Hallo, der öffentliche Dienst ist bekanntlich nicht besonders effizient. Insbesondere Beschaffungsprozesse verursachen einen erheblichen Aufwand. Es müssen immer mind. 3 Angebote eingeholt und eine Preisvergleichleichstabelle angefertigt werden. Bei unter 500 € darf ausnahmsweise eine manuelle Preisrecherche mit qualifizierten Bildschirmfotos (URL, Datum, gesamte Artikelbeschreibung, AGB, Zahlungsbedingungen) erfolgen. Das gilt für jeden Artikel, also auch, wenn er nur 0,01 € kostet. Liegen weniger als 3 Angebote vor, ist eine zusätzliche Begründung erforderlich. Bei Normteilen geht das noch, denn man kann Tabellen mit den jeweiligen Bezeichnungen an die Händler senden. Diese sind mittlerweile jedoch schon genervt. Man muss doch wieder die jeweilige Bestellnummer bei dem Händler heraussuchen. Das kann man teilweise per API automatisieren, indem man über die EAN geht. Eigentlich ist der Weg über die EAN formal nicht korrekt, weil die Angebote herstellerunabhängig sein müssen, aber man hat so zumindest etwas. Bei Elektronik-Komponenten gibt es noch den Weg über Octopart, was die Artikelnummern und Preise von mehreren Händlern aufführt. Bei vielen Teilen ist der Vergleich jedoch umständlich, z. B. Pneumatikadapter, Schläuche, weil es keine richtigen Normteile sind und auch keine klare Bezeichnung gibt. Manchmal gibt es eine EAN oder Herstellerteilenummer, aber nur eine oder zwei Händler, die das führen. Sortimente zu kaufen ist nahezu unmöglich, da dann ein Vergleich alle Inhalte mit dem Einzelkauf erfolgen muss. Hat man jetzt 100 Elektronikteile etc., ist bei manchen Teilen der eine Händler minimal billiger, bei den anderen der andere und oft ist jeweils nur eine Untermenge lieferbar. Es kann trotzdem sinnvoll sein beim teureren Händler zu bestellen, weil es einen Rabatt auf den gesamten Warenkorb gibt, wenn die Gesamtsumme einen bestimmten Wert überschreitet. Das ist natürlich zu begründen. Aus Gründen der Wirtschaftlichkeit kann es aber notwendig sein, die Bestellung aufzuteilen. Die Arbeitszeit darf bei der Wirtschaftlichkeitsermittlung nicht mit berücksichtigt werden. Es kommt so vor, dass Wissenschaftler (E13 TV-L) für eine 400-€-Bestellung schnell mal eine oder zwei Wochen lang Preise vergleichen, Screenshots machen und Vergleichstabellen ausfüllen. Wie kann man diesen Prozess abkürzen? Gibt es eine Art "Metashop", also einen Online-Shop, der den Markt zusammenfasst und mit einem Klick den Warenkorbinhalt auf die Sortimente der anderen Shops mapped und dort automatisch Angebote einholt, die Preisvergleichstabelle anfertigt und ggf. eine Begründung automatisch generiert? Oder gibt es Beschaffungsdienstleister, die das alles erledigen? Vielleicht eine Art zentrale Beschaffungsbehörde, die sich um alles kümmern kann?
> Gibt es eine Art "Metashop", also > einen Online-Shop, der den Markt zusammenfasst und mit einem Klick den > Warenkorbinhalt auf die Sortimente der anderen Shops mapped und dort > automatisch Angebote einholt, die Preisvergleichstabelle anfertigt und > ggf. eine Begründung automatisch generiert? Oder gibt es > Beschaffungsdienstleister, die das alles erledigen? Vielleicht eine Art > zentrale Beschaffungsbehörde, die sich um alles kümmern kann? Das geht sogar noch weiter, so daß man nur noch die gewünschten Dinge in den Warenkorb packen muss, danach folgen automatisierte Prozesse mit Genehmigungen, Beschaffung, etc. Es gibt auch Beschaffungsdienstleister, siehe C-Teile Management. Das könnte natürlich auch eine zentrale Behörde übernehmen, vernichtet halt noch mehr Effizienz durch weitere Arbeitsplätze. Daher die zentrale Frage: Wozu braucht es das alles im öffentlichen Dienst? Der muss sich keinem Wettbewerb stellen.
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1N 4. schrieb: > Das könnte natürlich auch eine zentrale Behörde übernehmen, Wenn du je in einer Firma mit zentraler Beschaffung warst, dann weisst du wie Korruption und Dummheit Hand in Hand arbeiten.
