Hallo zusammen, ich habe etwas nach EMV-Kammern und deren Abmessungen geschaut. Bei CISPR16 scheint es erst ab mindestens 3m Antennenabstand zum Prüfling sinnvoll zu sein die gestrahlte Störaussendung (30M bis >=1G) zu messen. Bei MIL-STD 461 (von 2M bis >= 1G) wird auf 1m Abstand gemessen. Also eher im Nahfeld. Was die meisten Kompakt-Kammern gemeinsam haben ist, dass die Breite im Innenraum zu mindestens 3 bis 3,3 Meter angegeben ist. Woher kommt das Mindestmaß der Breite? Ich habe hier eine Raumgröße von etwa 2,3 Meter Breite, 2,6 Meter Höhe und in der Länge wären bis zu 9 Meter möglich. Angedacht ist, dass ich diese Fläche Schirme und mit Ferritkacheln versehe, um Reflektionen bis 500M / 1G gering zu halten. Das Umfeld möchte ich dann nutzen, um bei gestrahlten EMV-Problemen (hinsichtlich gestrahlter Störaussendung bei Haushalts- / Industriegeräten und Geräten nach MIL-STD 461) zu debuggen. Da meine Störer meist im Bereich von 2M bis 500M (teils auch bis 1G) sind, würde mich eure Einschätzung interessieren, ob man hier brauchbare Ergebnisse erzielen kann? Im unteren Freq.-Bereich messe ich mit einer Stabantenne (bis zu 30M), danach Bikonisch (30M - 200M) und höher entweder mit Log.-Periodischer-Antenne oder Horn. Am meisten sorgen macht mir die zur Verfügung stehende Raumbreite. Wie gesagt, ich möchte in dem Raum Debuggen, keine finalen Messungen machen. Meine Prüflinge sind eher klein (~ 40x30x30 cm³ BxLxH). Schönen Sonntag
Michel schrieb: > Wie gesagt, ich möchte in dem Raum Debuggen, keine finalen Messungen > machen. Dann ist es letztlich egal. Manche Leute kaufen einen Container dafür. Precompliance geht auch klein https://www.meilhaus.de/tbtc.htm
Michel schrieb: > Bei CISPR16 scheint es erst ab mindestens 3m Antennenabstand zum > Prüfling sinnvoll zu sein die gestrahlte Störaussendung (30M bis >=1G) > zu messen. Falls du mit '30M' eine untere Frequenz von 30 MHz meinst, wäre das eine Wellenlänge von 10 Metern. Die 3 Meter Antennenabstand entsprechen damit gerade einmal 0,3 λ. Wenn das kein Nahfeld ist, weiß ich auch nicht.
Hallo Michel, das erzielbare Prüfvolumen hängt u.a. vom Abstand zu den Absorbern an den Schirmwänden ab. Ohne aber den geplanten Aufbau bezüglich Schirmung (ein- oder zweifach) und die Kombination von Ferritkacheln und Schaumabsorbern sowie deren Abmessungen zu kennen, kann man da nicht allzu viel dazu sagen. Um an (vorher im Labor ermittelten) Störern herumzudoktern, kann ein geschirmter Raum schon hilfreich sein. Kann aber auch verdammt viel Aufwand für wenig Ergebnis bedeuten, wenn man diesen geschirmten Raum vorher maßschneidern muss.
Hallo Michel, du solltest auch Ferritplatten zwischen Antenne und Prüfling vorsehen. Wenn du einen Drehtisch brauchst, so kannst du einen Antennenrotor nehmen, der zwischen zwei runden massiven runden Holzplatten kommt und am Rand zwischen den Holzplatten dann noch große Rollen, wie sie z.B. unter einem Rollwagen sind. Rotor z.B.: https://stecker-shop.net/G-1000-DXC Du musst damit rechnen, dass du nicht während des Drehens messen kannst, weil der Rotor dann zu viel Störungen abgibt. Eventuell stört der Rotor auch, wenn er nicht dreht, und du ihn musst entstören. Der Abstand zu den Wänden ist nicht kriegsentscheidend, denn es geht ja nur um Vergleichsmessungen. Allerdings kannst du dir auch einen Balken oder Impulsgenerator besorgen. Dort schließt du dann eine Antenne an (oder mehrere, wenn dies notwendig ist, um den gesamten Frequenzbereich von 30 bis 1000 MHz abzudecken). Damit kannst du dann eine Messung in deiner Halle und in einer kalibrierten Absorberhalle eines EMV-Labors machen. Somit bekommst du ungefähr eine Korrekturkurve raus, die du bei deiner Absorberhalle berücksichtigen musst. Impulsgenerator z.B.: https://schwarzbeck.de/Datenblatt/m2910.pdf Hier ein Beispiel einer Messung in einer Absorgerhalle: https://s20.directupload.net/images/user/250105/a5ehn29q.jpg Da deine Prüflinge klein sind, erfolgt die Abstrahlung bis ca. 200 MHz in der Regel über die Kabel. Somit ist es möglich, die Störungen gleich auf den Kabeln zu messen. Das geht gut mit der Absorbermesszange MDS21. Vielleicht bekommst du diese auch gebraucht, denn neu ist die recht teuer. Ich hoffe, du kannst etwas mit meinen Tipps anfangen. Gruß Uwe
Hallo Michel, du solltest dich auch entscheiden, ob du die Messung hauptsächlich nach der CISPR 16 durchführst oder nach MIL-STD 461, da der Messaufbau grundsätzlich unterschiedlich ist. CISPR16 fordert einen Tisch aus isolierendem Material, während MIL-STD 461 einen Tisch mit Metallplatte, die breitflächig mit geringem Widerstand mit Kabinenmasse verbunden ist. So etwas ist nicht schnell umgebaut. Gruß Uwe
Dass die 30M auf 3M Abstand Fernfeld sind, habe ich so nicht gesagt / gemeint. Aber hier sind die ersten Kompakt-Kammern mit einem Messabstand von 3m bereits als Preconmpliance gekennzeichnet. Zum Aufbau hätte ich eine Außenschale aus 1 bis 1,5mm Stahlblech, verzinkten Elementen angedacht. Dann, wie auf dem Bild gezeigt, mit 15-18mm Spanplatten verkleidet. Anschließend die Spanplatte mit Alufolie beklebt und am Türrahmen in die Runde verbunden. D.h. hier sind die beiden "Schirme" miteinander verbunden. Bei den Ferritkacheln, habe ich einiges an fertigen Panelen hier liegen. Die einzelne Kachel ist etwa 95x95mm und etwa 7-8 mm dick (hab das Maß gerade nicht im Kopf). Es sind etwa 6x6 Kacheln als Panel auf einem verzinkten Stahlblech (ca. 1,5mm dicke) mit Kleber vereint. Der Abstand (bedingt durch den Kleber) zwischen Stahlblech und Kachel dürfte ca. 1-2mm betragen. Diese Panele würde ich an die mit Alu-Folie beklebte Spanplatten aufbringen. An allen 4 Seiten und der Decke. Falls Sinnvoll oder es der Platz zulässt hab ich noch ein paar Quadratmeter Pyramidenabsorber mit 20 bis 30 cm Pyramidenlänge da. Eine Wirkung erwarte ich hier aber erst ab etwa 500 MHz. Da das eh nicht für den ganzen Raum reicht und noch mehr Platz einnimmt würde ich wohl erstmal nur auf die Kacheln setzen. Schön wäre, wenn final die Ergebnisse in Richtung konventioneller Precompliance Kammern gehen, auch wenn das Ziel "Debuggen" ist. @Uwe Danke für deine Ideen. Auf eine Dreheinrichtung würde ich erstmal verzichten. Mit dem Impulsgenerator muss ich mir gleich nochmal genauer anschauen. Für die Leitungsgebundenen Störer nutze ich meist auch ein Stromzange. Z.B. EZ17 o.ä. Geht gut. Nachtrag: Was meinst du mit Ferritkacheln zwischen Antenne und Prüfling? Dazwischen?! Bzgl. dem Messtisch.. Ja, das ist richtig, aber den Umbau / Aufbau der Masseplatte muss ich schlucken... Ist ja nicht alle Tage, sondern Projektbezogen. Danke euch!
