Guten Abend. Ich habe eine Unterverteilung, die mit einer 16 mm² feindrähtigen Steigleitung versorgt wird (Vorsicherung 35 A Neozed). Dort müsste ich einen zweiten FI installieren. Mit Hauptleitungsklemmen ist so etwas normalerweise kein Problem, aber leider geht meine Aderendhülsen-Presszange nur bis 10 mm². Ich habe hier noch ein paar F204A von ABB liegen, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob ich damit die Steigleitung zum nächsten FI weiterverbinden kann. Mit einer Phasenschiene würde das wohl gehen, aber die müsste ich erst bestellen. ABB beschreibt tabellarisch die Belegung der zwei Klemmstellen mit identischen Leiterarten, aber ich benötige eine Kombination aus unterschiedlichen Leiterarten (16 mm² feindrähtiger Leiter ohne Aderendhülse + 10 mm² eindrähtiger Leiter. Rechnerisch ginge statt 10 mm² auch 6 mm² eindrähtig.): https://new.abb.com/low-voltage/de/produkte/installationsgeraete/fehlerstrom-schutzeinrichtungen/faq/RCD Laut der Tabelle "Starre bzw. mehrdrähtige Leiter" soll in der Leiterklemme z.B. 1 x 25 mm² und gleichzeitig in der Phasenschienenklemme 1 x 10 mm² erlaubt sein. Da sollte man eigentlich annehmen, dass auch 1 x 16 mm² feindrähtig in der Leiterklemme und gleichzeitig 1 x 10 mm² eindrähtig in der Phasenschienenklemme erlaubt sind. Bei feindrähtigen Leitern sind die erlaubten Querschnitte jedoch unerwartet klein: in der Tabelle "Flexible bzw. feindrähtige Leiter ohne/mit Aderendhülse" ist der maximale Querschnitt in der Leiterklemme 1 x 16 mm² und in der Phasenschienenklemme scheinen in dem Fall sogar nur 1 x 4 mm² erlaubt zu sein. Woran liegt es, dass die maximalen Querschnitte so stark zwischen "starren" und "flexiblen" Leiterarten variieren? Und ist es erlaubt, die Leiterquerschnitte tabellenübergreifend zu kombinieren, also 16 mm² feindrähtig in der Leiterklemme mit 10 mm² (oder 6 mm²) eindrähtig in der Phasenschienenklemme? Vielen Dank für eure Hilfe.
Diese Fragen kann dir nur der Hersteller endgültig beantworten. Hier wirst du eher Antworten von Praktikern bekommen, die das schon einmal gemacht haben oder auch davon abraten. Erklärung: es ist schon grundsätzlich nicht zulässig zwei Adern in einer Klemmenkammer zu verbinden, auch bei gleichem Querschnitt/Beschaffenheit. Jede Abweichung davon bedarf der Freigabe durch den Hersteller. Nur der kennt die exakten Eigenschaften seiner Klemme. Gerade im REG Bereich gibt es aus naheliegenden Gründen viele Freigaben die aber dann auch exakt zu beachten sind. Diese Liste hast du für dein ABB REG ja schon gefunden.... Für flexible Adern gibt es noch die erlaubte Krücke der Twin AEHs. Und ganz allgemein: wenn du schon keine Zange für AEHs bis 16mm² hast solltest du wohl solche Arbeiten gar nicht erst ausführen?
Bob schrieb: > Woran liegt es, dass die maximalen Querschnitte so stark zwischen > "starren" und "flexiblen" Leiterarten variieren? Wird daran liegen, dass die flexiblen mehr Platz zum Klemmen brauchen. Zumindest ungequetscht. Und / Oder an der Geometrie der Klemmen. Bob schrieb: > Da sollte man eigentlich > annehmen, dass auch 1 x 16 mm² feindrähtig in der Leiterklemme und > gleichzeitig 1 x 10 mm² eindrähtig in der Phasenschienenklemme erlaubt > sind. Würde ich auch annehmen. So ganz nachvollziehbar finde ich die Daten auch nicht. 2x10 starr + 2x10 starr sollten an sich auch kein Problem sein. Aber laut ABB nicht erlaubt. Wobei ich 2x10 starr in der Phasenschiene noch nie probiert hatte. Evtl. gehts auch nicht das vom Berührungsschutz zuverlässig zu machen. Oder sie sind einfach vorsichtig ...
Vom Zuschauen bei den Kollegen die für solche Dinge zuständig waren kann ich nur berichten daß z.B. die Ausdehnung von massiven Leitern anders ist als die von mit AEH gecrimpten Leitern. Zusammen mit den begrenzten Klemmkräften der Klemme kann das zu einer Lockerung und Übergangswiderständen = Hitze/Brand führen. Wie gesagt, nur vom Rande drauf geschaut!
Bob schrieb: > Woran liegt es, dass die maximalen Querschnitte so stark zwischen > "starren" und "flexiblen" Leiterarten variieren? Am zusätzlichen "Lufvolumen" zwischen den einzelen feinträhtigne Leitern. Sieht man auf eine Blick z.B. wenn man 16 mm2 fein neben 16 mm2 Starrdraht vergleicht.