> Wenn du je in einer Firma mit zentraler Beschaffung warst, dann weisst > du wie Korruption und Dummheit Hand in Hand arbeiten. Satz nicht zu Ende gelesen? Oder nicht verstanden?
1N 4. schrieb: > Daher die zentrale Frage: Wozu braucht es das alles im öffentlichen > Dienst? Der muss sich keinem Wettbewerb stellen. 1. Das war (angeblich) schon immer so, hat sich zwar nicht sonderlich bewährt, aber wir machen das immer so. Siehe Punkt 1. 2. Da kann man als kleiner unstudierter Sachbearbeiter mal mehrere Akademiker stunden- oder tagelang nach seiner Pfeife tanzen lassen und damit zeigen, wer wirklich das sagen hat. Alternative Positionen, in denen man solche Möglichkeiten hat, sind Hausmeister, Pförtner, Parkplatzwächter, Schlüsselwart.
Andreas S. schrieb: > 1N 4. schrieb: >> Daher die zentrale Frage: Wozu braucht es das alles im öffentlichen >> Dienst? Der muss sich keinem Wettbewerb stellen. > > 1. Das war (angeblich) schon immer so, hat sich zwar nicht sonderlich > bewährt, aber wir machen das immer so. Siehe Punkt 1. > > 2. Da kann man als kleiner unstudierter Sachbearbeiter mal mehrere > Akademiker stunden- oder tagelang nach seiner Pfeife tanzen lassen und > damit zeigen, wer wirklich das sagen hat. Alternative Positionen, in > denen man solche Möglichkeiten hat, sind Hausmeister, Pförtner, > Parkplatzwächter, Schlüsselwart. 3. Es gibt eine Beschaffungsordnung des Landes nach der sich alle richten müssen. Auch der Einkäufer, ob es ihm passt oder nicht, oder ob es sinnvoll ist oder nicht. Leider denken immer alle, dass sich der Einkäufer das ausgedacht hat. Torsten, der täglich Ausschließlichkeitserklärungen schreiben muss.
Früher hatte ich auch idealistische Ansätze und Vorschläge diesen Prozess effektiver zu gestalten. Heute bin ich der Meinung, dass eine Gesellschaft (öffentlicher Dienst) welcher nicht (mehr) in der Lage ist, seine Prozesse effektiv zu gestalten und Bürokratie zu verringern, es nicht wert ist reformiert zu werden. Wenn du Forschung/Entwicklung mit allen Bestellprozessen effektiv gestalten willst, lagere diese Arbeiten schnell aus; eigene Firma, An-Institut, …
Stefan H. schrieb: > Vielleicht eine Art zentrale Beschaffungsbehörde, die sich um alles > kümmern kann? Irgendwie schon eine extrem krude Idee, durch "mehr Verwaltung" den Verwaltungsaufwand reduzieren zu wollen. Denn nach dem ersten Korruptions- oder sonstigem Vorfall in dieser neuen Instanz muss bei jedem Abnehmer eine Kontrollinstanz instanziiert werden, die die Bestellprozesse der übergeordneten Bestellinstanz überwacht. Joe G. schrieb: > Heute bin ich der Meinung, dass eine Gesellschaft (öffentlicher Dienst) > welcher nicht (mehr) in der Lage ist, seine Prozesse effektiv zu > gestalten und Bürokratie zu verringern, es nicht wert ist reformiert zu > werden. Es ist einfach wie bei Asterix in Rom: wir verwalten uns zu Tode. Wir brauchen Verwalter, die die Verwaltung verwalten. Und nur wer in diesem Geflecht eine Abkürzung findet, kommt angemessen schnell zum Ziel.
