Hallo! Ich brauche für eine 230V Phasenanschnitt-Steuerung eine einfache Drossel mit etwa 13mH Induktivität. Strom max 10A, DC-Widerstand max 10mΩ. Die Auswahl ist da ziemlich überschaubar... Aber stromkompensierte Drosseln findet man wie Sand am Meer. Spricht etwas dagegeben, die beiden Windungen der StroKo zu einer Windung in Reihe zu schalten? Der Kern geht wahrscheinlich in Sättigung, wenn der Strom angestiegen ist, aber für meine Anwendung ist mir das eigentlich sehr recht. (Ich weiß, es passt nicht wirklich zu HF, aber hier finden sich wohl die Leute mit Verständis für Elektromagnetismus). Gruß, Michael
Michael H. schrieb: > Der Kern geht wahrscheinlich in Sättigung, wenn der Strom angestiegen > ist, aber für meine Anwendung ist mir das eigentlich sehr recht. Der Kern geht sicher in die Sättigung, da die Amperewindungen nicht subtrahiert, sondern addiert werden. Die Eisenverluste werden daher massiv ansteigen, und der Kern wird abbrennen. Woher kommt die Auslegung der Drossel? di/dt Begrenzung?
Michael H. schrieb: > Der Kern geht wahrscheinlich in Sättigung, wenn der Strom angestiegen > ist Ja, und zwar schon bei ein paar mA. Willst du das? Mal zum Vergleich: eine 1mH-Ringkerndrossel für 10A hat einen Durchmesser von 110mm, 72mm Höhe, 100mR und wiegt 2,6kg. Und 10mR Drahtwiderstand ist wohl auch übertrieben wenig.
:
Bearbeitet durch User
Giovanni schrieb: > Die Eisenverluste werden daher massiv ansteigen, und der Kern wird > abbrennen. Das wäre schlecht :) Genau da habe ich ein Verständnisproblem. In der stromkompensierten Drossel wird vom hinfließenden Strom in einer Windung ein magnetischer Fluss induziert und vom rückfließenden Strom in der anderen Windung der gleiche Fluss, aber in anderer Richtung induziert. Sie heben sich gegenseitig auf, es bleibt (theoretisch) keine induktive Wirkung übrig. Aber: werden diese Flüsse nicht auch im Kern transportiert? Die Windungen sitzen ja an unterschiedlichen Stellen auf dem Kern. Der Kern muss doch daher für den Fluss bei Nennstrom ausgelegt sein? > Woher kommt die Auslegung der Drossel? di/dt Begrenzung? Ja, genau. Stromanstiegsgeschwindigkeit soll begrenzt werden, um Störaussendungen zu minimieren.
Beitrag #7761299 wurde vom Autor gelöscht.
Michael H. schrieb: > Ja, genau. Stromanstiegsgeschwindigkeit soll begrenzt werden, um > Störaussendungen zu minimieren. Das geht mit einer stromkompensierten Drossel nicht, die sättigt viel zu früh. Und mein Beispiel bezog sich auf eine ECHTE 1mH, 10A Drossel: Fastron TLC/10A 1mH https://fastrongroup.com/toroid-line-chokes/tlc10a
Arno R. schrieb: > Das geht mit einer stromkompensierten Drossel nicht, die sättigt viel zu > früh. Danke, genau da habe ich das Verständnisproblem: Es geht um den induzierten magnetischen Fluss im Kern der stromkompensierten Drossel. Damit sich Fluss in die eine Richtung und Fluss in die andere Richtung aufheben kann, muss der Fluss doch von einer Windung zur anderen Windung transporiert werden. Es geht ja nicht um Felder, sondern um Flüsse. Wenn mir 10 Leute sagen, dass das abrauchen wird, glaub ich das. Ich würde nur gerne verstehen, warum. Wo also der Fehler in meiner Vorstellung liegt.
Hallo nur als Hinweis: Sowas interessiert viele - nicht unbedingt weil es augenblicklich benötigt wird, sondern um es mal in verständlichen (!) Worten klar, ohne großartige Voraussetungen (ohne Leistungskurs Mathematik vor vielen Jahren) , hier von einen echten Menschen, und eben nicht in einen Dicken Buch "versteckt" oder auf der Wikipedia Mathematisch hergeleitet aus der Praxis heraus erklärt zu bekommen. Ein TO fragt immer (nicht unbedingt bewusst) auch für die viele anderen stillen Mitleser.
Beitrag #7761370 wurde vom Autor gelöscht.
Darius schrieb: > nur als Hinweis: > Sowas interessiert viele - nicht unbedingt weil es augenblicklich > benötigt wird, sondern um es mal in verständlichen (!) Worten Der normale Laststrom (blau) ist ein Gegentaktstrom, er hat in den beiden Wicklungen entgegengesetzte Richtung. Die dadurch induzierten Magnetfelder sind in den beiden Wicklungen ebenfalls entgegengesetzt und heben sich in der Summe auf. Gleichtaktströme (rot), die also in beiden Leitern in die gleiche Richtung fließen, erzeugen in dem Kern gleichgerichtete Magnetfelder die sich summieren. Da der Kern eine hohe Permeabilität hat, verträgt er nur geringe Gleichtaktströme ohne zu sättigen. Beschaltet man die stromkompensierte Drossel als einfache Drossel, indem man nur eine Wicklung benutzt oder die Wicklungen so in Reihe schaltet, das sich die Magnetfelder addieren, dann wird der Kern schon bei sehr kleinen Strömen gesättigt.
