Forum: HF, Funk und Felder Hohlleiter Temperatureinfluss


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von Hubert (staller_hubert)


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Hallo in die Runde,

bin gerade bei der Konzeptionierung eines Mikrowellen-Heizsystems. Es 
soll mit einem Magnetron in einen Hohlleiter eingekoppelt werden und 
daraus in einen Heizraum 200 - 300 °C.
Nun steht der Hohlleiter direkt in den Heizraum rein und wir können den 
nicht wirklich kühlen...

Nun zu meiner Frage: Hat irgendwer schon Erfahrung mit höheren 
Betriebstemperaturen bei Hohlleitern? Was halten die aus bzw. was 
passiert wenn die sich auf ca. 150 °C erwärmen?
Ich kann mir denken, dass dann die Verluste etwas steigen oder gibt's da 
noch was?

Vielen Dank schonmal,
Hubert

von Helmut -. (dc3yc)


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Hubert schrieb:
> Nun zu meiner Frage: Hat irgendwer schon Erfahrung mit höheren
> Betriebstemperaturen bei Hohlleitern? Was halten die aus bzw. was
> passiert wenn die sich auf ca. 150 °C erwärmen?

Nachdem Hohlleiter ja aus Messing oder Kupfer bestehen, sollte die 
Gefahr, dass die das Tropfen anfangen, nicht gegeben sein. Und die 
Wärmeleitung ist auch ganz gut, sodass du sowieso aufpassen musst, dass 
die unterwegs nicht zuviel Wärme abstrahlen. Also gut isolieren!

von Hubert (staller_hubert)


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Hallo Helmut,
danke für deine Antwort. Das klingt ja recht simpel, ja wegen 
Materialermüdung vom Kupfer habe ich keine sorge, eher dass die 
HF-Eigenschaften bei höheren Temperaturen sich Verändern.

Weil was ich bis jetzt kenne sind die Betriebstemperaturen für 
Hohlleiter von z.b. Spinner. Hier wird eine max. Temperatur von 50 °C 
angegeben:

https://products.spinner-group.com/de/rechteck-hohlleiter-r-32-gerades-leitungsstueck-362-mm-udr-bn267677V0001

von Udo S. (urschmitt)


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Hubert schrieb:
> Weil was ich bis jetzt kenne sind die Betriebstemperaturen für
> Hohlleiter von z.b. Spinner. Hier wird eine max. Temperatur von 50 °C
> angegeben:

Was soll da für ein Effekt passieren, dass der Hohlleiter seine 
Eigenschaften verändert?
(Ehrlich gemeinte Frage)

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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Längenänderung und damit eine Verschiebung der Filterfrequenz?

von Hubert (staller_hubert)


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Das wäre ja jetzt die Frage an die Experten hier ;-)

Aber was ich mir mit meinem Wissen zusammenreimen kann ist folgendes:
Im Hohlleiter wird ja hohe Leistung im EM-Feld übertragen. Soweit ich 
weiß entstehen durch die EM-Welle in den Wänden des Hohlleiters z.T. 
recht hohe Wandströme.
Was ist hier zum Beispiel mit dem elektrischen Leitwert von Kupfer, der 
sinkt ja mit der Temperatur - also müssten doch irgendwie die Verluste 
in der Übertragung steigen oder?

Also im Endeffekt würde die Dämpfung des Hohlleiters steigen (zumindest 
ein bisschen) oder bin ich da am Holzweg?

von Lu (oszi45)


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Sicher weiß der Hersteller mehr dazu. Allgemein wäre die Frage der 
Ausdehnung und einer sinnvollen Befestigung zu lösen, je nachdem wieviel 
thermischer Stress entsteht. Bei 200-300 Grad sollte jedenfalls der 
Aufbau so sein, dass die Wärme sich nicht im Hohlleiter sammelt.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Der Einfluss der Temperatur kann durch Regulation der 
Restluftfeuchtigkeit kompensiert werden, wenn es so genau weden muss.

von Hubert (staller_hubert)


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Dieter D. schrieb:
> Der Einfluss der Temperatur kann durch Regulation der
> Restluftfeuchtigkeit kompensiert werden, wenn es so genau weden muss.

