Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Einfluß Delonschaltung auf Leistungsaufnahme?


von Thomas R. (thomasr)


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Eine nagelneue aber defekte Rauchabsaugung hatte den Weg ins RC 
gefunden: "wenn ihr das reparieren könnt, behalten/verkaufen, sonst 
wegwerfen".

Die Ursache war schnell klar: das Gerät war für 110Volt vorgesehen und 
mit einem Kaltgeräteanschluß versehen. Wurde wohl schnell ausgepackt und 
angeschlossen: Puff!

Innendrin befindet sich ein FU für den stufenlosen Betrieb des 
verwendeten BLDC Motors, keine Billigkiste. Explodiert waren der 
Gleichrichter und mindestens ein HV Elko sowie natürlich die Sicherung. 
Das Board war klar mit 110Volt gelabelt und ja auch "draußen" richtig 
beschriftet.

Aber das Layout ist für eine Delonschaltung vorgesehen. Mit dem Tausch 
der defekten Teile und Entfernung der 110Volt Delonbrücke läuft die 
Kiste wieder.

Allerdings sollte sie "nur" 150 Watt Leistungsaufnahme haben, gemessen 
wurden jetzt aber 210Watt. Kann das an dem Betrieb an 230Volt liegen?

Wir haben aber auch die zwei (bei 110Volt) parallelen 200µF Elkos gegen 
einen 330µF/450Volt getauscht der gerade verfügbar war. Bei 230Volt 
wären die beiden in Reihe gewesen und damit nur 100µF. Kann die 
Vergößerung auf 330µF einen so großen Einfluß haben?

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wer viel misst, misst meistens Mist.
Womit habt ihr die Leistungsaufnahme denn gemessen?

Hat der Mülleimer eigentlich eine PFC oder wurde die genau so eingespart 
wie der Spannungswahlschalter?

von Thomas R. (thomasr)


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Durchaus berechtigter Einwand zumal wir im RC für die Leistungsaufnahme 
nur ein einfaches Energiekostenmeßgerät nutzen.

Allerdings zeigen andere Meßgeräte noch seltsamere Werte an:

1,36A Benning CM11
1,35A ELV Energiekostenmeßgerät
1,36A Voltcraft VC505
1,4A UNI-T 803

Obige sollen alle "TRUE RMS" sein!

0,78A Peaktech 3340
0,8A H&H VM62D

Nicht True RMS

Sowie ein analoges Peaktech 3385 mit ca. 1A (das kann nur 500mA oder 
10A, also eher eine Schätzung im 10A Bereich)

Was denn nun? Tatsächlich ist da lediglich ein einfacher Linefilter mit 
Common Mode und zwei X2 Kondensatoren verbaut. Das dürfte also immer 
noch jede Menge Dreck ins Netz abgeben.

: Bearbeitet durch User
von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Für solche Lasten benötigt man ein Energiekostenmessgerät, welches einen 
Schaltkreis speziell zur Wirkleistungsmessung einsetzt. Ein Shelly Plus 
Plug S z.B. oder früher mit Display z.B. das KD-302. Das war zwar 
klobig, aber sehr genau, wird heute nur noch schwer zu bekommen sein.

Wenn man bei solchen komplexen Lasten (hier Verzerrungsblindleistung) 
einfach U*I rechnet, kommt Müll dabei raus.

von Thomas R. (thomasr)


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Sollten das die "True RMS" Meßgeräte nicht alle machen? Und das ELV 
wurde damals auch so beworben...

Was wäre denn ein GENAUES Meßgerät für solche Lasten?

von Michael B. (laberkopp)


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Thomas R. schrieb:
> Sollten das die "True RMS" Meßgeräte nicht alle machen? Und

Nein, die messen falsch.

Du kannst von konstanten 320V am Siebelko ausgehen. Du misst den Strom 
der in den Siebelko fliesst.
Ein einfaches Mittelwertamperemeter, (Gleichstrom wenn nach dem 
Gleichrichter, Wechselstrom wenn vor dem Gleichrichter) misst also 
richtig. Nur zeigt es im Wechselstrommodus das 1.11-fache an, das miss 
man ruckrechnen.

Es ist KEINE ohm'sche Last bei der man durch Quadrierung der gemessenen 
Grösse (U oder I) versucht, die Verlustleistung zu ermitteln ohne den 
anderen Wert (I oder U) mitzumessen.

TrueRMS ist nicht immer besser, sondern oft falsch.

von H. H. (hhinz)


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Michael B. schrieb:
> TrueRMS ist nicht immer besser, sondern oft falsch.

Einfacher: Wer misst, misst Mist.

von Rüdiger B. (rbruns)


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Aus dem Netz:
Einphasige, nicht korrigierte Schaltnetzteile haben normalerweise einen 
ziemlich schlechten Leistungsfaktor, etwa 0,65.
Passt für dich:
Allerdings sollte sie "nur" 150 Watt Leistungsaufnahme haben, gemessen
wurden jetzt aber 210Watt.

von Kurt (sommerwin)


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Eine Delon Schaltung ist ein Spannungsverdoppler. Welche Brücke hättest 
du da entfernt? Wenn du die Diode die in Reihe zum zweiten Elko durch 
eine Brücke ersetzt hättest, wäre deine Aussage plausibel. Was du 
erzählst macht für mich keinen Sinn. Und der Elko lädt sich unbelastet 
bis zum Scheitelwert der Netzspannung auf, also 240 x 1,414 = 339V. Und 
wenn der Verbraucher daran angeschlossen war, nimmt er dieselbe Leistung 
auf wie bei 120V, denn 120 x2 x1,414 ergibt wieder 339V. Also misst du 
da was falsches.

: Bearbeitet durch User
von Rüdiger B. (rbruns)


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Die Delon-Schaltung besitzt eine besondere Bedeutung für Elektrogeräte, 
welche sowohl an den im amerikanischen Raum üblichen Netzspannungen mit 
110 V und in den Stromnetzen in Europa mit 230 V betrieben werden sollen 
und keinen Weitbereichseingang aufweisen. In diesem Fall wird der 
primärseitige Brückengleichrichter durch die Delon-Schaltung erweitert: 
Bei Betrieb mit 230 V ist die Delon-Schaltung deaktiviert und nur der 
Brückengleichrichter aktiv, welche eine Ausgangssgleichspannung von ca. 
325 V liefert. Bei Betrieb an 110 V wird durch einen Schalter die 
Zwischenanzapfung zwischen den Kondensatoren mit einem der 
Wechselspannungseingänge verbunden. Durch die Spannungsverdopplung liegt 
an der Serienschaltung ca. eine gleich hohe Gleichspannung von 315 V an. 
Daran angeschlossene primärgetaktete Schaltnetzteile können so 
unabhängig von den verschiedenen Netzspannungen immer mit 
Eingangsspannungen von ca. 315 V betrieben werden.
Quelle:
https://de.wikipedia.org/wiki/Spannungsverdoppler

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Kurt schrieb:
> Was du
> erzählst macht für mich keinen Sinn.

Das wird in tausenden von AT- und ATX-Netzteilen so gemacht. Siehe
https://danyk.cz/s_atx_en.html

Brücke öffnen für 230V, schliessen für 115V.

: Bearbeitet durch User
von Michael B. (laberkopp)


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Kurt schrieb:
> Eine Delon Schaltung ist ein Spannungsverdoppler. Welche Brücke hättest
> du da entfernt?

Die übliche bei Schaltnetzteilen mit 115/230V Umschalter.

Hier mit 115V bezeichnet

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Datei:PC-PowerSupply-Principle-Circuit.svg

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