Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik ABB Goerz Metriso 1000V Reparaturversuch


Announcement: there is an English version of this forum on EmbDev.net. Posts you create there will be displayed on Mikrocontroller.net and EmbDev.net.
von Markus (me293)


Lesenswert?

Hallo Forum,

heute habe ich das defekte Isolationsmessgerät erhalten, welches 
kürzlich hier angeboten und von mir gekauft wurde.

Beitrag "(V) Metriso alt 1000 V defekt"

Beim ersten Test ist mir aufgefallen, dass sich der Zeiger schon minimal 
bewegt - allerdings in die falsche Richtung. Weiterhin leuchteten zwar 
die Glimmlampen auf, allerdings nicht passend zu den MOhm Skalen I - 
III, sondern nur bei einer Skala im MOhm Bereich, eine bei Stellung 
"Spannungsprüfung" und die letzte in Schalterstellung "Durchgang".

Gerät zerlegt und mal geschaut, Drehspulmesswerk mit Batterie geprüft. 
Das war ganz einfach falsch herum angelötet. Die Platine am Messwerk 
weist keine weiteren Fehler auf. Interessanterweise fehlt hier der im 
Schaltplan angegebene 0 Ohm Widerstand, auf der Platine wird der durch 
eine Leiterbahn dargestellt.

Link zum Schaltplan und Bilder: 
https://www.radiomuseum.org/r/metrawatt_metriso_1000v.html#

Die Zuordnung der Glimmlampen konnte ich wieder herstellen. Im Gerät 
befinden sich insgesamt 4 Drehschalter, jeweils 2 direkt übereinander 
auf zwei Platinen, verbunden mit je einer gemeinsamen Achse. Beim 
Skalenwahlschalter stimmte die Position mit dem Glimmlampenwahlschalter 
nicht zusammen. Kann beim Zusammenbau schon mal passieren, wenn ein 
letzter Reparaturversuch erfolglos bleibt und daher das Gerät eh als 
defekt veräußert wird.

Hat aber erstmal alles noch nicht wirklich was gebracht, denn das 
Messwerk verweigert hartnäckig einen 100% Ausschlag. Je nach Laune 
bewegt sich der Zeiger irgendwie zwischen 0 und 20% (spannungsunabhängig 
zwischen 0 - 4 V kein proportionaler Ausschlag), was für mich auf ein 
defektes Drehspulmesswerk hindeutet. Daraufhin das Messwerk mit einen 
Multimeter gecheckt und ständig wechselnde Widerstandswerte zwischen 3 
und 500 Ohm gemessen.
Somit ist der worst Case eingetreten. Das Messwerk kann man leicht aus 
dem Instrument ausbauen, evtl. geht da was anderes rein. Vllt. weiß 
jemand von euch eine Bezugsquelle für Messwerke?

Da der Metriso jetzt nur wenig Platz braucht kommt der erstmal in den 
Schrank.

Gruß
Markus

von Peter P. (peterpo)


Lesenswert?

Hallo Markus,
wie gesagt es hat nach meinem Kauf einwandfei funktioniert, konnte 
problemlos Isomessung machen in allen Bereichen.
Danach ist es in den Keller gewandert-ohne Batterien-.
Es wurde von mir nie zerlegt, ich habe lediglich die zersetzten 
Schaumstoffstreifen aus dem Batteriefach entfernt und andere eingeklebt.
Sollte tatsächlich das Meßwerk defekt sein ist das ein Totalschaden.
Wenn Du möchtest nehme ich das Gerät zurück und erstatte Dir die Kosten 
incl.Versand.
Gruß
Peter

von Mobile (mobileteser)


Lesenswert?

Ist das ein Spannbandmesswerk? Das Spannband ist oft gelötet und die 
Lötstelle kann aufgehen, oder es ist eingerissen. Hier ein paar 
Hinweise: 
https://de.sci.electronics.narkive.com/OeIGU6wL/meszwerk-mit-spannbandlagerung-reparieren
Ansonsten das Analoge Messwerk durch eine LCD Anzeige ersetzen.

von Markus (me293)


Lesenswert?

Hallo Peter,

das Gerät war definitiv schon mal offen, wenn auch nicht von dir. 
Gebrochene Farbsiegel an Schrauben im Gerät, Beschriftungen mit 
Filzstift auf den Platinen, zwei Kunststoffgewinde ausgeleiert und noch 
weiteres.

Die falsche Zuordnung der Glimmlampen hat absolut keine elektrische 
Auswirkung auf die Messung, die dienen ja nur als optische Hilfe.