Du meinst damit die Frequenzcharakteristik oder?

von Hp M. (nachtmix)


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Hubert schrieb:
> Nun steht der Hohlleiter direkt in den Heizraum rein und wir können den
> nicht wirklich kühlen...

Na und?
 Um welche Frequenzen und Leistungen geht es denn, und wie heiss wird es 
da?

Gewöhnlich schliesst man den Hohlleiter zur Last hin mit einem Fenster 
aus PTFE oder Mica ab. Das nicht nur um das Eindringen von Schmutz zu 
vermeiden, sondern auch um die Anpassung HL-Luft zu verbessern .

von Rüdiger B. (rbruns)


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Hohlleiter haben eine Bandbreite von ca 50%. Wenn er ein Schwingkreis 
ist must du mechanisch Kompensieren.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Hubert schrieb:
> Du meinst damit die Frequenzcharakteristik oder?

Fuer Deine Anwendung duerfte das keinen Sinn machen.

Vernuenftiges Glasfenster, ggf. temperaturfestes Silikon am Rand, mehr 
laesst sich da nicht machen.

von Hubert (staller_hubert)


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Hp M. schrieb:
> Na und?
>  Um welche Frequenzen und Leistungen geht es denn, und wie heiss wird es
> da?

Mit der Frequenz sind wir mindestens bei 2,45 GHz besser wären eher 5 
GHz, nur ist die Magnetron Auswahl hier auf den ersten Blick nicht so 
gut...

Leistung wäre pro Hohlleiter 15 kW, das ist das stärkste CW-Magnetron 
das wir bei 2,45 GHz gefunden haben. Besser wäre auch mehr wenn wir es 
schaffen mit mehreren Magnetrons in einen Hohlleiter einzukoppeln.

Die Temperatur am Ausgang vom Hohlleiter können wir mit Isolierung auf 
ca. 200 Grad begrenzt halten... darunter wirds nicht gehen... Im Ofen 
werden wir eher mehr erreichen - ca. 500 °C

von Hp M. (nachtmix)


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P.S.
Ich kann mir denken, dass dann die Verluste etwas steigen oder gibt's da
noch was?
Die Frage nach der
Temperatur hattest du ja schon beantwortet. Frequenz und Leistung fehlen 
noch, evtl auch die Art des Generators (Triode, Magnetron, IOT, 
Klystron)

Wenn nichts dagegen spricht, nimm einen HL aus Aluminium. Bei Messing 
oder Kupfer besteht die Gefahr, dass es oxidiert. Alu ist auch von der 
Dämpung besser als Messing.
Gold und Silber ist sehr teuer und diffundiert evtl in Kupfer hinein 
---> schlechter als alles andere.


P.S.:

Hubert schrieb:
> eistung wäre pro Hohlleiter 15 kW, das ist das stärkste CW-Magnetron
> das wir bei 2,45 GHz gefunden haben. Besser wäre auch mehr wenn wir es
> schaffen mit mehreren Magnetrons in einen Hohlleiter einzukoppeln.

Vermutlich auch preisgünstiger und redundant.
Bei 15kW braucht man vermutlich noch keinen Kompressor um Überschläge zu 
vermeiden.
Muss mal nachsehen, wieviel da geht.

: Bearbeitet durch User
von Hubert (staller_hubert)


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Hp M. schrieb:
> Bei 15kW braucht man vermutlich noch keinen Kompressor um Überschläge zu
> vermeiden.
> Muss mal nachsehen, wieviel da geht.

Normaldruck oder leichter Ü-Druck im Innenbereich ist eigentlich ein 
muss für uns...
Die Maximalleistung im Hohlleiter hatte ich noch gar nicht am Schirm, 
was gibts denn da für Werte?

von Hp M. (nachtmix)


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Hubert schrieb:
> Die Maximalleistung im Hohlleiter hatte ich noch gar nicht am Schirm,
> was gibts denn da für Werte?

