Forum: Platinen Gurtabschnitte zu neuem Reel zusammenfügen


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von Sebastian K. (basti)


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Hallo zusammen,
ich habe in den letzten Jahren eine Platine mehrfach fertigen lassen. Da 
für die Fertigung ja immer etwa 10% mehr Bauteile beigestellt werden 
sollen, als tatsächlich verbaut werden, hat sich da ein entsprechender 
Rest an Material bei mir angehäuft.

So habe ich z.B. ettliche Gurtabschnitte von relativ "teuren" 
Komponenten (z.B. BSC007N04LS6 im TDSON-8 Gehäuse oder auch XTR111 in 
VSON-8) hier. Die Bestücker möchten aber immer alles am Stück haben, 
können mit Gurtabschnitten zu vielleicht 20 Stück nichts anfangen.

Gibt es eine Möglichkeit oder eine Firma, die mir diese Gurtabschnitte 
zusammenfügt zu einem neuen Reel?
Wie wird das normalerweise gehandhabt? Werden da einfach 10% der 
Bauteile entsorgt?
Verkaufen ist auch schwierig. Privatleute können mit den kleinen 
Gehäusen wenig anfangen und für Firmen ist das Risiko zu hoch.

Viele Grüße
Sebastian

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Sebastian K. schrieb:
> Wie wird das normalerweise gehandhabt? Werden da einfach 10% der
> Bauteile entsorgt?

Die Gurte haben immer einen "Leader" und "Follower", also vorne und 
hinten ~50cm leeren Gurt, um die Maschinen rüsten zu können und eben 
keine Bauteile wegwerfen zu müssen.

Theoretisch kann man die Gurtabschnitte aneinanderkleben (Perforation 
beachten), vorne und hinten ein Stück leeren Gurt (kann man auch kaufen 
mitsamt Abdeckfolie) dran und dann sollte das mit ein bisschen Vorsicht 
beim Bestücker durchlaufen können.

Also Spleißen ("Splicing") ist bei Tape&Reel eigentlich nichts 
ungewöhnliches.

: Bearbeitet durch User
von Jan (dunno)


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Es gibt dafür extra verbinder, Google splicing clips oder auch splicing 
tape.

Ist in der Produktion absolut üblich.

von Jens M. (schuchkleisser)


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Sebastian K. schrieb:
> Die Bestücker möchten aber immer alles am Stück haben,
> können mit Gurtabschnitten zu vielleicht 20 Stück nichts anfangen.

Der lügt, oder er braucht keine Kunden mehr.
Jeder Bestücker kann Rollen zusammenspleißen, wie sollte er sonst im 
laufenden Betrieb nachlegen, wenn der Auftrag mehr Teile braucht als auf 
eine Rolle passen?
Dazu brauchts Stücke einer gewissen Mindestlänge, ja, aber das sind bei 
uns z.B. 8 Löcher, also 32mm.

Das kann man in der Regel nicht selbst, weil es dazu eine Crimpzange 
braucht, die gut 3-stellig kostet, plus das Zubehör, also z.B. 
Klebestreifen usw.
Als Vor- und Nachspann kann man Reste nutzen, auch die fallen beim 
Bestücker massenweise an, d.h. da muss man gar nix kaufen.
Tapingservices wie z.B. "MouseReel" von Mouser müssen natürlich leeres 
Band kaufen, aber die tapen auch nur ihren eigenen Lagerbestand um.
Nebenbei: das ist in der Regel rausgeschmissenes Geld, weil die so 
umgewickelten Tapes nicht maschinenfähig sind, weil mit Kleber versaut, 
schief gecrimpt oder mit verklebtem Oberband. Muss der Bestücker also eh 
umspleißen damit die gehen.

von Sebastian K. (basti)


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Jens M. schrieb:
> Der lügt, oder er braucht keine Kunden mehr.

Ich habe nur geschrieben, dass er nicht möchte. Können tut er schon :)
Und ja, ausgelastet sind sie auch sehr stark.

> Tapingservices wie z.B. "MouseReel" von Mouser müssen natürlich leeres
> Band kaufen, aber die tapen auch nur ihren eigenen Lagerbestand um.
> Nebenbei: das ist in der Regel rausgeschmissenes Geld, weil die so
> umgewickelten Tapes nicht maschinenfähig sind, weil mit Kleber versaut,
> schief gecrimpt oder mit verklebtem Oberband. Muss der Bestücker also eh
> umspleißen damit die gehen.