Prüfspannungen werden erzeugt und die Lampe in der Prüfspitze wird auch 
abgeschaltet bei entsprechenden Messungen.

Messsignale werden je nach Schalterstellung durch ein 
Widerstandsnetzwerk inkl. Gleichrichtung  zum Messwerk geleitet. Hier 
konnte bei den Bauteilen kein Fehler entdeckt werden, die Widerstände 
haben die angegebenen Werte, Dioden mit 0,6V Durchlassspannung und der 
Kondensator hat auch die angegebene Kapazität.
Verwunderlich ist daher nur der negative Ausschlag (wenn auch nur 
minimal) in die falsche Richtung. Bei einem Drehspulmesswerk nur 
erreichbar bei verpolten Anschluss (davon ausgehend, dass sich die 
Polarität des Dauermagneten nicht einfach so ändert).
Und die Prüfspannungen haben alle jeweils eine Einwegleichrichtung.

Ich bin mir auch sicher, dass das Messwerk früher schon mal ausgebaut 
war und in irgendeiner Form bearbeitet wurde, was die Verlegung der 
Anschlussadern im Messwerk, eine händisch aufgebrachte Markierung auf 
einer Ader sowie ein defektes Befestigungsgewinde im Gehäuse erkennen 
lassen.

Nichts desto trotz werde ich das Gerät behalten - ich habe es als defekt 
nach deiner Beschreibung gekauft, alles gut 😉. Vllt. läuft mir mal ein 
passendes Teil über den Weg.

Wenn jemand mal Zeit und Lust hat und auf den verlinkten Schaltplan 
schauen mag - nicht, das ich da was übersehen hab.

Gruß Markus

von Markus (me293)


Lesenswert?

Mobile schrieb:
> Ist das ein Spannbandmesswerk?

Definitiv nicht, die Spule ist achsgelagert.

von Wolf17 (wolf17)


Lesenswert?

Markus schrieb:
> die Spule ist achsgelagert.
Sind die Lager oben und unten korrekt eingestellt?
Bei zu fest klemmt der Zeiger.
Bei zu locker oder unsymmetrisch kann es irgendwo schleifen/klemmen.

Wird der Spulenstrom oben und unten über eine Spiralfeder zugeführt?
Dann kontrollieren, dass die horizontal sind und beim Ausschlag nirgends 
anstoßen. Das würde die 3-500 Ohm erklären.

: Bearbeitet durch User
von Markus (me293)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Korrekt, der Strom wird oben und unten über Wickelfedern zugeführt.

Komischerweise hat es heute wieder einen Ausschlag in die falsche 
Richtung gemacht (gestern hatte ich ja wegen diesem Phänomen die Polung 
getauscht).
Ich hab dann statt des DS-Instruments das Multimeter an die Messplatine 
und festgestellt, das bei einem provozierten Vollausschlag ca. 0,56V 
anliegen.

Mit etwas Geduld konnte ich mein Statron 2225 auf 0,5V bei niedrigsten 
Ausgangsstrom einstellen (das Teil ist gut, jedoch denkbar ungeeignet 
für so Kleinkram) und damit direkt aufs Drehspulmesswerk --> Auschlag 
nach links.

Und jetzt kommts: wenn man den Zeiger in die eigentliche Richtung 
anstupst und über einen gewissen Punkt kommt gibt es auch den Ausschlag 
nach rechts. Und wenn man die Kalibrierung vom Nullpunkt in den 
Messbereich stellt ist auch die Ausschlagsrichtung sofort ok. Bei 
neuerlichen Nullabgleich wieder Ausschlag nach links.

Die Lösung zu dem Problem ist denkbar einfach: wenn man die 
Befestigungsschrauben vom eigentlichen DS-Messwerks lockert kann man das 
im Skalengehäuse verdrehen und dann neu abgleichen. Der Zeiger steht 
dann wieder auf "0" und ein Zeigerausschlag geht auf die richtige Seite.
Die Lagerung ist justierbar, dazu mit einen Mini Schraubendreher die 
Achse halten und die 6Kt-Mutter leicht anziehen.

Edit: einen Anschlußdraht habe ich zum justieren der Lagerung abgelötet, 
die Kratzer auf der Mutter stammen von einer Pinzette

Scheinbar war die Grundstellung der Spule dermaßen knapp am 
"Schaltpunkt" des Magneten und hat somit den Fehlimpuls ausgelöst.
Morgen bau ich den Metriso wieder zusammen, dann wird sich rausstellen 
ob der wieder funktioniert.