Andreas S. schrieb: > Da kann man als kleiner unstudierter Sachbearbeiter mal mehrere > Akademiker stunden- oder tagelang nach seiner Pfeife tanzen lassen und > damit zeigen, wer wirklich das sagen hat. Alternative Positionen, in > denen man solche Möglichkeiten hat, sind Hausmeister, Pförtner, > Parkplatzwächter, Schlüsselwart. In meiner ersten Stellung nach dem Studium gab es in der Softwareabteilung eines kleinen Computerherstellers (ca. 20 Programmierer) die 19-jährige Kaufmannsgehilfin Fräulein X, die Telefon und Schreibmaschine bedienen konnte und zuständig für die Materialausgabe war. Wir programmierten 1976 noch auf Papier und verbrauchten das – und auch Bleistifte und anderes Büromaterial – in Massen. Wenn man da etwas wollte, musste man sich mit der Däm ... äh ... Dame gut stellen. Praktisch hieß das, sich alle Tage mal außer Sicht eines Chefs in das Büro zu stellen und Small-Talk mit Flirt-Akzent zu machen. Da fühlte die sich dann irgendwie begehrt. Ich war aber Diplom-Ingenieur und 12 Jahre älter als diese Tussi und dachte nicht im Traum daran, mich mit der zu beschäftigen. Ich wollte einfach nur Bleistifte zum Arbeiten. Aber nur, wenn ich kam, waren manchmal die Bleistifte angeblich ausgegangen. Die paar Pfennige für Bleistifte aus dem nächsten Laden hätte ich natürlich gehabt, aber mir ging es ums Prinzip. Beschwerde beim Vorgesetzten nützte nichts ("Ja, Sie haben Recht, das ist nicht gut, aber wir sind ja froh, dass wir die X haben und wollen sie nicht verärgern"). Tja, da bin ich dann nach 14 Monaten mit zwei anderen zusammen weggegangen. Da hieß es dann plötzlich "Bitte bleiben Sie doch, Sie bekommen auch Beförderung und mehr Geld". Nö, da war ich stur.
Rolf schrieb: > die 19-jährige Kaufmannsgehilfin Fräulein X Ist das heute die ältere Dame aus der Ikea Werbung, welche die Bleistifte stibitzt?
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Da muss man jetzt aber auch mal die privaten Firmen mit ins Boot holen. Es wird momentan gegen praktisch jede Vergabe aus Prinzip Einspruch eingelegt. Du schreibst rote Socken aus, der Bieter mit den grünen Socken bekommt keinen Zuschlag. Also geht der mit den grünen Socken erst mal in Widerspruch. Wenn da nur irgendein Formfehler ist, haste schon verloren. Bestes Beispiel: https://www.saechsische.de/lokales/dresden/im-mai-startet-eine-weitere-sanierung-am-blauen-wunder-44CMYDHTJ5CQFBJOKV3X5C4P2M.html
Stefan H. schrieb: > Es müssen immer mind. 3 Angebote eingeholt und eine > Preisvergleichleichstabelle angefertigt werden. Eigentlich sollte der bürokratische Aufwand in Zukunft verringert werden, aber durch diese Zwangsvergleichsmaßnahme, die leider inzwischen in jedem Betrieb eingekehrt ist, erhöht sich der bürokratische Aufwand erheblich! Das schlimme daran ist, dass dadurch langjährige gut funktionierende Geschäftsbeziehungen zur Nichte gemacht werden. Hinzu kommt noch, dass der Anbieter mit dem günstigsten Angebot, meistens auch die geringste Qualität liefert! Ich muss mich am Telefon immer bei unseren Lieferanten dafür entschuldigen, dass wir jetzt einen günstigeren Anbieter gefunden haben. Wie steh ich denn dann da? Ich fühl mich echt langsam wie ein Horst. https://youtu.be/9HNkag39tq8?si=BqVRApAPfLFJme26
Marcel V. schrieb: > Eigentlich sollte der bürokratische Aufwand in Zukunft verringert > werden, aber durch diese Zwangsvergleichsmaßnahme, die leider inzwischen > in jedem Betrieb eingekehrt ist, erhöht sich der bürokratische Aufwand > erheblich! ich saß 2 Stunden mit unserem Lieferanten in seinem Büro um alles aufzunehmen was für das Projekt gebraucht wird, es ging um 800,-€ (ich hatte noch die GWG Grenze von 800,-€ im Kopf und dachte alles ist OK). Später wurde ich gemaßregelt weil die Grenze auf 500,-€ gesenkt wurde ich sollte begründen warum ich keine 3 Angebote eingeholt hatte. Das war mir zu doof und ich verweigerte, der Kollege schrieb dann nur es gibt keine anderen Lieferanten, ich weiß daß dies gelogen war, ich könnte mir vorstellen das keiner nun die Schrauben und Teile zählt um das zu prüfen, aber ich hasse es so offensichtlich zu lügen, ein Glück bin ich aus diesem Irrsinn raus! Der Standardlieferant hat auch bei Fehllieferung sofort unbürokratisch einen Fahrer vorbeigeschickt um die Teile kostenfrei und sofort zu tauschen, bei zusammengewürfelten Lieferanten wäre das ein Riesenaufwand geworden mit Rücksendung und Erklärungen.
