Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Gitarren-Pickup mit Epoxid vergießen


von Daniel C. (dan1el)


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Hallo,
ich habe ein Gitarren-Pickup, bei dem die Cu-Lack-Draht-Wicklung nicht 
vergossen ist. Dadurch ist das PU mikrofonisch.

Kann man es mit Epoxid vergießen? Wenn ja, muss man dafür einen 
Unterdruck anlegen, damit störende Luft aus der Wicklung entweicht?

Könnte man es alternativ auch mit dieser wachsartigen Substanz 
vergießen, wie man sie manchmal in Elektrogeräten oder anderen 
Gitarren-PUs findet und wenn ja, wie heißt diese Substanz?
(wobei ich hier nicht ganz sicher bin, ob das Mikrofonieprobleme 
wirklich nachhaltig beseitigt)

von Martin H. (horo)


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Daniel C. schrieb:
> Luft aus der Wicklung ..
> .. wachsartigen Substanz

Bienenwachs und Vakuum

: Bearbeitet durch User
von Christian S. (uhrenfreak)


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Ich habe mal gehört, dass man das Material aus Teelichtern nehmen kann 
(Stearin).

Aber aufpassen mit der Temperatur des Wachses! Die Spulenkörper sind 
häufig aus Kunststoffen gefertigt, die nicht temperaturbeständig sind 
(z. B. ABS). Die schmelzen oder schrumpfen, wenn das Wachs zu heiß ist.
Deshalb am besten den Schmelzpunkt (60-64°C) nur wenig überschreiten und 
zur Sicherheit mit einem Thermometer kontrollieren.

Epoxid stelle ich mir etwas dauerhafter und auch robuster vor. Einfach 
anzuwenden ist es aber nicht, es gibt Harze mit unterschiedlichsten 
Viskositäten, die teilweise auch Hitze während des Aushärtens 
entwickeln.
Hier hat man nur einen Versuch, mit heißem Wachs kann man immer noch mal 
nachtränken.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Epoxid stelle ich mir etwas dauerhafter und auch robuster vor.

Epoxy ist eigentlich unbrauchbar weil sich das beim aushaerten
zusammenzieht. Da besteht dann die Gefahr das es etwas beschaedigt.
Allerdings braucht es hier nur eine relativ duenne Schicht so das
es gehen koennte. Aber es ist leider sehr zaehfluessig wird also
nicht weit eindringen wenn man nicht zu ernsten Massnahmen wie
Vacuum greift.

Wie der Zufall es will hab ich am Wochenende aber selber erst eine Spule 
vergossen mit meiner neuen Geheimwaffe:

Kafuter K-300
https://de.aliexpress.com/item/1005003378003919.html

Das Zeug ist eigentlich ein Klebstoff fuer Glas. Es wird beim aushaerten 
etwa wie hartes Gummi. Im fluessigen Zustand ist es sehr nahe bei 
Wasser, ist also wunderbar in meine Spule eingezogen. Allerdings braucht 
man so eine UV-Taschenlampe damit es aushaertet. Das ist aber eher ein 
Vorteil weil man ja auch etwas warten kann bevor man die Lampe 
einschaltet um sicher zu gehen das weit einzieht. Das ist bei mir in 
alle Ritze gekrochen. Ich haenge mal ein Bild an.
Bei mir muss es Vibration von einem laufenden 1200er Boxermotor daempfen 
und hat das geschafft. Da sollte ein einfache Gitarre ja wohl kein 
Problem sein. :-D

Vanye

von Mark S. (voltwide)


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Vanye R. schrieb:
> Da sollte ein einfache Gitarre ja wohl kein
> Problem sein. :-D

Nun ja, sicher wird ein Gitarren-PU vergleichsweise wenig gestreßt im 
Vergleich zu Deinem Einbau (Moped?). Allerdings wird das Signal u.U. 
gigantisch verstärkt, insbesondere bei stark verzerrten Gitarren. Und da 
macht sich schon die kleinste Mikrofonie störend bemerkbar in 
Rückkopplungspfeifen.
Ist also auch nicht so ganz ohne.

von Wolf17 (wolf17)


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Daniel C. schrieb:
> ich habe ein Gitarren-Pickup, bei dem die Cu-Lack-Draht-Wicklung nicht
> vergossen ist. Dadurch ist das PU mikrofonisch.

