Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 1200W Grid-Tie-Inverter mit Limiter Reparatur/Analyse


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von Robert B. (borecki)


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Moin,

ich habe einen älteren 1200W Grid-Tie-Inverter mit Limiter (die Garantie 
ist abgelaufen), den ich gerne reparieren möchte. Irgendwann hörte er 
auf zu funktionieren. Die erste Analyse ergab, dass die 10A-Sicherung 
(träge) defekt war. Nachdem ich sie durch eine 10A-flinke Sicherung 
ersetzt und das Gerät angeschlossen hatte, sprang diese sofort heraus. 
Daraufhin habe ich eine 7A-träge Sicherung eingesetzt, aber in diesem 
Fall verursachte das Gerät einen Kurzschluss in der Mehrfachsteckdose (L 
war mit Erde kurzgeschlossen; zuvor hatte die Mehrfachsteckdose 
einwandfrei funktioniert). Natürlich lösten auch die FI-Sicherungen im 
Haus aus. Die 7A-träge Sicherung blieb jedoch intakt.

Ohne angeschlossenes Stromkabel messe ich die folgenden Widerstände: 3,7 
MOhm zwischen PE und N sowie zwischen PE und L, und 35 kOhm zwischen N 
und L.

Es wäre schade, ein 200-Euro-Gerät einfach wegzuwerfen, daher möchte ich 
versuchen, es zu reparieren. Wie kann ich am besten eine Testvorrichtung 
aufbauen, um das Hausnetz und andere Geräte nicht zu gefährden? Habt ihr 
Tipps für mich? Eventuell sind 35 kOhm zwischen N und L bereits zu 
niedrig?

: Verschoben durch Moderator
von Michael G. (saveline)


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von Robert B. (borecki)


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Ich habe die Varistoren geprüft. Der im Anhang hat einen Widerstand von 
300 kOhm (eingebaut). Die dunklen Verfärbungen könnten von der 
durchgebrannten Glassicherung (nebenan) stammen, die gestern kaputt 
gegangen ist. Ich habe auch einen weiteren Varistor mit einem Widerstand 
von 300 kOhm gemessen. Die anderen liegen im Bereich von 1 bis 3 MOhm.

300 kOhm bedeutet: ausbauen und noch einmal messen, oder? Es könnte eine 
Parallelschaltung den kleineren Widerstand von 300 kOhm verursachen, 
oder?

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Warum glauben eigentlich alle, man könnte ohne jede Ahnung mal einfach 
schnell nebenbei einen Netzeinspeise-Wechselrichter reparieren? Auch 
wenn das bei Schrottbay immer gerne so reingeschrieben wird "für Bastler 
absolut kein Problem" oder "bestimmt nur eine Sicherung defekt", in den 
meisten Fällen ist es eben doch nicht so einfach.

Prüf die verdammten Leistungshalbleiter auf der 230V-Seite. Da ist mit 
Sicherheit was im Arsch und die evtl. noch unbeschädigten Teile werden 
nicht besser, wenn man noch ein paar Sicherungen knallen lässt. MOSFETs 
wie die vier Stück in der Vollbrückenschaltung am Ausgang mutieren bei 
Defekten gerne zu Drahtbrücken mit drei Anschlüssen. Das heißt aus dem 
Gate, wo eigentlich keine hohen Spannungen (ich schreib's gleich dazu: 
gemessen gegen Source, nicht gegen Finger) anliegen, kommt plötzlich ein 
guter Teil der Netzspannung mit ordentlich Strom wieder raus und das 
zerstört gerne die nicht dafür ausgelegte Gate-Beschaltung und die 
Treiber-Schaltung. Und dann wird es eine größere Reparatur.

Edit:
Diese Soyosource-Wechselrichter sind übrigens Schrott. Wenn man 
probiert, den Betrieb eines solchen Geräts am öffentlichen Stromnetz 
beim Energieversorger anzumelden weil der gerne über Erzeugungsanlagen 
in seinem Stromnetz informiert sein möchte (gilt auch für 
Nulleinspeisung), erlebt man ein blaues Wunder. Das Ding erfüllt 
praktisch keine europäische Norm, es hat keinen akzeptablen 
ENS-Netzschutz. Desweiten ist der Aufbau alles andere als sicher, allein 
dieses dünne Lüfterkabel, was da von der 48V Primärseite kommt und quer 
über den offenen Lötstellen der 230V-Seite liegt, ist so nicht zulässig.