Hm. Den Service und auch den Tapingservice von Würth Elektronik hatte 
ich schon in Anspruch genommen. Der Bestücker hat mir aber keine 
negative Rückmeldung dazu gegeben.

Ich habe jetzt noch intensiver geschaut. Es gibt tatsächlich einige 
Firmen, die den Service "Neugurten" anbieten.
Schauen wir mal, wie viel das kosten soll ...

von Christopher B. (chrimbo) Benutzerseite


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Jens M. schrieb:
> Nebenbei: das ist in der Regel rausgeschmissenes Geld, weil die so
> umgewickelten Tapes nicht maschinenfähig sind, weil mit Kleber versaut,
> schief gecrimpt oder mit verklebtem Oberband. Muss der Bestücker also eh
> umspleißen damit die gehen.
Das ist pauschal falsch. Wir hatten bspw. noch nie Probleme mit 
MouseReel

von Chris S. (schris)


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Dafür wird gerne etwas mehr bestellt, je nach Typ/Preis und der Rest in 
solche Trays gelegt, welche dann vom Trockenschrank einfach in der 
Maschine eingelegt werden, dafür sind sie bei Folgeaufträge genau 
abgezahlt und bei einer festgelegten Marke wird rückgemeldet dass es 
nächstes Mal von diesem Element x Stück mehr braucht.
Es gibt mehrere solche Systeme, auch 3d gedruckt, dieses ist derzeit in 
Mode.
1
Tape width  Max. no. of tapes
2
8 mm (0.35 Inch)  12
3
12 mm (0.47 Inch)  10
4
16 mm (0.63 Inch)  8
5
24 mm (0.94 Inch)  6
6
32 mm (1.26 Inch)  5
7
44 mm (1.73 Inch)  3
8
56 mm (2.21 Inch)  3
9
74 mm (2.91 Inch)  2

https://shop.scanditron.com/product/nkaj-s-carrier-tape-tray/

: Bearbeitet durch User
von Jens M. (schuchkleisser)


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Christopher B. schrieb:
> Wir hatten bspw. noch nie Probleme mit
> MouseReel

Tja, kuckemal. Wir mit locker mindestens 8 von 10, von Mouser, Farnell 
und Digikey.
Selten, das mal eine Rolle korrekt gecrimpt und das Oberband ohne 
Kleberest und gerade verklebt ist.

Liegt aber vielleicht auch an eurer Mechanik für das Oberband.
ASM hat da ein Doppelzahnrad, d.h. das Band wird zwischen zwei gezackten 
Rollen durchgezogen. Wenn das Tape da drin festklebt, musst du den 
Feeder zerlegen und den Knoten aus dem Getriebe suchen.
Wenn das nicht wäre, wäre die Brauchbarkeitsquote wesentlich höher, 
nicht 100% aber doch vielleicht 80 oder so.

von Crazy Harry (crazy_h)


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Achtung OT, aber die BSC007N04LS6 sind schon nette Teile 🙂

von Ralf G. (Firma: HW-Entwickler) (widerstand_zwecklos)


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Sebastian K. schrieb:
> Gibt es eine Möglichkeit oder eine Firma, die mir diese Gurtabschnitte
> zusammenfügt zu einem neuen Reel?

Ja, es gibt Firmen, die eine solche Dienstleistung anbieten. Ich gehe 
aber davon aus, dass deine Stückzahl zu niedrig ist, um das 
wirtschaftlich umzusetzen.

> Wie wird das normalerweise gehandhabt? Werden da einfach 10% der
> Bauteile entsorgt?

Kleine Mengen von meist günstigen Bauteilen einzulagern lohnt nicht, 
also werden die in 99% der Fälle weggeschmissen.

Jens M. schrieb:
> Der lügt, oder er braucht keine Kunden mehr.

>> Ich habe nur geschrieben, dass er nicht möchte. Können tut er schon :)
>> Und ja, ausgelastet sind sie auch sehr stark.

Das hat meiner Meinung nach weniger mit "lügen" oder der Auslastung zu 
tun. Das Splicen ist eine fummelige und manuelle Tätigkeit und kostet 
nun mal Geld für Arbeitszeit und Material. Zudem haben gesplicte 
Verbindungen im Gurt eine höhere Wahrscheinlichkeit Probleme zu 
verursachen. D.h. wiederum Standzeiten an der Maschine und daraus 
resultierende Kosten, die man dem Kunden in der Regel nicht in Rechnung 
stellt. Deshalb verstehe ich die Abneigung deines Lieferanten.

