Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Suche einen NPN-Transistor mit niedrigem Schwellwert


von Klaus P. (ahanik)


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Im Physik Schulbuch - Physik verstehen - steht:

Dass man mit einem NPN-Transistor und einer Galvanische Zelle (z.B. 
Kartoffel Batterie) eine Leuchtdiode zum leuchten bringen kann.

Und dass man dafür eine Transistor verwenden sollte, welcher eine 
Öffnungs-Spannung bzw. Schwellwert von besser 0,5 Volt (Germanium) statt 
der 0,7 Volt bei Silizium-Transistoren besitzt. Die Ergebnisse sind hier 
angeblich besser.

Kann mir bitte jemand sagen, welchen Transistor man für einen solchen 
Schulversuch verwenden kann.

Vielen Dank!

: Verschoben durch Moderator
von Christian S. (roehrenvorheizer)


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Hallo,

ich übe mich diesmal als Miesmacher:

Wozu soll der Transistor gut sein? Für einen Aufwärtswandler nach dem 
Sperrwandler-Prinzip, auch Joule-thief genannt? Ich vermute, daß für 
diesen die geerntete Stromstärke nicht ausreichen wird. Zusätzlich muß 
die Schaltung optimiert sein auf den Anwendungsfall.

In den beiden Anleitungen, die ich ohne lange zu suchen gefunden habe, 
werden einfach mehere Kartoffelelemente hintereinander geschaltet, um 
auf die > 2 Volt zu kommne, die eine LED benötigt. Die Stromstärke kann 
dabei < 1 mA bleiben, um etwas sehen zu können.

https://www.science.lu/sites/default/files/2024-03/Kartoffel%20Strom_2023.pdf

https://recc.tsn.at/sites/default/files/2020-10/kartoffelbatterie.pdf

So ein Silizium-Transistor beginnt ganz schwach schon bei etwas mehr als 
0,4 V zu leiten.

mfg

: Bearbeitet durch User
von Marcel V. (mavin)


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Steck einfach ein Kupferblech (+0,35V) und ein Aluminiumblech (-1,65V) 
in die Kartoffel rein, dann bekommst du nach der elektrochemischen 
Spannungsreihe sofort auf einen Schlag 2 Volt raus! Das genügt um eine 
rote LED direkt zum Leuchten zu bringen.

Beitrag #7812843 wurde vom Autor gelöscht.
von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Kann mir bitte jemand sagen, welchen Transistor man für einen solchen
> Schulversuch verwenden kann.

https://www.ramser-elektro.at/produkt-kategorie/germaniumtransistoren/

Echte Altbestaende. :-D

Ich denke heute baut man so ein olles Zeug nicht mehr.

Vanye

von Rainer W. (rawi)


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Klaus P. schrieb:
> Die Ergebnisse sind hier angeblich besser.

Welche Kriterien werden dort angelegt, um zu dieser Bewertung zu kommen?
Geht es um Strom, Spannung, Helligkeit oder ...?
Wenn es um Spannung geht, ist eine IR-LED besser, da die 
Vorwärtsspannung wesentlich geringer ist, als bspw. die einer modernen 
roten LED.

Wozu soll der Transistor verwendet werden?

von Teo D. (teoderix)


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Rainer W. schrieb:
> Wozu soll der Transistor verwendet werden?

Joule thief....

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Joule thief....

Ne, kann doch nicht sein. Da wuerde man doch einen depletion Fet 
verwenden und nicht so einen ollen Germaniumkram. .-)

Vanye

von Klaus P. (ahanik)


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Herzlichen Dank für die vielen hilfreichen Tipps!

Ich werde mal ausprobieren:

"So ein Silizium-Transistor beginnt ganz schwach schon bei etwas mehr 
als
0,4 V zu leiten."

Auch das: 
"https://www.ramser-elektro.at/produkt-kategorie/germaniumtransistoren/";

Und das: "Wenn es um Spannung geht, ist eine IR-LED besser, da die
Vorwärtsspannung wesentlich geringer ist, als bspw. die einer modernen
roten LED."


Vielen Dank!
Klaus

von Matthias S. (dachs)


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Klaus P. schrieb:
> IR-LED besser, da die
> Vorwärtsspannung wesentlich geringer ist, als bspw. die einer modernen
> roten LED

Das mag sein.
Kleiner Nachteil: man sieht nichts ohne Hilfsmittel.

von Otto K. (opto_pussy)


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Klaus P. schrieb:
> Kann mir bitte jemand sagen, welchen Transistor man für einen solchen
> Schulversuch verwenden kann.