: Bearbeitet durch User
von Marci W. (marci_w)


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Robert B. schrieb:
> Die erste Analyse ergab, dass die 10A-Sicherung
> (träge) defekt war. Nachdem ich sie durch eine 10A-flinke Sicherung
> ersetzt und das Gerät angeschlossen hatte, sprang diese sofort heraus.
> Daraufhin habe ich eine 7A-träge Sicherung eingesetzt

Was soll denn das?! Was hast Du denn gedacht, was dieses 
Sicherungsroulette bringen wird? Bist Du sicher, dass Du das notwendige 
Know How für eine Reparatur hast? Pass bitte auf wegen der hohen 
Spannungen in den Kondensatoren!

Die Widerstände die Du misst sind Mist!

Und der VDR ist wohl kaum von den Sicherungen braun geworden.

ciao

Marci

von Marci W. (marci_w)


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Hi Ben,

Ben B. schrieb:
> allein
> dieses dünne Lüfterkabel, was da von der 48V Primärseite kommt und quer
> über den offenen Lötstellen der 230V-Seite liegt, ist so nicht zulässig.

Bist Du sicher? Sicherheitsmäßig sollte eigentlich nichts passieren, 
wenn die Lüfter komplett aus Kunststoff sind (keine berührbaren 
leitfähigen Teile). Oder doch?

Aber es sieht gepfuscht aus. Und auf dem Bild mit dem VDR hab ich mich 
ein wenig gewundert, wie das Pad an der Leiterbahn liegt. Evtl. um den 
Querschnitt nicht zu verkleinern?

ciao

Marci

: Bearbeitet durch User
von Ralf X. (ralf0815)


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Ben B. schrieb:
> Warum glauben eigentlich alle, man könnte ohne jede Ahnung mal einfach
> schnell nebenbei einen Netzeinspeise-Wechselrichter reparieren? Auch
> wenn das bei Schrottbay immer gerne so reingeschrieben wird "für Bastler
> absolut kein Problem" oder "bestimmt nur eine Sicherung defekt",

Den Grossteil der Antworten hast Du doch schon selber genannt.
Und wenn der Cheffe einer Elektro- oder anderen Werkstatt selber keinen 
alten Kleinwagen fährt, kann das nur daran liegen, dass der bei den 
Reparaturen abzockt. :-)

von Michael B. (laberkopp)


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Robert B. schrieb:
> Habt ihr Tipps für mich?

Tausche die beiden IXFH16N60P IGBTs unter der roten 
Unterlegscheibenschraube.

Miss bei ausgelöteten IGBTs ob sich nicht auch die Gate-Schutzschaltung 
und Wechselspannungssteuerschaltung verabschiedet hat.

Dazu kommt eine regelbare Spannungsquelle über 4k7 an E und G der 
Platine und wird bis 24V aufgedreht. Die UGE sollte durch eine Z-Diode 
begrenzt werden, je nach Polarität verschieden, und nicht im Kurzschluss 
verharren.

Man konnte noch die SOT23 Transistoren dort prüfen.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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>> dieses dünne Lüfterkabel, was da von der 48V Primärseite kommt und quer
>> über den offenen Lötstellen der 230V-Seite liegt, ist so nicht zulässig.
> Bist Du sicher? Sicherheitsmäßig sollte eigentlich nichts passieren,
> wenn die Lüfter komplett aus Kunststoff sind (keine berührbaren
> leitfähigen Teile). Oder doch?
Der Lüfter selbst ist nicht das Problem, sondern die ungeschützt 
freiliegenden Anschlüsse der 48V Kleinspannung. Wenn diese dünne 
Isolation z.B. durch die Bauteil-Beinchen der Lötstellen aufgerieben 
wird, kommt 230V-Potential über das Kabel auf die Kleinspannungsseite 
und möglicherweise aus den 48V-Anschlüssen wieder raus. Das ist dann auf 
jeden Fall sehr unangenehm, kann jemanden möglicherweise tödlich 
umbringen und die einzigen, die sich nicht für heulende Hinterbliebene 
interessieren, sind die Chinesen, die diesen Müll hergestellt haben.

Entweder muss man die Kabel so verlegen, daß ein Kontakt mit der 
230V-Seite durch genug Abstand sicher ausgeschlossen ist oder man muss 
zusätzliche Barrieren einfügen wie ein zusätzlicher Schlauch zur 
Isolation über dem Kabel oder Trennfolien.

von Marci W. (marci_w)


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Ben B. schrieb:
> kommt 230V-Potential über das Kabel auf die Kleinspannungsseite
> und möglicherweise aus den 48V-Anschlüssen wieder raus

Uuups, ja klar, daran hatte ich nicht gedacht. <SCHÄM>

ciao

Marci

von Michael B. (laberkopp)


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Marci W. schrieb:
> daran hatte ich nicht gedacht.

