Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Custom 3D-Drucker zu ausgebuchtete Ecken


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von Christian M. (christian_m280)



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Hallo 3D-Druck-Experten!

Habe mir aus den klägliche Ueberresten vom Anet A6 und Kossel Delta und 
weiteren Teilen einen Custom-3D-Dricker gebaut. Mir war wichtig dass das 
Bett genug lang ist um ganze Eisenbahnwagen am Stück zu Drucken, Höhe 
und Breite sind kein Problem. Jetzt habe ich 360x120x200mm. Controller 
ist MKS TinyBee Marlin mit TMC2209 Schrittmotortreibern (so Silent, so 
Super!). Funktioniert sogar nicht mal schlecht, ausser ein bisschen 
Stringing. Aber die Ecken machen mir Sorgen! Sie sind zu "ausgebuchtet", 
siehe Testwürfel, dann ist alles klar.

Ich habe etliches rumprobiert mit dem Jerk, weil der ja anscheinend 
dafür zuständig ist. Aber es hat überhaupt keine Aenderung gebracht. 
Kann mir jemand Tips geben, was ich machen kann?

Die Köpfe habe ich beide ausprobiert; der Direkt-Extruder vom Anet und 
der Bowden vom Kossel. Das Resultat ist bei beiden nahezu identisch. 
Kann mir jemand einen besseren (moderneren) Kopf empfehlen, mit dem ich 
auch höhere Geschwindigkeiten fahren kann. Die Limitation ist beim 
Schmelzen, wenn ich schneller mache kommt der Knock.

Gruss Chregu

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich vermute, Du hast für Deinen Aufbau jetzt schon eine zu hohe 
Geschwindigkeit, dadurch schießt das Ding beim Bremsen über die Kanten 
hinaus und dann bekommt man solche Ecken. Quasi Ghosting in extra-stark. 
Die Fläche oben sieht auch schlecht aus, entweder zu heiß oder 
Überextrusion. Oder 'ne 1mm Düse weil kann ja nicht schnell genug gehen.

von Flip B. (frickelfreak)


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Der mechanische aufbau sieht steif aus, nach geringer 
Schwingungsdämpfung und hat einen langen, durch die beschleunigung des 
Kopfes dynamisch belasteten hebelarm. Versuche mal ein paar sandgefüllte 
plastikbecher als dämpfer am Kopf (symmetrierendes gegengewicht hinter 
der führungsebene) und am Bett.

Jerk/acceleration und auch extrusionsrate mal kalibrieren und erst dann 
mit Aktiven methoden wie input-shaping fortfahren.

edit: für bowden eingestelltes pressure-advance  am direktextruder 
könnte auch sein. fehlt im geraden teil matrial in den aussenlagen?

: Bearbeitet durch User
von F. (radarange)


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Ich will dir nicht zu nahe treten, aber das sieht ziemlich schrecklich 
aus.
Irgendwas stimmt da absolut nicht, abgesehen von den Ecken ist auch die 
allgemeine Qualität der Oberfläche ziemlich schlecht.

Welches Material verwendest du?
Mit welcher Temperatur druckst du?
Sind die Extruderschritte für den Materialvorschub ordentlich 
eingestellt bzw. kalibriert?
Mit welcher Düse druckst du, welcher Düsendurchmesser, welche Layerhöhe?
Bessert sich das Verhalten bei langsamem Druck?
Bessert sich das Verhalten bei niedrigerer Temperatur?

von Keks F. (keksliebhaber)


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Einfach ein nicht kalibrierter Drucker.

https://ellis3dp.com/Print-Tuning-Guide/

von Rene K. (xdraconix)


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Da fallen mir sofort zwei Sachen ein:

- Absolute Überextrusion. Dies sieht man an den Ecken und an der 
Oberfläche ganz extrem
- viel zu hohe Temperatur. Dies mal prüfen, und auf keinstem Fall auf 
den NTC verlassen - extern messen! Ich denke nicht das du 31°C/32°C 
Zimmertemperatur hast wie er auf der Nozzle und dem Bed anzeigt ;-) also 
kann da was nicht stimmen.

Marlin an sich ist super, hatte ich vor vielen Jahren auf meinem 
Anycubics laufen, dort kannst du auch das NTC Verhalten im EEPROM 
vorgeben.

Was ich auch bedenklich für einen Einarm-Drucker halte ist die Tatsache 
das du einen Direktextruder nutzt und keinen Bowdenextruder. Das Gewicht 
des NEMA17 für solch eine Konstruktion ist schon extrem. Wie schnell 
druckst du?

: Bearbeitet durch User
von Christian M. (christian_m280)


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F. schrieb:
> Ich will dir nicht zu nahe treten, aber das sieht ziemlich schrecklich
> aus.
> Irgendwas stimmt da absolut nicht, abgesehen von den Ecken ist auch die
> allgemeine Qualität der Oberfläche ziemlich schlecht.

Das ist mir absolut bewusst! Ich habe auch noch nicht viel daran 
gemacht. Habe nur Freude, dass überhaupt schon was geht!

F. schrieb:
> Welches Material verwendest du?

PETG von sunlu

> Mit welcher Temperatur druckst du?

240°C

> Mit welcher Düse druckst du, welcher Düsendurchmesser, welche Layerhöhe?

