Forum: HF, Funk und Felder Die richtige Induktivität auswählen


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von Michael (synchronmotor)


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Werte Forumsgemeinschaft

Für eine Messaufgabe habe ich die Idee einen Flankendiskriminator 
aufzubauen.
Er würde aus einem Reihenschwingkreis mit einer Resonanzfrequenz von ca. 
1MHz bestehen.
Mit 920 kHz soll dieser Schwingkreis, auf dem kapazitiven „Ast“ der 
Resonanzkurve, angeregt werden. Aus den mechanischen Gegebenheiten 
ergibt sich eine Kapazität von 4pF, was eine Induktivität von 2,11mH 
verlangt um bei 1MHz Resonanz zu erreichen.

Wo ich mich jetzt richtig schwer tue ist die Wahl der Induktivität.
Bedrahtete Festinduktivitäten haben selbst ein Resonanzverhalten, das in 
der Größenordnung von 1MHz liegt. Die massig angebotenen Induktivitäten 
für Schaltnetzteile dürften für solche eine Messanwendung auch nicht 
wirklich geeignet sein. Bleiben noch Schalenkerne die man selbst wickeln 
könnte und mittels Ferritkern abgleichen kann. Nur zeigen diese noch ein 
sauberes induktives Verhalten bei 1MHz oder sind diese mit diesen 
Frequenzen nicht auch überfordert? Finde dazu leider keine 
aussagekräftigen Datenblätter, wohl aber Angaben, dass die Grenzen so im 
Bereich von 200kHz liegen sollen. Auch bräuchte ich ordentlich Windungen 
um die 2,11mH zu erreichen, was wahrscheinlich ein nicht unerhebliches C 
entstehen lässt, so dass es mit der reinen Induktivität nicht mehr so 
weit her sein dürfte.

Zusammenfassend: Welche Spule nehme/baue ich um eine Induktivität (ca. 
2mH) mit hoher Güte bei 1MHz zu erhalten?

Herzlichen Dank für Anregungen und Informationen

von Christoph db1uq K. (christoph_kessler)


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https://www.mikrocontroller.net/attachment/657304/Detektorradio_Workshop.pdf#page=17
"Spinnennetz-Spulen" S. 17-18 sollen im Mittelwellenbereich besonders 
hohe Güte haben.

: Bearbeitet durch User
von Helmut -. (dc3yc)


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Michael schrieb:
> Aus den mechanischen Gegebenheiten
> ergibt sich eine Kapazität von 4pF, was eine Induktivität von 2,11mH
> verlangt um bei 1MHz Resonanz zu erreichen.

Das wird so nichts! Die Spule zusammen mit deinem Schaltungsaufbau wird 
sicher mehr als die 4pF Streukapazität haben. Also mit der Induktivität 
um den Faktor 100 herunter, damit du handelbare Kapazitäten bekommst. Im 
Bereich zwischen 10 bis 500pF gibt es gut bedienbare Dreh- oder 
Trimmkondensatoren!

von Michael (synchronmotor)


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Helmut -. schrieb:
> Michael schrieb:
>> Aus den mechanischen Gegebenheiten
>> ergibt sich eine Kapazität von 4pF, was eine Induktivität von 2,11mH
>> verlangt um bei 1MHz Resonanz zu erreichen.
>
> Das wird so nichts! Die Spule zusammen mit deinem Schaltungsaufbau wird
> sicher mehr als die 4pF Streukapazität haben. Also mit der Induktivität
> um den Faktor 100 herunter, damit du handelbare Kapazitäten bekommst. Im
> Bereich zwischen 10 bis 500pF gibt es gut bedienbare Dreh- oder
> Trimmkondensatoren!