Nimm einen ganz normalen NPN-Transistor. Du kannst ihn mit einem 
Spannungsteiler vorspannen, so dass durch Anlegen der Kartoffel die LED 
sofort kräftig leuchtet.

Gegenprobe: Wird die Kartoffel verpolt angeschlossen, dann leuchtet die 
LED nicht!

von Fred F. (fred08151)


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> Das mag sein.
> Kleiner Nachteil: man sieht nichts ohne Hilfsmittel.

Kommt auf die Wellenlänge an. Ich habe hier noch diese 
"Mickeymaus"-IR-Leuchten, die sieht man sogar sehr deutlich rot 
leuchten.

: Bearbeitet durch User
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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von Michael B. (laberkopp)


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Klaus P. schrieb:
> Kann mir bitte jemand sagen, welchen Transistor man für einen solchen
> Schulversuch verwenden kann.

Der einfachste Versuch besteht aus ein paar Kartoffeln in Reihe bis die 
LED direkt leuchtet.

Wenn man mit weniger Kartoffeln auskommen will, kann man den Joule thief 
verwenden, einen step up Schaltwandler aus Transistor und 1:1 Trafo

https://de.wikipedia.org/wiki/Joule_thief

Achtung: die Schaltung funktioniert nicht mit jeder Spule und egal 
welcher Widerstand, msman muss ausprobieren bis man geeignete Bauteile 
findet und weiter probieren um die Effizienz hinzukriegen.

Man braucht dann WENIGER Kartoffeln, aber niemals nur 1.

Es gibt zwar step up Selbstschwinger die ab 50mV anlaufen mit einem JFET 
als Transistor, aber die brauchen mehr Strom als eine Kartoffel liefert 
- irgendwo muss halt die Energie herkommen.

Vergiss also das Ziel aus bloss einer Kartoffel eine KED zu betreiben.

von Wastl (hartundweichware)


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Michael B. schrieb:
> Wenn man mit weniger Kartoffeln auskommen will, kann man ...

... nur eine Kartoffel verwenden und diese in kleinere Stücke
schneiden. Denn auch aus denen kommt auch Strom 'raus.

SCNR

von Rainer W. (rawi)


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Matthias S. schrieb:
> Kleiner Nachteil: man sieht nichts ohne Hilfsmittel.

Vorteil: Heutzutage schleppt fast jeder ein Hilfsmittel mit sich rum, 
das sich dafür eignet - Smartphone Kamera

Fred F. schrieb:
> Ich habe hier noch diese "Mickeymaus"-IR-Leuchten, die sieht man sogar
> sehr deutlich rot leuchten.

Nachteil: Das unbewaffnete Auge ist bei der Wellenlänge bereits ziemlich 
unempfindlich. Für's Auge wäre grün optimal.

: Bearbeitet durch User
von Harald W. (wilhelms)


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Michael B. schrieb:

> eine KED

Eine Kartoffeln emittierende Diode?

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Klaus P. schrieb:
> Kann mir bitte jemand sagen, welchen Transistor man für einen solchen
> Schulversuch verwenden kann.

Einen Germaniumtransistor. Die gibt aber üblicherweise nur als PNP. Das 
ist aber für die Anwendung egal.

von Otto K. (opto_pussy)


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Axel S. schrieb:
> Die gibt aber üblicherweise nur als PNP.

Nein, es gibt auch PNP-Transistoren die als NPN-Transistoren 
funktionieren. Ich erinnere gerne an die damaligen Endstufentransistoren 
AD161 (NPN) und AD162 (PNP)! Damit konnte man vernünftige 
Komplementär-NF-Gegentaktendstufen für den Musikbereich aufbauen.

von Klaus F. (klaus27f)


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Dieter D. schrieb:
> Wie waere es damit:
> https://www.elektronik-labor.de/Notizen/LowPower.html

Ein echter Dieter wieder mal.
Fehlt allerdings,
uns zu sagen, daß man ein LW-Radio braucht um das zu sensieren.

von Harald W. (wilhelms)


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Dieter D. schrieb:

> Wie waere es damit:
> https://www.elektronik-labor.de/Notizen/LowPower.html

Ja, auf den Seiten von Burkhard Kainka findet man viele interessante
Schaltungen für den Bereich "Lowpower".

von Ob S. (Firma: 1984now) (observer)


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Otto K. schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> Die gibt aber üblicherweise nur als PNP.
>
> Nein, es gibt auch PNP-Transistoren die als NPN-Transistoren
> funktionieren.