Marcel V. schrieb: > Stefan H. schrieb: >> Es müssen immer mind. 3 Angebote eingeholt und eine >> Preisvergleichleichstabelle angefertigt werden. > > Eigentlich sollte der bürokratische Aufwand in Zukunft verringert > werden, aber durch diese Zwangsvergleichsmaßnahme, die leider inzwischen > in jedem Betrieb eingekehrt ist, erhöht sich der bürokratische Aufwand > erheblich! > > Das schlimme daran ist, dass dadurch langjährige gut funktionierende > Geschäftsbeziehungen zur Nichte gemacht werden. Du meinst zu dem, mit dem der Chef zusammen Golf spielt ? > Hinzu kommt noch, dass > der Anbieter mit dem günstigsten Angebot, meistens auch die geringste > Qualität liefert! Unbelegtes Vorurteil. Wenn du aber ein Angebot von einer Firma hast, die schon mal nachweislich schlechte Qualität abgeliefert hat und damit teure Nacharbeiten erforderte, wirst du kein Problem haben, das Angebot um den Nacharbeitsaufwand zu korrigieren und damit nach hinten zu schieben. > Ich muss mich am Telefon immer bei unseren Lieferanten dafür > entschuldigen, dass wir jetzt einen günstigeren Anbieter gefunden haben. > Wie steh ich denn dann da? Ich fühl mich echt langsam wie ein Horst. Es ist immer gut, einen Handler darauf hinzuweisen, dass andere billiger sind, sonst glaubt der weiter hohe Preise verlangen zu können.
Torsten S. schrieb: > Da muss man jetzt aber auch mal die privaten Firmen mit ins Boot holen. > Es wird momentan gegen praktisch jede Vergabe aus Prinzip Einspruch > eingelegt. Das habe ich selbst schon bei einem Auftrag der öffentlichen Hand erlebt; in dem Fall führte das aber nur zu einer Verzögerung des offiziellen Projektstarts um ca. zwei Wochen. Der Mitarbeiter der zuständigen Beschaffungsstelle meinte, dass das besagte Unternehmen gegen sämtliche Vergaben protestiere, dies aber immer sehr schnell eingestellt würde. Dabei geht es aber um formal korrekte Vergabeverfahren und nicht um den Trotz und die Machtphantasien irgendwelcher kleinen Pisser, die selbst an der Grenze zur Rechtsbeugung agieren.
1N 4. schrieb: >> Wenn du je in einer Firma mit zentraler Beschaffung warst, dann weisst >> du wie Korruption und Dummheit Hand in Hand arbeiten. > > Satz nicht zu Ende gelesen? Oder nicht verstanden? Ich denke, Michael hat auch Deine nächste Frage gelesen. 1N 4. schrieb: > Daher die zentrale Frage: Wozu braucht es das alles im öffentlichen > Dienst? Der muss sich keinem Wettbewerb stellen. Weil er sich keinem Wettbewerb stellen muss, ist der Beschaffungsvorgang an Schikanen geknüpft. Von den 3 Möglichkeiten (Bestellung beim Besten, beim Günstigsten nach Ausschreibung, per Zentralem Einkauf) führen alle 3 ohne Wettbewerb (aka Stakeholder, Inhaber, Konkurrenzdruck) zwangsläufig in die Korruption. Wovon die Bestellung nach Ausschreibung zumindest der Form nach die höhere Transparenz verspricht. (Und nein, ein Behördenchef oder der Bund der Steuerzahler können einen Stakeholder nicht ersetzen)
Rolf schrieb: > In meiner ersten Stellung nach dem Studium [...] > Diplom-Ingenieur und 12 Jahre älter als diese Tussi und dachte nicht im > Traum daran, mich mit der zu beschäftigen. [...] > [...] mir ging es ums Prinzip. > > Tja, da bin ich dann nach 14 Monaten mit zwei anderen zusammen > weggegangen. Da hieß es dann plötzlich "Bitte bleiben Sie doch, Sie > bekommen auch Beförderung und mehr Geld". Nö, da war ich stur. Was soll man eigentlich von einem über 30-jährigen Akademiker halten, der von der Suche einer 19-jährigen nach ein bisschen Aufmerksamkeit schon so dermaßen überfordert ist, daß er seinen Job hinschmeißt? Mir wäre das peinlich.
> Weil er sich keinem Wettbewerb stellen muss, ist der > Beschaffungsvorgang an Schikanen geknüpft. Schikanen sind das doch nur, weil da eben nichts sinnvoll digitalisiert ist.
