Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Unbekanntes defektes Bauteil - Leistungsplatine Jura Kaffeemaschine nach Überspannung


von Tobias K. (tobias_k817)


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Hallo Experten,
möchte versuchen eine Jura Kaffeemaschine die wegen fehlendem N Leiter
Überspannung abbekommen hat, zu retten.

Aufgrund von Schmauchspuren auf der Platine gehe ich davon aus, dass in 
dem markierten großen weißen Bauteil etwas kaputt gegangen ist. Beim 
Schütteln klappert es darin auch. Allerdings ist der Durchgang wie 
aufgedruckt weiter messbar.
Weiß jemand was das für ein Teil ist und bekommt man so etwas 
nachgekauft mit den aufgedruckten spärlichen Angaben?

Außerdem hat sich eine Leiterbahn aufgelöst die wohl neuerdings als 
Sicherung fungiert. Bohrungen und Markierung für eine Lötsicherung sind 
noch vorhanden. Kann man aus der Angabe 0,3mm erkennen, welche 
Ersatzlötsicherung man verwenden könnte?

Danke im Voraus für jede Hilfe.

von H. H. (hhinz)


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Das ist eine Gleichtaktdrossel, und die ist nicht defekt.

Und die Leiterbahn brennt nicht ohne Grund durch, da ist offensichtlich 
dahinter ein Kurzschluss.

von Daniel W. (danie)


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Google Lens Suche:

https://komtra.de/forum/index.php/Thread/22566-Jura-J6-Leistungselektronikplatine-F1-ausgel%C3%B6st/

Mit mehr Bildern vom ausgelöteten Netzfilter.
(Unter dem weißen Gehäuse ist angeblich noch ein Varistor)

HTH

: Bearbeitet durch User
von H. H. (hhinz)


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Daniel W. schrieb:
> (Unter dem weißen Gehäuse ist angeblich noch ein Varistor)

Nicht nur angeblich, und der hat sicherlich angesprochen und klappert 
jetzt.

von Michael B. (laberkopp)


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H. H. schrieb:
> Das ist eine Gleichtaktdrossel, und die ist nicht defekt.
>
> Und die Leiterbahn brennt nicht ohne Grund durch, da ist offensichtlich
> dahinter ein Kurzschluss.

Die Jura schein ein Trafonetzteil mit 7805 zu nutzen
https://www.yumpu.com/de/document/read/23728447/schaltplan-leistungsprint-e-serie
die 12V gehen nur an den Motor.

Er könnte trotz 400V Glück gehabt haben, Trafo in Sättigung 
transformiert eh nicht mehr gut.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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Das ist ja wirklich "nett", ein Netzfilter mit extra Verstecktasche für 
einen Varistor.

Ich könnte ja sagen "sowas habe ich noch nie gesehen", aber wenn man 
noch nie ein solches Netzfilter ausgelötet hat, kann einem der Varistor 
auch noch nie aufgefallen sein. Trotzdem wage ich zu behaupten, daß die 
meisten mechanisch symmetrisch waren und das hier schon recht 
Jura-spezifisch ist. Positiv gesprochen verhindern sie mit diesem 
einfachen Trick, daß die ganze Platine mit den leitfähigen 
Schmauchspuren verdorben wird.

Elektrotanya hat einige Servicemanuals von Jura, keine Ahnung ob eines 
paßt.

von Tobias K. (tobias_k817)


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Vielen Dank für die links und die vielen Hinweise.
Das ist ja wirklich eine Überraschung, dass darunter noch ein Varistor 
versteckt ist. Ich hatte mich schon über die Lötpunkte gewundert, aber 
dachte die gehören zum weißen Bauteil.
In dem anderen Forum hatte ich auch schon ausgiebig gesucht.
Ursache auch der gleiche Fehler fehlender N leiter und 
Sternpunktverschiebung.
Auch mit Google Lens hatte ich nach dem Bauteil gesucht.
Aber bei mir leider beides erfolglos.

Hinter der durchgebrannten Leiterbahnsicherung hängen anscheinend
Pumpe, Mühle und Heizung.
Die sollten sich durch messen oder direkten Netzanschluß doch eigentlich 
testen lassen.

Kann man aus der angegebenen Breite der durchgebrannten 
Sicherungsleiterbahn von 0,3 mm schließen, welche Sicherung man als 
Ersatz verwenden könnte?

Funktionieren müsste die Platine doch auch mit defektem Varistor oder, 
nur eben ungeschützt?

Dann könnte ich zunächst ohne angeschlossene Arregate mal testen, ob die 
Platine und Display zumindest so noch dauerhaft funktionieren und ggf.
die weiteren Arregate auch nach und nach anschliessen und ausprobieren.

von H. H. (hhinz)


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Tobias K. schrieb:
> Funktionieren müsste die Platine doch auch mit defektem Varistor oder,
> nur eben ungeschützt?

Reste auslöten, Schmauch wegputzen. Dann statt der Drossel zwei Brücken 
rein.

Bei der Leiterbahnsicherung kommt es auch auf die Form an, nicht nur auf 
die Breite. Als Doppelmäander wären bei 0,30mm wohl 6,3A träge 
vergleichbar, bei 0,25mm 5A träge.

von Tobias K. (tobias_k817)


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Vielen Dank.
Doppelmäander was würde man nur ohne Google machen. Noch nie gehört.
Aber ja sowas ist das.
Ich probier das mal. Einen Versuch ist es wert.
Der Schaltplan weicht leider ab. Ein 7805 ist hier nicht verbaut.
Ergebnis folgt.

von Wollvieh W. (wollvieh)


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H. H. schrieb:
> Tobias K. schrieb:
>> Funktionieren müsste die Platine doch auch mit defektem Varistor oder,
>> nur eben ungeschützt?
>
> Reste auslöten, Schmauch wegputzen. Dann statt der Drossel zwei Brücken
> rein.
>
> Bei der Leiterbahnsicherung kommt es auch auf die Form an, nicht nur auf
> die Breite. Als Doppelmäander wären bei 0,30mm wohl 6,3A träge
> vergleichbar, bei 0,25mm 5A träge.

