News STMicroelectronics stellt STM32N6 vor, Lattice kündigt neue FPGA-Familien an


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von Tam H. (Firma: Tamoggemon Holding k.s.) (tamhanna)


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Der heutige Tag brachte der Embeddedwelt einerseits eine klassische Kongress-Kollision und andererseits die Vorstellung eines lang erwarteten STM32-Mikrocontrollers mit einem Beschleuniger für AI-Aufgaben.

Sowohl STMicroelectronics als auch Lattice entschieden sich dafür, ihre Entwickler-Keynote am heutigen Tage abzuhalten. Besonders lustig war, dass beide technische Probleme hatten - STMicroelectronics legte eine längere „Zwangspause“ im Stream ein, während die Lattice-Webseite den in Mitteleuropa lebenden Personen immer nur die Hälfte der Vorträge präsentierte. Hier eine Liste von allem, was interessant oder relevant ist.

STMicroelectronics: Mikrocontroller mit AI-Beschleunigung offiziell angekündigt

Gerüchte darüber, dass STMicroelectronics einen mit einem AI-Beschleuniger ausgestatteten Mikrocontroller auf den Markt zu werfen gedenkt, gibt es seit längerer Zeit. Nun ist die Modellfamilie offiziell geworden, und präsentiert sich - grob -wie in der Abbildung gezeigt.

Bildquelle: https://www.st.com/en/microcontrollers-microprocessors/stm32n6-series.html

Im Bereich der STM32N6-Modellfamilie gibt es dabei gleich mehrere Neuerungen, die Remi El-Ouazzane im Rahmen seiner Präsentation durchdeklinierte. Erstens gilt, dass es sich dabei um den Mikrocontroller mit dem bisher größten Arbeitsspeicherausbau handelt - der Chip bringt, wie in der Abbildung gezeigt, 4,2 MB an Arbeitsspeicher mit. Dank der Verfügbarkeit des AI-Beschleunigers gilt außerdem, dass der Controller in manchen Situationen bis zu 600 fach so schnell ist wie sein Kollege.

Bildquelle: STMicroelectronics.

Zu beachten ist dabei, dass ST den STM32N6 nicht nur für AI-Aufgaben vorsieht. Es gibt auch eine Variante des Mikrocontrollers, die zwecks geringeren Kosten ohne die NPU auskommt und nur auf die Rechenleistung des ARM-Kerns baut. Im Rahmen der Ankündigung versprach STMicroelectronics, dass die zum STM32N6 gehörenden Produkte ab sofort bei Distributoren erhältlich sind. Der Newsautor konnte während des Vortrags eine der letzten Platinen bei Arrow erwerben - die Abbildungen zeigen die aktuellen Verfügbarkeiten und ermöglichen die Suche bei Distributoren.

Bildquelle: https://www.oemsecrets.com/compare/%20STM32N6570-DK%20

Bildquelle: https://www.oemsecrets.com/compare/%20NUCLEO-N657X0-Q%20

Zu guter Letzt gilt, dass dieser Mikrocontroller nicht allein stehen soll bzw. muss. Wie in der Abbildung gezeigt stehen verschiedenste Software-Erweiterungen, sowohl von ST selbst als auch von Drittanbietern zur Verfügung.

Bildquelle: STMicroelectronics.

Im Rahmen des Vortrags wurde eher peripher über eine weitere Funktionseinheit namens Image Signal Processor gesprochen - dabei handelt es sich um ein Modul, das Bildsignal „automatisch anpasst“. Weitere Informationen hierzu finden sich vor allem in einer Pressemitteilung, der Link lautet https://www.st.com/en/development-tools/stm32-isp-iqtune.html:

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Erstmals in einem Mikrocontroller  der fortschrittliche Image Signal Processor (ISP) von ST: Der STM32N6 enthält einen ISP für die direkte Signalverarbeitung, sodass einfache, erschwingliche Bildsensoren genutzt werden können. Konfigurieren lässt sich dieser ISP mit der kostenlosen ISP IQTune Software von ST (STM32-ISP-IQTune), einem erstklassigen Tool, das die individuelle Anpassung von Bildsignalverarbeitungs-Parametern wie etwa Belichtungszeit, Kontrast oder Farbabgleich ermöglicht.

Außerdem findet sich unter https://www.st.com/resource/en/product_presentation/microcontrollers-stm32n6-series-overview.pdf ein PDF, das die beiden gezeigten Abbildungen bereitstellt.