Ich habe im Anfang für meine Projekte das Material auch in kleinen 
Gurtabschnitten o.ä. selbst beigestellt. Ein Besuch bei unserem 
Lieferanten hat mir schnell die Erkenntnis gebracht, dass das in den 
meisten Fällen für eine wirtschafliche Fertigung überhaupt keinen Sinn 
macht.

von Jens M. (schuchkleisser)


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Wenn der Fertiger die Arbeit bzw. deren Kosten nicht nach unten 
durchreicht, dann braucht er bessere BWLer.

Für 20 Widerstände macht man das nicht, aber der Euro (oder zwei) für 
Zeit und Spleißmaterial lohnt sich schon bald.
Ob der Kunde dann eine Rolle liefert oder pro Teil eine "Reststrafe" 
bezahlt ist dann seine Entscheidung. Die Teile werden ja nicht schlecht, 
und wenn man weiß da kommen noch 100 nach, lohnt eine Rolle. Bei "das 
gibt's nur einmal" sind eh hohe Kosten da, da kommts dann auf die 
Fummelkosten nicht an.

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Sebastian K. schrieb:
> Werden da einfach 10% der
> Bauteile entsorgt?

Bei uns ja, weil wir bestimmt nicht in  einer Charge die Reste aus einem 
Jahrzehnt haben wollen.
All das müsste auch erst mal im Ofen getempert werden.
Also zusammenstückeln, tempern, und wahrscheinlich eine erhöhte 
Ausschussrate nach so langer Lagerung.
Letzlich ist es billiger die Bauteile zu entsorgen.
Oder abschreiben und privat bei mc.net oder Ebay verhökern.

von Ralf G. (Firma: HW-Entwickler) (widerstand_zwecklos)


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Jens M. schrieb:
> Die Teile werden ja nicht schlecht

Das ist nicht ganz richtig. Kommt darauf an, wie lange, wie und wo du 
sie lagerst. Im schlimmsten Fall kann der Dienstleister die Teile im 
normalen Prozess nicht mehr ordentlich verarbeiten. Hat was mit 
Lötbarkeit und Popcorn Effekt(bei Halbleitern) zu tun. Auch das ist ein 
Grund, warum manche Lieferanten solche Reststückeleien ungern 
verarbeiten, da die enstehenden Fehler dann immer dem Lieferanten 
zugeschrieben werden.

Hast du seltene, bzw. teure Bauteile, musst du sie für eine längere 
Bevorratung am besten einschweißen und/oder trockenlagern. Mein Chef hat 
für unsere "Altlasten" extra einen Lager-Trockenschrank gekauft, damit 
wir ggf. Altentwicklungen noch nachfertigen lassen können. Darin liegen 
die Bauteile, die man am Markt nicht mehr bekommt. Weitsicht ist an 
dieser Stelle halt besser als Nachsicht.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Michael schrieb:
> Letzlich ist es billiger die Bauteile zu entsorgen.

Das hängt von dem jeweiligen Bauelement ab. Ich kenne z.B. ein 
Analog-Frontend im QFN-16 mit einem Stückpreis von $350 bis $500 (je 
nach Stückzahl). Das lohnt es sich definitiv, auch kleine Gurtabschnitte 
zu verwerten und ggf. umzugurten. Bei den Preisen kann man sogar 
jemanden mit einem Mikroskop und Pinzette hinsetzen, der das händisch 
durchführt. Ggf. umsetzen in einen entsprechenden Tray.

von Sebastian K. (basti)


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Hallo zusammen,
ich habe in der Zwischenzeit ein paar Unternehmen recherchiert, die 
"Lohngurten", "Gurtungsservice" oder "Neugurten" von Bauteilen anbieten.

Die Preise liegen zwischen 4ct bis 16ct pro Stück plus zwischen 40€ und 
350€ "Mindermengenzuschlag" bzw. "Mindestpreis".

Ich werde mal das günstigste Angebot testen und berichten.

von Marc X. (marc_x)


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Gurtabschnitte kann man auch günstiger selbst zusammensetzen.

Ich treibe mich beruflich öfters in fremden Elektronikfertigungen rum 
und einige unserer Kunden verwenden hier spezielle Klebeverbinder, sowas 
wie die hier:

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Splicing Tape Using Rest Components Exact in the Raster Yellow BLACK 
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