Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik einfacher Verpolschutz für Platine


von Chris (chris77a)


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Hallo,

ich versuche einen einfachen Verpolschutz für meine Platine zu bauen. 
Einfach deshalb weil er "nur" absichern soll dass +/- vertauscht wurde 
wenn man die beiden Drähte eines 12V Gleichstrom-Netzteils (max 100W) 
anschließt.
Der Schaltplan ist nachgebaut wie Lothar Miller auf seiner Homepage es 
beschrieben hat.

Link http://www.lothar-miller.de/s9y/archives/45-Verpolschutz.html

Passt die Schaltung so?
Damit ich das besser verstehe; Warum nehme ich genau diesen Widerstand 
und diese Z-Diode? Also was sind die Kriterien dazu?

von Michael (Gast)


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Die Z-Diode begrenzt die max. Ugs.
Der 100K ist klein genug in endlicher Zeit den Fet aufzusteuern und groß 
genug das ein vernachlässigbarer Strom fliesst.
Für beide funktionieren auch abweichende Werte.

von Rainer W. (rawi)


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Chris schrieb:
> Warum nehme ich genau diesen Widerstand und diese Z-Diode?

Du brauchst nicht genau diese zu nehmen. Entscheidend ist nur, dass es 
funktioniert und keines der Bauelemente überfordert ist.
s. P-Type MOSFET Circuit
https://resources.pcb.cadence.com/blog/simple-solutions-for-reverse-polarity-protection

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Chris schrieb:
> Warum nehme ich genau diesen Widerstand und diese Z-Diode?
Bei 12V brauchst du gar keine Z-Diode. Denn die sorgt nur dafür, dass 
die Ugsmax nicht überschritten wird. Bei Mosfets ab 50V Udsmax aufwärts 
ist die Ugsmax im Bereich von ×-20V wie auch bei deinem IRF9530.

von Roland M. (Firma: dieFirma) (rolandmo)


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Kann es sein dass hier im Netz zahlreiche falsche Abbildungen vorliegen?
Vgl.
https://www.lothar-miller.de/s9y/archives/45-Verpolschutz.html#content
https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/d/d9/Verpolungsschutz_Mosfet.png
(Drain Richtung Eingang, Source Richtung Last)

Hier verstehe ich auch eines nicht
https://www.reddit.com/r/ElectricalEngineering/comments/107axtv/can_anyone_tell_me_what_the_purpose_of_the_zener/
Meiner Ansicht nach wird die rote Indicator LED gar nie leuchten...

Was ist eigentlich, wenn bei falscher Polung GND nun +24V führt. Hat das 
nicht Auswirkung auf angeschlossene externe Geräte, z.B. wenn die 
Schaltung über USB mit einem Desktop Rechner verbunden ist. Dann fließt 
die +24V dort über das USB Kabel hochstromig ab? Oder ist damit 
lediglich das Potential meiner Schaltung auf Masse gezogen ?!

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Roland M. schrieb:
> Kann es sein dass hier im Netz zahlreiche falsche Abbildungen vorliegen?
> https://www.lothar-miller.de/s9y/archives/45-Verpolschutz.html
> (Drain Richtung Eingang, Source Richtung Last)
Nein, lies die Beschreibung: erst leitet bei richtiger Polung die 
Bodydiode, dann übernimmt der parallel geschaltete Mosfet. Die Bodydiode 
des Q3 im dritten Bild ersetzt also zu Beginn einfach die D1 im ersten 
Bild.

Als Denkanstoß: so eine Diode hat einen Pfeil, der angibt, in welche 
Richtung sie den (technischen Strom von plus nach minus) durchlässt.
Und: dem Mosfet ist es völlig egal, "wie herum" der Strom durch ihn 
hindurchfließt, solange die Ugs passt.

Ein Tipp: im Zweifelsfall einfach mal ein paar Nächte drüber nachdenken.

Roland M. schrieb:
> Was ist eigentlich, wenn bei falscher Polung GND nun +24V führt. Hat das
> nicht Auswirkung auf angeschlossene externe Geräte, z.B. wenn die
> Schaltung über USB mit einem Desktop Rechner verbunden ist.
So ein Verpolschutz funktioniert per Definition nur dann, wenn es keinen 
anderen möglichen Strompfad gibt. Ein Schaltplan mit den beteiligten 
Geräten und Strompfaden wirkt da Wunder.