Da hast du auf den ersten Blick sicher recht und ich muss eingestehen, 
dass ich prompt nicht korrekte Angaben gemacht habe. Die Kapazität 
beträgt tatsächlich 4pF, allerdings an Luft. Im Betrieb wird der 
Kondensator mit Hydrauliköl umströmt, das ein Epsilon von 3 hat, so dass 
die Kapazität bei 12pF liegt, zu der dann auch die Induktivität von 2mH 
für eine Resonanzfrequenz von ca. 1MHz passt. Es geht hier nicht um 
einen Detektorempfänger, sondern das Epsilon des Öls soll bestimmen 
werden. Der mechanische Aufbau des Kondensators ist so ausgefuchst, dass 
er die 4pF bzw. 12pF hat. Und genau darum geht es, diesen Kondensator 
durch Unzulänglichkeiten der Spule und natürlich des Aufbaus nicht 
absurdum zu führen.
Viele Grüße Michael

von Helmut -. (dc3yc)


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Ja wenn du die Kapazität eines Kondensators bestimmen wilst, finde ich 
den Ansatz mit Flankendiskriminator aber ungenau. Warum baust du nicht 
einfach einen Oszillator mit stabiler Spule (es gibt Keramikrohre mit 
eingebrannten Silberspulen) und misst die Oszillatorfrequenz? Wenn der 
ganze Oszillator möglichst temperaturkonstant aufgebaut ist (z.b. in 
Syropor eingepackt), sollte sich die Kapazitätsänderung recht einfach 
über die Frequenzänderung messen lassen. Muss ja nicht bei nur 1MHz 
sein.

von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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Nimm ein Plastikrohr aus dem Baumrkt 30mm Durchmesser
(Installationsrohr), wickel da 50 Windungen Kupferlackdraht
0,8mm drauf. Mit ein 800pF Kondensator ergibt das etwa 900kHz
Resonanzfrequenz. Mit 4pF zu arbeiten ist unpraktisch, weil
die parasitäre Kapazität der Spule schon viel größer ist.
Du kannst Aluminium-Platten mit Abstandshalter, vielleicht
so 1mm stapeln, so das 800pF rauskommt. Diesen Stapel kannst
du dann im Öl tauchen und beobachten was dann passiert.

von Christoph K. (christoph_k314)


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Nimm einen capacitance to digital converter …

von Michael (synchronmotor)


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Herzlichen Dank für eure Anregungen.
Im großen und ganzen bin ich durch eure Vorschläge bereits 
durchgegangen.
Heute läuft die Schaltung tatsächlich mit einem stabilen Oszillator, 
aber selbst dieser braucht einiges an Kompensation, damit wir über der 
Temperatur ein stabiles Messergebnis bekommen.
Die ganze Sache ist auch bereits im Einsatz. Da der Aufwand für ein 
stabiles Messergebnis aber im Moment recht hoch ist, bin ich halt immer 
auf der Suche nach einer vielleicht einfacheren Lösung. In der Theorie 
könnte der Flankendiskriminator ganz gut funktionieren, wenn eben die 
Spule der Theorie sehr nahe kommen würde.
Capacitance to digital converter haben wir von Anaolg Device im Einsatz, 
passt aber für diese Anwendung nicht, da dort der Kondensator nicht auf 
GND liegen darf. Ja und obwohl diese Bauteil mit einer gegenüber der 
Messkapazität großen Streukapazität klar kommen, verhageln diese 
Streukapazitäten das Messergebnis in unserer Anwendung.
Das stapeln von Platten für eine größer Kapazität habe ich schon zu 
genüge probiert. Mechanisch passt das aber nicht mehr so gut und die 
parasitären Effekte (Tk) nehmen dabei gewaltig zu. Da ändert sich die 
Kapazität durch mechanische/thermische Einflüsse wenn nicht ein hoher 
mechanischer Aufwand für die Stabilität getrieben wird. Hydrauliköl kann 
halt auch recht heiß werden.

Es war ein Versuch, aber wie zu befürchten passt die Theorie und die 
Praxis, bzw. die Bleistiftelektronik mit die realen Elektronik nicht 
einfach übereinander.
Herzlichen Dank und viele Grüße Michael

von Mark S. (voltwide)


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Wenn diese 4pF vorgegeben sind, würde ich einen Oszillator bauen mit 
radikal verringerter Spuleninduktivität für eine resultierende Resonanz 
um 100MHz.

von Christoph K. (christoph_k314)


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von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Mark S. schrieb:
> für eine resultierende Resonanz
> um 100MHz.