Du meintest sicher eigentlich: "Ge-Transistoren die als NPN-Transistoren 
funktionieren".

Ja gab es. Und zwar auch welche eine Leistungsklasse kleiner als die 
gezeigten AD161, also deutlich besser für einen "joule thief" geeignet.
Z.B.: AC178. Die gibt's sogar noch recht problemlos zu kaufen.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Otto K. schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> Die gibt aber üblicherweise nur als PNP.
>
> Nein, es gibt auch PNP-Transistoren die als NPN-Transistoren
> funktionieren.

Deswegen schrieb ich ja auch nicht "die gibt es nur als PNP". Mir ist 
die Existenz von NPN Germaniumtransistoren durchaus bekannt, z.B. in 
Form des Paares AC127/128. Aber die meisten Germanen waren nun mal PNP. 
NPN gab es fast nur als Teil eines Komplementärpaars (meist schon 
selektiert).

Diese Komplementärpaare sind auch eine recht späte Entwicklung in der 
auf Germanium basierenden Halbleitertechnik. Die wurden sehr schnell 
durch entsprechende Siliziumtypen abgelöst.

Der Grund warum Germaniumtransistoren meist PNP sind, ist die einfachere 
Dotierung mit III-wertigen Elementen (meist Indium). Die für die 
Erzeugung einer n-Schicht nötigen V-wertigen Elemente (typisch Antimon) 
diffundieren wesentlich schneller in das Germanium. Um eine dünne 
Basiszone zu erzeugen (für eine hohe Stromverstärkung) ist der Prozeß 
also zeitkritischer. Das hat man erst später in den Griff bekommen.

PS: https://www.vintage-radio.net/forum/showthread.php?t=165153

: Bearbeitet durch User
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Es geht auch mit einem kleinen Hilfsstrom, wie in der Anlage mit 
Siliziumtransistoren, den Joulethief mit einer Versorgungsspannung von 
0,45V (Solarzelle) im Leistungskreis zu betreiben.

Vom Ausgang kann auch etwas von der höheren Spannung abgegriffen werden 
um die Hilfsbatterie zu laden.

Dafür werden aber Transistoren mit sehr hohem hfe (without internal 
darlington topology) benötigt.

Zum Beispiel
NEC 2SC3622 - 2SC3624 (1000-3200)
Sanyo 2SC3689 (800-3200)
Sanyo 2SA1434 (500-1200)
BC546C-BC550C NXP hfe 420-800

: Bearbeitet durch User
von Otto K. (opto_pussy)


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Ob S. schrieb:
> Du meintest sicher eigentlich: "Ge-Transistoren

Stimmt, ja.

Axel S. schrieb:
> Der Grund warum Germaniumtransistoren meist PNP sind, ist die einfachere
> Dotierung

Und bei den Siliziumtransistoren war es wahrscheinlich genau umgekehrt, 
denn es gibt heutzutage mehr Schaltungen mit NPN-Transistoren als mit 
PNP-Transistoren.

von H. H. (hhinz)


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Otto K. schrieb:
> Axel S. schrieb:
>> Der Grund warum Germaniumtransistoren meist PNP sind, ist die einfachere
>> Dotierung
>
> Und bei den Siliziumtransistoren war es wahrscheinlich genau umgekehrt,
> denn es gibt heutzutage mehr Schaltungen mit NPN-Transistoren als mit
> PNP-Transistoren.

Nein, da ist die höhere Ladungsträgerbeweglichkeit der Grund, auch bei 
MOSFETs.

von Klaus P. (ahanik)


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von Michael B.: "Vergiss also das Ziel aus bloss einer Kartoffel eine 
KED zu betreiben."

Danke!

Im Schulbuch klang es so, dass das möglich ist.

 Klaus

: Bearbeitet durch User
von Wolf17 (wolf17)


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Bitte Fotos oder Scans vom gesamten Schulbuchartikel, damit man 
versteht, wie sich die das gedacht haben.

von Otto K. (opto_pussy)


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Wolf17 schrieb:
> Bitte Fotos oder Scans vom gesamten Schulbuchartikel, damit man
> versteht, wie sich die das gedacht haben.

Wahrscheinlich ist im Schulbuch in der Aufgabenstellung dieser 
Schaltplan abgebildet, denn von einem Joule Thief hat Klaus nie was 
gesagt.

von Uwe E. (uexude)


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Otto K. schrieb:
> dieser
> Schaltplan abgebildet...

Denke ich auch, die Kartoffel soll nur die Basisspannung liefern.

Uwe

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