: Bearbeitet durch Moderator
von Rainer W. (rawi)


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Roland M. schrieb:
> Kann es sein dass hier im Netz zahlreiche falsche Abbildungen vorliegen?
> ...

Nein, bei einem Verpolschutz willst du gerade NICHT, dass die Schaltung 
trotzdem über die Body-/Substratdiode des MOSFETs mit der falsch 
gepolten Spannung versorgt wird.

Roland M. schrieb:
> Dann fließt die +24V dort über das USB Kabel hochstromig ab?

Spannung ist eine PotentialDIFFERENZ zwischen zwei Punkten. Strom 
fließt, aber nicht Spannung. Damit Strom fließen kann, wird ein 
geschlossener Stromkreis benötigt. Es kommt also auf die Verdrahtung der 
Geräte an, was dann passiert.

Roland M. schrieb:
> Meiner Ansicht nach wird die rote Indicator LED gar nie leuchten...

Wie kommst du zu dieser Meinung, insbesondere wenn du berücksichtigst, 
was diese LED anzeigen soll?

: Bearbeitet durch User
von Alexander (alecxs)


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Ich frage mich immer wozu man sowas irgendwo braucht. Ist das ne 
Absicherung für's Alter?

Neulich hier im Forum gelesen, Abschleppdienst schließt Starthilfe 
verpolt an - wenn es soweit ist sollte man in Rente gehen.

von Rainer W. (rawi)


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Alexander schrieb:
> Ich frage mich immer wozu man sowas irgendwo braucht. Ist das ne
> Absicherung für's Alter?

Absicherung gegen Fachkräftemangel.
Frag mal die Autoindustrie. Die fordert IMHO für jede Einbaukomponente 
mit interner Elektronik einen Verpolschutz.

: Bearbeitet durch User
von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Alexander schrieb:
> Ich frage mich immer wozu man sowas irgendwo braucht.
Bist du noch so jung, dass du noch nie ein Netzteil oder eine Batterie 
verkehrt herum angeklemmt hast?

Ich habe hier mehrere zugekaufte 24V-Geräte unterschiedlicher Hersteller 
mit je 1 handelsüblichen 2-poligen 3,5mm Phoenix-Buchse zur 
Stromversorgung. Leider konnten sich offenbar die Entwickler nicht 
darauf einigen wohin sie was legen und so haben sie die schlechte 
Variante der 50%-Chance genommen: die Belegung für + und - ist jeweils 
anders.

Weil ich immer wieder mal schnell das eine oder andere Gerät anschließen 
muss, habe ich ein Netzteil, das auf 2 Phoenix-Stecker geht, die 
unterschiedlich gepolt sind.

Und was soll ich sagen: es ist gut, dass beide Entwickler unabhängig 
voneinander eine Diode gegen Verpolung eingebaut haben...

> Neulich hier im Forum gelesen, Abschleppdienst schließt Starthilfe
> verpolt an - wenn es soweit ist sollte man in Rente gehen.
Dann hätte ich schon mit 20 in Rente gehen können.
Und man glaubt es kaum: mein Kumpel hat es geschafft, seine Autobatterie 
verkehrt herum anzuschließen, weil er eine mit vertauschten Polen 
gekauft hat (war billiger).

> Ist das ne Absicherung für's Alter?
Wenn du älter wirst, dann hast du mehr gesehen und kannst die Risiken 
besser einschätzen.

Rainer W. schrieb:
> Roland M. schrieb:
>> Meiner Ansicht nach wird die rote Indicator LED gar nie leuchten...
> insbesondere wenn du berücksichtigst, was diese LED anzeigen soll?
Ich hätte da eine rot/grüne Duo-LED vorgesehen:
- rot  = verpolt
- grün = passt so!
1
 Vin ------o----->|----- Vin(verpolgeschützt)
2
           |
3
          RV
4
           |
5
         .-o-. Duo-LED
6
         |   |
7
         -   v  grün
8
    rot  ^   -
9
         |   |
10
         '-o-'
11
           |
12
GND -------o--------------

: Bearbeitet durch Moderator
von Alexander (alecxs)


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Lothar M. schrieb:
> Bist du noch so jung, dass du noch nie ein Netzteil oder eine Batterie
> verkehrt herum angeklemmt hast?

