Hallo zusammen, ich habe in den letzten Jahren eine Platine mehrfach fertigen lassen. Da für die Fertigung ja immer etwa 10% mehr Bauteile beigestellt werden sollen, als tatsächlich verbaut werden, hat sich da ein entsprechender Rest an Material bei mir angehäuft. So habe ich z.B. ettliche Gurtabschnitte von relativ "teuren" Komponenten (z.B. BSC007N04LS6 im TDSON-8 Gehäuse oder auch XTR111 in VSON-8) hier. Die Bestücker möchten aber immer alles am Stück haben, können mit Gurtabschnitten zu vielleicht 20 Stück nichts anfangen. Gibt es eine Möglichkeit oder eine Firma, die mir diese Gurtabschnitte zusammenfügt zu einem neuen Reel? Wie wird das normalerweise gehandhabt? Werden da einfach 10% der Bauteile entsorgt? Verkaufen ist auch schwierig. Privatleute können mit den kleinen Gehäusen wenig anfangen und für Firmen ist das Risiko zu hoch. Viele Grüße Sebastian
Sebastian K. schrieb: > Wie wird das normalerweise gehandhabt? Werden da einfach 10% der > Bauteile entsorgt? Die Gurte haben immer einen "Leader" und "Follower", also vorne und hinten ~50cm leeren Gurt, um die Maschinen rüsten zu können und eben keine Bauteile wegwerfen zu müssen. Theoretisch kann man die Gurtabschnitte aneinanderkleben (Perforation beachten), vorne und hinten ein Stück leeren Gurt (kann man auch kaufen mitsamt Abdeckfolie) dran und dann sollte das mit ein bisschen Vorsicht beim Bestücker durchlaufen können. Also Spleißen ("Splicing") ist bei Tape&Reel eigentlich nichts ungewöhnliches.
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Es gibt dafür extra verbinder, Google splicing clips oder auch splicing tape. Ist in der Produktion absolut üblich.
Sebastian K. schrieb: > Die Bestücker möchten aber immer alles am Stück haben, > können mit Gurtabschnitten zu vielleicht 20 Stück nichts anfangen. Der lügt, oder er braucht keine Kunden mehr. Jeder Bestücker kann Rollen zusammenspleißen, wie sollte er sonst im laufenden Betrieb nachlegen, wenn der Auftrag mehr Teile braucht als auf eine Rolle passen? Dazu brauchts Stücke einer gewissen Mindestlänge, ja, aber das sind bei uns z.B. 8 Löcher, also 32mm. Das kann man in der Regel nicht selbst, weil es dazu eine Crimpzange braucht, die gut 3-stellig kostet, plus das Zubehör, also z.B. Klebestreifen usw. Als Vor- und Nachspann kann man Reste nutzen, auch die fallen beim Bestücker massenweise an, d.h. da muss man gar nix kaufen. Tapingservices wie z.B. "MouseReel" von Mouser müssen natürlich leeres Band kaufen, aber die tapen auch nur ihren eigenen Lagerbestand um. Nebenbei: das ist in der Regel rausgeschmissenes Geld, weil die so umgewickelten Tapes nicht maschinenfähig sind, weil mit Kleber versaut, schief gecrimpt oder mit verklebtem Oberband. Muss der Bestücker also eh umspleißen damit die gehen.
Jens M. schrieb: > Der lügt, oder er braucht keine Kunden mehr. Ich habe nur geschrieben, dass er nicht möchte. Können tut er schon :) Und ja, ausgelastet sind sie auch sehr stark. > Tapingservices wie z.B. "MouseReel" von Mouser müssen natürlich leeres > Band kaufen, aber die tapen auch nur ihren eigenen Lagerbestand um. > Nebenbei: das ist in der Regel rausgeschmissenes Geld, weil die so > umgewickelten Tapes nicht maschinenfähig sind, weil mit Kleber versaut, > schief gecrimpt oder mit verklebtem Oberband. Muss der Bestücker also eh > umspleißen damit die gehen. Hm. Den Service und auch den Tapingservice von Würth Elektronik hatte ich schon in Anspruch genommen. Der Bestücker hat mir aber keine negative Rückmeldung dazu gegeben. Ich habe jetzt noch intensiver geschaut. Es gibt tatsächlich einige Firmen, die den Service "Neugurten" anbieten. Schauen wir mal, wie viel das kosten soll ...
