Hallo zusammen, ich habe hier folgenden Motor mit dem als Foto angegangenen Typenschild und möchte ihm einen Motorschutzschalter spendieren. Dazu wollte ich sicherheitshalber nur kurz Fragen, ob meine Interpretation korrekt ist: Allgemein gilt: Wir nehmen als Netzspannung die Spannung zwischen zwei Außenleitern, die bei uns in D 400V beträgt. Die Info 230/400 besagt , dass die Strangspannung 230V beträgt und dieser Motor deshalb in unserem 400V Netz (da immer die Spannung zwischen den Außenleitern genommen wird) im Stern angeschlossen werden darf, aber nicht im Dreieck, denn im Dreieck würden pro Strang 400V anliegen. Bei Nennleistung hat dieser Motor 250 Watt mechanische Leistung an der Welle. D.h. pro Strang wären dass dann 83 Watt. Bei 230V Strangspannung würden bei 100% Wirkungsgrad und cos phi = 1 I=P/U = 83W/230V = 0,36A fließen. Wegen Wirkungsgrad von 73,6% bei 100% Leistung und cos phi von 0,74 beträgt der Strangstrom I=0,36A /(0,74*0,736) = 0,665A. Diesen Wert finden wir auf dem Typenschild in Kombination mit einem anderen Wert von 1,2. Ist letzteres der Anlaufstrom? Oder ist das der Strom, den man HÄTTE, wenn man den Motor fälschlicherweise im Dreieck betreiben würde? Rechnerisch käme ich mit dem Faktor Wurzel(3) auf 1,152A, was ja leicht von den 1,2A abweicht. Wenn ich nun einen Motorschutz auswählen würde, könnte ich z.B. den ABB Motorschutzschalter MS116-1.0 (0,63-1,00A) auswählen und 0,7A einstellen. Dann sollte er eigentlich bei Überlast auslösen. Was ist eigentlich mit dem Anlaufstrom? Diese sollen ja das 5-7 Fache vom Nennstrom betragen. Steckt so ein Motorschutzschalter das weg? Enthalten diese Motorschutzschalter so eine Art Zeitverzögerung, bis sie ansprechen? Von den ABB Motorschutzschaltern gibt es zwei Versionen: einmal MS116 und einmal den MS132. Laut einem Dokument von ABB (finde ich im Moment gerade nicht mehr) hat der "kleine" 50000A und der andere 100000A maximalen Kurzschlussstrom. Ist das so zu verstehen, dass man in einem sehr stabilen Netz, in dem Kurzschlussströme von über 50000 A möglich wären, den MS132 nehmen muss und bei kleineren maximalen Kurzschlussströmen den MS116 nehmen kann? Gibt es überhaupt Stromnetze, die so einen hohen Kurzschlussstrom haben, die nicht direkt an einem Kraftwerk hängen? Danke für Eure Antworten und viele Grüße Karli
Das Typenschild zeigt 4 Möglichkeiten den Motor zu betreiben * Stern oder Dreieck * 50Hz oder 60Hz Wir beschränken uns auf 50Hz / Stern im europäischen 400V Netz. Der Nennstrom bei 250W an der Welle bei 1350Upm beträgt 0.66A (ist auch gestempelt). 1. Prüfen ob Motor in Stern geschaltet ist 2. Motorschutzschalter aus Katalog für einen Motor mit 0.66A auswählen - eventuell Schweranlauf beachten?? 100kA KS-Strom ist schon viel. Wenn man direkt neben dem 400V Netztrafo mit 2MVA, 6% wohnt,dann hat man einen KS Strom von 48kA. Nur es wohnt keiner 5m neben dem Trafo. Also 50kA reicht.
Vielen Dank Giovanni! 👍 Weil du an meinen Berechnungen nichts auszusetzen hast, schließe ich daraus, dass sie richtig sind. Das ist ja schon mal gut. Sehr beeindruckend, dass so ein 2 MW Trafo so hohe Kurzschlussströme erzeugen kann. Um die 48 kA zu erreichen müsste ja das ganze System einen Schleifenwiderstand von wenigen Milli-Ohm haben inklusive den 5m Leitung vom Trafo ins Haus, mit Hausanschlusskasten und Hauptverteiler mit allen allen Sicherungen, FIs, Zähler, Klemmen... in deinem konstruierten Fall. Noch kurz eine Frage zu den 1.2 in dem Feld in dem 1.2/0.66 steht: Hat jemand eine Ahnung was das bedeuten könnte?
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Karl-alfred R. schrieb: > Noch kurz eine Frage zu den 1.2 in dem Feld in dem 1.2/0.66 steht: > Hat jemand eine Ahnung was das bedeuten könnte? Der Strom in jeder Phase der Zuleitung ist bei 400V 0,66A und bei 230V 1,2A. Die Erklärung ist einfach: Bei 400V Sternschaltung liegt nur eine Spule an jeder Phase, bei 230V Dreieck hängen an jeder Phase 2 Motorspulen.
Vielen Dank Dieter W. Habe an anderer Stelle gelesen, dass die Leistung bei 230V Dreieck genau die selbe ist, wie die Leistung bei 400V Stern. Da die Spannung im ersten Fall Wurzel 3 geringer ist, muss der Leiterstrom bei 230V Dreieck um Wurzel 3 höher sein, als bei 400V Stern. Ich glaube, ich habe das jetzt voll verstanden. Vorher war ich gefühlt nur bei 80-90%. Wo gibt es eigentlich Drehstromnetze mit 230V Außenleiterspannung?