Da ist noch Luft nach oben ;)

https://indico.cern.ch/event/245685/contributions/1565266/attachments/421127/584776/waveguidelimits.pdf

von Hubert (staller_hubert)


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Ok, danke einmal für die super Antworten! Da sind wir ja noch meilenweit 
entfernt :-D

Und noch einen Frage: Das Einkoppeln von mehrerern Magnetrons in einen 
Hohlleiter macht auch keine Probleme, oder können sich die dann auch 
gegenseitig auslöschen?

von Hp M. (nachtmix)


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Hubert schrieb:
> oder können sich die dann auch
> gegenseitig auslöschen?

Ja.
Magnetrons brauchen zum ordnungsgemässen Betrieb eine nach Stärke und 
Phasenlage im Datenblatt genannte Festreflexion, sonst kann die 
Schwingung abreissen, oder es schwingt auf einer falschen Frequenz an. 
Beide Male kann es zur (thermischen) Überlastung des M kommen.

Wegen eines Power Combiners solltest du mal die Hersteller fragen. Die 
dürften das schon ausprobiert haben.
Ich vermute, dass es mittels unterschiedlicher Polarisationen und/oder 
Ferrit-Zirkulatoren geht.

Evtl können dir dabei auch die Fachleute des verbliebenen Restes von 
Valvo in HH weiterhelfen: https://valvo.com/

: Bearbeitet durch User
von GHz N. (ghz-nerd)


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Es ist nicht ausgeschlossen, dass je nach Bauart und Hersteller Teile 
des Hohlleiters oder des Flansch gelötet sind.
Das wäre eine mögliche Erklärung für die relativ niedrige spezifizierte 
Temperatur des weiter ober verlinkten Hohlleiters.

von Udo S. (urschmitt)


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Hubert schrieb:
> Nun steht der Hohlleiter direkt in den Heizraum rein

Warum eigentlich?
Kann man den nicht bündig zum Raum abschließen wie in jeder Mikrowelle 
auch?
Sorry für die Laienfrage.

von M. N. (bmbl2)


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Udo S. schrieb:
> Hubert schrieb:
>> Nun steht der Hohlleiter direkt in den Heizraum rein
>
> Warum eigentlich?
> Kann man den nicht bündig zum Raum abschließen wie in jeder Mikrowelle
> auch?
> Sorry für die Laienfrage.

Das ist sogar eine sehr gute Frage. Ansich strahlt ein Hohlleiter 
relativ schlecht in die Freiraumwelle ab, wenn er einfach offen gelassen 
wird. Da braucht man dann in der Regel schon irgendeine Form der 
Anpassung Hornantenne, oder wie bei der Mikrowelle die entsprechende 
Aufweitung, um ein Einstrahlen in die Kammer zu ermöglichen, da im 
Hohlleiter selten eine TEM Mode vorherrscht.

Udo S. schrieb:
> Was soll da für ein Effekt passieren, dass der Hohlleiter seine
> Eigenschaften verändert?
> (Ehrlich gemeinte Frage)

Tut er auch. Dafür wäre allerdings wichtig, was für ein Hohleiter es ist 
und welche Mode benutzt werden soll.

Klassisch werden im Labor Rechteckhohlleiter verwendet mit Innenmaßen 
Kantenlänge: a auf a/2) mit Anregung einer TE10 Mode (auch H10 Mode 
genannt). Siehe: https://www.radartutorial.eu/03.linetheory/tl12.en.html
Hierbei bildet sich über die die gesamte Breite a des Hohleiters ein 
elektisches Feld von oben nach unten aus. Die Feldstärke folgt dabei von 
links nach rechts der Verteilung eines "halben Sinuses". Diese Dimension 
ist die frequenzbestimmende Größe des Hohhleiters bei dieser Mode und 
bestimmt die Grenzfrequenz, ab der die Mode ausbreitungsfähig wird.