Klar, aber sowas macht man genau einmal. Das fatscht ordentlich und 
brennt sich ein.

von Rainer W. (rawi)


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Lothar M. schrieb:
> Ich hätte da eine rot/grüne Duo-LED vorgesehen:

Ist aber nicht. Vielleicht ist die Schaltung irgendwo tiefer eingebaut, 
so dass die LED sowieso nur bei Inbetriebnahme zugänglich ist und im 
normalen Betrieb völlig unbeobachtbar vor sich hin funzeln würde. In 
manchen Umgebungen will man auch keinen leuchtenden Christbaum, wenn 
alles in Ordnung ist.
Und dem Verständnis von Roland würde das wohl auch nicht helfen ;-)

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Rainer W. schrieb:
> Lothar M. schrieb:
>> Ich hätte da eine rot/grüne Duo-LED vorgesehen:
> Ist aber nicht.
Es ist aber eine grüne LED nach dem Schaltregler drin.

> Vielleicht ist die Schaltung irgendwo tiefer eingebaut, so dass die LED
> sowieso nur bei Inbetriebnahme zugänglich ist und im normalen Betrieb
> völlig unbeobachtbar vor sich hin funzeln würde
Wahrscheinlich ist die Schaltung nicht "tief eingebaut", denn die dort 
montierte Hohlbuchse deutet darauf hin, dass der einsteckende 
alltägliche User die rote LED durchaus gleich sieht. Für einen "tiefen 
Einbau" in einem Schaltschrank hätte ich industrielle Steckverbinder 
erwartet.

von Obelix X. (obelix)


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Roland M. schrieb:
> Was ist eigentlich, wenn bei falscher Polung GND nun +24V führt. Hat das
> nicht Auswirkung auf angeschlossene externe Geräte, z.B. wenn die
> Schaltung über USB mit einem Desktop Rechner verbunden ist. Dann fließt
> die +24V dort über das USB Kabel hochstromig ab? Oder ist damit
> lediglich das Potential meiner Schaltung auf Masse gezogen ?!

Du kannst bei Bedarf auch in beide Leitungen einen Verpolschutz (Diode, 
MOSFET) einbauen.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Obelix X. schrieb:
> Du kannst bei Bedarf auch in beide Leitungen einen Verpolschutz einbauen.
Die Masse hat dann natürlich nichts mehr mit dem Minuspol der Versorgung 
zu tun. Höchstens, wenn die beiden übers E-Werk wieder verbunden 
werden...  ;-)

Ob ein Verpolschutz funktionert, muss im Gesamtsystem mit allen 
beteiligten Komponenten untersucht werden. Ohne weitere Untersuchungen 
funktioniert ein Verpolschutz nur bei potentialfreien Geräten (oder 
Versorgungen) sicher.

von Obelix X. (obelix)


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Lothar M. schrieb:
> Die Masse hat dann natürlich nichts mehr mit dem Minuspol der Versorgung
> zu tun. Höchstens, wenn die beiden übers E-Werk wieder verbunden
> werden...  ;-)

Ja, das stimmt natürlich, man muss das Gesamtsystem sehen ob das geht. 
Oft ist aber der Entscheidende Bezugspunkt die Schaltungsmasse und nicht 
die Stromversorgungsmasse.

von Rainer W. (rawi)


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Lothar M. schrieb:
> Es ist aber eine grüne LED nach dem Schaltregler drin.

Dann ist der Christbaum eben gewünscht. Eine LED am Ausgang überwacht 
zusätzlich den Schaltreglerausgang. Sobald die nicht leuchtet, muss 
sowieso jemand gucken, der sich damit auskennt ;-)
Wenn dann trotzdem eine andere LED grün leuchten würde, wäre das eher 
verwirrend. Den Nutzer interessiert, ob das Ding seine Ausgangsspannung 
liefert.
Da wäre es eher sinnvoll, eine 4-Pin Duo-LED einzubauen, die rote für 
Eingangsverpolung, die grüne für den Ausgang. Evtl. gibt es auch 3-Pin 
LEDs, die nicht intern als CA bzw. CC verbunden sind.

: Bearbeitet durch User
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