Jens M. schrieb: > Nebenbei: das ist in der Regel rausgeschmissenes Geld, weil die so > umgewickelten Tapes nicht maschinenfähig sind, weil mit Kleber versaut, > schief gecrimpt oder mit verklebtem Oberband. Muss der Bestücker also eh > umspleißen damit die gehen. Das ist pauschal falsch. Wir hatten bspw. noch nie Probleme mit MouseReel
Dafür wird gerne etwas mehr bestellt, je nach Typ/Preis und der Rest in solche Trays gelegt, welche dann vom Trockenschrank einfach in der Maschine eingelegt werden, dafür sind sie bei Folgeaufträge genau abgezahlt und bei einer festgelegten Marke wird rückgemeldet dass es nächstes Mal von diesem Element x Stück mehr braucht. Es gibt mehrere solche Systeme, auch 3d gedruckt, dieses ist derzeit in Mode.
1 | Tape width Max. no. of tapes |
2 | 8 mm (0.35 Inch) 12 |
3 | 12 mm (0.47 Inch) 10 |
4 | 16 mm (0.63 Inch) 8 |
5 | 24 mm (0.94 Inch) 6 |
6 | 32 mm (1.26 Inch) 5 |
7 | 44 mm (1.73 Inch) 3 |
8 | 56 mm (2.21 Inch) 3 |
9 | 74 mm (2.91 Inch) 2 |
https://shop.scanditron.com/product/nkaj-s-carrier-tape-tray/
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Christopher B. schrieb: > Wir hatten bspw. noch nie Probleme mit > MouseReel Tja, kuckemal. Wir mit locker mindestens 8 von 10, von Mouser, Farnell und Digikey. Selten, das mal eine Rolle korrekt gecrimpt und das Oberband ohne Kleberest und gerade verklebt ist. Liegt aber vielleicht auch an eurer Mechanik für das Oberband. ASM hat da ein Doppelzahnrad, d.h. das Band wird zwischen zwei gezackten Rollen durchgezogen. Wenn das Tape da drin festklebt, musst du den Feeder zerlegen und den Knoten aus dem Getriebe suchen. Wenn das nicht wäre, wäre die Brauchbarkeitsquote wesentlich höher, nicht 100% aber doch vielleicht 80 oder so.
Achtung OT, aber die BSC007N04LS6 sind schon nette Teile 🙂
Sebastian K. schrieb: > Gibt es eine Möglichkeit oder eine Firma, die mir diese Gurtabschnitte > zusammenfügt zu einem neuen Reel? Ja, es gibt Firmen, die eine solche Dienstleistung anbieten. Ich gehe aber davon aus, dass deine Stückzahl zu niedrig ist, um das wirtschaftlich umzusetzen. > Wie wird das normalerweise gehandhabt? Werden da einfach 10% der > Bauteile entsorgt? Kleine Mengen von meist günstigen Bauteilen einzulagern lohnt nicht, also werden die in 99% der Fälle weggeschmissen. Jens M. schrieb: > Der lügt, oder er braucht keine Kunden mehr. >> Ich habe nur geschrieben, dass er nicht möchte. Können tut er schon :) >> Und ja, ausgelastet sind sie auch sehr stark. Das hat meiner Meinung nach weniger mit "lügen" oder der Auslastung zu tun. Das Splicen ist eine fummelige und manuelle Tätigkeit und kostet nun mal Geld für Arbeitszeit und Material. Zudem haben gesplicte Verbindungen im Gurt eine höhere Wahrscheinlichkeit Probleme zu verursachen. D.h. wiederum Standzeiten an der Maschine und daraus resultierende Kosten, die man dem Kunden in der Regel nicht in Rechnung stellt. Deshalb verstehe ich die Abneigung deines Lieferanten. Ich habe im Anfang für meine Projekte das Material auch in kleinen Gurtabschnitten o.ä. selbst beigestellt. Ein Besuch bei unserem Lieferanten hat mir schnell die Erkenntnis gebracht, dass das in den meisten Fällen für eine wirtschafliche Fertigung überhaupt keinen Sinn macht.
