Forum: FPGA, VHDL & Co. PowerSequence Cyc V, 10 GX


von Max M. (powerup)


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Verstehe ich das korrekt, dass die Powerup sequenz immer von der 
kleinsten zur grössten Spannung erfolgen muss?

Wenn ich mich nun dazu entschliesse alles mittels LDOs aus 3.3V zu 
generieren, kann ich die Sequenz ignorieren?

Bem Cyc V steht ohnehin nur recomended für den geringsten 
Energieverbrauch beim Einschalten. Worin besteht genau die Motivation 
dieser Power Sequenz? Stromsparen?!? Solange nix abraucht ists mir egal 
wenn dieser Vorgang einige KWH an Stromkosten verheizen würde! Also geht 
das FPGA Kaputt wenn man sich nicht daran hält?

von Antti L. (trioflex)


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Max M. schrieb:
> Verstehe ich das korrekt, dass die Powerup sequenz immer von der
> kleinsten zur grössten Spannung erfolgen muss?
>
> Wenn ich mich nun dazu entschliesse alles mittels LDOs aus 3.3V zu
> generieren, kann ich die Sequenz ignorieren?
>
> Bem Cyc V steht ohnehin nur recomended für den geringsten
> Energieverbrauch beim Einschalten. Worin besteht genau die Motivation
> dieser Power Sequenz? Stromsparen?!? Solange nix abraucht ists mir egal
> wenn dieser Vorgang einige KWH an Stromkosten verheizen würde! Also geht
> das FPGA Kaputt wenn man sich nicht daran hält?

geht nicht kaputt aber nimmt zeitweise etwas mehr strom.

von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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>> Bem Cyc V steht ohnehin nur recomended für den geringsten
>> Energieverbrauch beim Einschalten. Worin besteht genau die Motivation
>> dieser Power Sequenz? Stromsparen?!? Solange nix abraucht ists mir egal
>> wenn dieser Vorgang einige KWH an Stromkosten verheizen würde! Also geht
>> das FPGA Kaputt wenn man sich nicht daran hält?
>
> geht nicht kaputt aber nimmt zeitweise etwas mehr strom.

Ein bißchen unpräzise ...
Also beim Xilinx Virtex führte eine nicht Spec konforme 
Einschaltsequence dazu, das über eine der 3 Spannungsrails wegen 
"Querströmen" (lt. FAE,  "die eine rail versorgt die anderen mit") mehr 
Strom als berechnet ging und über die anderen zwei fast nichts, was dann 
zur Zerstörung des Reglers für diese rail führte. Es muß allerdings auch 
gesagt werden, das es sich um eine Kette aus acht FPGA's handelte und 
dementsprechend viel Strom über die Spannunsregler ging. Wenn eh alles 
über einen Regler geht, könnte es unkritischer sein.

Als workaround wurde die Powersequenz durch nachgefrickelte RC-Glieder 
gefixed.

Lit. Ref. für Cyclone:
* https://cdrdv2-public.intel.com/666357/an692-683725-666357.pdf
* 
https://www.intel.com/content/www/us/en/docs/programmable/683775/current/power-up-sequence-requirements-for-devices.html

: Bearbeitet durch User
von Gustl B. (gustl_b)


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Bradward B. schrieb:
> was dann zur Zerstörung des Reglers für diese rail führte.

Welcher? Die haben doch heutzutage eigentlich immer Schutz gegen zu hohe 
Temperatur und zu großen Strom eingebaut.

von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


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>> was dann zur Zerstörung des Reglers für diese rail führte.
>
> Welcher? Die haben doch heutzutage eigentlich immer Schutz gegen zu hohe
> Temperatur und zu großen Strom eingebaut.

An Typebezeichnung und Hersteller kann ich mich leider nicht mehr 
erinnern (ist ca. 15 Jahre her), es war ein Micromodule (IC & Drossel & 
diskrete Kleinteile in einem BGA-ähnlichen Gehäuse).

Der Kurzschlussschutz war in einer vom Hersteller als "foldback" 
bezeichneten Schaltung realisiert. Diese Schaltung erkennt den beim 
auftretenden Kurzschluss typischen Zusammenbruch ((stark) negativen 
Transienten) der Spannung.

Hier trat allerdings der "Kurzschluss" beim Einschalten (Hochfahren der 
Spannungen) auf, also kein Sinken der Spannung, weil die noch garnicht 
das erforderliche Niveau für Foldback erreicht hatte.
Der Regler hatte sozusagen keine interne Begrenzung des 
Einschaltstromes, auch wenn er den Betriebsstrom überwachte.

foldback protection:
https://www.sciencedirect.com/topics/engineering/foldback-current-limiting

Jedenfalls war das damals das Ergebnis der Ursachenforschung.