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Michel schrieb: > Für die Leitungsgebundenen Störer nutze ich meist auch ein Stromzange. > Z.B. EZ17 o.ä. Geht gut. Bei der EZ17 ist das Messergebnis aber davon abhängig, wie die Verkabelung hinter der Zange weitergeht. Das ist bei der MDS21 nicht so und das Messergebnis mit der MDS21 lässt sich ungefähr umrechnen, was sich in der Absorberkammer ergeben würde. Noch ein Vorteil der MDS21, wenn du nicht weißt, ob die Störungen vom Prüfling kommt oder vom Zubehörequipment, drehst du die Zange einfach um und wiederholst die Messung. Ist der Wert dann geringer, kommt die Störung vom Prüfling, ist der Wert aber höher dann kommt die Störung vom Zubehörequipment. Michel schrieb: > Nachtrag: > Was meinst du mit Ferritkacheln zwischen Antenne und Prüfling? > Dazwischen?! Nun, der Boden ist doch aus Metall. Es gibt also eine elektromagnetische Welle, die direkt zum Prüfling geht und eine, die zum Boden geht und dann am Boden reflektiert zur Antenne. Je nachdem um wieviel die reflektierte Strecke länger ist, ergeben sich dann Additionen oder Auslöschungen. Das ist auch der Hauptgrund, weshalb bei einer Absorberkammer mit Groundplane die Antennenhöhe variiert werden muss, damit man den Wert misst, bei dem sich eine Addition ergibt. Aus diesem Grund sind die kleinen Hallen mit Groundplane auch nur für Pre-Compliance-Messungen geeignet, weil die geforderte Höhenvariation von 4 m nicht möglich ist. Hast du den Boden für die CISPR16-Messung mit Absorber ausgelegt, sind die Bodenreflektionen stark reduziert, so dass du keine Höhenvariation brauchst und trotzdem reproduzierbare Messergebnisse erhältst. Die Messung mit Bodenabsorber ist auch in der CISPR16 beschrieben und hat auch inzwischen den Einzug in einige Normen als alternatives Messverfahren gefunden. Oberhalb 1 GHz gibt es nur die Messung mit Bodenabsorber. Hier sind aber kleine Pyramidabsorber notwendig. Wenn man den gesamten Frequenzbereich abdecken will, stellt man diese einfach auf die Ferritplatten. Wenn du mehrere Ferritplatten auf eine Holzplatte montierst, die mit kleinen Rollen versehen ist, kannst du die das Ganze aus der Kammer rausrollen, wenn die Messung nach MIL erforderlich ist und wieder reinrollen, wenn nach CISPR gemessen werden soll. Bei einer kleinen Pre-Compliance-Kammer würde ich mir das mit dem Höhenscan bzw. mehreren Antennenhöhen nicht antun. Macht man bei einer Groundplane keinen Höhenscan oder misst bei mehreren Antennenhöhen misst man nur Mist. Messfehler von 10 dB bei einer Messung mit nur einer Antennenhöhe sind durchaus möglich. Gruß Uwe
Spannend.. bei mir kommt am Mittwoch der Bautrupp und stellt mir ein kamner auf... Das sind ca 3 Tonnen Ferrit und nochmal soviel stahl. Aufbau Anleitungen von Albatross Kammern finden sich übrigens online ein paar. Recht informativ. Was dir Absorber angeht, kannst du einfach so tun, als ob es optisch wäre. Du brauchst Ferrite zumindest auf 5 Seiten... So ca 1 Tonne dürfte für halbwegs akzeptable Ergebnisse schon reichen. Pyramidenabsorber brauchst du erst über 1Ghz. Je länger, desto weiter runter gehen die. Ich hab eigentlich fast ausschließlich 18" Absorber. Wenn du jetzt an allen Seiten die Absorber hast, dann verlierst du schon 1m Der prüfling muss entsprechen hoch montiert werden und die Antenne muss auch etwas über dem ganzen sein. Vor allem bei der vertikalen Abstrahlung wird das spannend. Kurz um, meine ist nur 3,6m hoch.... Höhenscan geht da nicht sauber. Daher werde ich die Kammer auch am Boden auskleiden (Ferrit habe ich genug). Dein Raum ist zu klein. Was da gut ginge wär ein Messplatz für Antennen ab ein paar 100mhz. Für alles andere steht glaube ich der Aufwand nicht dafür. Das gröste Problem ist übrigens die HF Dichte tür. Schau dir Mal gtem Zellen an eine 1250mm Zelle müsste sich ausgehen. Ich hab hier eine mit 600mm unterm Septum. Da geht 20x20x20cm. Da komme ich auf ca 4m länge,2m breit und 1,5m höhe. 73
Uwe M. schrieb: > Bei der EZ17 ist das Messergebnis aber davon abhängig, wie die > Verkabelung hinter der Zange weitergeht. Das ist bei der MDS21 nicht so > und das Messergebnis mit der MDS21 lässt sich ungefähr umrechnen, was > sich in der Absorberkammer ergeben würde. > > Noch ein Vorteil der MDS21, wenn du nicht weißt, ob die Störungen vom > Prüfling kommt oder vom Zubehörequipment, drehst du die Zange einfach um > und wiederholst die Messung. Ist der Wert dann geringer, kommt die > Störung vom Prüfling, ist der Wert aber höher dann kommt die Störung vom > Zubehörequipment. Danke, das war mir neu bzgl. der MDS21. Uwe M. schrieb > Hast du den Boden für die CISPR16-Messung mit Absorber ausgelegt, sind > die Bodenreflektionen stark reduziert, so dass du keine Höhenvariation > brauchst und trotzdem reproduzierbare Messergebnisse erhältst. Die > Messung mit Bodenabsorber ist auch in der CISPR16 beschrieben und hat > auch inzwischen den Einzug in einige Normen als alternatives > Messverfahren gefunden. Heißt das, dass die Messung mit Bodenabsorbern ein legetimes Verfahren ist und der Höhenscan, sowie die 4m Höhe eher "obsolete" ist? Ich war neulich in einer akkreditierten Messkammer, welche auch keine Höhenvariation der Antenne hatte, das kannte ich so überhaupt nicht (muss nix heißen). Der Messingenieur meinte nur, dass unter seinem PVC? Boden noch Ferritfolie wäre, um die Reflektionen zu vermeiden. Das war wahrscheinlich der Hintergrund. Auch praktisch, da man dann bei der gestrahlten Störfestigkeit keine Absorber mehr auf den Boden legen muss, da bereits "unter" dem Boden. Korrekt? Uwe M. schrieb > Oberhalb 1 GHz gibt es nur die Messung mit Bodenabsorber. Hier sind aber > kleine Pyramidabsorber notwendig. Wenn man den gesamten Frequenzbereich > abdecken will, stellt man diese einfach auf die Ferritplatten. Wenn du > mehrere Ferritplatten auf eine Holzplatte montierst, die mit kleinen > Rollen versehen ist, kannst du die das Ganze aus der Kammer rausrollen, > wenn die Messung nach MIL erforderlich ist und wieder reinrollen, wenn > nach CISPR gemessen werden soll. > > Bei einer kleinen Pre-Compliance-Kammer würde ich mir das mit dem > Höhenscan bzw. mehreren Antennenhöhen nicht antun. Macht man bei einer > Groundplane keinen Höhenscan oder misst bei mehreren Antennenhöhen misst > man nur Mist. Messfehler von 10 dB bei einer Messung mit nur einer > Antennenhöhe sind durchaus möglich. Ok, bzgl. CISPR16, wenn der Boden nicht reflektiert sind die Ergebnisse zwar reproduzierbar, aber entsprechend wahrscheinlich nicht dem Worst-Case bei möglicher konstruktiver Interferenz? Kannst du das nochmal kommentieren? Dann würde ich auch den Weg der zus. Bodenabsorber präferieren, wenn mal nach CISPR gemessen wird und nicht nach MIL. Bei MIL soll der Boden ja reflektieren und die Antennenhöhe ist fix. Material für die Bodenfläche hätte ich sicherlich noch dafür. Also zusammengefasst könnte man schon in einer kleinen Kammer, trotz geringerer Breite (sagen wir 2,3x2,6x9 m³ BxHxL) brauchbare Ergebnisse erzielen?! Es wird wohl mehr nach MIL gemessen, als CISPR16. Ist trotz der geringeren Breite mit ähnlichen Messergebnissen wie in einer Compliance-Kammer zu rechnen? Für MIL sollte es gehen?! Für CISPR16 etwas Risikoreicher, wegen der Antennenentfernung - aber die fehlende Antennenhöhe von 4m wird durch die Bodenabsorber wett gemacht. Grüße und herzlichen Dank für den Input!
Michel schrieb: > sowie die 4m Höhe eher "obsolete" ist? SAC bzw OATS ist die Referenzmethode unter 1GHz! Die FAC (Vollabsorberkammer) ist neuer und dort hast du noch keinen Höhenscan. Das kommt ber mit der nächsten CISPR32 so wie's aussieht. Dort aber nur bis Prüflingsoberkante. Über 1ghz hast du ohnehin keine reflektierende. Da ist die FAC im Vorteil, weil du einfach bis 6Ghz raufmessen kannst ohne umzubauen. Wie gesagt, mit 2,60 höhe wird's eng. Du hast ca 10cm Aufbau am Moden und an der Deck mit den üblichen Konstruktionen. Dann noch 2x 6mm von üblichen Ferriten. Da hättest bei uns bereits Diskussionsbarf beim Arbeitnehmerschutz. Dann solltest du noch ca 1m von allen wänden mit dem prüfling weg sein... Das ist bei deiner prüflingsgröße. Absoluten Limit. 73
Michel schrieb: > Heißt das, dass die Messung mit Bodenabsorbern ein legetimes Verfahren > ist und der Höhenscan, sowie die 4m Höhe eher "obsolete" ist? Nein, das in Standardverfahren unterhalb 1 GHz ist in den meisten CISPR-Normen immer noch mit reflektierender Groundplane. Das Verfahren mit Bodenabsorbern wird immer mehr aufgenommen. Dein Problem für die Groundplane-Messsung ist eben die zu geringe Kammerhöhe. Wenn du einen Höhenscan machst, muss du ja auch noch einen Abstand der Antenne zu den oberen Absorbern einhalten. Daher empfehle ich dir eben auch den Boden mit Absorber auszulegen. Du kannst ja Vergleichsmessungen mit einer Groundplane-Absorberhalle (SAC) in einem EMV-Labor machen. Wenn du den Abstrahlwinkel des Prüflings mit berücksichtigen möchtest, kannst du ja auch bei einer Absorberkammer, in der auch der Boden mit Absorber ausgekleidet ist (FSOATS), in verschiedenen Antennenhöhen, messen. Auch, wenn die Kammer sehr schmal ist, könnte das ausreichen, da deine Prüflinge recht klein sind. Solange also die Kabel vertikal nach unten gehen, vermutlich kein Problem. Alles natürlich unter der Voraussetzung, dass du mit einem Korrekturfaktor zu einem normativen SAC, FSOATS oder einer FAR (Vollabsorberraum) misst. Problematisch wird es eher, wenn die Kabel horizontal auf dem Tisch verlegt werden. In dem Fall ist bei einer SAC im unteren Frequenzbereich eine hohe Antennenhöhe notwendig, die in deiner Kammer nicht möglich ist. Außerdem ist der Abstand zu den Wänden sehr gering. Bei MIL sind die Kabel ja horizontal zu verlegen. Dein Einfluss möchte ich nicht abschätzen, da ich die MIL-Normen nicht kenne. Michel schrieb: > Ok, bzgl. CISPR16, wenn der Boden nicht reflektiert sind die Ergebnisse > zwar reproduzierbar, aber entsprechend wahrscheinlich nicht dem > Worst-Case bei möglicher konstruktiver Interferenz? Kannst du das > nochmal kommentieren? Der Höhenscan hat zwei Aufgaben, einmal ist er notwendig wegen der Reflektionen der Groundplane und zum anderen, weil der Prüfling nicht immer