Rolf schrieb: > Ich wollte einfach nur Bleistifte zum Arbeiten. Aber nur, > wenn ich kam, waren manchmal die Bleistifte angeblich ausgegangen. > Die paar Pfennige für Bleistifte aus dem nächsten Laden hätte ich > natürlich gehabt Man soll es nicht glauben, aber das gibt es immer noch und öfters, als man denkt: Irgendeine Dame aus dem Sekretariat verwaltet Blöcke, Papier und Stifte. Der Sinn dabei ist eigentlich, dass jemand, der dringend was braucht, weiß wo er hingehen muss, um es schnell zu bekommen und nicht einkaufen muss. Leider entwickelt sich das zu einem Selbstläufer, weil die Person sehr wichtig wird und man muss sich in der Tat anstellen und warten, bis die Dame Zeit hat oder 3x hinlaufen, weil sie gerade nicht da ist. Selbernehmen geht nicht, weil der Schrank versperrt ist und alles registriert werden muss. Die einen schreiben es auf Abteilung, die anderen auf die Person. Normalerweise habe ich als Selbständiger damit nichts zu tun, denn ich habe alles dabei was ich brauche. In einem Fall musste ich aber dennoch laufen und das gleich 3x, um einen speziellen Kuli zu bekommen, den ich wegen einer Unterschrift in einem Konformitätsdokument benutzen solltee. Mit allem drum und dran hat mich das 25min gekostet. Der Kulipreis hat sich damit verhundertfacht. Auch normal eben mal was holen, kostete die Angestellten wenigstens 10min für hin und her, da man seinen Rechner und den Rollwagen sperren-, sich die ESD-Schuhe und den Kittel ausziehen und überall per Karte durchgehen musste. In meiner letzen Angestelltenstelle vor 20J musste für solche Aktionen sogar raus und über den Hof! Also Jacke anziehen, Geräte ausschalten und sichern, an den Rauchern vorbei und durch die Treppenhäuser. Man hatte kurz zuvor "unsere" Sekretärin kosteneffizient weggespart. Also musste man jeden Krümel "kosteneffizient " selber holen. Der Punkt ist halt der: Wenn man das nicht macht, verschwinden die Schreibstifte und andere Utensilien sehr schnell. Effizienzes Holen geht auch nicht, weil wenn du gleich 5 Sachen für die Abteilung mitbringst, laufen die alle auf deinen Namen und verdunsten schneller, als Eis in der Sonne. Liegenlassen auf dem Schreibtisch führte auch direkt dazu, dass irgendeiner "schneller arbeiten" konnte, weil er sich das gegriffen hat, während ich wieder laufen musste. Da wirst du dann gefragt, warum du schon wieder was brauchts. Private Sachen möchte man dann auch nicht mitbringen. Ich hatte da mal ein Buch für Signalverabreitung dabei: Das hat man mir aus dem Schreibtisch geholt! In der Firma war auch regelmäßig das Toilettenpapier reguliert, weil es geklaut wurde und manche Toiletten war versperrt, um zu verhindern, dass dort geraucht wurde.
Stefan H. schrieb: > Wie kann man diesen Prozess abkürzen? Versuche gar nicht erst den Behörden irgendeine Lösung anzubieten. Die müssen das von sich aus wollen und in Auftrag geben.
Bruno V. schrieb: > führen alle 3 ohne Wettbewerb ... zwangsläufig in die Korruption. Das ist schon richtig. Die Frage ist nur, ob der Wettbewerb tatsächlich a) Korruption verhindert, wenn es die Verantwortlichen drauf anlegen, weil man Angebote und Vorgaben immer so schärfen kann, dass Mr. Müller der einzige Lieferant ist b) Kosten spart, weil es in manchen Branchen so wenige Anbieter gibt, dass das Suchen nach weiteren Alternativen nutzlos ist Gerade Punkt b scheint mir oft zuzuschlagen und das deshalb weil - der Entscheider die Nutzbarkeit des Artikels nicht richtig einschätzt. Es macht keinen Sinn, (konkretes Beispiel) ein einzulötendes Bauteil gegen ein anderes zu tauschen, um 7 Cent einzusparen, wenn schon das umständlichere Auspacken mehr Zeit in Anspruch nimmt. - die Bestellkosten nicht eingerechnet werden. Jeder Bestellvorgang kostet mit Lieferung und Prüfung zwischen 20min und 2h, wenn eine Eingangskontrolle erfolgen muss und addiert damit Kosten im Bereich bis zu €250,-! Allein dadurch verbietet sich das Suchen nach Alternativen, wenn ein Teil zu billig ist. - die Bestellzeiten nicht beachtet werden: Da zieht sich z.B. ein Entwurfs und Planungsprozess 3-4 länger hin, als nötig, bis die Entscheidung ergeht, was dann dazu führt, dass Lieferanten PCBs in Eilbestellung anfertigen müssen, Prüfungen durch externes Personal parallelisiert werdne muss etc und alles im Bereich 70k teuer wird, die man nie und nimmer irgendwo hätte sparen können.