Eine weitere These sind Prozessfehler beim Auflöten des Micromodules (zu 
heiß) die zu Beschädigung der internen Modulschaltung führte. Auch wenn 
beim Löten das nicht direkt nachweisbar, wurde dem durch Wechsel von 
IR-Reflow auf Vapor-phase entgegengewirkt, um lokale Überhitzungen (die 
zur Beschädigung dieses Modules führen könnten) auszuschliessen.

Nach Korrektur der Einschaltreihenfolge trat dieses Probelm jedenfalls 
nicht mehr auf.

: Bearbeitet durch User
von Gustl B. (-gb-)


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Tatsächlich interessant. Danke!
Bei den Stratixen ist es so, dass die eine empfohlene Sequenz haben (für 
Ein und Aus), und dann haben die noch zusätzlich eine Sequenz die 
zwingend eingehalten werden muss. Aber die ist deutlich entspannter.
Bei den Xilinx 7 Series und US+ gibt es soweit ich weiß keine Sequenz.

von Bradward B. (Firma: Starfleet) (ltjg_boimler)


Angehängte Dateien:

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Gustl B. schrieb:

> Bei den Xilinx 7 Series und US+ gibt es soweit ich weiß keine Sequenz.

Hm, ich hatte vor ca. einem Jahr einen Schaltplan eines Kunden mit einem 
Xilinx Zynq Ultrascale+ als SoM auf dem Tisch, wo ich extra gebeten 
wurde, die Einschaltsequenz  zu reviewen. Da waren Power switches mit 
definierten delay drauf, ich glaub Infineon. Müsste mal nachwühlen, was 
es konkret war.

Wobei Zynq mit seinen zwei SoC-Teilen PS und PL noch ne extra Geschichte 
ist.

Auf die Schnelle ein TI-Document indem etwas über Xilinx-Powering steht 
(weil TI Powersupply-IC extra für FPGA produziert und vermarktet):

https://www.ti.com/lit/ug/tidu872/tidu872.pdf (siehe Auszug)


Für nen Schaltplan ist es sicherlich keine schlechte Idee die Power 
supply so zu gestalten, das man bei der Inbetriebnahme des Prototypen 
was an dem timing des Power-rampings (einfach) ändern kann.

von J. S. (engineer) Benutzerseite


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Gustl B. schrieb:
> Bei den Stratixen ist es so, dass die eine empfohlene Sequenz haben
Bei "Xilinxen" auch. Das ist eigentlich auch immer irgendwo 
dokumentiert. Davon würde ich auch nur im Ausnahmefall abweichen.

Bradward B. schrieb:
> Für nen Schaltplan ist es sicherlich keine schlechte Idee die Power
> supply so zu gestalten, das man bei der Inbetriebnahme des Prototypen
> was an dem timing des Power-rampings (einfach) ändern kann.
Naja, die Regler geben sich eigentlich nach einer definierten Zeit, gfs 
über RC-Glieder verzögert, selbständig frei und die Schaltung sollte 
sich so darauf ausgelegt werden. Die Sequenz selber wird dann auch 
abgefragt und mit einer MCU mitverfolgt und plausibilisert, wenn nötig.

Das ist um so wichtiger, weil gerade die Ausgänge des FPGA ja noch mit 
anderen Schaltungsteilen und Bausteinen kommunizieren, die ihrerseits 
nicht bestromt werden dürfen, gfs. aber selber den FPGA besaften, wenn 
sie nicht unten gehalten werden, oder ihrerseits eventuell einen Reset 
brauchen, um anzulaufen, was sie gfs. vor oder auch nach dem FPGA machen 
müssen.

Daher gehört zu einer richtigen Schaltung immer ein Konzept, in dem klar 
die Sequenz des gesamten Systems und daraus abgeleitet, die Sequenz des 
boards aufgezeigt wird - inkluse der Eingriffe durch externe Komponenten 
oder MCUs.

... und ja, das Ganze bitte auch unter Berücksichtigung der IB, wenn 
manche Teile noch fehlen. Das muss also schon bei der Planung 
berücksichtigt werden und mit allem anderen zusammenassen, damit es 
nicht zu unerwarteten Zuständen und Gefrickel bei der IB kommt. Leider 
hapert es oft genau daran und dann wird gebastelt und gebastelt ...

: Bearbeitet durch User
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