waagerecht abstrahlt. Das zum anderen kannst du aber damit abdecken, dass du auch bei FSOATS in zwei Höhen misst. Es gibt noch ein anderes Problem. Man kann zwar einen Korrekturwert zwischen der SAC und der FSOATS bzw. der FAR einführen, dieser ist aber von der Höhe der Strahlungsquelle abhängig. Da du aber nur sehr kleine Prüflinge hast, ist die Höhe der Strahlungsquelle immer nahezu identisch, so dass dies bei dir auch kein Problem darstellen sollte. Du sollest auch mal die CISPR-Normen durschauen, die du anwenden musst, ob die Kabel bezogen auf deinen Prüfling vertikal oder horizontal anordnen musst. Ist es horizontal wirst du auf jeden Fall die größeren Abweichungen haben, da das Maximum sich bei horizontaler Antennenpolarisation ergeben wird und der geringe Abstand zur Wand einen Einfluss haben wird. Sind die Kabel hingegen vertikal, so ist das deutlich unproblematischer, da sich auch bei einer SAC im unteren Frequenzbereich das Maximum bei ca. 1 m Antennenhöhe ergibt. Wenn du keinen Drehtisch hast, entbindet das dich nicht, dass du für die CISPR-Messungen mehrere Prüflingspositonen (Winkel) vermisst, denn es können sich je nach Winkel deutlich Unterschiede ergeben. Gruß Uwe
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Uwe M. schrieb: > Michel schrieb: >> Ok, bzgl. CISPR16, wenn der Boden nicht reflektiert sind die Ergebnisse >> zwar reproduzierbar, aber entsprechend wahrscheinlich nicht dem >> Worst-Case bei möglicher konstruktiver Interferenz? Kannst du das >> nochmal kommentieren? Du hast bei der FAC andere Grenzwerte. In erster Näherung sind es die 6dB, um die reflektierte zu berücksichtigen. Die 1-4m height scan bei 3m messdistanz reicht aber bei 30MHz eigentlich nicht aus... 10m Distanz ist aber der eigentliche "golden Standard" dort sind's auch 4m... Eigentlich noch schlechter. Aber für 4m heightscan brauchst du eigentlich schon eine 5-6m Hohe kammer. Jedenfalls ist die cispr16-1-4 die Norm, die die Test Sites beschreibt. Die Ansi ist in Details etwas anders. Die Mil ist bei den fundamentalen Sachen auch nicht sooo verschiedenen. Es geht da dann eher um den Aufbau, die Betriebsmodi und wie Ergebnisse interpretiert werden. Messgeräte usw sind durchaus ähnlich. Selbst Automotive ist fundamental nicht wesentlich anders... Die wollen halt auch noch z.b. tilting beim heightscan... Angesichts des Öffnungswinkel der Antenne eigentlich sinnvoll. Wie gesagt. Du brauchst auf 5 Seiten so viel Ferrit, dass die 1. Reflektion nicht die Antenne trifft. Zusätzlich musst du dann noch die Fesnel Zone abschätzen. Bei so einer schmalen Kammer wirds aber mit der Fresnel Zone eng... Es gibt neuerdings umrechnungsmethoden um zwischen 3m und 30m sich das zurecht zurechnen. <100MHz ist aber näher als 3m schon schwierig mit der fernfeld Korrelation. Daher gibt's das in der Cispr Welt nicht. Die Absorbtionsmetode, die oben erwähnt wurde ist dort möglich - wird aber von vielen abgelehnt, weil die Ergebnisse gerne nicht mit gestrahlten Messungen korrelieren. Zum debuggen braucht's eigentlich nur eine Schirm Kabine. Über Distanzänderungen kann man abschätzen, ob man eine stehende Welle bewertet, oder nicht.... Ist halt die Frage, ob dir das tatsächlich so viel hilft. Eine große gtem, in die man ggf. auch reingehen kann, ist da IMHO wesentlich unkomplizierter und günstiger. Es gibt von Rigips und co auch absorbierende Platten... ggf reicht dir schon ein mit Alufolie ausgekleideter Raum mit solchen Platten. Das müsste Radio, Handy&co eigentlich schon Recht gut ausblenden. 73
Hallo Hans, du darfst nicht vergessen, hier geht es nicht um eine normgerechte Messung, sondern um entwicklungsbegleitende Messung. Klar kommen andere Ergebnisse raus, aber wenn man eine Messung in einer normgerechten Kammer und in der Kammer von Michel macht, kann man sich Korrekturwerte errechnen, so dass man ungefähr von den von Michel gemessenen Werten auf die Werte schließen kann, die sich in der normgerechten Kammer ergeben werden. Deswegen braucht man auch die geänderten Grenzwerte der FAR nicht in Betracht ziehen, wenn die normgerechte Messung in einer SAC stattfindet, denn das wird auch durch die Korrekturwerte berücksichtigt. Für die Nichteinhaltung der Fresnel Zone gilt Ähnliches. Teilweise wird dies auch durch die aus der Vergleichsmessung gewonnenen Korrekturwerte kompensiert. Es ist halt eine alles andere als perfekte Messmethode aber wesentlich mehr als anderen Firmen zur Verfügung steht. Die Absorptionsmethode braucht nicht mit einer Feldmessung korrelieren, denn hier ist das nur eine Vergleichsmethode. Man hat eine Feldmessung des Prüflings und weiß z.B., dass der Grenzwert bei einer Frequenz um X dB überschritten wird. Also macht man im Istzustand mit der Absorberzange eine Messung und weiß, dass man nach der Modifikation ein Wert erreichen muss, der dem jetzigen Wert minus X dB minus einem Sicherheitsmargin entsprechen muss. Ich finde deine Methode mit der Schirmkabine wesentlich komplizierter und zeitaufwendiger, zumal Michel ja die Ferritkacheln schon hat. Er braucht dann nicht rumeiern (mehrere Messungen