Bildquelle, beide - https://www.st.com/resource/en/product_presentation/microcontrollers-stm32n6-series-overview.pdf

STMicroelectronics: Developers, Developers, Developers auf Franko-Italienisch

Aufgrund der „Dringlichkeit“ der Neuankündigung des STM32 N6 wollten wir die Einleitung nicht direkt besprechen. Sie wurde von Remi El-Ouazzane bestritten, der diesmal aus Santa Clara präsentierte. Im Rahmen der Einleitung verkündete er unter Anderem den Slogan „building the largest microcontroller platform with you, for you“, der die Wichtigkeit der Entwickler für STMicroelectronics zu betonen sucht. Im Rahmen seines Vortrags gab es mehrerelei - einige der gezeigten Abbildungen informieren darüber, wie sich STMicroelectronics die Zukunft von Embedded AI vorstellt und wie populär die Produkte sind.

Bildquelle: STMicroelectronics.

Interessant war die Aussage, dass STMicroelectronics davon ausgeht, dass die an der Edge zur Abarbeitung von AI-Payloads zur Verfügung stehende Rechenleistung in vergleichsweise kurzer Zeit um den Faktor 50 bis 100 wachsen würde. Wie sich das auf die Anbieter etablierter AI-Services wie der Microsoft Azure Cognitive Services auswirkt, ist eine durchaus bedenkenswerte Frage.

STMicroelectronics - erstes Modul auf Basis der Zusammenarbeit mit Qualcomm.

Dass die STMicroelectronics-eigenen Funkmodule lange Zeit nicht in Cube programmierbar waren, lag an Beißereien zwischen den Business Units. Seit einiger Zeit ist dieses Problem gelöst, weshalb STMicroelectronics neuerdings auch mit Qualcomm zusammenarbeitet. Die ersten Resultate dieser Kooperation sind nun in Form des gezeigten Funkmoduls ersichtlich.

Bildquelle: STMicroelectronics.

Der anwesende Qualcomm-Vertreter sprach davon, dass das Ziel der Amerikaner die Integration ihrer High End-Funktechnologie in ein exzellentes Mikrocontroller-Ökosystemen ist. Zum ST67 selbst gab es dann vergleichsweise wenig Informationen - interessant war lediglich die Ankündigung, auf der CES bzw. auf der Embedded World mehr Informationen und Demos zum Thema anbieten zu wollen. In einer Hintergrundpräsentation finden sich die beiden weiteren Folien.

Bildquelle: dem Autor gestellt

STMicroelectronics - WBA-Serie unterstützt in Zukunft Amazon Sidewalk.

Die dritte und letzte Neuerung betraf dann einige Vertreter der WBA-Familie, die fortan die Amazon Sidewalk-Netzwerkumgebung unterstützen sollen.

Bildquelle: STMicroelectronics, Scitexing mit Instagram

Interessant ist, dass das durch die diversen Alexas und Co errichtete Netzwerk für das Internet der Dinge pro Kunde und Monat nur maximal 500 MB und Traffic verursacht - danach wird der jeweilige „Router“ bis zum nächsten Monat deaktiviert. Amüsant ist außerdem, dass es genau während der Ankündigung dieser Bandbreiten-Kapazität zu einem Verbindungsausfall kam.

STMicroelectronics - es geht weiter

Zu guter letzt wurde von Seiten des Teams noch darauf hingewiesen, dass heute nicht aller Tage Abend ist - es gibt zwei weitere Präsentationen.

Bildquelle: STMicroelectronics

Lattice Semiconductor - Entwicklerkonferenz mit technischen Problemen.

Dass man als Designer einer Web-Applikation dem Client nicht vertrauen sollte, sollte aus der Logik folgen. Die Webseite von Lattice Semi bezog die „Zeiten“, die für das Freischalten der diversen Streams erforderlich waren, aus der Systemzeit des Rechners. In Zentraleuropa führte dies dazu, dass nur ein vergleichsweise kleiner Teil der Keynote live mitverfolgt werden konnte - dies war insofern schade, als es - wie in der Abbildung gezeigt - durchaus bissige Benchmarks gab, in denen die hauseigenen Klein-FPGAs gegen Modelle der Konkurrenz antraten. Von besonderer Wichtigkeit empfand man dabei das sehr schnelle Starten der hauseigenen Chips, was das frühere Einschlafen und somit einen insgesamt reduzierten Energieverbrauch zur Folge hat.

