Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Verständnisfrage zur Masse-Führung


von Nuri O. (nurios)


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Moin Forum,

ich habe hier bei mir einige Bauteile (Sensoren etc.) die oft mit zwei 
Pins für GND kommen. Jetzt habe ich gelesen, dass GND oder 
PE-Verbindungen immer zu einem Sternpunkt verlaufen sollten. Wenn ich 
jetzt bei einem Sensor o.ä. Beide GND-Pins benutze mit zwei Leitungen, 
zur Drahtbruchschutz o.ä., handle ich mir im Zweifel damit Probleme ein 
und wenn ja welche? So wäre es dann ja eine Schleife quasi.

Danke

: Verschoben durch Moderator
von Peter D. (peda)


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Was steht denn dazu im Datenblatt der streng geheimen Sensoren?

von Obelix X. (obelix)


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Nuri O. schrieb:
> So wäre es dann ja eine Schleife quasi.

Und damit wird es zu einer Spule bzw. Empfangs- und/oder Sendeantenne.

von Simon R. (Gast)


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Drahtbruch erledigt man immer mit 2 Drähten. Wenn es keine 4 werden 
sollen, dann eben 2 und dann vorne am Sensor verbunden.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Nuri O. schrieb:
> Ich habe hier bei mir einige Bauteile (Sensoren etc.) die oft mit zwei
> Pins für GND kommen.
Und so gut wie immer müssen beide mit dem selben GND verbunden werden. 
Meist auf dem kürzesten Weg mit möglichst geringer Impedanz.

Aber Genaues kann man nur mit dem passenden Datenblatt sagen.

> Wenn ich jetzt bei einem Sensor o.ä. Beide GND-Pins benutze mit zwei
> Leitungen, zur Drahtbruchschutz o.ä., handle ich mir im Zweifel damit
> Probleme ein
Ja.

> und wenn ja welche?
Du betreibst das Bauteil nicht mehr entsprechend den Anforderungen des 
Datenblatts. Denn laut dem müssen beide GND Pins auf dem selben 
Potential liegen. Was dabei passieren oder kaputtgehen kann, das müsste 
man im Einzelfall ausprobieren oder anhand des Datenblatt recherchieren.

Aber probieren wir es doch mal andersrum: warum fragst du? Was ist das 
zugrundeliegende Problem?

: Bearbeitet durch Moderator
von Michael B. (laberkopp)


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Nuri O. schrieb:
> ich habe hier bei mir einige Bauteile (Sensoren etc.) die oft mit zwei
> Pins für GND kommen

Welche, ist NATÜRLICH geheim.

Es gibt unterschiedliche Gründe, warum ein Bauteil mehr als 1 
Masseanschluss hat.

Und - Überraschung - die erfordern unterschiedliche Maßnahmen.

Bei Sensoren ist eventuell einer die Versorgung und der andere der 
Bezugspunkt, oder Eingang und Ausgang. Bei anderen Teilen geht es um 
mehr Strom oder um niederimpedante Verbindung.

Bei deinem: Keine Ahnung, Glaskugel runtergefallen.

von Benjamin K. (bentschie)


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Nuri O. schrieb:
> Jetzt habe ich gelesen, dass GND oder
> PE-Verbindungen immer zu einem Sternpunkt verlaufen sollten.

Das ist so allein formuliert auch schlichtweg falsch. Das ist eine ewige 
Diskussion in der Elektronikentwicklung und die einzig richtige Antwort 
ist "Es kommt drauf an!".

Du musst verstehen, warum man Sternpunkt gemacht hat. Und warum man 
heutzutage davon abweicht.
Die Idee vom Sternpunkt ist das, aus welchen Gründen auch immer, 
Störströme über die GND Leitung fließen. Eingekoppelt, weil das große 
Schleifen sind, oder weils ein Stecker mit längerem Kabel ist, oder 
oder..

Diese Ströme erzeugen jetzt ein Spannungsabfall über der GND-Leitung. 
Und diese Spannung überlagert sich jetzt auf das Nutzsignal. Das ist das 
eigentliche Problem.

Sternpunkt bewirkt, das die Störströme über die GND Leitung und zurück 
über eine parallele Signalleitung müssen. Damit heben sich die 
Spannungen gegenseitig auf und sind am Sensor nicht mehr vorhanden. Bei 
komplexeren Aufbauten geht das aber nicht mehr, bzw wird sooo 
unglaublich kompliziert.

Deshalb macht man heutzutage eher kleiner Elektroniken und eine 
durchgehende niedrigimpedante Massefläche. Der Störstrom ist jetzt der 
selbe, allerdings erzeugt der nahezu keine Störspannung da die Impedanz 
so klein ist.
Das ist das Mittel der Wahl bei aktueller Elektronik auf Leiterplatte. 
Den einen Sternpunkt gibts nicht mehr, da keiner weiß wo der sein 
sollte. Am Netzteil, am ADC oder doch am externen ADC/DAC oder wo?

Große durchgehende Massefläche am besten auf mehreren Lagen. Und auch 
hier gilt, Kommt drauf an. Auf dein Applikation und die Umgebung. 
Möglicherweise ist eine galvanische Trennung, dann vor allem der 
Störströmem, viel viel einfacher.

von Simon R. (Gast)


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Benjamin K. schrieb:
> Am Netzteil
Selbstredend am Netzteil, weil dort der Strom ausgeregel werden muss. 
Zumindest niederfrequent betrachtet sitzt er dort.