mit unterschiedlichen Messentfernung durchführen), sondern macht ein Sweep und hat für eine Antennenpolarisation und einer Prüflingsposition in einem Frequenzbereich schon eine brauchbare Messung. Dies wiederholt er halt in andern Prüflingspositionen und der anderen Antennenpolarisation. Klar, sind das auch nicht wenige Messungen aber doch wesentlich weniger aufwendig, als wenn dann zusätzlich noch verschiedene Messabstände zu berücksichtigen sind. Hinzu kommt, dass es in der Schirmkabine nicht nur ein reflektierende Fläche gibt, die man durch Messentfernungsänderung einigermaßen kompensieren kann, sondern mehrere reflektierende Fläche, so dass sich der resultierende Fehler nicht rauskompensieren lässt. Daher ist die Methode von Michel aus meiner Sicht wesentlich besser. Auch die Fernfeldkorrelation ist nicht ganz so wichtig, da es eben für die 3 m Messentfernung in den meisten Normen bereits Grenzwerte gibt. Da die Prüflinge klein sind, kann man diese dann auch anwenden. Für die MIL-Messung ist auch nicht so wichtig, dass bei 1 m die Fernfeldbedingungen noch nicht gegeben ist, denn ich vermute, es ist so in der Norm vorgeschrieben und daher messen alle gleich falsch. Gruß Uwe
Uwe M. schrieb: > Deswegen braucht man auch die geänderten Grenzwerte der FAR nicht in > Betracht ziehen Im Gegenteil! Ich würde die sac/oats vergessen ohne heightscan. Wie gut/schlecht die Kammer ist, lässt sich über die Methoden in der cispr16-1-4 ermitteln. Normalized site attenuation wäre ein gängiger Begriff den man googlen kann. Reference Site Methode ein weiterer... Uwe M. schrieb: > Ich finde deine Methode mit der Schirmkabine wesentlich komplizierter > und zeitaufwendiger, zumal Michel ja die Ferritkacheln schon hat. Naja, er hat gesagt "einiges' aber nicht wie viele m2. Bei seinen abmessungen würde ich von mindestens 10m2 ausgehen. Also 1,5x1,5m hinter dem prüfling und zumindest soviel an den 4 flächen zwischen Antenne und prüfling. Zwischen 10m2 und 30m2 (das sind 300kg-1tonne!) wird irgendwo sein Optimum liegen für die 3m Distanz. 1m ist IMHO unkritischer. Nur zum Vergleich: meine SAC wird mit 3t ausgekleidet (ca 4x7x3,5m innenmaß). Damit das dann eine FAC wird kommen noch ein paar m2 am Boden dazu. Da kommt schon was zusammen... 20cm Hybrid Absorber düften für immunity i.o sein... Für Emission eher erst über 1ghz richtig "greifen" aber ohne die Type zu kennen... Da gibt's durchaus auch "wunderdinger", die dann aber nach oben hin bald abfallen. Wobei ich immer noch die GTEM in erwägung ziehen würde. Da hast du nur 1ne fläch mit Absorber-der Rest soll reflektieren. 61000-4-20 enthält dazu ziemlich wertvolle Informationen. Vorallem für immunity Tests ist die interessante mit meinem kleinen 10W verstärker mache ich z.b locker 20V/m. Das wird über eine Antenne schon teuer. Ein nicht zu unterschätzendes Problem sind übrigens die störungen von außen! Du willst kommerziell zumindest 80dB Schirmdämpfung, damit der lokale Radiosender udgl. nicht im Messergebnis zu sehen ist. Ich würde daher irgend einen Keller tief unten bevorzugen... Bei einem Kunden haben wir WLAN Antennen verglichen im ehemaligen "Luftschutzbunker" (also Keller mit extra dicker Decke usw). Das ging erstaunlich gut! Bis auf die Laptops war auf der Antenne kein störer sichtbar. Beton ist übrigens gar kein schlechter Absorber, wenn das verwendete Gestein passt. 73
Hans W. schrieb: > Uwe M. schrieb: >> Deswegen braucht man auch die geänderten Grenzwerte der FAR nicht in >> Betracht ziehen > > Im Gegenteil! Ich würde die sac/oats vergessen ohne heightscan. Wie > gut/schlecht die Kammer ist, lässt sich über die Methoden in der > cispr16-1-4 ermitteln. Normalized site attenuation wäre ein gängiger > Begriff den man googlen kann. Reference Site Methode ein weiterer... Hallo Hans, den Ansatz über NSA würde ich nicht wählen, da ich sowieso nicht die Chance sehe, dass die Anforderungen eingehalten werden. Es ist doch so, dass Michel sicherlich ein externes EMV-Labor aufsucht, bei dem er die finalen Prüfungen durchführt. Für ihn ist nun wichtig, dass seine Vormessungen sich in dem Labor bestätigen. Also macht es Sinn, Korrekturwerte von seinem Labor zu dem externen EMV-Labor zu ermitteln. Dies kann z.B. geschehen, in dem er einen Balkengenerator oder ein Pulsgenerator verwendet und diesen über ein Kabel und einem 10 dB Dämpfungsglied mit der Antenne verbindet (vermutlich wird er 2 Antennen benötigen, um den Frequenzbereich von 30 bis 1000 MHz abzudecken). Dies Konstruktion vermisst er einmal in seiner Kammer und das andere Mal in der Kammer des EMV-Labors. Die Ergebnisse seiner Kammer subtrahiert er von den Ergebnissen des EMV-Labors und hat so Korrekturwerte, die er zu seinen Ergebnissen addiert, um die zu erwartenden Ergebnissen in dem EMV-Labor zu erhalten. Wenn nun sein externes EMV-Labor eine SAC hat, muss er bei seinen Messungen die SAC-Grenzwerte heranziehen und bei einer FAR eben die FAR-Grenzwerte. Natürlich sollte er schon aus eigenem Interesse auch eine NSA-Messung durchführen, so dass er weiß, wie gut oder schlecht seine Kammer ist. Wenn er