterbau ist schon ein Spezialgebiet für sich, wir konstruieren 
ebenfalls welche mit Spielereien wie Seitenanfahrmechanik, Doppelhub, 
Pneumatischen Kontaktstiften, eigentlich alles außer Starrnadel- und 
Vakuumadaptern.

Bezüglich den Nadeln haben unsere Kunden aber die verschiedensten 
Ansichten, manche fordern beispielsweise die Nutzung von Nadeln eines 
bestimmten Anbieters (meist Ingun, was wir sonst auch standardmäßig 
einsetzen) und auch was die Wartung angeht haben unsere Kunden intern 
verschiedene Richtlinien, manche Kunden prüfen in der Wartungsschicht 
die Nadeln optisch und tauschen nur defekte (verformte Spitzen) aus, 
andere tauschen pauschal nach zum Beispiel 10 000 Kontaktierungen alle 
Nadeln aus, andere machen es abhängig vom First Pass Yield.

Zurück zu den chinesischen „Pogo Pins“, es gibt von den meisten schon 
irgendwelche Zeichnungen, aber vieles ist einfach nicht spezifiziert, 
häufig gibt es keine Angaben über Lebensdauer, Taumelspiel, Federkraft, 
Kontaktwiderstand, Arbeitshub, etc…

Bedeutet aber natürlich nicht, das man diese Stifte unbedingt meiden 
muss, für private-Basteleien würde ich aufgrund der einfachen 
Beschaffung und der geringen Preise auch die China-Stifte nehmen.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Rainer W. schrieb:
> Manfred P. schrieb:
>> Du hast noch nie über Aliexpress eingekauft? Da ist es doch üblich, zu
>> keiner Platine anständige Daten zu bekommen, aber dafür ist es eben
>> billig.
> Auch da guckt man normalerweise VORHER, ob die Daten (Schaltplan und
> dergl.) im Internet verfügbar sind.

Einige Threads auf µC-net zeigen das Gegenteil, erstmal kaufen und dann 
hier um Hilfe jaulen.

> Oder es es so billig/interessant, dass man es bestellt und auf
> Reverse-Engineering setzt.

Genau das, für viele genügt das Datenblatt des ICs samt dessen 
Standard-Applikation.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Marc X. schrieb:
> Manfred P. schrieb:
>> In der Firma haben wir aufwendige
>> Mechaniken gebaut, durch die in der Fertigung pro Tag dreistellige
>> Stückzahlen an Leiterplatten laufen müssen.
>
> Prüfadapterbau ist schon ein Spezialgebiet für sich, wir konstruieren
> ebenfalls welche mit Spielereien wie Seitenanfahrmechanik, Doppelhub,
> Pneumatischen Kontaktstiften, eigentlich alles außer Starrnadel- und
> Vakuumadaptern.

Wichtig ist, sauber parallel zu fahren, keine Querbelastung der Stifte.

> Bezüglich den Nadeln haben unsere Kunden aber die verschiedensten
> Ansichten, manche fordern beispielsweise die Nutzung von Nadeln eines
> bestimmten Anbieters (meist Ingun, was wir sonst auch standardmäßig
> einsetzen)

Ingun war nicht billig, aber zuverlässig und robuster als andere, wenn 
doch mal ungewollte Radiallasten auftreten. Die Auswahl der Kopfformen 
wie Spitze, Dreizack, Waffel oder Hohlkehle hat auch nicht jeder.

> und auch was die Wartung angeht haben unsere Kunden intern
> verschiedene Richtlinien, manche Kunden prüfen in der Wartungsschicht
> die Nadeln optisch und tauschen nur defekte (verformte Spitzen) aus,
> andere tauschen pauschal nach zum Beispiel 10 000 Kontaktierungen alle
> Nadeln aus, andere machen es abhängig vom First Pass Yield.

Da kenne ich keine festen Intervalle, aber alle raus, wenn Zweifel 
auftreten - meinst Du wohl mit "First Pass Yield".

Wir hatten da einen Kollegen in der Abteilung, der von Elektronik wenig 
und von Grundlagen keinerlei Ahnung hatte, aber das perfekte Gefühl für 
die Wahl der Kontaktstifte.

> Zurück zu den chinesischen „Pogo Pins“, es gibt von den meisten schon
> irgendwelche Zeichnungen, aber vieles ist einfach nicht spezifiziert,
> häufig gibt es keine Angaben über Lebensdauer, Taumelspiel, Federkraft,
> Kontaktwiderstand, Arbeitshub, etc…

Diese mangelnden Spezifikationen schließen die Teile aus.

> Bedeutet aber natürlich nicht, das man diese Stifte unbedingt meiden
> muss, für private-Basteleien würde ich aufgrund der einfachen
> Beschaffung und der geringen Preise auch die China-Stifte nehmen.

Genau da klemmt es, in der einfachen Beschaffung.

Im Anhang zwei private Ferkeleien.

von Soul E. (soul_eye)


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Marc X. schrieb:
> andere tauschen pauschal nach zum Beispiel 10 000 Kontaktierungen alle
> Nadeln aus, (...)

Das sind oft die Nadeln, die Du dann auf ebay oder Aliexpress kaufen 
kannst. In China gibt es ganze Branchen, die Bauteile "aufarbeiten", in 
diesem Fall also neu in Tüten einschweißen.

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