Messingdüse, D=0.5mm, Layerhöhe 0.4mm

> Sind die Extruderschritte für den Materialvorschub ordentlich
> eingestellt bzw. kalibriert?
> Bessert sich das Verhalten bei langsamem Druck?
> Bessert sich das Verhalten bei niedrigerer Temperatur?

Keks F. schrieb:
> Einfach ein nicht kalibrierter Drucker.

Ich denke auch, darauf läuft es hinaus! Muss mir mal die Zeit nehmen!

Rene K. schrieb:
> Ich denke nicht das du 31°C/32°C
> Zimmertemperatur hast wie er auf der Nozzle und dem Bed anzeigt ;-)

War gerade fertig mit einem Druck! Habe nachgemessen, die Temperatur 
stimmt nicht schlecht ;-)

Rene K. schrieb:
> Was ich auch bedenklich für einen Einarm-Drucker halte ist die Tatsache
> das du einen Direktextruder nutzt und keinen Bowdenextruder.

Christian M. schrieb:
> Die Köpfe habe ich beide ausprobiert; der Direkt-Extruder vom Anet und
> der Bowden vom Kossel. Das Resultat ist bei beiden nahezu identisch.

Rene K. schrieb:
> Wie schnell
> druckst du?

Zwischen 30mm/s bis max. 50mm/s

Vielen Dank für Eure Expertisen!

Gruss Chregu

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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> Messingdüse, D=0.5mm, Layerhöhe 0.4mm
Was für filigrane Ergebnisse hast Du denn mit dieser Grobmotorik 
erwartet? Layerhöhe 80% vom Düsendurchmesser sind zwar die obere Grenze 
bei dem was so empfohlen wird, aber ich glaube nicht, daß man da noch 
besonders schöne Ergebnisse erzielen kann. Ich gehe bei meinen üblichen 
0,4mm Düsen nicht über 0,2mm Layerhöhe, wenn's schön werden soll (vor 
allem an Rundungen) sind 0,1mm sehr zu empfehlen. Klar dauert das dann 
etwas länger, aber 3D-Druck ist keine Massenfertigung.

Edit: Geschwindigkeit kommt mir erstmal nicht übertrieben vor. Wenn ich 
da Zeit sparen will/muss, dann Innenlinien und Infill mit Vollgas, 
Außenlinien sehr langsam, vor allem beim schweren Direkt-Extruder. 
Support ist immer so eine Sache, meistens kann man den auch schnell 
drucken, hatte ich aber mal Probleme mit... also etwas vorsichtiger an's 
Maximum herantasten (oder es war damals 'ne Rolle mieses Filament, das 
kann man nie ganz ausschließen).

Nochmal Edit: Druck doch mal bitte einen kurzen Stringing-Test mit PETG. 
Evtl. hast Du auch ein Problem mit zu wenig Retract, das sieht man beim 
CalibrationCube nicht.

: Bearbeitet durch User
von Rene K. (xdraconix)


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0.5er Düse ist schon sehr exotisch. Ja, Layerhöhe drucke ich meist auch 
50% vom Düsendurchmesser. Dennoch dürfte dieses "Schadensbild" nicht 
daher rühren.

Sehe ich das richtig das du erst neu in der Materie bist? Du hast den 
Drucker nicht selbst gebaut? Warum fängst du dann direkt mit PETG an? 
Starte deine ersten Versuche bitte mit PLA, das ist verzeilicher und hat 
einen größeren Spielraum. Da kann man sich so langsam an die Grenzen des 
Druckers ranarbeiten, wenn er kalibriert wurde.

Der Drucker hat keine Automatisches Bed Level, richtig? Ich sehe 
zumindest erstmal keine induktive Sonde oder 3D Pin - kann aber 
natürlich auch über die Motoren / Treiber gemacht werden.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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So viel schwerer ist PETG nun auch wieder nicht, bis auf die hohe 
Tendenz zum Stringing und Warping-Probleme ohne Einhausung.

Bed Leveling ist genau so ein Luxus. Schön wenn man hat, aber kein Muss 
wenn man gut manuell geleveled hat. Der Würfel ist ja immerhin fertig 
geworden, es hat sich nichts vom Druckbett gelöst - so mies kann der 
erste Layer also nicht gewesen sein.

Er könnte auch mal 230°C Düsentemperatur versuchen. Manchen PETG-Sorten 
sind 240°C schon zuviel. Oder mit dem Bauteilkühler spielen (30..40% 
Anfangswert), das kann PETG übel nehmen und die Layerhaftung wird 
vielleicht etwas schlechter, aber ist bei einem Deko-Teil evtl. besser 
wenn stattdessen das Aussehen passt.

von M. D. (derdiek)


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Auch die inneren Wandlinien beim Z sind ungleichmäßig. Ich glaub nicht, 
dass es am Jerk oder der Beschleunigung liegt.
Ich würd daher auch erstmal gucken, ob wirklich die korrekte Menge 
Filament gefördert wird. Das erkennst du dann normalerweise schon an der 
ersten Schicht ob alles passt. Da dürfen keine Aufwerfungen von 
überschüssigem Material sein, sondern eine möglichst glatte Fläche.
Und vielleicht ein paar Grad runter mit der Temperatur.

: Bearbeitet durch User
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