viele Messstützpunkte nimmt, sieht er auch Resonanzen und kann versuchen seine Kammer zu optimieren. Natürlich kann man auch die Abweichung zu der NSA ermitteln und diese dann als Korrekturwerte heranziehen. Das hat aber einen entscheidenden Nachteil. Er muss in seiner Kammer die NSA für die FAR bestimmen und somit auch für seine späteren Messungen die FAR-Grenzwerte heranziehen. Ich vermute, dass das externe EMV-Labor eine SAC hat und somit werden dort die SAC-Grenzwerte herangezogen. Die FAR-Grenzwerte sind aber so gewählt, dass der Prüfling meist schärfer bewertet wird (ist abhängig von der Frequenz und der Antennenpolarisation, so dass es auch Konstellationen gibt, in denen sind die FAR-Grenzwerte lascher sind). Es ist dann zwar meist auf der sicheren Seite, aber das bedeutete eventuell mehr Entstörmaßnahmen, die ja das Produkt teuer machen. Besser ist es nicht die FAR als Referenz zu nehmen, sondern das Labor, in dem er die Abnahmemessung durchführen lässt. Ungeachtet dessen ist es natürlich sinnvoll, dass er das Gerät so entwickelt, dass es ein Margin zum Grenzwert hat. Noch ein Problem gibt es, wenn er eine Korrektur bezogen auf die NSA verwendet. Wenn nun bei einer kritischen Frequenz sein Gerät bei seinen Messungen nur 2 dB unter dem Grenzwert liegt, kann es z.B. in dem EMV-Labor den Grenzwert um 2 dB reißen. Der Grund ist, dass die NSA um 4 dB vom NSA-Sollwert abweichen darf. Hat das EMV-Labor ausgerechnet bei der kritischen Frequenz diese Abweichung bekommt er eine FAIL-Prüfung. Auch aus diesem Grund, ist es sinnvoll die Korrekturwerte bezogen auf das externe Labor zu ermitteln. Hans W. schrieb: > Uwe M. schrieb: >> Ich finde deine Methode mit der Schirmkabine wesentlich komplizierter >> und zeitaufwendiger, zumal Michel ja die Ferritkacheln schon hat. > > Naja, er hat gesagt "einiges' aber nicht wie viele m2. Bei seinen > abmessungen würde ich von mindestens 10m2 ausgehen. Also 1,5x1,5m hinter > dem prüfling und zumindest soviel an den 4 flächen zwischen Antenne und > prüfling. Ich würde es erstmal damit versuchen, nur die Fläche zwischen Prüfling und Antenne mit Ferritkacheln auszukleiden. Wenn er ganz auf Bodenabsorber verzichtet, muss er Messungen in mehreren festen Antennenhöhen durchführen und jeweils das maximale Ergebnis zur Bewertung heranziehen. Gruß Uwe
Uwe M. schrieb: > Noch ein Problem gibt es, wenn er eine Korrektur bezogen auf die NSA > verwendet. Wenn nun bei einer kritischen Frequenz sein Gerät bei seinen > Messungen nur 2 dB unter dem Grenzwert liegt, kann es z.B. in dem > EMV-Labor den Grenzwert um 2 dB reißen. Der Grund ist, dass die NSA um 4 > dB vom NSA-Sollwert abweichen darf. Hat das EMV-Labor ausgerechnet bei > der kritischen Frequenz diese Abweichung bekommt er eine FAIL-Prüfung. > Auch aus diesem Grund, ist es sinnvoll die Korrekturwerte bezogen auf > das externe Labor zu ermitteln. Das ist eigentlich genau der Grund, warum eine NSA/rsm messung Sinn ergibt. Du kennst damit die schwächen deiner Kammer. Außerdem kannst du noch mit cispr16-4-2 die messunsicherheiten abschätzen. Das akkreditierte Labor muss unter ca 6dB sein. Wenn bei dir 10dB herauskommen würde, weil du zwischen 100 und 200MHz ein Problem hast, dann müsstest du dort im Extremfall 16dB Abstand vom Grenzwert einhalten, damit du sicher durchkommst. Das kann dann schon problematisch mit dem Abstand zum Rauschen sein. Auch bei relativen Messungen kannst du durch den leicht veränderten Aufbau dir ins Knie schießen, wenn du nicht weißt, wo deine schwächen sind. Vergleiche zwischen Kammern sind schon gut und auch irgendwo notwendig. Nur rein darauf verlassen ist nur eine bedingt gute Idee, wie ich finde. Ich würde mir an seiner Stelle 2 günstige biconische von z.b. tekbox holen und damit die Kammer einmessen. Die kleinen bicons sind auch klein. Damit gehen die im unteren nicht in Resonanz und die Abstände zu den wänden werden günstiger. SAC würde ich wegen des nicht möglichen heightscans nicht machen. Mit SAC grenzwert-6dB (wegen der fehlenden reflektion) bist du schon gut dabei bei einer FAR. ansonsten Mal die Unterschiede in den Grenzwerten ansehen... Die Methoden gelten immerhin als äquivalent. Ich werde meine jedenfalls "sauber" einmessen. Sooo aufwändig ist das dann auch wieder nicht. ETSI TS 102 321 ist dazu übrigens eine nette Referenz die man gratis bekommt. Uwe M. schrieb: > Ich würde es erstmal damit versuchen, nur die Fläche zwischen Prüfling > und Antenne mit Ferritkacheln auszukleiden. In dem etsi Dokument gibt's ein paar Ideen, auf die es ankommt. Mit dem öffnungswinkel der empfangsantenne kann man schon gut abschätzen, wo man reflektionen dämpfen muss. Oben, unten und Seiten zwischen Antenne und prüfling sowie dahinter. Wahrscheinlich werden da 1,5x1,5m flächen schon viel helfen. Das ist aber alles vergebens, wenn du den Rundfunk von außen nicht unterdrückst. Da muss die Schirmung passen... Ich werde ohnehin die nächsten Wochen Fotos vom Aufbau machen... Ich kann da bei interesse ja mal was Posten. Der Aufwand, der da in der Aufbauanleitung beschrieben wird, ist aber schon enorm.
