Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Trafo auslöten.


von Peter N. (alv)


Lesenswert?

Hi

Ich möchte einen Ferrit-Trafo, 2* 7 Pins, doppeltes Raster, 
Pindurchmesser >1mm aus einer Platine, doppelseitig Epoxy, auslösen.

Dabei muß Trafo und Platine/Durchkontaktierungen heil bleiben.

Das Lötzinn läßt sich nicht vollständig absaugen, die Pins kleben immer 
noch am Rand der Durchkontaktierungen.

Wie könnte ich die Pins freibekommen?

von Michael B. (laberkopp)


Lesenswert?

Peter N. schrieb:
> Wie könnte ich die Pins freibekommen

Dicken Kupferdraht an einer Pinreihe quer legen und mit dickem Lötkolben 
erwärmen, Lötzinn zuführen so dass alle Pins mit ihm verlötet werden und 
dann so lange das Lötzinn flüssig ist Trafo an der Seite rausziehen, 
danach an der anderen dasselbe.

von Lu (oszi45)


Lesenswert?

Dicker Lötkolben mit breitem Kupferblech statt Lötspitze od. einzeln, 
mit Erfahrung und geeigneter Kanüle, wenn der Platz dafür reicht.

von Mani W. (e-doc)


Lesenswert?

Peter N. schrieb:
> Das Lötzinn läßt sich nicht vollständig absaugen, die Pins kleben immer
> noch am Rand der Durchkontaktierungen.

Früher (tm) haben wir die Pins nach dem Lötzinnabsaugen mit einer
Telefonzange oder ähnlichen Werkzeugen (auch Schraubendreher)
hin oder her bewegt, danach geht jedes Bauteil heraus...

Entlötlitze hilft, aber die Pins muss man einfach wegdrücken,
dann geht alles raus...

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


Lesenswert?

Du könntest Hohlnadeln versuchen 
https://de.aliexpress.com/item/1005006691818062.html

von Lu (oszi45)


Lesenswert?

Hannes J. schrieb:
> Hohlnadeln versuchen
Bis die aus .cn eintreffen, hat er schon eine geeignete dicke 
Spritzen-Kanüle gefunden oder einfach vorsichtig ausgeknackt, wie Mani 
schrieb.

von Thomas W. (goaty)


Lesenswert?

Heißluft geht evtl auch.

von Mark S. (voltwide)


Lesenswert?

Thomas W. schrieb:
> Heißluft geht evtl auch.

Besser nicht wenn die Platine erhalten bleiben soll.

von Stefan K. (stk)


Lesenswert?

Lu schrieb:
> Dicker Lötkolben mit breitem Kupferblech statt Lötspitze

Besser, falls passende JBC Lötstation vorhanden, Lötspitze C245776 oder 
C470063 und viel frisches Lot.

von Stefan M. (derwisch)


Lesenswert?

Mani W. schrieb:
> Früher (tm) haben wir die Pins nach dem Lötzinnabsaugen mit einer
> Telefonzange oder ähnlichen Werkzeugen (auch Schraubendreher)
> hin oder her bewegt, danach geht jedes Bauteil heraus...
>
> Entlötlitze hilft, aber die Pins muss man einfach wegdrücken,
> dann geht alles raus...

So habe ich auch bisher alles von der Platine runter bekommen.
Ist manchmal etwas nervenaufreibend, besonders weil ja meistens die 
Lötaugen und Durchkontaktierungen keinen Schaden nehmen sollen.
Aber sowas macht man ja dafür nicht jeden Tag.

von Peter S. (psblnkd)


Lesenswert?

Dazu gab's zu DDR-Zeiten ein hervorragendes Werkzeug:
100W-Speziallötkolben mit angedrehter Rundspitze passend zur Größe des 
Lötauges und innenliegender Kanüle, wo mittels eines Blasebalgs ein 
kurzer, kräftiger Luftstrom erzeugt und somit alles Lötzinn rund um das 
Anschlußpin des Bauteils weggeblasen wurde. Das funktioniert auch bei 
Durchkontaktierungen.
Bei voluminösen Anschlußpins, wie z.B. den besagten Trafoanschlüssen muß 
dann ein entsprechend passender Adapter verwendet werden.
Mit diesem "Auslötkolben" habe ich schon sehr viele, insbesondere 
vielbeinige ICs problemlos auslöten können, ohne daß das Bauteil oder 
die Leiterplatte Schaden genommen hätte.
Falls gewünscht kann ich ein Bild posten ...

Grüsse aus Berlin

PSblnkd

von Paul B. (paule201)


Lesenswert?

Peter S. schrieb:
> Falls gewünscht kann ich ein Bild posten ...

Ich wäre an einem Bild interessiert :).

von Torsten B. (butterbrotstern)


Lesenswert?

Ebenfalls hilfreich: Anwärmen mit Heizplatte oder Infrorot-Lampe von der 
Bauteilseite her (dabei ruhig Zeit lassen, bis alles durchgewärmt ist), 
dann muss man den Lötkolben weniger heiß einstellen, was die Platine 
schont.

von Dieter W. (dds5)


Lesenswert?