Hier muß man wohl alles selber machen, sogar dem TE die Fotos 
hinterhertragen.

Aus erwähntem Fred: 
https://komtra.de/forum/index.php/Thread/22566-Jura-J6-Leistungselektronikplatine-F1-ausgel%C3%B6st/

Da hat es obiges Foto der Platinenunterseite. Sieht nach einem knapp 
anderthalbperiodigen Mäander aus. :)

Wenn man nach der Nummer auf dem Netzfilter sucht, findet man Bilder 
davon mit angegossenen Kabeln. Und mit Gußmasse ausgefüllter 
Varistorgarage. Merkwürdige Konstruktion.

Das schwarze Ding mit der Aufschrift UCHI ist ein magisches Juramodul. 
Die Konstruktion der Maschine scheint ein ganzes Stück weit auf 
Obskurium zu beruhen.

von Cha-woma M. (Firma: --------------) (cha-ar-196)


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Wollvieh W. schrieb:
> Hier muß man wohl alles selber machen, sogar dem TE die Fotos
> hinterhertragen.
Ja!
"Jura Kaffeemaschine"
Da gibt es die sauteueren für ca. 2999€ und dann preisgünstige für 299€.
Zum Angeben würde ich mir so eine für 2999€ in die Küche stellen.
Mehr aber auch nicht!

von Matthias S. (dachs)


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Cha-woma M. schrieb:
> Zum Angeben würde ich mir so eine für 2999€ in die Küche stellen.
> Mehr aber auch nicht!

Solange Du den Netzstecker nicht in die Steckdose steckst, kann der auch 
Überspannung nichts anhaben. ;-)

von Michael B. (laberkopp)


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Wollvieh W. schrieb:
> Merkwürdige Konstruktion.

Vorschrift seit 20.12.2020

von Tobias K. (tobias_k817)


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Hallo, wie empfohlen.
Netzfilter raus und gebrückt. Reste vom darunter verbauten und 
geplatzten
Varistor sowie den Schmauch entfernt.
6,3 A Sicherung erstmal fliegend eingebaut und man glaubt es kaum.
Alles läuft einwandfrei.

Werde dann in den nächsten Tagen noch eine vernünftige Sicherung
und einen passenden Varistor besorgen und dann alles nebst Filter wieder 
einbauen.
Noch einmal durchputzen und dann mal sehen ob der Kaffee mit einer Jura 
wirklich besser schmeckt als bei unserer billig Delonghi.

Vielen Dank allen hier für die Tips.

Auf geht's zur nächsten Geräterettung.
Da sind bei dem Vorfall noch einige Geräte mehr den Überspannungstod 
gestorben.

: Bearbeitet durch User
von Flip B. (frickelfreak)


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Tobias K. schrieb:
> Da sind bei dem Vorfall noch einige Geräte mehr den Überspannungstod
> gestorben.

Deck dich schonmal mit sicherungen und Varistoren ein. 70% der Fälle 
hilft das nach einem Losen N

Michael B. schrieb:
> Vorschrift seit 20.12.2020

Vorschrift wo und warum?

von Udo S. (urschmitt)


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Cha-woma M. schrieb:
> Zum Angeben

stellt man sich eher eine Siebträgermaschine von Rocket, Gaggia oder den 
anderen italienischen Herstellern in die Küche:

z.B:
https://www.cat-costanza.de/rocket-r60v/

Da kostet alleine die zusätzliche Kaffeemühle so viel wie eine 
durchschnittliche Jura
:-)

von Michael B. (laberkopp)


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Flip B. schrieb:
> Vorschrift wo und warum?

Für CE.. Zu viele Brände.

von Gerd E. (robberknight)


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Michael B. schrieb:
> Flip B. schrieb:
>> Vorschrift wo und warum?
>
> Für CE.. Zu viele Brände.

Ich hatte im Hinterkopf dass man da zum Schutz ne Thermosicherung 
verwendet die im Fall des Abbrennens des MOVs den Kreis trennt. Es gibt 
extra MOVs mit integrierter Thermosicherung dafür zu kaufen. Alternativ 
die in der Montage aufwendigere Lösung mit Schrumpfschlauch der MOV und 
Thermosicherung thermisch koppelt.

Ich weiß nicht wie gut diese Taschenlösung da zum Löschen funktioniert. 
Also was stoppt da zuverlässig den Stromfluss und die weitere Erhitzung? 
Das einfach so in der Tasche abbrennen zu lassen und zu hoffen, dass 
keine leitfähigen Überreste den Strom weiter fließen lassen, erscheint 
mir keine gute Idee.

von H. H. (hhinz)


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Kann jemand was mit dem Logo anfangen? Sei angeblich das chinesische 
Zeichen für reich.

von Udo S. (urschmitt)


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H. H. schrieb:
> Kann jemand was mit dem Logo anfangen? Sei angeblich das chinesische
> Zeichen für reich.

Würde ja zu Jura passen :-)

von Michael B. (laberkopp)


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Gerd E. schrieb:
> Ich weiß nicht wie gut diese Taschenlösung da zum Löschen funktioniert

Es löst sich wohl ein Draht vom überhitzten MOV weil das Lot flüssig 
wird, die Tasche verhindert wie ein Schumpfschlauch dass dieser Draht 
dann anderes berührt.

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