Hallo Hans, es haben beide Verfahren ihre Berechtigung. Mit der NSA-Messung überprüft man seinen Messplatz. Wenn die NSA eingehalten wird, kann man den Messplatz ohne große Einschränkungen für seine Messungen von Prüflingen verwenden und die gemessenen Ergebnisse mit den in der Norm angegebenen Grenzwerte bewerten. Wenn die NSA nicht eingehalten wird, muss man bei dieser Frequenz den Grenzwert eben um den Wert reduzieren, um den die NSA überschritten wird. Wenn nun aber die Abweichung zur NSA recht hoch ist, führt das nun dazu, dass Entstörmaßnahmen am Produkt ergriffen werden müssen, die eigentlich nicht notwendig sind. Das eigentliche Ziel, durch die Vormessungen Kosten zu sparen, wird in der Form erreicht, dass weniger Kosten für externe Prüfungen anfallen, allergings die Herstellungskosten des Produktes sind höher und ab einer gewissen Stückzahl fressen diese Mehrkosten dann die eingesparten Laborkosten auf. Noch kritischer wird es, wenn man keine Bodenabsorber hat, aber aufgrund des nicht möglichen Höhenscans die NSA für eine FAR heranziehen möchte. Bei nur einer Antennenhöhe wird dann die NSA sehr deutlich überschritten. Bei zwei Antennenhöhen reduzieren sich die Abweichungen, sind aber immer noch hoch. Wenn dann die Abnahmemessungen in einer SAC durchgeführt wurden, man selbst aber gegen die Grenzwerte der FAR gemessen hat, kommt noch der Sicherheits-Abstand hinzu, der in Norm berücksichtigt wurde, weil sich der SAC-Grenzwert nicht in den FAR-Grenzwert umrechnen lässt. Daher halte ich das Verfahren mit dem Korrekturwert zu dem EMV-Labor, in dem die finalen Messungen durchgeführt werden, für einen gangbaren Weg. Es ist richtig, dass diese Vorgangsweise problematisch ist, weil die Abweichungen in der eigenen Kammer von vielen Faktoren abhängig ist, so z.B. deutlich von der Abstrahlcharakteristik der Sendeantenne abhängig ist. Da bei der Messung eines Prüflings ja der Prüfling die Sendeantenne kann der ermittelte Korrekturfaktor nicht genau passen. Letztendlich sehe ich das so, mit der NSA-Messung optimiert man seine Kammer und damit man nicht zu viel Abstand zum Grenzwert vorhalten muss, ermittelt man zusätzlich frequenzabhängige Korrekturwerte zur Kammer des EMV-Labors, indem die Abnahmemessungen durchgeführt werden. Das sehe ich als gangbaren Weg, wenn die eigene Kammer die NSA nicht einhält. Michele hat noch einen großen Vorteil, den ich in meinen Überlegungen schon berücksichtigt habe. Seine Prüflinge sind klein, somit kann man davon ausgehen, dass die Strahlungsquelle des Prüflings immer an der selben Stelle ist. Abweichung durch Reflektionen z.B. am Boden wirken sich vergleichbar ähnlich aus. Im Grunde wäre mein Verfahren, Optimierung der eigenen Kammer anhand der einzuhaltenden NSA und bei der Messung des Prüflings Berücksichtigung der frequenzabhängigen Korrekturwerte zu dem EMV-Labor, in dem die finalen Messungen durchgeführt werden. Ich würde auch Ferritabsorber zwischen Antenne und Prüfling vorsehen. Wenn das nicht geht, würde ich etwas zähneknirschend ohne Absorber messen, dann aber mit mehreren Antennenhöhen. Letztendlich wird sich erst in der Praxis zeigen, welches Verfahren sich als am besten bewährt. Übrigens danke für den Hinweis auf die technical Report der ETSI. Ich kannte nur die NSA-Messung entsprechend der CISPR16-1-4 und der ANSI für die SAC und die FAR. Interessant ist allerdings, dass die ETSI in ihren Messnormen diesen technical Report nicht anwendet, sondern eine Messung nach der Substitutionsmethode, die im Prinzip auch einen Korrekturwert der Kammer ermittelt und diesen bei der Bewertung gegen den Grenzwert mit berücksichtigt. Wer also die Qualität seiner Messstrecke entsprechend dem technical Report optimiert und dann die Messung entsprechend der anzuwendenden ETSI-Norm durchführt, verfährt vergleichbar zu meiner hier dargestellten Lösung. @Michele Für dich könnte der technical Report ETSI TS 102 321 sehr interessant sein, denn im Gegensatz zu CISPR- und EN-Normen, die doch einiges kosten, sind solche ETSI-Dokumente und auch Normen kostenlos: https://www.etsi.org/deliver/etsi_ts/102300_102399/102321/01.01.01_60/ts_102321v010101p.pdf Hans W. schrieb: > Das ist aber alles vergebens, wenn du den Rundfunk von außen nicht > unterdrückst. Da muss die Schirmung passen...[/quote] Dir ist das sicherlich bekannt, ich möchte ganz klar aber dennoch für die Mitleser hier ergänzen, es kommt nicht nur auf die Schirmung der Kabine an, sondern die Kabel, die in die Kammer gehen, müssen gefiltert sein, denn das wird häufig zu wenig berücksichtig und sich dann gewundert, dass man viele Störungen von außen misst. Wenn man ein Kabel in eine geschirmte Kabine führt, ist das Kabel außerhalb der Kammer eine Empfangsantenne und der Kammer eine Sendeantenne, so dass die Störungen so von außen in die Kammer geschleppt werden. Hans W. schrieb: > Ich werde ohnehin die > nächsten Wochen Fotos vom Aufbau machen... Ich kann da bei interesse ja > mal was Posten. Ja, das ist interessant. Ich denke auch, dass das für Michele sehr hilfreich sein wird. Gruß Uwe
Gewaltiger Aufwand fuer ein paar Messungen. Ich dachte, die mache man immer erst am Schluss fuer die Papers, wenn ein Kunde die haben will. Und dass man vorher selbst Messungen macht. Und Simulationen. Ich denke Simulationen sind guenstiger wie eine eigene Kammer. Wenn man einmal eine solche Messung gemacht hat, ist der Stoerer ja bekannt, dann kann man mit Simulationen und Massnahmen verbessern. Ich wuerd mich uebrligens fuer Simulationen empfehlen.
Was ist das Schlimmste und Teuerste, was passieren kann? Wenn bei den finalen Paper-Messungen das Produkt durchfällt, denn dann muss eventuell die Markteinführung verschoben werden und das kostet richtig, weil es keinen Umsatz durch den Verkauf entfällt. Wir sind noch längst nicht so weit, dass alles perfekt simuliert werden kann, denn sonst wäre die Paper-Messung nicht so häufig Fail-Messungen. Eine Absorberkammer, in denen man Messungen durchführen kann, dessen Ergebnisse in etwa Messergebnisse in dem externen EMV-Labor entsprechen, hat auch den Vorteil, dass in verschiedenen Entwicklungsstadien Messungen schnell und zeitnah durchgeführt werden können und so schon im frühem Stadium EMV-Maßnahmen einfließen. Diese sind in der Produktion wesentlich günstiger, als wenn später EMV-Maßnahmen einfließen müssen. Man darf halt nicht nur die Kosten so einer EMV-Kammer sehen, sondern auch die Vorteile. Leider lassen sich die Vorteile im Vorfeld schlecht kalkulieren und wenn man so etwas versucht, möchten die Verantwortlichen das Risiko (dass es z.B. zu einer verspäteten Markteinführung kommen kann) nicht sehen. Gruß Uwe
Ich bin im Bereich der Simulation taetig, und gehe dabei auch an Kongresse. Schaue mir da jeweils die Demos, und Vortraege der Benutzer an. Eine Simulation ist natuerlich nur so gut wie die Daten. Man hat am Liebsten moeglichst wenig Daten, dann geht's schneller. Also die Leute welche simulieren haben's schon drauf. Man kann also eine Leiterplatte im Gehaeuse mit N- Schrauben anschrauben. N als Parameter. Da ist ein schneller Chip drauf, Trafo, Lueftungsschlitze. Nun kann man den Trafo, und den schnellen Chip(Stoerer) verschieben, die Lueftungsschlitze auch, um die Abstrahlung zu minimieren. Genuegen nun 4, 6, 8 oder 10 Schrauben. Filter an den Buchsen auch gleich. Das kann man nun machen, anstelle von 5 oder mehr Prototypen, mit denen man jeweils ins Labor geht. Die Software ist allerdings auch 20k pro Jahr, der Bediener ist von der teuren Sorte ... das leistet man sich als Firma nur wenn man's auslasten kann. Was zur Zeit ganz heiss simuliert wird sind erwartungsgemaess e-Autos. Da hat man also die Antriebs Verkabelung, mit 3x 600A mit PWM drauf, 42V Hilfsantriebe, Klima, daneben Steuerkabel, Sensorkabel, Rueckfahrkamera, allenfalls noch ein Radarsystem, Lidar, und das Handy sollte immer auch noch funktionieren, ohne zu stoeren. Das Ganze baut man nicht so schnell mal auf um im Labor zu messen. Im Labor muss es dann schon passen. Das wird alles 3D gerechnet, mit einer Aufloesung wo auch eine Schirmung auf die Einzeldraehte aufgedroeselt wird.