> Das ist schon richtig.
Ah, endlich mal jemand der TCO denkt :)
J. S. schrieb: > Leider entwickelt sich das zu einem Selbstläufer, weil die Person sehr > wichtig wird und man muss sich in der Tat anstellen und warten, bis die > Dame Zeit hat oder 3x hinlaufen, weil sie gerade nicht da ist. Früher(tm) gab es in Modellflugvereinen den sog. Frequenzwart, dessen Aufgabe darin bestand, den Überblick über die auf dem Modellflugplatz genutzten Fernsteuerfrequenzen zu wahren. Wer sein Modell fliegen lassen wollte, musste sich vom Frequenzwart ein Quarzpaar abholen. Zusätzlich wurde an die Antenne des Pultsenders an Clip mit der zugewiesenen Frequenz bzw. dem Kanal angebracht. Das war damals auch ein sehr sinnvolles und praktikables Vorgehen. Und dann kam die Zeit der digitalen 2,4 GHz-Fernsteuerungen, die mit Frequenzsprungverfahren usw. arbeiteten und natürlich keinen Kurzwellenquarz benötigten. Und die Antennen waren entweder nur kurze Stummel oder gleich vollständig im Sendergehäuse integriert, so dass man auch keinen Clip anbringen konnte. Trotzdem war natürlich der Frequenzwart der wichtigste Funktionsträger des ganzen Vereins. Also musste er weiterhin anwesend sein und seine Quarzpaare und Clips ausgeben...
Rolf schrieb: > Ich wollte einfach nur Bleistifte zum Arbeiten. Ein Weiterbilder erzählte mal, wie er mit aufgebrauchtem Bleistift zwecks Tausch zur Büroutensilienausgabestelle ging, ... und mit einer Aufsteckverlängerung wieder kam. Das war sein Signal zum Aufbruch.
J. S. schrieb: > - der Entscheider die Nutzbarkeit des Artikels nicht richtig einschätzt. Oder auch die Zuverlässigkeit konkurrierender Produkte nicht mit einbeziehen darf (selbst wenn man es fachlich kann): - Produkt A kostet 1000€, Ausfallrate 12,5% nach einem Jahr - Produkt B kostet 800€, Ausfallrate 50% nach einem Jahr - Produkt C kostet 880€, Ausfallrate 33% nach einem Jahr, aber 50% der Produkte werden von Anfang an defekt geliefert und ziehen langwierige Nachbesserungsprozesse nach sich Dein Budget sind 8000€, du willst so viele Exemplare wie möglich kaufen um mehr Resultat zu generieren, aber nur Exemplare die das Jahr durchhalten sind nützlich. Das Inbetriebnehmen jedes einzelnen Exemplars ist sehr aufwendig und teuer. Alle werden gleichzeitg in Betrieb genommen. Ersetzen im Betrieb ist so gut wie unmöglich. Welches kaufst du? Welches sieht auf dem Papier am Besten aus?
Stefan H. schrieb: > der öffentliche Dienst ist bekanntlich nicht besonders effizient. > Insbesondere Beschaffungsprozesse verursachen einen erheblichen Aufwand. > Es müssen immer mind. 3 Angebote eingeholt und eine > Preisvergleichleichstabelle angefertigt werden. Bei unter 500 € darf > ausnahmsweise eine manuelle Preisrecherche mit qualifizierten > Bildschirmfotos (URL, Datum, gesamte Artikelbeschreibung, AGB, > Zahlungsbedingungen) erfolgen. Das sind halt auch nur lokale Regeln. Anderswo geht das bis 1000€ und man ist nicht so fixiert.