Das Pickup sitzt doch unter den Saiten und nimmt deren Schwingung auf. 
Wenn jemand z.B. auf den Korpus klopft, hat das PU auf jeden Fall ein 
Ausgangssignal, weil die Saiten selber eine riesige "Mikrofonie" haben. 
Ist die Mikrofonie vom PU wirklich so groß, dass man dessen geringen 
Anteil überhaupt bemerken kann?

von Daniel C. (dan1el)


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Vanye R. schrieb:
> Kafuter K-300
> https://de.aliexpress.com/item/1005003378003919.html

Danke Vanye für den Tipp. Interessantes "Zeug" :)
Das sollte man überhaup immer in der Bastelkiste haben.


Martin H. schrieb:
> Bienenwachs und Vakuum

Ob Bienenwachs oder Epoxy, wie kann man auf einfache Weise so ein Vakuum 
herstellen?


Christian S. schrieb:
> Epoxid stelle ich mir etwas dauerhafter und auch robuster vor. Einfach
> anzuwenden ist es aber nicht, es gibt Harze mit unterschiedlichsten
> Viskositäten, die teilweise auch Hitze während des Aushärtens
> entwickeln.

Das Epoxydharz, das ich hier habe, ist anscheinend sehr niedrigviskos. 
Wenn man damit Holz bestreicht, dringt es fast vollständig ein und nach 
dem Aushärten sieht man auf dem Holz kaum mehr, dass dort Epoxy 
aufgetragen wurde.

Weil es langsamhärtend und das zu vergießende Volumen klein ist, mache 
ich mir um die Wärmeentwicklung keine sorgen. Aber grundsätzlich guter 
Punkt.


Mark S. schrieb:
> Und da
> macht sich schon die kleinste Mikrofonie störend bemerkbar in
> Rückkopplungspfeifen.

Besonders störend ist, dass Klopfgeräusche auf den Korpus und 
Spielgeräusche mikrofonisch übertragen werden. Bei verzerrtem Spiel 
macht sich das noch mal deutlich verstärkt bemerkbar.


Wolf17 schrieb:
> Wenn jemand z.B. auf den Korpus klopft, hat das PU auf jeden Fall ein
> Ausgangssignal, weil die Saiten selber eine riesige "Mikrofonie" haben.
> Ist die Mikrofonie vom PU wirklich so groß, dass man dessen geringen
> Anteil überhaupt bemerken kann?

Du hast Recht, auch durch ein gut vergossenes PU werden 
Körperschallgeräusche der Gitarre übertragen, aber deutlich leiser und 
dumpfer als bei einem unvergossenen PU.

von Wolf17 (wolf17)


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Daniel C. schrieb:
> auch durch ein gut vergossenes PU werden
> Körperschallgeräusche der Gitarre übertragen, aber deutlich leiser und
> dumpfer als bei einem unvergossenen PU.

Ich hätte nicht gedacht, dass der PU Anteil an der Mikrofonie so groß 
ist. Komisch, dass es dann überhaupt unvergossene PUs gibt.
Schon mal auf den Korpus geklopft, dann die Seiten entfernt oder 
zumindest überall mit Schaumstoff unterstopft und nochmal auf den Korpus 
geklopft um zu vergleichen?

Bei Einsatz von 2K Epoxy empfehle ich, wenn kein Vakuum zur Verfügung 
steht, so heiß wie vertretbar auszuhärten, damit das Epoxy möglichst 
dünnflüssig wird und besser kriecht.

Könnte es sein, dass die Ursache ein loser PU Kern und nicht einige lose 
Wicklungswindungen sind? Dann könnte was dünnflüssiges wie nur langsam 
aushärtende Leinölfirnis das Problem besser lösen, weil die gut in 
Spalten kriecht, besonders wenn man das PU anwärmt.

: Bearbeitet durch User
von Martin H. (horo)


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Daniel C. schrieb:
> wie kann man auf einfache Weise so ein Vakuum
> herstellen?

Eine Wasserstrahlpumpe liefert bis runter zu 10..50 hPa Enddruck, das 
sollte reichen (der normale Umgebungsluftdruck liegt bei ~1000 hPa).

von Andi (chefdesigner)


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Daniel C. schrieb:
> ich habe ein Gitarren-Pickup, bei dem die Cu-Lack-Draht-Wicklung nicht
> vergossen ist. Dadurch ist das PU mikrofonisch.

