Forum: Offtopic Gerät mit Inertgas füllen.


von Ernest (ernest)


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Auf meinem Basteltisch liegt ein Navigationsgerät für outdoor. Aktuell 
gehe ich davon aus, dass ich eine problembehaftete Steckverbindung an 
dem Gerät erfolgreich repariert bekomme.

Man blos - solche Geräte (zumindestens die besseren) werden 
normalerweise vor dem endgültigen Verschließen mit einer 
Stickstofffüllung (Gas) versehen, damit sich da drin kein Kondenswasser 
bildet, da drin nix korrodiert etc.

Erste Recherchen zum Thema Stickstoff sind nicht sehr ermutigend - die 
dafür erforderlichen Geräte (Sehr kleine Flasche, Adapter, 
Druckminderer) kommen zusammen auf 3-stellige Beträge ... und brauchen 
werde ich das alles voraussichtlich kaum jemals wieder.

Was tun?

Hat von Euch jemand einen gangbaren Weg gefunden, um Geräte mit 
Stickstoff zu füllen?

Ist das Zeug beim Reifenmonteur möglicherweise geeignet? Dann könnte ich 
da ja bitten, dass die das Gerät mit Stickstoff auspusten, bevor der 
Deckel ganz zu kommt.

Oder ist dafür auch Argon geeignet (ist tendenziell als MIG Gas gut 
verfügbar, das hat eigentlich jeder mit einem MIG Gerät rumstehen)?

Oder gibt es in bestimmten Betrieben typischerweise solche Möglichkeiten 
(wenn ja - welche Branche)?

: Verschoben durch Moderator
von Falk B. (falk)


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Ernest schrieb:
> Man blos - solche Geräte (zumindestens die besseren) werden
> normalerweise vor dem endgültigen Verschließen mit einer
> Stickstofffüllung (Gas) versehen, damit sich da drin kein Kondenswasser
> bildet, da drin nix korrodiert etc.

Unsinn. Wenn sich kein Kondenswasser bilden soll, muss das Gehäuse 
dauerhaft hermetisch dicht sein, IP65 oder besser. Und die Restfeuchte 
bekommt man mit einem kleinen Päckchen Trockengel weg.

von Walter T. (nicolas)


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Ein WIG-Schweißer der Argon 4.6 da hat, hat oft auch Stickstoff als 
Formiergas da.

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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Und wie bekommst du das Gerät dicht, auch diffusionsdicht?

von Bauform B. (bauformb)


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Stickstoff nimmt man doch, damit sich im Kondenswasser keine neuen 
Lebensformen entwickeln ;)

von H. H. (hhinz)


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Bauform B. schrieb:
> Stickstoff nimmt man doch, damit sich im Kondenswasser keine neuen
> Lebensformen entwickeln ;)

https://de.wikipedia.org/wiki/Kn%C3%B6llchenbakterien

von Harald W. (wilhelms)


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Falk B. schrieb:

>> Man blos - solche Geräte (zumindestens die besseren) werden
>> normalerweise vor dem endgültigen Verschließen mit einer
>> Stickstofffüllung (Gas) versehen, damit sich da drin kein
>> Kondenswasser bildet,

Stickstoff nimmt man wohl deshalb, weil es trocken als Flaschengas
leicht und billig verfügbar ist. Das sowas als "Gerätefüllung"
allgemein üblich ist, wäre mir neu. Wir haben es benutzt, um die
Probenkammer eines REMs vor dem Verschliessen auszublasen, weil
sich Wasser mit Vacuumpumpen nur schlecht wegpumpen lässt.

> Unsinn. Wenn sich kein Kondenswasser bilden soll, muss das Gehäuse
> dauerhaft hermetisch dicht sein, IP65 oder besser.

Genau, und eine solche Abdichtung, die auch bei Schwankungen des
Luftdrucks funktioniert, lässt sich nur schwer verwirklichen.

> Und die Restfeuchte bekommt man
> mit einem kleinen Päckchen Trockengel weg.