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Pandur S. schrieb: > Man kann also eine Leiterplatte > im Gehaeuse mit N- Schrauben anschrauben. N als Parameter. Da ist ein > schneller Chip drauf, Trafo, Lueftungsschlitze. Nun kann man den Trafo, > und den schnellen Chip(Stoerer) verschieben, die Lueftungsschlitze auch, > um die Abstrahlung zu minimieren. Genuegen nun 4, 6, 8 oder 10 > Schrauben. Filter an den Buchsen auch gleich. Das kann man nun machen, > anstelle von 5 oder mehr Prototypen, mit denen man jeweils ins Labor > geht. Klingt spannend. In welcher Form werden da die Daten benötigt um solche Simulationen machen zu können? Ich frage deshalb weil bei uns in der Firma ein großer Teil der Geräte aus Fertigmodulen anderer Hersteller besteht die dann passend zusammengestellt und mit eigenen Platinen ergänzt werden. Und die Hersteller dieser Fertigmodule sind oft etwas zurückhaltend was Daten angeht... Also z.B. ein Netzteil oder ein Industrial-PC-Mainboard wären übliche solcher Module. Auf dem Mainboard sind z.B. komplexe Multiphasen-Wandler drauf und von denen komme ich nicht an die Datenblätter ran. Bisher bleibt da nur Vorselektieren der Module mit begrenztem eigenem Precompliance-Equipment und dann entwicklungsbegleitendes Messen im EMV-Messlabor.
Beitrag #7808860 wurde vom Autor gelöscht.
Gerd E. schrieb: > Klingt spannend. Tut es. In der Realität aber als alleinige Maßnahme sinnlos! Du bräuchtest namlich nicht nur 1ne schnell schaltende Node, sonder 100te und von keiner kennst du die tatsächlich wichtigen Parameter (damit meine ich nicht unbedingt die Zahlenwerte, sondern, ob der Parameter tatsächlich wichtig ist). Schau dir einfach mal einen primitiven Motor Umrichter an: Wo hörst du z.b. bei der Modellbildung der Module auf? Wie berücksichtigst du die Gate Treiber? Gate Treiber verursachen Störungen in ganz anderen Frequenzbereichen als die Leistungshalbleiter und die Substrate in den Leistungsmodulen sind auch verhältnismäßig komplexe Geometrien. Diese akademischen Problem, die gerne dem Management vorgeführt werden, sind immer etwas Kurzsichtigkeit. EMV geht von quasi DC bis einige GHz ("demnächst" 40 +-). Zusätzlich hast du für jedes Phänomen Emission und Immunity zu berücksichtigen. Da tust du dir in der Simulation als Gesamtsystem schon extrem schwer. Weiteres Beispiel: Bei der störfestigkeitsprüfung fällt auf, dass irgendwas mit einer Strommessung nicht passt. Von einem opamp der HF "sieht" und das demoduliert, bis zu kompensationsshunts, die bei Frequenz X einen DC Offset bekommen habe ich da schon vieles gesehen. Sowas findest du nicht in der Simulation, weil du schlicht zu wenig über die Bauteile weißt. Im Messlabor kannst du Mal das Gehäuse wegnehmen (hilft teilweise tatsächlich) oder Dichter machen und ggf. Bauteile gegen andere Typen tauschen und machst meinetwegen 10 Versuche. Daheim überlegst du dir später (gerne mit Simulation als Unterstützung) wie das sich hoffentlich ändernde Fehlerbild in den Versuchen mit den Änderungen zusammenhängt. Was ich damit sagen will: Simulation ist schon ein gutes und wichtiges Tool. Ganz ehrlich habe ich bisher aber kein einziges Projekt gesehen, wo eine 3d FEM/BEM/... Simulation bei der EMV Fehlersuche tatsächlich etwas beschleunigt hätte. Wenn du den Fehler einmal kennst, ist die Simulation durchaus ein äußerst wertvolles Hilfsmittel. Im Vorfeld Komponenten zu bemessen kann man natürlich gut in der Simulation (Achtung: Teilproblem!) Auch Details wie das Reglerverhalten von PFCs usw lässt sich super über Simulationen optimieren. Die kontinuierliche Verifikation im Labor und den Endcheck ersetzen kannst du aber nicht. Übrigens ist ein EMV Labor eigentlich billig, wenn du es auslasten kannst. Mit 1-2millionen Gesamtkosten bist du gut dabei im Neukauf, wenn du keine speziellen Prüflinge hast. 1,5M€/15 Jahre ist in etwa das, was dich ein EMV Techniker, der mehr als die Knöpfe drücken kann, kostet. Zum Auslasten brauchst du aber 2-3 Techniker und eine entsprechende Anzahl an Entwicklungsprojekten. Ich habe Hardware und Lizenzkosten für CST von vor 10-15 Jahren im Kopf... Ka wie sich das geändert hat. In Relation zu den Betriebskosten von einem EMV Labor war das aber auch kein Schnäppchen! In den wenigsten Fällen hast du Messtechnik und Simulation gemeinsam im Haus. Noch seltener geht das Hand in Hand. Dort sehe ich langfristig tatsächlich Potential und einen möglichen Business Case für mich... Zuerst braucht man aber eine gesicherte Messtechnik... Ohne Verifikation ist jede Simulation wertlos... Ein weiterer Grund, warum ich oben von NSA usw geschrieben habe. Wenn du die Kammer charakterisiert hast, kannst du sie auch entsprechend in einer Simulation berücksichtigen... oder auch ableiten wie deine Ergebnisse in einem anderen Labor aussehen könnten (Stichwort messunsicherheiten). Ist halt insgesamt ein komplexes Thema. Achja, die Schirmung von meiner Kammer steht jetzt :) Detail Fotos muss ich aber erst sichten... Knipse so 5-10 Fotos am Tag. 73
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