Bildquelle: Lattice, Scitexing via https://www.instagram.com/p/DDaCeSdN30X/

Zum Zeitpunkt der Drucklegung gilt, dass die Vorträge nicht nochmals angesehen werden können. Unter der URLs https://www.latticesemi.com/About/Newsroom/PressReleases/2024/Lattice-Advances-Low-Power-FPGA-Leadership und https://www.latticesemi.com/Blog/2024/11/25/21/04/Advancing-Low-Power-FPGA-Leadership findet sich eine Übersicht, die die von Lattice vorgestellten neuen FPGAs auflistet. Von „besonderer Wichtigkeit“ betont man dabei den Nexus 2 und den Certus 2 - beides sind FPGAs, die eher kleine Gatterzahlen aufweisen und für Situationen vorgesehen sind, in denen geringe Kosten und geringer Energieverbrauch wichtig sind.

Bildquelle: Lattice.

Außerdem gibt es auch im Mid Range-Bereich Zuwachs - Spezifischerweise werden zwei neue Varianten der Avant-Familie vorgestellt.

Bildquelle: Lattice.

Zu beachten ist, dass der Certus N2 derzeit in Samples zur Verfügung steht, während der Nexus 2 derzeit nur als Whitepaper angesehen werden kann. Im Bereich der neuen Varianten des Avant verspricht Lattice Semiconductor indes, dass die Chips ab sofort verfügbar sein sollen.


: Bearbeitet durch NewsPoster
von Markus K. (markus-)


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Wurde in dem Vortrag gesagt, wie sich der N6 im Vergleich zu den MP2 
positioniert? Denn die gibt es ebenso mit ISP, AI, H264 Encoder usw. Das 
sind aber im Gegensatz zum N6 SoCs, d.h. da würde man auf jeden Fall ein 
externes RAM anschließen (DDR3/4) und wohl Linux drauf laufen lassen. 
Leider gibt es noch keine öffentlichen Preise zum N6.

von Tam H. (Firma: Tamoggemon Holding k.s.) (tamhanna)


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Markus K. schrieb:
> Wurde in dem Vortrag gesagt, wie sich der N6 im Vergleich zu den MP2
> positioniert? Denn die gibt es ebenso mit ISP, AI, H264 Encoder usw. Das
> sind aber im Gegensatz zum N6 SoCs, d.h. da würde man auf jeden Fall ein
> externes RAM anschließen (DDR3/4) und wohl Linux drauf laufen lassen.
> Leider gibt es noch keine öffentlichen Preise zum N6.

Hallo,
sorry für die langsame Reaktion. Soll ich dir bei SGS nachfragen?

Allgemein gilt aber, dass der MP2 ein komplett anderes Tier ist. Auf dem 
rennt Linux, der Echtzeitkern ist nur "Knecht". Der N6 ist derweil eine 
klassische MCU, die mit dem Linux-AI-Ökosystem nichts anzufangen weiss.

lg
th

von Markus K. (markus-)


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Tam H. schrieb:
> Markus K. schrieb:
>> Wurde in dem Vortrag gesagt, wie sich der N6 im Vergleich zu den MP2
>> positioniert? Denn die gibt es ebenso mit ISP, AI, H264 Encoder usw. Das
>> sind aber im Gegensatz zum N6 SoCs, d.h. da würde man auf jeden Fall ein
>> externes RAM anschließen (DDR3/4) und wohl Linux drauf laufen lassen.
>> Leider gibt es noch keine öffentlichen Preise zum N6.
>
> sorry für die langsame Reaktion. Soll ich dir bei SGS nachfragen?

Nicht nötig. Die Preise werden in absehbarer Zeit eh veröffentlicht und 
im nächsten halben Jahr brauch ich den N6 wahrscheinlich auch nicht. 
Wahrscheinlich gibts auch irgendwann ein Webinar zum N6, da kann ich 
dann auch nachfragen.

> Allgemein gilt aber, dass der MP2 ein komplett anderes Tier ist. Auf dem
> rennt Linux, der Echtzeitkern ist nur "Knecht". Der N6 ist derweil eine
> klassische MCU, die mit dem Linux-AI-Ökosystem nichts anzufangen weiss.

Die sind aber beide sehr komplex und haben sehr ähnliche Features. Das 
Reference Manual vom N6 hat 4.700 Seiten und das vom MP25x 5.800 Seiten. 
So groß ist der Unterschied da nicht. Die NPU vom N6 hat z.B. 2 
Businterfaces mit je 16 GByte/s. Solche Werte ist man von klassischen 
MCUs nicht gewohnt.

Abgesehen davon, dass der MP2 überall ein Stück größer und stärker ist, 
scheint mir der Hauptunterschied zu sein, dass man den N6 auch ohne 
externes RAM laufen lassen kann.

von Rick (rick)


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Das Lattice-Ding war echt eine Null-Nummer!
Schon alleine die Zeit war für Nutzer europäischer Zeitzonen 
unmöglich...

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