> am ADC
Der hat 2 Teile: A und D. Da gibt es 2 Punkte. Der des A-Eingangs sitzt 
in der Tat am ADC.

> am externen ADC/DAC oder wo?
Ganz sicher nicht, besonders nicht bei symmetrischen Leitungen. Die 
externen Signale sind jeweils über OPs gepuffert, die symmetrische 
Eingänge haben. Damit ist die Querstromproblematik entkoppelt.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Benjamin K. schrieb:
> Sternpunkt bewirkt, das die Störströme über die GND Leitung und zurück
> über eine parallele Signalleitung müssen.
Der Sternpunkt ist dafür da, dass Lastströme nicht über die Signalmasse 
fließen müssen/können/dürfen.

> Damit heben sich die Spannungen gegenseitig auf und sind am Sensor nicht
> mehr vorhanden.
Was du beschreibst hat mit dem Sternpunkt grundlegend nichts zu tun, 
sondern damit, dass durch die enge Führung von Masse und Signal dicht 
beieinander die "umspannte" zur Störein- und -auskopplung wirksame 
Fläche möglichst klein wird. Und "gegenseitig aufheben" tun sich 
eingekoppelte Störströme nur auf verdrillten Leitungen beim jeweils 
nächsten "Schlag".

> Möglicherweise ist eine galvanische Trennung, dann vor allem der
> Störströmem, viel viel einfacher.
Am meisten gewonnen ist schon, wenn die 10A-PWM Stufe nicht links und 
die zugehörigen Klemmen dann rechts an der 20cm breiten Leiterplatte 
platziert wird und dazwischen der ADC eine kleine analoge Spannung 
auswerten muss.

von Simon R. (Gast)


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Benjamin K. schrieb:
> Der Störstrom ist jetzt der
> selbe, allerdings erzeugt der nahezu keine Störspannung da die Impedanz
> so klein ist.
Das gilt aber nur für entsprechend fette Kupferlagen. Wenn die nur breit 
sind, bekommt man meistens nicht die Leitwerte hin, die sich mit einer 
gesunden Sternverkabelung zwischen den PCBs machen lassen.

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Welche Verdrahtung und Masseflächengestaltung man verwendet, hängt von 
der Applikation ab.

Wenn man z.B. einen Störer auf der Platine hat, wie einen 
Transceiverbaustein oder sonstige Treiber, dann wird eine 
Sternverdrahtung dazu führen, dass dessen GND mehr springt, weil die 
Kapazität benachbarter Masseflächen fehlt und der Widerstand steigt. Aus 
HF-Sicht ist es dabei entscheidend, welche Frequenzen emititert werden 
und wie sich diese durch die Flächen bewegen. Da spielen die Größe der 
Verbindungen eine Rolle.
Durch das Separieren werden damit genau diese benachbarten GND-Flächen 
vor eventuellen Störungen geschützt. Das gilt insbesondere bei 
Analog-Digital-Schaltungen. Dort sind AD-Parts gegrennt zu versorgen und 
feinsäuberlich voneinander zu trennen, wenn man nicht Spektralteile des 
digitalen Gemüses auf dem Analogteil sehen möchte.

Bei der Beurteilung kommt es darauf an, wie das im Einzelnen gestaltet 
ist: Eine symmetrische Verbindung zwischen zwei Digitalteilen ist sehr 
resistent gegen einen minimalen GND-Hub und kann / sollte immer 
gekapselt ausgebildet werden. Das gilt auch für symmetrische 
Analog-Ausgänge.

Die Restschaltung profitiert dann von einem sauberen GND.

Berücksichtigen muss man aber auch, um welche Lage es sich handelt: Wenn 
die zur Abschirmung dienen soll, dann muss die weitgehend ununterbrochen 
laufen und auch regelmäßig an GND kontaktiert werden, vor allem wenn es 
um HF-Abschirmung geht.

Zu dem Thema geäbe es viel zu sagen - oft sind Kompromisse zu schließen.

Was man pauschal sagen kann, ist dass die Entscheidung "pro große Masse" 
um so eher zu treffen ist, wenn es um hohe Frequenzen geht, spätestens 
wenn deren Wellenlängen im Bereich der PCB-Leitungslängen liegen. Wenn 
es um niederfrequente und genau Schaltungen geht, ist GND-Separation zu 
bevorzugen.

Am Einfachsten geht das dann mit getrennten Massen auf getrennten Lagen, 
die dann natürlich NICHT durchkontatkiert und verbunden werden dürfen, 
d.h. der digitale Schmutz darf sich erst erst einmal in der Digi-Masse 
mit anderen Störungen kurzschließen, dann in Richtung Sternmasse 
totlaufen, wodurch nur die niederfrequenten Reste in die analoge Masse 
einfließen könn(t)en. Bei einem Präzisionswandler für Ultraschall habe 
ich so einst das Rauschen auf den DACs gedrittelt - einfach die 
großzügig spendierten Vias raus und ein paar Trenner in die 
Versorgungslagen der DACs zum Rest.

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