Zumal die Luft in einem solchen Gerät ja nicht völlig trocken sein
muss. Es reicht, wenn man deutlich unterhalb des Taupunktes bleibt.
Ich würde darauf achten, das Gerät an einem trockenen Tag (Relative
Luftfeuchtigkeit unter 30%) zu verschliessen. Solche Tage sind im
November aber eher selten.

von Harald A. (embedded)


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Ein Gerät so dicht zu bauen, dass man mit einer Gasfüllung arbeiten 
könnte, ist mit einem hohen Aufwand verbunden. Meist ist es einfacher, 
das Gerät gut abzudichten und an einer bewussten Stelle eine Belüftung 
mit einer Goretex-Membran einzubauen (oder gar ein offenes Loch, wenn 
man ausschließen kann, das hier Insekten oder Spritzwasser eindringen 
kann. Das Konzept mit der Goretex-Membran kann aber nur funktionieren, 
wenn das Gerät wirklich nur über diese eine bewusste Stelle „atmen“ 
kann.
Fakt ist, wie schon benannt, über die Zeit findet bei Über/Unterdruck im 
Gehäuse SOWIESO ein Luftaustausch statt (sofern es eben nicht 100,0% 
dicht ist) und damit landet und sammelt sich die Feuchtigkeit im Gerät. 
Wichtig ist noch, dass sich weder innen noch außen auf der 
Goretex-Membran Feuchtigkeit stauen kann, denn dann funktioniert das 
Prinzip nicht mehr.
Die Membranen gibt es zum Einkleben oder Einschrauben.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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In Festplatten gibt (oder gab) es so weiße Membranen bzw. Filzmatten aus 
enorm feinem Material. Sowohl in dem Loch nach außen hin als auch im 
"Abluftstrom" des Plattenstapels, um Teilchen aufzufangen.

Vielleicht dasselbe wie oder nahe an Goretex.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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Es ist ja ziemlich offensichtlich das so ein Geraet gut dicht sein muss. 
Also nicht nur so dicht wie eine wasserdichte Armbanduhr die dreimal im 
Jahr kurz untergetaucht wird und wo es nach ein paar Jahren trotzdem 
Faelle von Wassereinbruch gibt. Sowas muss 24h am Tag immer dicht sein.
Ich glaube nicht das dies noch der Fall ist wenn man ein Geraet auf und 
wieder zu schraubt und dabei keine neuen Dichtungen verwendet.

Vanye

von Michi S. (mista_s)


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Vanye R. schrieb:
> Also nicht nur so dicht wie eine wasserdichte Armbanduhr
> die dreimal im Jahr kurz untergetaucht wird

Dafür reicht auch wasserfest bzw. water-resistant, als wasserdicht gilt 
'ne Uhr ab 10bar Prüfdruck (Wasserdicht bis 100m heißt das in der 
Werbung), damit kann man dann auch wirklich schwimmen gehen.


> Sowas muss 24h am Tag immer dicht sein.

Das muß die nur drei Mal untergetauchte Uhr aber ebenfalls, denn die 
weiß ja vorab nicht, wanns wieder so weit ist.


Vanye R. schrieb:
> ein Geraet auf und wieder zu schraubt
> und dabei keine neuen Dichtungen verwendet.

Das ist sicher so; bei wirklich wasserdichten Uhren wird beim 
Batteriewechsel immer auch die Dichtung geta
uscht.

H. H. schrieb:
> Bauform B. schrieb:
>> Stickstoff nimmt man doch, damit sich im Kondenswasser
>> keine neuen Lebensformen entwickeln ;)
>
> https://de.wikipedia.org/wiki/Kn%C3%B6llchenbakterien

Ah ja, hätte mich doch gewundert, wenn es keine Nitrophilen Bakterien 
geben würde. Aber nach kurzem Überfliegen des Artikels scheinen 
zumindest diese nicht von Stickstoff und Liebe allein leben zu können, 
sondern sie brauchen ein bissl Sauerstoff (aber nicht zu viel) und ihre 
Pflanzensymbionten.

Ach Du liebe Evolution, das kannst Du doch mit Sicherheit noch deutlich 
besser, oder?