Statt da herumzubasteln soltest du dir lieber was Richtiges besorgen.
Das sage ich als Gitarrist.

von Alf (Gast)


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Daniel C. schrieb:
> auf einfache Weise so ein Vakuum herstellen?

jede Pumpe im Rückwärtsgang zieht Luft ab, Hausmittel

Saugnapf, Spritzenkolben, Abflußpümpel,

mit E-Motor Vacuum cleaner Staubsauger usw...

oder Du Verbrauchst den Sauerstoff mit einem Teelicht oder Kerze...

Mußt ein Bereich abdichten - wie groß ist denn die Werkelstelle?

hier eine zum löten im Selbstbau, als Unterdruckquelle tuts auch ein 
leiser Staubsauger...

https://www.reichelt.de/magazin/projekte/manuelles-pick-and-place-mit-vakuumpumpe/

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Alf schrieb:
> als Unterdruckquelle tuts auch ein leiser Staubsauger...
Nette Idee, aber unbrauchbar. Ein wirklich starker Industriesauger 
schafft grade mal ein viertel bar Unterdruck gegen Atmosphärendruck.

> oder Du Verbrauchst den Sauerstoff mit einem Teelicht oder Kerze...
Der Sauerstoffgehalt in der Luft ist grade mal 20%. Wenn du die 20% 
entziehst und in CO bzw. CO2 umwnadelst, dann ist das immer noch weit 
weg von Vakuum. Probiers mal aus.

> Mußt ein Bereich abdichten - wie groß ist denn die Werkelstelle?
Man sieht, dass du 0 Ahnung von der Sache hast: natürlich muss der 
Tonabnhemer ausgebaut werden.


Mit sowas bekommt man die Luft aus einem Behälter ziemlich gt entzogen:
- 
https://www.haskyy.com/werkzeuge/bremseninstan-dsetzung/377/haskyy-bremsenentlueftungsgeraet-vakuumpumpe-bremsenentluefter-set-fuer-auto-motorrad-hand-vakuumtester

Aber aufpassen: der Behälter, in dem der Tonabnehmer "vakuumisiert" 
wird, sollte schon auch den Unterdruck aushalten:
- https://de.wikipedia.org/wiki/Magdeburger_Halbkugeln
- https://www.youtube.com/watch?v=hgdMA7kUR8M

Andi schrieb:
> Statt da herumzubasteln soltest du dir lieber was Richtiges besorgen.
> Das sage ich als Gitarrist.
Ich glaube, das wäre der einfachere Ansatz.

Und vermutlich können Gitarristen sowieso heraushören, mit welchem 
Wachs/Harz der Tonabnehmer vergossen wurde. Wenn man da das Falsche 
erwischt hört, sich für sie die teuerste Klampfe einfach nur billig an.

Zum Glück spiele ich Bass... ;-)

: Bearbeitet durch Moderator
von Kire J. (kire_j)


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Alles zimlich sinloss geschrieben!
Vakuum, Harz, bla bla bla.

Bevor ich anfange zu erzählen reicht es diese video anzuschauen . Vor 
allem ab 32:29 !

https://www.youtube.com/watch?v=ydWu_IVTncM

Viel Spass bei basteln!

von Stefan W. (stefan_w234)


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Mal zum Einordnen: Früher war es tatsächlich nicht üblich, die 
Tonabnehmer zu vergießen, High Gain Verzerrung gab es schlicht und 
ergreifend nicht und das Mikrofonieproblem konnte vernachlässigt werden. 
Dementsprechend betrifft das Problem in erster Linie alte Instrumente.

Nun wissen wir nicht, um welchen Pickup und welches Instrument es geht. 
Wenn es tatsächlich um ein Vintage-Instrument geht bitte ich dich 
inständig, das vom Profi machen zu lassen wenn es sein muss. Ich hab vor 
ca. 25 Jahren für die Singlecoils meiner Strat 80 Mark bezahlt (also für 
das wachsen). Alternativ bekommt man Highgaintaugliche Pickups 
inzwischen auch recht bezahlbar, ich würde lieber diesen Weg gehen. Da 
wird nichts irreparabel zerstört.

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