Niklas G. schrieb: > - Produkt A kostet 1000€, Ausfallrate 12,5% nach einem Jahr > - Produkt B kostet 800€, Ausfallrate 50% nach einem Jahr > - Produkt C kostet 880€, Ausfallrate 33% nach einem Jahr, aber 50% der > Produkte werden von Anfang an defekt geliefert und ziehen langwierige > Nachbesserungsprozesse nach sich > > Dein Budget sind 8000€, du willst so viele Exemplare wie möglich kaufen > um mehr Resultat zu generieren, aber nur Exemplare die das Jahr > durchhalten sind nützlich. Wenn es um den mittelfristigen Erfolg des Unternehmen geht, dann ist Produkt A sinnvoll. Wenn das Zeitfenster für die Berechnung des nächsten eigenen Gehaltsbonus aber nicht mehr die Zeit umfasst, in der die gehäuften Reklamationen auftreten, dann entscheidet man sich natürlich für Produkt B, greift den Bonus ab und sucht sich etwas Neues. Später kann man voller Stolz sagen: "Seht Ihr, ich war für das Unternehmen unentbehrlich, denn nicht einmal ein Jahr nach meinem Ausscheiden hatte der Laden ein Qualitätsproblem und steckte tief in den roten Zahlen!". Und dann lässt man sich als externer Berater für teures Geld einkaufen und stellt fest: "Das lag an der Fehlentscheidung, Produkt B zuzukaufen. Natürlich wäre A richtig gewesen. Hier ist meine Honorarrechnung." Anderes Szenario: Ein Entscheider aus Abteilung X wählt aus, ob A, B oder C eingesetzt wird. Natürlich nimmt er für die internen Muster Produkt B, weil das kurzfristig die Kosten minimiert, und gibt die Serienfertigung an Abteilung Y ab. Auf dem Flur trifft er aber noch einen treudoofen, verängstigten Kollegen, den er zwingt, eine Änderungsmitteilung zu unterschreiben, gemäß der in der Serie natürlich C eingesetzt wird. Im nächsten Geschäftsjahr kann der Entscheider damit brillieren, dass in seiner Abteilung das Budget eingehalten wurde, aber Abteilung Y das Produkt zugrundegerichtet habe. Damit wird er zum "Produktmanager des Jahres" gekürt und erhält einen größeren Dienstwagen und einen für seine Neider besser einsehbaren reservierten Parkplatz direkt vor dem Gebäude. Dieser wurde nämlich plötzlich frei, weil Abteilungsleiter Y das Unternehmen "aus persönlichen Gründen" verlassen hat.
Andreas S. schrieb: > Erfolg des Unternehmen Gewieft, ich sehe du kennst dich aus. Aber da wir ja beim öffentlichen Dienst waren: Stellen wir uns vor das Produkt ist wissenschaftliches Equipment, und der Kunde ist ein Forschungsinstitut (Behörde), und das Produkt liefert wissenschaftliche Erkenntnisse (sofern es denn das Jahr überlebt), aber normalerweise keinen finanziellen Gewinn.
Niklas G. schrieb: > und das Produkt liefert > wissenschaftliche Erkenntnisse (sofern es denn das Jahr überlebt), aber > normalerweise keinen finanziellen Gewinn. es gibt ein Minimus oder Maximus-Prinzip. Also entweder (im Mittel) X Geräte 1 Jahr zum minimalen Preis oder (im Mittel) möglichst viele Geräte für einen Preis Y. Es gibt kein Minimax-Prinzip. Bei Y=8k liefern a: 8-1=7 Geräte b: 10-5=5 Geräte c: 9-3 = 6 Geräte wobei 4 oder 5 Geräte am Anfang doppelte Kosten verursachen.
Bruno V. schrieb: > es gibt ein Minimus oder Maximus-Prinzip. Also entweder (im Mittel) X > Geräte 1 Jahr zum minimalen Preis oder (im Mittel) möglichst viele > Geräte für einen Preis Y. Ja. Aber wie gesagt: Niklas G. schrieb: > Dein Budget sind 8000€, du willst so viele Exemplare wie möglich kaufen Bei Forschungsprojekten ist das Budget oft fix und man möchte das Meiste raus holen. Bruno V. schrieb: > a: 8-1=7 Geräte > b: 10-5=5 Geräte > c: 9-3 = 6 Geräte wobei 4 oder 5 Geräte am Anfang doppelte Kosten > verursachen. Tja, bloß kann man das beim Beschaffungsantrag auch so vorrechnen? Die Ausfallquoten werden von den Herstellern natürlich nicht (verlässlich) spezifiziert. Die Einkaufs-Abteilung sieht vermutlich nur, dass bei Option b) die meisten Geräte angeliefert werden.
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Niklas G. schrieb: > Bei Forschungsprojekten ist das Budget oft fix und es kann kosten was es wolle, während aus Forschungsmittel locker mal eben 10 Stk. 9V Batterien/Primarzellen für 70,-€ bestellt werden wird an den Werkstätten beim Etat geknausert, ich habe oft genug das Doppelpack für 1,49 bis 1,99 € beschafft, verkehrte Welt -> Haushaltmittel != Projektmittel.
