Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Crowbar für DC-DC-Wandler dimensionieren


von Fritz G. (fritz65)


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Hallo,

ich möchte mit Hilfe eines DC/DC-Wandlers einige 12V Verbraucher aus 
einer Batterie mit 51V versorgen. Ich habe dazu einen 
Buck-Wandler-Modul, das maximal 10A liefern kann. Das Teil ist in einem 
als Wärmeableiter konstruierten Gehäuse eingegossen. Der Wandler hat 
lediglich 3 Anschlüsse: Eingang, Ausgang und gemeinsamer Minuspol.
Ich befürchte nun, dass der Mosfet in dem Wandler mal auf Durchzug geht 
und die vollen 51V am Ausgang anliegen. Das würde der dort 
angeschlossenen Elektronik den Garaus machen.

Als Schutzmassnahme habe ich folgenden Plan:

1. Zwischen Batterie und Eingang des Reglers kommt ein 
B2-Leitungsschutz-schalter vom Typ ABB S201.
2. Die Leitung zwischen Batterie hat 10m einfache Länge und einen 
Querschnitt von 1.5mm^2
3. Eine klassische Crowbarschaltung mit TL431 überwacht die 12V-Schiene 
und zündet bei >15V einen BT152-Thyristor. Dieser schließt die 51V am 
Eingang des Wandlers kurz und löst dadurch den LS-Schalter aus.

Ich habe zur Diemnsionierung folgendes berechnet:

Der Leitungsschutz ist laut Datenblatt für DC-Spannungen bis zu 72V und 
Abschaltströme von 6000A spezifiziert. Sein Innenwiderstand zusammen mit 
dem Widerstand der Leitung beträgt etwa 0.6Ohm. Damit beträgt der 
Kurzschlussstrom 85A. Dies reicht einerseits aus, um die 
Schnellabschaltung des LS zu triggern (nach Datenblatt max. 15A), 
andererseits liegt der Strom weit unter dem Maximalwert von 200A, die 
der Thyristor für 10ms verträgt. Die Abschaltzeit des LS liegt deutlich 
unter 10ms.

Die Induktivität der Leitung liegt rechnerisch bei etwa 5µH. Dies führt 
im Kurzschlussfall zu einem Stromanstieg von 10^7 A/s. Der Thyristor 
verträgt max.2*10^8, also ist auch hier alles im grünen Bereich.

Wer hat Erfahrung mit Crowbarschaltungen? Ist mein Design so OK oder 
habe ich etwas wesentliches übersehen?

von Lu (oszi45)


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Fritz G. schrieb:
> einen BT152-Thyristor.

Dein niedlicher 13A-Thyristor wird im Ernstfall den Deckel aufmachen, um 
die entstandene Hitze abzuführen. Solches Spielzeug habe ich schon 
mehrfach beobachtet.

von Fritz G. (fritz65)


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Lu schrieb:
> Fritz G. schrieb:
>> einen BT152-Thyristor.
>
> Dein niedlicher 13A-Thyristor wird im Ernstfall den Deckel aufmachen, um
> die entstandene Hitze abzuführen. Solches Spielzeug habe ich schon
> mehrfach beobachtet.

So niedlich ist der gar nicht, die 13A gelten ja nur für Dauerbelastung. 
Kurzzeitig kann der erheblich mehr ab:

https://www.mouser.de/datasheet/2/848/bt152-600r-1520203.pdf

von Andrew T. (marsufant)


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Zwei Punkte die mir sofort auffallen:

Der reiheneinbauautomat B2 ist nicht für den dc Lichtbogen geeignet.

Die 5uH der Leitung sind nicht hilfreich, da ein rechi grosser Elko am 
DC DC Wandler Eingang sitzt, den der Thyristor im Auslöse Fall entladen 
müsste.

Abhilfe sind eine DC geeignete Schmelzsicherung (findet sich im solar 
Bedarf) und eine onboard Drossel  z.B 4,7 uH Drossel , die reduziert 
auch den rush in Strom der elkos.

Ein LS Schalter ist eh wenig hilfreich -+ wenn der crowbar ausloest, ist 
eh ein Fehler drin, der Reparatur erfordert.

Stärkerer Thyristor ist auch nötig.sagte der Vorposter schon richtig.

von Michael B. (laberkopp)


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Fritz G. schrieb:
> Wer hat Erfahrung mit Crowbarschaltungen?

Warum ein LSS ?

Wenn eine crow bar auslöst, ist das endgültig, der Schaltregler ist als 
kaputt anzusehen.

Das darf eine Schmelzsicherung sein  die hat dann auch im Datenblatt ein 
Schmelzintegral I2s.

Als Thyristor habe ich folgende  Anforderung:

"Achtung, der Thyristor muss nicht nur ein grösseres Schmelzintegral 
aushalten als die Sicherung, sondern auch das dI/dt aushalten, sonst 
legt er nach der ersten Aktion das Netzteil für immer lahm. Also nicht 
den dicksten aber dafür langsamsten Thyristor nehmen, sondern so was wie 
2N6505, FLC10 (ST)."
Der BT152 könnte aber ähnlich sein.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Fritz G. schrieb:
> Wer hat Erfahrung mit Crowbarschaltungen?
Ich nur insofern, als sie völlig unnötig sind, wenn der Schaltregler 
sinnvoll ausgelegt ist.

> einen Buck-Wandler-Modul, das maximal 10A liefern kann
Ein geheimes Modul? Oder hat das eine Bestellbezeichnung?

von Michael B. (laberkopp)


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Lothar M. schrieb:
>> Wer hat Erfahrung mit Crowbarschaltungen?
>
> Ich nur insofern, als sie völlig unnötig sind, wenn der Schaltregler
> sinnvoll ausgelegt ist

Bei Flyback oder Forward sind sie überflüssig, weil ein defekter Regler 
einfach keine Energie mehr transportiert. Überwachen musste man dort 
höchstens den Feedback-Weg.