Sehr gut möglich, dass der Widerstand durch eine kurzgeschlossene Feder 
zustande kam, aktuell läuft das Drehspulinstrument.

: Bearbeitet durch User
von Wolf17 (wolf17)


Lesenswert?

Auf dem Bild sieht es aus, als wenn die Spiralfeder auf sich selber 
schleift, weil der Anfang falsch gebogen ist. Das gibt starke 
Messfehler.
Die Feder darf über dem gesamten Aussclag nicht an sich selber 
schleifen.

von Markus (me293)


Angehängte Dateien:

Lesenswert?

Gut beobachtet. Das erste Bild war vor der Justage, mittlerweile schaut 
es anders aus, auf jeden Fall besser wie Anfangs.

von Mobile (mobileteser)


Lesenswert?

Wenn das Messwerk funktioniert, würde ich die Spannung am 
Hochspannungswandler messen.

von Manfred P. (pruckelfred)


Lesenswert?

Markus schrieb:
> Mit etwas Geduld konnte ich mein Statron 2225 auf 0,5V bei niedrigsten
> Ausgangsstrom einstellen

Um Meßwerke zu testen, legt man einen Widerstand in Reihe zu diesem, ich 
würde mal bei 50k starten.

> (das Teil ist gut, jedoch denkbar ungeeignet für so Kleinkram)

eher der Benutzer.

Markus schrieb:
> Gut beobachtet. Das erste Bild war vor der Justage, mittlerweile schaut
> es anders aus,

Sehr gute Fotos! Ich bewundere Dich, dass Du diese filigrane Technik 
justieren kannst. Ich glaube, dass die meine Finger nicht überlebt 
hätte.

von Markus (me293)


Lesenswert?

Mobile schrieb:
> Wenn das Messwerk funktioniert, würde ich die Spannung am
> Hochspannungswandler messen.

Spannungen bis zur 500V Einstellung gemessen, Leerlaufspannungen wie in 
der Anleitung angegeben. Da diese in der 500V Einstellung bei ca. 650V 
liegt und mein Multimeter Spannungen über 1000V nicht mag 
(Leerlaufspannung mit 1300V angegeben in der 1000V Stellung) habe ich 
mich mit einer optischen Kontrolle des Funkens bei nahezu geschlossenen 
Messspitzen zufrieden gegeben.
Auch die Spannung für die Durchgangsprüfung ist ok, lt. Plan 5V, 
gemessen 5,3V.

Die im Gerät eingebaute 50mA Glasrohrsicherung ist übrigens nur ein 
Geräteschutz vor Fremdspannung während einer Durchgangsprüfung.

Manfred P. schrieb:
> Um Meßwerke zu testen, legt man einen Widerstand in Reihe zu diesem, ich
> würde mal bei 50k starten.
>
>> (das Teil ist gut, jedoch denkbar ungeeignet für so Kleinkram)
>
> eher der Benutzer.

Hier kann ich dir nur zu 100% Recht geben, das war sehr leichtsinnig von 
mir so vorzugehen.

von Wolf17 (wolf17)


Lesenswert?

Markus schrieb:
> Spannungen bis zur 500V Einstellung gemessen, Leerlaufspannungen wie in
> der Anleitung angegeben. Da diese in der 500V Einstellung bei ca. 650V
> liegt und mein Multimeter Spannungen über 1000V nicht mag
> (Leerlaufspannung mit 1300V angegeben in der 1000V Stellung)
4 Stück 10M Ohm in Reihe vorschalten vor den 1000V Messbereich (Ri 10M), 
Messwert = Anzeige x5. Mit den genau bekannten 650V den x5 Teilerfaktor 
kalibrieren.

von Mobile (mobileteser)


Lesenswert?

Wenn das Messwerk und der Wandler funktionieren, sollte das Gerät 
funktionieren. Sonst bleibt noch ein Schaltkontakt oder ein Widerstand 
über.

von Markus (me293)


Lesenswert?

Die Spannung im 1000V Bereich wäre noch zu prüfen:

Wolf17 schrieb:
> 4 Stück 10M Ohm in Reihe vorschalten vor den 1000V Messbereich (Ri 10M),
> Messwert = Anzeige x5. Mit den genau bekannten 650V den x5 Teilerfaktor
> kalibrieren.

Dazu werde ich morgen kommen.

Bitte melde dich an um einen Beitrag zu schreiben. Anmeldung ist kostenlos und dauert nur eine Minute.
Bestehender Account
Schon ein Account bei Google/GoogleMail? Keine Anmeldung erforderlich!
Mit Google-Account einloggen
Noch kein Account? Hier anmelden.