Bei steigender Frequenz nehmen die parasitären Effekte des Aufbaues aber 
kräftig zu. Mit voluminösen Aufbau allerdings auch.
4 bzw. 12pF ist schon jetzt keine kompfortable Dimensionierung, wie man 
auch aus der Beschreibung des TO erkennt.

Michael schrieb:
> der Kondensator nicht auf GND
Dann eben potentialgetrennte Auswerteschaltung und optische Übertragung 
der Messwerte.
Oder den Vorschlag von Mark.

Michael schrieb:
> Oszillator,
> aber selbst dieser braucht einiges an Kompensation
Was aber auch kein Hexenwerk ist.
Jede bessere RTC macht das stumpf nach Temperaturmessung und einmal 
ermittelter Tabelle.

Welche Auflösung / Genauigkeit wird denn benötigt?

von Michael (synchronmotor)


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Christoph K. schrieb:
> 
https://www.ti.com/lit/ds/snoscz4a/snoscz4a.pdf?ts=1736448500150&ref_url=https%253A%252F%252Fwww.google.com%252F
>
>
> Er kann ground referenced.

Uii, der Baustein ist ja hochinteressant. Besten Dank, den müssen wir 
uns unbedingt vorknüpfen.

Michael schrieb:
> Oszillator,
> aber selbst dieser braucht einiges an Kompensation
>> Was aber auch kein Hexenwerk ist.
>> Jede bessere RTC macht das stumpf nach Temperaturmessung und einmal
>> ermittelter Tabelle.

Ja, so machen wir das heute auch.

>> Welche Auflösung / Genauigkeit wird denn benötigt?

Genauigkeit +-5fF. (Wobei der Messbereich mit dem gewünschten 
Messkondensator im Bereich von 12 - 13pF liegt.)
-> Aber da scheint der von Christoph genannte Baustein, auf den ersten 
Blick ja ganz gut zu passen. Den schaue ich mir auf jedenfall an, bevor 
ich weiter über Flankendiskriminatoren nachdenke.
Herzlichen Dank

: Bearbeitet durch User
von Christoph K. (christoph_k314)


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Michael schrieb:
> Christoph K. schrieb:
>>
> 
https://www.ti.com/lit/ds/snoscz4a/snoscz4a.pdf?ts=1736448500150&ref_url=https%253A%252F%252Fwww.google.com%252F
>>
>>
>> Er kann ground referenced.
>
> Uii, der Baustein ist ja hochinteressant. Besten Dank, den müssen wir
> uns unbedingt vorknüpfen.

Könnte ich dich um einen gefallen bitten: ich hab diesen und ähnliche 
Chips schon länger auf der Liste - wenn du damit wirklich gearbeitet 
hast würde ich mich über einen Erfahrungsbericht freuen!

Grüße

von Michael (synchronmotor)


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Christoph K. schrieb:
> Michael schrieb:
>> Christoph K. schrieb:
>>>
>>
> 
https://www.ti.com/lit/ds/snoscz4a/snoscz4a.pdf?ts=1736448500150&ref_url=https%253A%252F%252Fwww.google.com%252F
>>>
>>>
>>> Er kann ground referenced.
>>
>> Uii, der Baustein ist ja hochinteressant. Besten Dank, den müssen wir
>> uns unbedingt vorknüpfen.
>
> Könnte ich dich um einen gefallen bitten: ich hab diesen und ähnliche
> Chips schon länger auf der Liste - wenn du damit wirklich gearbeitet
> hast würde ich mich über einen Erfahrungsbericht freuen!
>
> Grüße

Kann ich gerne machen. Habe unseren Einkauf darauf angesetzt.
Viele Grüße Michael

von Mathias H. (mathias)


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: Bearbeitet durch User
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