Karl-alfred R. schrieb: > Wo gibt es eigentlich Drehstromnetze mit 230V Außenleiterspannung? Betrieb an einem einphasig eingespeisten Frequenzumrichter
Werner H. schrieb: > ...und in Nordamerika mit 60 Hz. Gibts auch in vielen anderen Regionen der Welt.
Noch eine abschließende Frage: Ist es eigentlich Zufall, dass der Wirkungsgrad eta bei diesem Motor fast mit dem cos phi identisch ist? Oder gibt es hier einen Zusammenhang? Manche behaupten sogar, dass der Wirkungsgrad mit dem cos phi identisch wäre.
Karl-alfred R. schrieb: > Manche behaupten sogar, dass der Wirkungsgrad mit dem cos phi identisch > wäre. Und ich behaupte es ist Zufall. Interessant ist aber, dass die Wirkungsgrade bei 50Hz und 60Hz gleich sind. Wahrscheinlich auch Zufall, aber durchaus möglich. die restlichen Zahlen: IE3: Der Motor hat Effizienzklasse IE3 - ist zwar nicht notwendig (ist ab 0.75kW verpflichtend), aber nicht schlecht. S1: Dauerbetrieb Klasse F: bedeutet <155°C am heißesten Punkt in der Wicklung IP55: Schutzart - staubgeschützt, Schutz gegen Strahlwasser max. Umgebungstemperatur: 40°C Schutz Übertemperatur: PTC 150°C - OK weil in Klasse F
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Karl-alfred R. schrieb: > Wo gibt es eigentlich Drehstromnetze mit 230V Außenleiterspannung? Früher wohl in ganz Deutschland (mit 220V). Z.B. in Hannover wurde das in den 1960er Jahren auf 220/380V umgestellt.
Giovanni schrieb: > Wenn man direkt neben dem 400V Netztrafo mit 2MVA, 6% wohnt,dann hat man > einen KS Strom von 48kA. Nur es wohnt keiner 5m neben dem Trafo. Im Haus bei uns gegenüber steht der Trafo direkt im Erdgeschoss des Hauses. Muss man da, wenn man im Erdgeschoss wohnt, darauf achten, Leitungsschutzschalter mit hohem Schaltvermögen zu verwenden?
Harald W. schrieb: > Im Haus bei uns gegenüber steht der Trafo Eine Rechnung anstatt einer langen Erklärung. Der Widerstand der Leitung spielt eine enorme Rolle. 1) Rechnung mit Länge = 0 Meter, 4mm² Querschnitt 2) Rechnung mit Länge = 10 Meter, 4mm² Querschnitt Anm: bei Haushaltsinstallationen hat man üblicherweise einen Querschnitt von 1.5mm².
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Ich verstehe das jetzt so, dass unter halbwegs normalen Bedingungen die 50 kA niemals erreicht werden können. In einem YouTube-Video hat "Freunde des Stromes" einmal mit einem Installationstester den Kurzschlussstrom gemessen und kam auf "nur" 509A. Damit wäre die Frage geklärt. Falls Zweifel bestehen sollten, ob die Installation vielleicht tatsächlich zu überdurchschnittlich hohen Kurzschlussströmen in der Lage ist, kann man ja immer noch nachmessen lassen. Die haben dann ja auch sicherlich kompetente Haus-Elektriker mit den entsprechenden Gerätschaften. Aber noch ne andere Frage, die ich oben vergessen habe: Auf dem Typenschild steht ja was von PTC 150°C. Was ein PTC ist, ist mir klar, aber was macht der in diesem Motor? Steuert er bei 150°C eine eingebaute Abschalt-Vorrichtung an? Oder sind die Anschlüsse irgendwo nach außen geführt, wo man dann seine eigene Elektrik anschließt, die bei Bedarf die Stromzufuhr kappt?
Karl-alfred R. schrieb: > Oder sind > die Anschlüsse irgendwo nach außen geführt, wo man dann seine eigene > Elektrik anschließt, die bei Bedarf die Stromzufuhr kappt? Sooo isses.
Karl-alfred R. schrieb: > Auf dem Typenschild steht ja was von PTC 150°C. > Was ein PTC ist, ist mir klar, aber was macht der in diesem Motor? > Steuert er bei 150°C eine eingebaute Abschalt-Vorrichtung an? Oder sind > die Anschlüsse irgendwo nach außen geführt, wo man dann seine eigene > Elektrik anschließt, die bei Bedarf die Stromzufuhr kappt? Es gibt beides. Schau in den Klemmkasten.
Harald W. schrieb: > > Im Haus bei uns gegenüber steht der Trafo direkt im Erdgeschoss des > Hauses. Muss man da, wenn man im Erdgeschoss wohnt, darauf achten, > Leitungsschutzschalter mit hohem Schaltvermögen zu verwenden? In Deutschland sind im nicht-industriellen Bereich auf der Anlagenseite LS mit mindestens 6kA vorgeschrieben. Deshalb gibt es bei seriösen Quellen praktisch nur diese zu kaufen (in anderen EU Ländern gibt es auch 4,5kA oder gar 3kA; nicht zulässig in D). Nur im Vorzählerbereich sind 25kA üblich (wie SLS Schalter oder die LS für den RfZ).
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