Wenn der Fertiger die Arbeit bzw. deren Kosten nicht nach unten durchreicht, dann braucht er bessere BWLer. Für 20 Widerstände macht man das nicht, aber der Euro (oder zwei) für Zeit und Spleißmaterial lohnt sich schon bald. Ob der Kunde dann eine Rolle liefert oder pro Teil eine "Reststrafe" bezahlt ist dann seine Entscheidung. Die Teile werden ja nicht schlecht, und wenn man weiß da kommen noch 100 nach, lohnt eine Rolle. Bei "das gibt's nur einmal" sind eh hohe Kosten da, da kommts dann auf die Fummelkosten nicht an.
Sebastian K. schrieb: > Werden da einfach 10% der > Bauteile entsorgt? Bei uns ja, weil wir bestimmt nicht in einer Charge die Reste aus einem Jahrzehnt haben wollen. All das müsste auch erst mal im Ofen getempert werden. Also zusammenstückeln, tempern, und wahrscheinlich eine erhöhte Ausschussrate nach so langer Lagerung. Letzlich ist es billiger die Bauteile zu entsorgen. Oder abschreiben und privat bei mc.net oder Ebay verhökern.
Jens M. schrieb: > Die Teile werden ja nicht schlecht Das ist nicht ganz richtig. Kommt darauf an, wie lange, wie und wo du sie lagerst. Im schlimmsten Fall kann der Dienstleister die Teile im normalen Prozess nicht mehr ordentlich verarbeiten. Hat was mit Lötbarkeit und Popcorn Effekt(bei Halbleitern) zu tun. Auch das ist ein Grund, warum manche Lieferanten solche Reststückeleien ungern verarbeiten, da die enstehenden Fehler dann immer dem Lieferanten zugeschrieben werden. Hast du seltene, bzw. teure Bauteile, musst du sie für eine längere Bevorratung am besten einschweißen und/oder trockenlagern. Mein Chef hat für unsere "Altlasten" extra einen Lager-Trockenschrank gekauft, damit wir ggf. Altentwicklungen noch nachfertigen lassen können. Darin liegen die Bauteile, die man am Markt nicht mehr bekommt. Weitsicht ist an dieser Stelle halt besser als Nachsicht.
Michael schrieb: > Letzlich ist es billiger die Bauteile zu entsorgen. Das hängt von dem jeweiligen Bauelement ab. Ich kenne z.B. ein Analog-Frontend im QFN-16 mit einem Stückpreis von $350 bis $500 (je nach Stückzahl). Das lohnt es sich definitiv, auch kleine Gurtabschnitte zu verwerten und ggf. umzugurten. Bei den Preisen kann man sogar jemanden mit einem Mikroskop und Pinzette hinsetzen, der das händisch durchführt. Ggf. umsetzen in einen entsprechenden Tray.
Hallo zusammen, ich habe in der Zwischenzeit ein paar Unternehmen recherchiert, die "Lohngurten", "Gurtungsservice" oder "Neugurten" von Bauteilen anbieten. Die Preise liegen zwischen 4ct bis 16ct pro Stück plus zwischen 40€ und 350€ "Mindermengenzuschlag" bzw. "Mindestpreis". Ich werde mal das günstigste Angebot testen und berichten.
Gurtabschnitte kann man auch günstiger selbst zusammensetzen. Ich treibe mich beruflich öfters in fremden Elektronikfertigungen rum und einige unserer Kunden verwenden hier spezielle Klebeverbinder, sowas wie die hier: 7,89€ 29% Off | SMT Double Face Rectangular Splice Tape Film Joining Splicing Tape Using Rest Components Exact in the Raster Yellow BLACK BLUE https://a.aliexpress.com/_EQtxtpT
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