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Dafür reicht auch wasserfest bzw. water-resistant, als wasserdicht gilt
> 'ne Uhr ab 10bar Prüfdruck (Wasserdicht bis 100m heißt das in der
> Werbung), damit kann man dann auch wirklich schwimmen gehen.

Aber nicht 10Jahre am Stueck. Das muss regelmaessig geprueft werden.

> Das ist sicher so; bei wirklich wasserdichten Uhren wird beim
> Batteriewechsel immer auch die Dichtung geta
> uscht.

Das reicht nicht. Bei meiner musste ich die aufladbare Batterie erst 
nach 20Jahren wechseln. Solange waere die Uhr niemals wassedicht 
gewesen. Weder 100m noch einfach nur schwimmen...

Vanye

von Wolf17 (wolf17)


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Harald W. schrieb:
> Es reicht, wenn man deutlich unterhalb des Taupunktes bleibt.

Wenn es wirklich dicht ist, offen in der Tiefkühltruhe lagern und noch 
vor dem entnehmen zuschrauben. Dann ist der Taupunkt der Innenluft so 
-18°C, auch wenn es aussen erst mal betaut.
Silikagel halte ich aber für funktionaler, weil gas- und diffusionsdicht 
ist schwer zu erreichen.

: Bearbeitet durch User
von Harald A. (embedded)


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Silikagel habe ich auch schon oft gesehen in Produkten, z.B. 
Überwachungskameras. Allerdings verlagert das nur das Problem zeitlich 
nach hinten, denn irgendwann ist das Zeug gesättigt.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Ernest schrieb:
> Man blos - solche Geräte (zumindestens die besseren) werden
> normalerweise vor dem endgültigen Verschließen mit einer
> Stickstofffüllung (Gas) versehen

Könnte auch ausgeschäumt oder vergossen sein...

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Ernest schrieb:
> Hat von Euch jemand einen gangbaren Weg gefunden, um Geräte mit
> Stickstoff zu füllen?
Ich nehme handelsübliche Luft, da komme ich auf 78%. Das hat bisher 
immer gereicht.

von Maik .. (basteling)


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Bei Vermessungslasern (Kanalbau, Grube, Wasser, Schlamm) war das früher 
üblich diese mit Stickstoff zu füllen bzw. abzudrücken. Das waren dann 
aber auch Aluminiumgußgehäuse mit sauber eingefrästen Dichtungsflächen 
und Nuten für entsprechende Runddichtungen. Dazu noch eine Dichtpaste. 
Die hatten aber auch extra dafür eine dichtend verschraubbare 
Gehäusebohrung, irgendwo hatte ich sogar mal ein Gerät mit 
Schraderventil gesehen.

: Bearbeitet durch User
von Rahul D. (rahul)


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Lothar M. schrieb:
> Ich nehme handelsübliche Luft, da komme ich auf 78%. Das hat bisher
> immer gereicht.

Beim Spülen mit trockenem mStickstoff geht es doch darum, die 
Restfeuchte aus dem Geräte zu bekommen.
Ich kenne sowas von Geräten, die lanfristig unter Wasser eingesetzt 
werden.

Silicagel wird doch dazu verwendet, eindringende Feuchte aufzunehm, die 
bei Klimawechsel (warmer Raum <=> kalter Raum)

von Lothar M. (Firma: Titel) (lkmiller) (Moderator) Benutzerseite


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Rahul D. schrieb:
> Ich kenne sowas von Geräten, die lanfristig unter Wasser eingesetzt
> werden.
Ja, aber die haben dann auch keinen problematischen Ladestecker, der 
wahrscheinlich nur mit einem Gummistopfen verschlossen wird.

von Wolf17 (wolf17)


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Harald A. schrieb:
> Allerdings verlagert das nur das Problem zeitlich
> nach hinten, denn irgendwann ist das Zeug gesättigt.