Joachim B. schrieb: > -> Haushaltmittel != Projektmittel. Der Grund liegt hier dann wohl eher darin dass die Batterien unter die Bagatellgrenze fallen. Sonst müsste man da wohl auch vergleichen. Klar gibt es üppig ausgestattete Institute, aber auch da müssen die einzelnen Forscher die Ausgaben ihrer einzelnen Projekte rechtfertigen.
Stefan H. schrieb: > Wie kann man diesen Prozess abkürzen? Ich kann Ihnen im Rahmen eines Beratervertrages gerne zu Rate stehen.
Da haette ich mal eine Literaturquelle: https://www.deutsches-ausschreibungsblatt.de/ https://www.deutsches-ausschreibungsblatt.de/informationen/glossar/schwellenwerte Über den Schwellwerten muss mit entsprechendem Aufwand ausgeschrieben werden.
1N 4. schrieb: >> Gibt es eine Art "Metashop", also >> einen Online-Shop, der den Markt zusammenfasst und mit einem Klick... > Es gibt auch Beschaffungsdienstleister, siehe C-Teile Management. ... > Daher die zentrale Frage: Wozu braucht es das alles im öffentlichen > Dienst? Der muss sich keinem Wettbewerb stellen. Ganz einfach: Der soll sparsam mit unseren Steuergeldern umgehen. Normalerweise gibt es aber sinnvoll gewählte Bagatellgrenzen, weil die Arbeitszeit der Mitarbeiter natürlich auch von Steuergeldern bezahlt wird. Mit freundlichen Grüßen Thorsten Ostermann
Thorsten O. schrieb: >> Daher die zentrale Frage: Wozu braucht es das alles im öffentlichen >> Dienst? Der muss sich keinem Wettbewerb stellen. > > Ganz einfach: Der soll sparsam mit unseren Steuergeldern umgehen. Das hat er nur noch nicht begriffen. > Normalerweise gibt es aber sinnvoll gewählte Bagatellgrenzen, weil die > Arbeitszeit der Mitarbeiter natürlich auch von Steuergeldern bezahlt > wird. Die Arbeitszeit kostet nichts: Die Mitarbeiter wird nach Anwesenheit bezahlt und trinkt lieber Kaffee als seine Arbeit zu machen.
Hm, kauf Ihr jeden Widerstand einzeln? Ansonsten gibt es ja noch weitere Instrumente: Rahmenvereinbahrung bzw. Rahmenvertrag; "Dynamisches Beschaffungssystem". Das Stichwort "C-Teile", also Artikel mit geringem Einzelpreis bzw. geringen Preisunterschieden und grßen Mengen, ist schon gefallen. Das Problem besteht aber wohl nicht nur in der Verwaltung. --- Warum hohe Prozessanforderungen bei der Beschaffung in öffentlichen Auftraggebern? Beispiel asl Antwort: "Restmüllverbrennungsanlage Köln-Niehl". Das Problem ist, dass eine öffentliche Behörde, gegenüber eines normalen Betriebs, eigentlich nicht insolvent werden kann (und darf). Wenn ein normales Unternhemen unwirtschaftlich arbeitet, weil es für sich unvorteilhafte Geschäfte abschliießt, ist es irgendwann pleite -- hier ist das wirtschaftliches Verhalten ein Eigeninteresse, da sind keine besonderen Gegenmaßnahmen notwendig. Bei einer Behörde ist das nicht so. (P.S.: Unwirtschaftlichkeit einer Behörde dürfte sich aber anders bemessen als die Unwirtschaftlichkeit eines normalen Unternehmens.
Thorsten O. schrieb: > anz einfach: Der soll sparsam mit unseren Steuergeldern umgehen. > Normalerweise gibt es aber sinnvoll gewählte Bagatellgrenzen, weil die > Arbeitszeit der Mitarbeiter natürlich auch von Steuergeldern bezahlt > wird. die wären in Deutschland?
Wenn noch jemand die schöne Glosse haben sollte, drei oder zehn Kugelschreiber, dann wäre die hier passend.
Rolf S. schrieb: > Thorsten O. schrieb: >> anz einfach: Der soll sparsam mit unseren Steuergeldern umgehen. >> Normalerweise gibt es aber sinnvoll gewählte Bagatellgrenzen, weil die >> Arbeitszeit der Mitarbeiter natürlich auch von Steuergeldern bezahlt >> wird. > > die wären in Deutschland? Die Steuergelder in Deutschland solltest du doch kennen? :)
Reinhard S. schrieb: > Die Steuergelder in Deutschland solltest du doch kennen? :) Icc zahle meine Steuern schon seit 12 Jahren in der Schweiz.
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