Stephan schrieb: > 2x10 starr + 2x10 starr sollten an sich auch kein Problem > sein. Die mechanischen Kräfte sind ggfs. kritisch. Starrdraht überträgt das recht gut wenn man "irgendwo in der Nähe rumrüttelt". Felx ist da deutlich Toleranter. Thomas hat es ja scohn ähnlich gesagt: Mal eben 30 K Temeprarturwechsel über die Zeit, und schon sind die Ausdehnungen heftig. Die Kollegen vom Gelisbahnbau erleben das bei Eisen: https://www.swr.de/wissen/1000-antworten/wohin-dehnen-sich-verschweisste-eisenbahnschienen-bei-hitze-aus-102.html
Guten morgen. Vielen Dank an alle für die ausführlichen Antworten. Eure Erklärungen sind sehr anschaulich und helfen mir weiter. Ich stimme aber zu, dass letzendlich nur der Hersteller eine verbindliche Antwort auf meine Frage zu nicht in den Tabellen erwähnten Kombinationen geben kann. Der Hinweis bzw. die Frage, wer solche Arbeiten ausführen sollte, ist natürlich berechtigt. Aber wenn Ihr das erlebt hättet, was wir hier mit den offiziell befähigten Fachleuten erlebt haben, würdet ihr auch anfangen etwaige Erweiterungen zumindest gedanklich zu planen. Die Grundlagen und Tabellenwerte für Installationen sind mir nicht gänzlich unbekannt und ich könnte auch die notwendigen Kontroll-Messungen durchführen. Ich habe mir gestern noch Reihenklemmen/Installationsklemmen (UTI 16) von Phoenix Contact angesehen, mit denen die geplante Verzweigung hoffentlich möglich sein sollte: https://www.phoenixcontact.com/de-de/produkte/installationsklemme-uti-16-3073827 Es gibt diese Klemmen auch mit Push-In (PTI 16), aber die hatten sie im Geschäft leider nicht da. Die UTI 16 sollte laut Datenblatt "2 Leiter gleichen Querschnitts starr" mit 10 mm² und "Leiterquerschnitt flexibel" mit 16 mm² aufnehmen können. Die PTI kann zwei Leiter pro Klemme wohl nur über eine Twin-Aderendhülse und da ist schon bei 4 mm² schluss. Mit Reihenklemmen habe ich bisher noch nicht viel gemacht. Was haltet ihr von den UTI 16 mit Schraubanschlüssen zwecks Verzweigung bzw. Wechsel von 16 mm² feindrähtig auf (2 x) 10 mm² eindrähtig? Viele Grüße Bob
Nachtrag: Mir ist klar, dass man Reihenklemmen brücken kann oder die Verzweigung auch klassisch über LSS vornehmen kann. Die UTI war nur vorrätig, die konnte ich mir direkt ansehen. Sofern die Push-In Variante nur Vorteile gegenüber der Schraub-Variante hat (z.B. kein zu beachtendes Drehmoment, keine Gefahr durch lockere Klemmstellen, problemloses Wiedereinführen von Leitern nach dem Lösen aus der Klemme, ...) nehme ich auch gerne die PT 16.
Aber Hauptleitungsabzweigklemmen kennst du? Die haben je nach Ausführung sowohl 10mm² als auch 16mm² Anschlüsse. Da kann man die ankommende Leitung vom Zähler in 16mm² anschließen und in 10mm² abgehen. Bei einer Absicherung von 35A ist das völlig in Ordnung. Die kleinste Klemme hat zwei 16mm² flexibel Anschlüsse und zwei 10mm² flexibel Abgänge (siehe Bild) Gibt es in allen Farben und Größen. Würde ich einer PTI/UTI vorziehen weil die eine doppelte Verschraubung bieten.
Thomas R. schrieb: > Aber Hauptleitungsabzweigklemmen kennst du? Ja, HLAK sind mir bekannt und ich habe die auch schon benutzt, aber ich mussste darin noch nie feindrähtige Steigleitung mit 16 mm² klemmen. Gestern im Geschäft hatte ich eine 4-Polige HLAK in den Händen und die hatte Madenschrauben, die direkt auf die Drähte einwirkten. Für eine 16 mm² Presszange hatte ich bisher keinen Bedarf, da die Steigleitungen immer fest installiert bzw. in NYM(-J) ausgeführt waren und ich innerhalb von Verteilungen nie mehr als 10 mm² verpressen musste. Eine 16er Presszange würde ich mir nur für diese eine Steigleitung holen. Das werde ich notfalls auch machen, aber eigentlich müsste es mit Reihenklemmen ja auch funktionieren. Zumal die deutlich weniger Platz belegen als HLAK.
Dann habe ich das wohl nicht richtig verstanden? Ich dachte es kommen drei 16mm² flexible Aderleitungen vom Zähler die aufgeteilt werden sollen für je einen RCD? Und die dürfen dann auch gern in 10mm² weitergehen, kein Problem. Und ganz grundsätzlich: AEH sind notwendig aber müssen vor der Montage nicht verpresst werden! Das Verpressen von AEH dient lediglich der Arbeitsvorbereitung damit die beim Hantieren nicht abfallen. Im Notfall geht auch Kombizange; die eigentliche Formgebung geschieht doch durch die Klemme im LS/RCD/Phoenix.
Gar nicht pressen, die HLAK drückt mit den zwei flachen Schraubenenden die AEH so hin wie sie will.
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