Wenn das Gerät so dicht ist, dass eine Stickstoffüllung drin bleibt, 
dann hält Silikagel ewig und ist leichter erhältlich.
Ist es nicht dicht, wird innen eine Kondensation wie erwähnt später 
auftreten, denn es kann viel mehr Feuchtigkeit wegpuffern.
Praktischerweise nimmt man mit Farbindikator, dann sieht man bei einer 
Wartung oder mit Sichtfenster wenigstens, dass es undicht war und kann 
das Leck suchen, oder das Tauschintervall verkürzen. Bei Stickstoff geht 
Überdruck mit Kontrollmanometer.

von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


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Ich hatte damals auch so ein Problem bei gekühlten CCD Kameras. Ich 
hatte die dann mit Druckluft 67 von Kontakt Chemie gefüllt. Gibt es 
günstig in Spraydosen und die haben gleich ein dünnes Röhrchen womit 
sich das Füllen leicht machen ließ.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Einfach ein Gasfeuerzeug reinlegen. Dessen Undichtigkeiten stehen 
irgendwann mit den Undichtigkeiten des Gehäuses im Gleichgewicht. 
Idealerweise mit einem leichten Überdruck gegen eindringende feuchte 
Luft. Dabei sollte man aber vorher unbedingt den enthaltenen Sauerstoff 
verdrängen. :)

Von Tetenal gab es kleine Püsteriche für Kameras, die so Kapseln aus dem 
Sahnespender enthielten (Gassorte unbekannt, vielleicht auch nur 
Druckluft.)

von Martin L. (makersting)


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Harald A. schrieb:
> Silikagel habe ich auch schon oft gesehen in Produkten, z.B.
> Überwachungskameras. Allerdings verlagert das nur das Problem zeitlich
> nach hinten, denn irgendwann ist das Zeug gesättigt.

Silicagel soll die Schwankungen der Luftfeuchtigkeit dämpfen. Steigt die 
Luftfeuchte, absorbiert es, bei niedriger Luftfeuchte gibt es Wasser 
wieder ab.

von Rahul D. (rahul)


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Frank D. schrieb:
> Ich hatte damals auch so ein Problem bei gekühlten CCD Kameras. Ich
> hatte die dann mit Druckluft 67 von Kontakt Chemie gefüllt. Gibt es
> günstig in Spraydosen und die haben gleich ein dünnes Röhrchen womit
> sich das Füllen leicht machen ließ.

Wenn damit festverdrahtete Überwachungskameras gemeint sind, haben die 
meist eine (Scheiben-)-Heizung.

von Rahul D. (rahul)


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Lothar M. schrieb:
> Ja, aber die haben dann auch keinen problematischen Ladestecker, der
> wahrscheinlich nur mit einem Gummistopfen verschlossen wird.

Nee, da sind richtige Steckverbinder dran (Gisma, SubConn oder was 
selbstgebautes, vergossenes). ;)

Bei "Outdoor-Geräten" in Kunststoffgehäusen (Handheld-GPS o. dergl.) 
wird eine Gasfüllung doch sowieso wegdiffundieren (meine Vermutung).
Sowas sollte man in einer "trockenen" Umgebung montieren.
Zum Schutz der Elektronik lackiert man die halt ("Peters Lack" oder wie 
das Zeug damals hieß).

von Udo S. (urschmitt)


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Wollvieh W. schrieb:
> die so Kapseln aus dem
> Sahnespender enthielten (Gassorte unbekannt, vielleicht auch nur
> Druckluft.)

N2O = Lachgas.

von Frank D. (Firma: Spezialeinheit) (feuerstein7)


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Rahul D. schrieb:
> Wenn damit festverdrahtete Überwachungskameras gemeint sind, haben die
> meist eine (Scheiben-)-Heizung.

Es war eine Apogee KX4, eigentlich eine Astrokamera aber sie war hier an 
einem Mikroskop im Einsatz. Der Chip wurde auf -10° gekühlt, und 
vereisste durch die Luftfeuchtigkeit. Lösung war mit oben genannten 
Druckluftspray das Gehäuse durch einen Spalt fluten und schnell 
schliessen.
Ging gut und war nicht teuer oder schwer erhältlich.

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