Bei einem Buck führt aber ein Defekt zu überhöhter Ausgangsspannung und 
falls der Verbraucher die nicht verträgt, ist eine crow bar die letzte 
Rettung.

von Monk (Gast)


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Michael B. schrieb:
> sonst legt er nach der ersten Aktion das Netzteil für immer lahm.

Das wäre in dem Fall egal, weil das Netzteil eh kaputt ist.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Michael B. schrieb:
> Bei einem Buck führt aber ein Defekt zu überhöhter Ausgangsspannung
Nur der eine spezielle Defekt, wo der Schalter dauerhaft leitet oder der 
Feedback ungeschickt unterbrochen wird. Bei allen anderen Defekten 
passiert nichts Schlimmes.


> ist eine crow bar die letzte Rettung.
Und diese sehr geringe Wahrscheinlichkeit ist der Grund, warum so gut 
wie keiner so einen "letzen Rettungsanker" einbaut.

von Armin X. (werweiswas)


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Über die Schaltungsart des DC/DC Wandlers wurde gar nicht gesprochen.
Wenn das ein Halb- oder Vollbrückenwandler ist brauchts evtl gar keine 
Crowbar...
Oder ist mit Buck wirklich nur ein einfacher Abwärts- also 
Stepdownwandler gemeint?

: Bearbeitet durch User
von Fritz G. (fritz65)


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Zunächst einmal danke für die Tipps!

Armin X. schrieb:
> Über die Schaltungsart des DC/DC Wandlers wurde gar nicht gesprochen.
> Wenn das ein Halb- oder Vollbrückenwandler ist brauchts evtl gar keine
> Crowbar...
> Oder ist mit Buck wirklich nur ein einfacher Abwärts- also
> Stepdownwandler gemeint?

Es handelt sich um ein Wandlermodul, für das es ledier keinen Schaltplan 
gibt:

https://pv.lichtex.de/XENES-DC-DC-Wandler-48V-12V-10A-20A-30A

Öffnen kann man es auch nicht, da vergossen. Was für ein Wandlertyp 
drinsteckt, weiß ich nicht. Ich gehe daher vom worst case aus, also 
Buck-Wandler. Ein- und Ausgang sind nicht gegeneinader isoliert, die 
beiden schwarzen Drähte sind miteinander verbunden.

Einen LS will ich deshalb nutzen, weil der gleichzeitig eine Möglichkeit 
zum Freischalten des Stromkreises bietet. Warum kann er den 
Kurzschlussstrom nicht schalten, wenn er laut Datenblatt bei 60V einen 
Grenzkurzschlussstrom von 10kA schaffen soll. Bei mir läge der maximale 
Strom um mehr als den Faktor 100 darunter.

https://new.abb.com/products/de/2CDS251001R0025/s201-b2

Der Tipp mit der zusätzlichen Drossel scheint mir sinnvoll. Allerdings 
sind Drosseln mit 5µH und einem Sättigungsstrom von >80A recht klobig 
und schwer erhältlich. Würde es Sinn machen, eine Luftspule zu wickeln?

von Monk (Gast)


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Fritz G. schrieb:
> Würde es Sinn machen, eine Luftspule zu wickeln?

Die wäre logischerweise noch viel klobiger.

von H. H. (hhinz)


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Fritz G. schrieb:
> Es handelt sich um ein Wandlermodul, für das es ledier keinen Schaltplan
> gibt:
>
> https://pv.lichtex.de/XENES-DC-DC-Wandler-48V-12V-10A-20A-30A
>
> Öffnen kann man es auch nicht, da vergossen.

Andere können das.

https://www.youtube.com/watch?v=-3Opz5R3e6M

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Fritz G. schrieb:
> Dieser schließt die 51V am Eingang des Wandlers kurz und löst dadurch den 
LS-Schalter aus.

Supressordioden und Feinsicherung sollten es 12V-seitig auch machen. LS 
ist natürlich auch eine Idee, wenn es sowieso schaltbar sein soll. Es 
kommt auch darauf an, wie teuer die Lasten sind, wenn die kaputt gehen 
sollten.

von Michael (Gast)


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Fritz G. schrieb:
> löst dadurch den LS-Schalter aus.

Nachdem er seine Eingeweide in die Gegend gerotzt und ein Loch in die 
PCB gebrannt hat.

Crowbar ist schon okay, aber nehme eine schnelle Schmelzsicherung, die 
nicht zu knapp aber auch nicht zu großzügig dimensioniert ist.
ist doch eh ein Rep Fall.

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Michael schrieb:
> aber nehme eine schnelle Schmelzsicherung, die nicht zu knapp aber auch
> nicht zu großzügig dimensioniert ist.
Das Schmelzintegral dieser Sicherung sollte kleiner sein als das des 
Thyristors. Und die unbekannte Batterie muss natürlich den Strom liefern 
können, den die Sicherung zum Auslösen braucht.

von Michael (Gast)


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Dieter D. schrieb:
> Supressordioden und Feinsicherung sollten es 12V-seitig auch machen.

Im Auslösemoment, bei hohem Strom, steigt die Vbr an der TVS bis auf das 
dreifache an.
Max. Ratings der 12V Verbraucher beachten.

Eine Crowbar hat die schärfere Kennlinie.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Michael schrieb:
> Vbr an der TVS bis auf das dreifache an.

Im Datenblatt einer TVS 15V steht fuer maximalen Strom 22V im 
Datenblatt.

Wobei die Verbraucher nicht genannt sind. Koennte die 12V Kuehlbox im 
Camper an den 48V sein.

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