:
Bearbeitet durch User
Michael H. schrieb: > Damit sich Fluss in die eine Richtung und > Fluss in die andere Richtung aufheben kann, muss der Fluss doch von > einer Windung zur anderen Windung transporiert werden. > Es geht ja nicht um Felder, sondern um Flüsse. So, jetzt hats geschnackelt. Es heben sich nicht die Flüsse auf, sondern die Felder. Fluss wäre ein Resultat von Feldunterschied - und den gibt es nicht, weil die Felder entgegengesetzt sind.
Arno R. schrieb: > Beschaltet man die stromkompensierte Drossel als einfache Drossel, indem > man nur eine Wicklung benutzt oder die Wicklungen so in Reihe schaltet, > das sich die Magnetfelder addieren, dann wird der Kern schon bei sehr > kleinen Strömen gesättigt. Zur Verdeutlichung habe ich eben mal eine stromkompensierte Drossel vom Typ Siemens B82722-J2202-N1 (2x2,2mH, 2A) vermessen. Dazu habe ich an einer Wicklung mit einem UT612 die Induktivität gemessen und in die andere Wicklung mit einer schnellen echten Konstantstromquelle einen Strom eingespeist. Mit einem Labornetzteil funktioniert das nicht. I [mA] L [mH] 1 2,33 2 2,32 5 2,26 10 2,16 20 1,31 50 1,11 100 0,375 Der Kern ist also bei Verwendung nur einer Wicklung schon bei weniger als 20mA in der Sättigung. Verwendet man beide Wicklungen für eine Einzel-Drossel geht es nichtmal bis 10mA.
Michael H. schrieb: >> Woher kommt die Auslegung der Drossel? di/dt Begrenzung? > Ja, genau. Stromanstiegsgeschwindigkeit soll begrenzt werden, um > Störaussendungen zu minimieren. Aber dann ist 13mH bei 230V schon recht groß? Bei großen Thyristoren (kann ich mich erinnern) waren 5-15A/µs durchaus üblich. Das Problem ist eher der Abriss vom Rückstrom. Hier hilft aber nur eine RC Beschaltung. Wie schaut es aus mit Einhaltung der EN 61000-3-x?? Sonst beschwert ich der Nachbar. Vorschlag: Wahrscheinlich wäre ein fertiges Netzfilter die einfachere Lösung anstatt im Detail in das EMV Thema einzusteigen.
Arno R. schrieb: > Der Kern ist also bei Verwendung nur einer Wicklung schon bei weniger > als 20mA in der Sättigung. Verwendet man beide Wicklungen für eine > Einzel-Drossel geht es nichtmal bis 10mA. Schönes Beispiel dafür, weshalb ein mit Gleichstrom (auch Halbwellenstrom) gespeister Netztrafo fast augenblicklich abraucht. Interessant wäre es jetzt noch, wie hoch die Induktivität ausfällt, wenn die beiden Wicklungen stromkompensiert hintereinander, also in der normalen Beschaltung, verwendet werden. Dann verlassen die Magnetfeldlinien nämlich an den (unbewickelten) Enden der Spulen den Kern bzw. treten auf der gegenüber liegenden Seite wieder ein. Dazwischen verlaufen sie durch die Luft, die bekanntlich nicht in die magnetische Sättigung geht. Im Prinzip sollte sich dadurch das Verhalten von zwei hintereinander geschalteten, mechanisch parallel angeordneten, magnetisch gleichsinnig gepolten Stabkerndrosseln ergeben. Ich tippe mal, dass das vllt 100µH sein werden. Mit dieser viel geringeren Induktivität könnte man die Netzdrossel tatsächlich auch als Speicherdrossel verwenden - falls die Kernverluste bei der Arbeitsfrequenz nicht zu hoch sind.
Michael H. schrieb: > für eine 230V Phasenanschnitt-Steuerung eine einfache > Drossel mit etwa 13mH Induktivität. > Strom max 10A, Giovanni schrieb: > Aber dann ist 13mH bei 230V schon recht groß? > Bei großen Thyristoren (kann ich mich erinnern) waren 5-15A/µs durchaus > üblich. > Das Problem ist eher der Abriss vom Rückstrom. Hier hilft aber nur eine > RC Beschaltung. Ja, aber das Abschalten findet ja stets bei geringen Strömen statt, und die Streuinduktivität von z.B. 0,5mH (s.o.), speichert dann nur wenig Energie.
Michael H. schrieb: > Ich brauche für eine 230V Phasenanschnitt-Steuerung eine einfache > Drossel mit etwa 13mH Induktivität. > Strom max 10A, DC-Widerstand max 10mΩ. > Die Auswahl ist da ziemlich überschaubar... Die Vorredner (-Schreiber) haben ja Recht. Nur gerade in Phasenanschnittsteuerungen werden ja bewusst Drosseln eingesetzt, die sofort in Sättigung gehen. Die sollen nur den ersten, sehr hohen dI/dt bedämpfen und danach den (Wechsel-) Stromfluss nicht mehr behindern. Deswegen heißen die sogar Sättigungsdrossel: https://www.schurter.com/de/datasheet/DFSG nie gesehen?
Hp M. schrieb: > Interessant wäre es jetzt noch, wie hoch die Induktivität ausfällt, wenn > die beiden Wicklungen stromkompensiert hintereinander, also in der > normalen Beschaltung, verwendet werden. ... > Ich tippe mal, dass das vllt 100µH sein werden. Es sind 34µH. Nach der gestrigen Messung des Sättigungsstromes hätte ich etwa 1% der Nenninduktivität, also etwa 22µH erwartet.
Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.