Torsten B. schrieb:
> Anwärmen mit Heizplatte oder Infrorot-Lampe von der Bauteilseite her...

Das kommt mir bei THT Bauteilen unpraktisch vor.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


Lesenswert?

Ich bin kein Profi, trotzdem mein Senf dazu: Vorarbeit mit der üblichen 
Hand-Entlötpumpe, die Beinchen kleben erfahrungsgemäß noch, wie von Dir 
erwähnt.

Dann Entlötlitze nehmen und zusätzlich Flussmittel auf die Lötösen 
träufeln. Geduld mit jedem Loch, aber nach kurzer Zeit ist der jeweilige 
Stift beweglich. Natürlich brate ich nicht zu lange herum, ggfls. nach 
etwas Abkühlen neuer Versuch. Danach Sauerei vom Flussmittel (bei mir 
Kolophonium in Isopropanol mit Q-Tip geträufelt) beseitigen. :(

Manche machen's bestimmt mit Lötlitze alleine. Ich spare durch die 
Vorarbeit mit der Pumpe einen guten Teil der Litze.

von Peter S. (psblnkd)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

@Paul B. (paule201) vom 03.07.2024 09:26
Bitte sehr! -> Siehe Bild

Heutzutage könnte man anstelle des Blasebalgs auch einen 
(Flüster-)Kompressor verwenden, der dann über einen entsprechend langen 
Schlauch und ein Hand-/Fußventil mit dem Entlötkolben verbunden ist.

Grüsse aus Berlin
PSblnkd

: Bearbeitet durch User
von Uli S. (uli12us)


Lesenswert?

Hab ich das überlesen, oder hat wirklich noch niemand diese 
China-Entlötpistolen erwähnt. Die Dinger haben zum einen eine recht hohe 
Leistung
irgendwo um die 80W. Der Hauptvorteil ist aber, dass nicht ein kurzer 
Impuls kommt, sondern dass andauernd gesaugt wird. Wenn man dann die 
Düse um den Pin kreisen lässt, wird auch das Zinn das seitlich dranpappt 
rausgezogen.
Zum IC oder irgendwas mit vielen Pins in Reihe zu entlöten gibts nix 
besseres. Achja, vorher sollte man auf jeden Fall Flussmittel zugeben
und mit SnPb Lot den Lötpunkt vergrössern.

von Peter S. (psblnkd)


Lesenswert?

@Uli S. (uli12us) vom 04.07.2024 09:15
China-Entlötpistolen? - Mal ein Bild oder Link posten ...
Wenn die nur absaugen, halte ich das für die falsche Verfahrensweise, 
denn schon die geringste "Nebenluft" läßt den Effekt stark vermindern.
Da ist m.E. das Ausblasen die bessere Variante.
Der Entlötkolben hat mit 100W entsprechende Wärmekapazitäten, mit der 
auch etwas größere Lötstellen problemlos bearbeitet werden können. Die 
runde Lötspitze mit der Lochkanüle in der Mitte ist aufgeschaubt, d.h. 
diese kann gegen eine andere Bauform (z.B. eckig) ausgetauscht werden.
Sicherlich kann man sich heutzutage sowas selbst bauen ...

Grüsse aus Berlin
PSblnkd

von Peter N. (alv)


Lesenswert?

Uli S. schrieb:
> Hab ich das überlesen, oder hat wirklich noch niemand diese
> China-Entlötpistolen erwähnt. Die Dinger haben zum einen eine recht hohe
> Leistung
> irgendwo um die 80W. Der Hauptvorteil ist aber, dass nicht ein kurzer
> Impuls kommt, sondern dass andauernd gesaugt wird. Wenn man dann die
> Düse um den Pin kreisen lässt, wird auch das Zinn das seitlich dranpappt
> rausgezogen.

Ich habe einen beheizten Lötsauger, inzwischen >30 Jahre alt.
Problem bei diesem Trafo ist, daß die Pins so kurz und dick sind, daß 
sie sich durch die Hohlspitze nicht bewegen lassen.

Uli S. schrieb:
> Achja, vorher sollte man auf jeden Fall Flussmittel zugeben
> und mit SnPb Lot den Lötpunkt vergrössern.

Die Flußmitteldämpfe von frischem Lötzinn setzen sofort die Spitze zu. 
Dann muß ich sie erst wieder aufstochern.

von Vorname N. (mcu32)


Lesenswert?

Erstmal das vorhandene Lot mit "low solder" oder bleihaltigem legieren. 
Dadurch wird es fließfähiger und lässt sich leichter entfernen.

Dann entweder mit ner Lötpumpe oder Litze möglichst restlos entfernen.

Hat bei mir bisher immer geklappt.

von Alexander (alecxs)


Lesenswert?

Michael B. schrieb:
> Trafo an der Seite rausziehen, danach an der anderen dasselbe.

oder beide Seiten brücken und in einem Rutsch auslöten

von S. Z. (moennky)


Lesenswert?

Hannes J. schrieb:
> Du könntest Hohlnadeln versuchen

Es gibt Kanülen, die den gleicnen Zweck erfüllen. In Apotheke besorgen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.