Forum: Haus & Smart Home Alte Wima-Kondensatoren bei Gastro-Induktionsplatte tauschen?


von Felix (ohmsweetohm)


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Hi Leute,

ich hab hier eine alte Platine von einer Gastro-Induktionsplatte mit 
einem IGBT, der laut Beschriftung und Datenblatt aus Oktober 2002 
stammt. Der IGBT ist ein CM100DY-12H und leider ziemlich teuer, falls er 
mal ausfällt.

Meine Frage: Soll ich die Wima-Kondensatoren vorsichtshalber tauschen, 
damit der IGBT geschont wird? Es handelt sich um WIMA MKP4 630V~ 2,2µ 
(rot) und WIMA FKP1 600V~ 0,22 (blau), zumindest was ich ohne auslöten 
erkennen kann. Ich denke, dass die Kondensatoren in dieser 
Powerelektronik ziemlich stark beansprucht werden, was das Risiko eines 
Ausfalls vielleicht erhöht.

Mir ist klar, dass es zu dem Thema schon Threads gibt. Aber ehrlich 
gesagt kann ich die Infos dort nicht so leicht auf meinen speziellen 
Fall übertragen. Wäre super, wenn ihr mir mit eurer Erfahrung 
weiterhelfen könntet.

Ein Bild dieser (für mich spannenden Platine) habe ich angehängt.

Danke euch!

-ohmsweetohm

: Bearbeitet durch User
von Lu (oszi45)


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Ob die jetzt oder in x Jahren ausfallen, kann ich leider nicht 
vorhersagen. Man könnte evtl. mal die Temperaturen messen, wie sie 
gestresst werden? Aktuelle Kapazität messen wäre auch eine Idee, 
erfordert jedoch auslöten und garantiert noch nichts, da sie erst bei 
höherer Spannung Probleme machen werden.

: Bearbeitet durch User
von Thomas R. (thomasr)


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Der CM100DY-12H ist teuer weil uralt (1998). Der ist aus den Anfängen 
der IGBT Technik und kann relativ leicht durch moderne (einzelne) IGBTs 
ersetzt werden.

Da würde ich es "drauf ankommen lassen" und erst im Schadensfall tätig 
werden.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Felix schrieb:
> ich hab hier eine alte Platine von einer Gastro-Induktionsplatte mit
> einem IGBT, der laut Beschriftung und Datenblatt aus Oktober 2002
> stammt.

Jedenfalls ein Beweis, dass es möglich ist, Induktionsplatten zu bauen, 
die anders als BSH, Miele etc. viiiel länger als fünf Jahre halten, 
sogar im Gastrobereich.

von H. H. (hhinz)


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Felix schrieb:
> Der IGBT ist ein CM100DY-12H und leider ziemlich teuer, falls er
> mal ausfällt.

https://www.digikey.com/en/products/detail/vishay-general-semiconductor-diodes-division/VS-GT100TS065N/19914918


> Soll ich die Wima-Kondensatoren vorsichtshalber tauschen,

Nein.

von Flip B. (frickelfreak)


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Nichts im Bild lohnt sich, vorsorglich zu tauschen. Ein kleiner fehler 
beim Tausch ist ein viel größeres Risiko für die IGBT Halbbrücke, genau 
wie schmutz auf der Gateansteuerung oder eine lose brutzenldne 
verbindung zu Induktionsspule.  Also platine und Kontaktstellen gut 
reinigen und mit dem korrekten Drehmoment anziehen.

von Felix (ohmsweetohm)


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Hey Leute,

erstmal danke für eure Antworten! Hier ein paar Gedanken zu euren 
Punkten:

@Lu (oszi45): Die Temperaturmessung ist bei der Konstruktion leider 
nicht so einfach. Die Induktionsspule sitzt direkt über der Platine, die 
kopfüber eingebaut wird, und die Kabel sind ziemlich kurz – da kommt man 
kaum dran, ohne größeren Aufwand. Insgesamt scheint die Technik aber 
recht kühl zu laufen. Der Lüfter springt erst nach mehreren Minuten mit 
3 kW Leistung an, und selbst dann ist die Abwärme eher moderat. Kann 
natürlich auch täuschen, aber immerhin mal ein positives Zeichen.

@Thomas R. (thomasr): Danke für den Tipp mit den modernen IGBTs! Das 
könnte tatsächlich die Lösung sein, wenn der CM100DY-12H irgendwann den 
Geist aufgibt.

@Rainer Z. (netzbeschmutzer): Absolut, zwischen Gastro- und 
Consumer-Induktionsplatten liegen Welten! Die Platte hier ist über 20 
Jahre alt und trotzdem stufenlos regelbar – etwas, das selbst heutige 
Consumer-Geräte nicht oft bieten. Preislich ist das natürlich eine 
andere Liga: So eine Platte kostet heute zwischen 2.000 und 3.000 €, 
also klarer Fall von "reparieren, solange es geht."

@H. H. (hhinz) und @Flip B. (frickelfreak): Danke für eure klaren 
Einschätzungen! Eure Hinweise helfen mir, das Ganze pragmatisch 
anzugehen. Statt unnötig die Kondensatoren zu tauschen, werde ich die 
Platine und Kontaktstellen gründlich reinigen.

Also lasse ich die Platte erstmal weiterlaufen und melde mich, falls 
doch mal ein Defekt auftritt. Danke nochmal – das hilft mir echt weiter!

Grüße,
Felix

von Michael (Gast)


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Felix schrieb:
> Soll ich die Wima-Kondensatoren vorsichtshalber tauschen

Nein.
Selbstheilend, fast unkaputtbar.
Das ist kein Elko.

Am längsten lebt das Gerödel wenn Du möglichst nichts anfasst.
Das Gegenteil von gut: Gut gemeint

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Felix schrieb:
> Absolut, zwischen Gastro- und
> Consumer-Induktionsplatten liegen Welten! Die Platte hier ist über 20
> Jahre alt und trotzdem stufenlos regelbar – etwas, das selbst heutige
> Consumer-Geräte nicht oft bieten. Preislich ist das natürlich eine
> andere Liga: So eine Platte kostet heute zwischen 2.000 und 3.000 €,
> also klarer Fall von "reparieren, solange es geht."

In Haltbarkeit und Nutzen (stufenlose Regelung) gibt's da sicher 
Unterschiede. Den Preisunterschied, für den die Hersteller 
verantwortlich sind, rechtfertigt es nicht.

Tja, ist eben wie bei VW Golf und Porsche, wo der Porsche-Preis zum 
fünffachen des Golf-Preises jenseits von gut und böse ist, der Markt 
aber gibt es her.

Danke Dir für das gute Beispiel, dass der Bau von haltbaren 
Induktionsplatten (doch) möglich ist. Ich war so naiv zu glauben, dass 
Induktionsplatten unabdingbar nach ca. fünf Jahren ihren Geist aufgeben 
(jüngst auch bei meinen Nachbarn).

Jedenfalls freue ich mich für Dich sehr für das schöne Teil. Hier hat 
sich im Gegensatz zum Porsche die Investition jedenfalls gelohnt. :)

von Holger R. (holgerr)


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Michael schrieb:
> Das Gegenteil von gut: Gut gemeint

Endlich mal was wahres hier im Forum.

Gestern standen wir am Abgrund,
heute sind wir einen Schritt weiter.

HolgerR

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