Der Hersteller verlegt das Kabel ja auch auf der anderen Seite der 
Trafos, dort wo die Stecker sind, der Akkuspannungsseite.

Wer auch immer die Strippen so um die Elkos gezerrt hat.

von ●Des|ntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Robert B. schrieb:
> ich habe einen älteren 1200W Grid-Tie-Inverter mit Limiter (die Garantie
> ist abgelaufen), den ich gerne reparieren möchte.

Und schon
verschieben sich angestrebte Amortisierungen weiter nach hinten

von Martin S. (sirnails)


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Robert B. schrieb:
> Die erste Analyse ergab, dass die 10A-Sicherung
> (träge) defekt war. Nachdem ich sie durch eine 10A-flinke Sicherung
> ersetzt und das Gerät angeschlossen hatte, sprang diese sofort heraus.
> Daraufhin habe ich eine 7A-träge Sicherung eingesetzt, aber in diesem
> Fall verursachte das Gerät einen Kurzschluss in der Mehrfachsteckdose (L
> war mit Erde kurzgeschlossen; zuvor hatte die Mehrfachsteckdose
> einwandfrei funktioniert). Natürlich lösten auch die FI-Sicherungen im
> Haus aus. Die 7A-träge Sicherung blieb jedoch intakt.

Hast Du es auch mit einer 15A Träge Sicherung probiert? Das ist ganz 
wichtig, denn man will ja sehen, an welcher Stelle die Leiterplatte 
Feuer fängt, um den Fehler einzugrenzen.

Man man man wenn eine Sicherung durch ist, dann misst man erstmal 
warum sie durch ist, und nur dann, wenn man nichts feststellen kann, 
kann man probieren, extern mit stark begrenztem Strom einzuspeisen und 
nur dann, wenn auch das keine Auffälligkeit zeigt, kann man probieren, 
eine neue Sicherung einzusetzen.

Wieso glauben eigentlich alle, dass diese Sicherungen vor einem Schaden 
an der Elektronik schützen? Die Dinger sind reiner Brandschutz!

von Robert B. (borecki)


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Vielen Dank an alle, die konstruktiv schreiben und bei der Fehlersuche 
unterstützen. Ich habe bereits Ersatzteile (unter anderem Varistoren) 
gekauft und werde die Bauteile ausbauen und überprüfen. Für zukünftige 
Tests plane ich, einen Trenntransformator und ein AC Current Limiter 
Module einzusetzen – der Hinweis, der bisher gefehlt hat :-)

Zu einigen der weniger konstruktiven Rückmeldungen:

    Es gibt drei Möglichkeiten: das Gerät reparieren lassen 
(voraussichtlich teurer als ein Neukauf), es entsorgen und ein neues 
kaufen (was ich aus Prinzip vermeide), oder es selbst zu reparieren und 
dabei zu lernen. Ich habe mich für den dritten Weg entschieden. Über die 
Gefahren von 230V müssen wir nicht diskutieren – ich bin mir dessen 
bewusst.

    Diese Soyosource-Geräte werden in Deutschland millionenfach 
verkauft. Kein Wunder also, dass viele Nulleinspeiser das Gerät nicht 
anmelden und die Bürokratie umgehen.

    In zahlreichen Bedienungsanleitungen steht: „Prüfen und ersetzen Sie 
die Sicherung, falls das Gerät nicht funktioniert.“ Daher liegt es nahe, 
dass dies der erste Gedanke und Versuch ist. In der Vergangenheit hat 
das oft gut funktioniert. Nein, ich habe nicht wiederholt versucht, die 
Sicherung auszutauschen, sondern hatte nur eine 10A Flink- und eine 7A 
Träge-Sicherung zur Hand. Diese könnten jedoch auch bei einem 
funktionierenden Gerät durchbrennen.

von ●Des|ntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Robert B. schrieb:
> AC Current Limiter Module

achja, heute gibts ja keine Glühbirnen mehr.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Bei Norm-konformen Wechselrichtern funktioniert das sowieso nicht, weil 
die sich dann über die zu hohe Netzimpedanz aufregen.

Egal, ich bin hier mal raus, das wird nie was und der TE hat meiner 
Meinung nach Glück wenn er überlebt und seine Bude nicht abfackelt.

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