Erwärmt sich der Hohlleiter, wird der rechteckige Hohlraum größer. 
Dadurch sinkt erstmal die Grenzfrequenz sämtlicher Moden. Wenn man bspw 
bei Raumtemperatur sowieso schon knapp unter der Grenzfrequenz der TE20 
Mode wäre, könnte es schon passieren, dass durch thermische Ausdehnung 
gerade die "Schwelle" überschritten wird und die TE20 Mode oder die 
orthogonale TE01 langsam anfängt ausbreitungsfähig zu werden. Da das 
aber kein scharfer Übergang ist, kann man auch das als verschwindend 
geringen Einfluss einstufen. Wenn vorher keine nennenswerten Fehlmoden 
im Hohlleiter waren, sind auch nach minimaler Ausdehnung wenig 
vorhanden. Da reden wir ja nicht über Veränderungen im 2 stelligen 
Prozentbereich.

Größeren Einfluss hat aber vermutlich, die Tatsache, dass die gängigen 
Metalle schlechter leiten, wenn sie warm sind. Somit erhöht sich der 
Verlust der Wandströme im Hohleiter. Hängt aber auch vom Hohleiter und 
der verwendeten Mode ab. Rundhohleiter haben auch Ausbreitungsmoden mit 
sehr wenig Wandströmen und sind da bspw. gut geeignet, um bei schlechten 
Leitfähigkeiten gute Ergebnisse zu erzielen.

Alternative ist tatsächlich den Hohleiter bzw die Antenne vorne 
luftdicht abzuschließen mit einem RF transparenten Fenster (abhängig von 
Frequenz!).
(Viele Fusionsreaktoren verwenden Mikrowellenhohlleiter zum Heizen und 
haben ein Diamantfenster, dass sie von der Brennkammer abtrennt. Diamant 
deshalb, weil das gut Wärme leitet und die Absorption im Fenster dadurch 
gut abgeführt werden kann.)

Einen abgeschlossenen Hohlleiter kann man dann mit Gas füllen. Das haben 
wir immer so gemacht, weil wir das Problem hatten, dass unsere 
Feldstärken so hoch waren, dass es durch normale Luft Durchschläge im 
Hohleiter gegeben hat. Deshalb haben wir ihn dann mit SF6 geflutet.
Wenn man den gesamten Aufbau doppelwanding macht, also bspw den 
Hohleiter in ein Rohr steckt, dass vorne Luftdicht ist, aber RF 
durchlässt, kann man dann im Hohleiter Gas zur Kühlung einleiten, das im 
Außenrohr dann vorne an der Öffnung zurückfließt. Da würde vermutlich 
Raumluft/Druckluft reichen. Wenns richtig gut kühlen soll, Wasserstoff 
nehmen, wie in den Kraftwerksgeneratoren :)

Klingt aber alles überdimensioniert. Wenn dein Hohleiter aus normalen 
Materialen ist, sollte er das alles so aushalten. Man muss nur bei den 
Verschraubungen aufpassen. Die können sich verspannen und dadurch die 
Transmission verschlechtern, oder man bekommt sie nach dem Abkühlen 
nicht mehr richtig auf, weil sich die Edelstahl-Schraube ins Messing 
gefressen hat durch die unterschiedlichen Koeffizienten.

EDIT: Wie oben schon angemerkt wurde, sind natürlich sämtliche 
Hohleiter, die angelötete Flansche o.ä. haben, offensichtlich ein 
Problem :).

: Bearbeitet durch User
von Bana A. (bananen_bieger)


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Allenfalls waere noch interessant, was das Ganze soll. Mehrere 
Magnetrons auf einen Wellenleiter machen wenig Sinn. Zumal es Magnetrons 
mit nach oben offener Leistungsskala gibt. Es gibt welche die Megawatt 
Puls bringen ..

Weshalb habe ich das Gefuhl, dass die Anwendung ein Furz ist, welcher so 
eh nicht funktioniert.

von Hp M. (nachtmix)


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Bana A. schrieb:
> Es gibt welche die Megawatt
> Puls bringen ..

Ja, aber deren mittlere Leistung ist auch nur ungefähr so hoch, wie ein 
gewöhnlicher Mikrowellenherd.

Da der TE schreibt, dass an seinem Arbeitsplatz ein leichter Überdruck 
herrscht, nehme ich an, dass es sich um einen Reinstraum handelt. Vllt 
sogar in der Halbleiterindustrie. M.W. wird da auch mit 
Mikrowellenplasmen geätzt.

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