Forum: Mechanik, Gehäuse, Werkzeug Schrauben chromatiert oder cadmiert?


von Gustav K. (hauwech)


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Hallo,

habe einen Vorrat an div. älteren metrischen Schrauben. Dabei sind auch 
Schrauben, die eine gelbliche Oberflächenbeschichtung haben. Mit dabei 
sind auch Schrauben für die Luftfahrt. Und eben erfahre ich, dass 
Schrauben für die Luftfahrt i.d.R. cadmiert waren. Sieht dann so aus wie 
im Bild.

Da gelbliche Schrauben aber auch chromatiert sein können, würde mich die 
Unterscheidung interessieren. Denn die chromatierte 
Oberflächenbeschichtung sieht eigentlich genauso aus wie die cadmierte 
Oberflächenbeschichtung im Bild.

Wikipedia schreibt zum Aussehen der Farbe Gelb: "... entspricht eher 
einem abgetönten Goldton. Der Farbton ist oft etwas uneinheitlich und 
kann stellenweise ins Rötliche oder Grünliche übergehen"

https://de.wikipedia.org/wiki/Chromatieren#Unterscheidung_von_Chromatierungsarten

Wer kennt sich aus?

Gustav

von Michael B. (laberkopp)



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Gelb chromatiert sieht auch nicht anders aus als deine cadmierte, und es 
gibt noch gelb verzinkt und (Titan)nitriert und die modernen 
Ersatz-Beschichtungen.

Also am Aussehen wirst du es nicht unterscheiden können.

von Dieter W. (dds5)


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Die Oberfläche cadmiert - oder auch vercadmet - war unmittelbar nach der 
Herstellung blassgelb und seidenmatt bis stumpfmatt.
Verzinkt und chromatiert war eher glänzend und hatte von dunkelgelb über 
grün bis graubraun alle möglichen Farbschattierungen.
Die spätere Variante verzinkt und gelb passiviert war überwiegend 
glänzend.

Die Streubreite des Erscheinungsbilds ist allerdings so groß, dass das 
Aussehen keine eindeutige Identifizierung erlaubt.

von Gustav K. (hauwech)


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Dieter W. schrieb:
> Die Streubreite des Erscheinungsbilds ist allerdings so groß, dass das
> Aussehen keine eindeutige Identifizierung erlaubt.

Das habe ich befürchtet :-(

Mir geht es in erster Linie darum, nicht in Kontakt mit dem giftigen 
Schwermetall Cadmium zu kommen. Also muss ich wohl nach jedem Hantieren 
in der Schraubenkiste die Hände waschen.

Die Frage wäre nun, ob normales Händewaschen mit Seife ausreichend ist.

von Daniel W. (danie)


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https://de.wikipedia.org/wiki/Chromatieren

https://de.wikipedia.org/wiki/Chrom(VI)-Verbindungen

Wenn du dir nicht sicher bist und die Schrauben älter sind (insbesondere 
Militärische und Luftfahrtanwendungen) solltest du auch Chrom 6 (Chrom 
VI) bedenken!

von Ein T. (ein_typ)


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Gustav K. schrieb:
> Mir geht es in erster Linie darum, nicht in Kontakt mit dem giftigen
> Schwermetall Cadmium zu kommen. Also muss ich wohl nach jedem Hantieren
> in der Schraubenkiste die Hände waschen.

Das Landesinstitut für Arbeitsschutz und Arbeitsgestaltung 
Nordrhein-Westfalen schreibt dazu das Folgende:
1
Cadmium und seine Verbindungen werden in erster Linie über die Lunge und den Darm aufgenommen. Über Hautresorptionsraten im menschlichen Organismus sind keine Angaben verfügbar, minimale Hautresorption wurde im Tierversuch nachgewiesen. [1]

> Die Frage wäre nun, ob normales Händewaschen mit Seife ausreichend ist.

Solange Du an den Schrauben nicht nuckelst oder sie Dir ins Bett legst, 
dürfte die Gefährdung doch recht überschaubar sein. Der Wikipediaartikel 
schreibt zu "Aufnahme und Gefahren":
1
Cadmium wird vom Menschen hauptsächlich durch die Nahrung aufgenommen. Zu den cadmiumreichen Nahrungsmitteln zählen:
2
3
- Leber,
4
- Kakao,
5
- (getrockneter) Seetang, Muscheln und andere Schalentiere,
6
- Sellerie, Blattgemüse wie Spinat und Mangold sowie Salat,
7
- Waldpilze (Zuchtchampignons enthalten wesentlich weniger),
8
- Ölsaaten wie Sonnenblumenkerne und Leinsamen. 
9
10
Es wird empfohlen, täglich nicht mehr als 20 g Leinsamen zu sich zu nehmen.[...] 
11
Auch Tabakrauch transportiert relativ große Cadmiummengen in die Lungen [...] [2]


[1] https://www.komnet.nrw.de/_sitetools/dialog/4696
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Cadmium#Toxikologie

Edit: Tag korrigiert.

: Bearbeitet durch User
von Np R. (samweis)


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Schwierig. Einfach nur vom Ansehen wirst Du das nicht unterscheiden 
können.
Wirklich einfache und für den Hausgebrauch taugliche Nachweisreaktionen 
gibt es auch nicht. Außerdem stören andere Metalle, die auch in/auf den 
Schrauben sein könnten, so dass Du am besten erst einmal einen 
Trennungsgang machen müsstest.

Am "einfachsten" wäre noch die Glühröhrchenprobe. Dabei verdampfst Du 
das Cadmium und schlägst es als Metallspiegel an einer kälteren Stelle 
des Röhrchens ab.
Mit dem Cd-Spiegel kann man dann ein bisschen "spielen" (verschiedene 
Farbreaktionen bieten sich da an).

Aber: Cadmium verdampfen ist zwar "einfach" aber nicht wirklich eine 
gesunde Variante.

Mach's wie immer bei der Arbeit: Nicht essen, nicht trinken, nicht 
rauchen. Hände waschen und/oder Handschuhe an.

von Jens G. (jensig)


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Gustav K. schrieb:
> Mir geht es in erster Linie darum, nicht in Kontakt mit dem giftigen
> Schwermetall Cadmium zu kommen. Also muss ich wohl nach jedem Hantieren
> in der Schraubenkiste die Hände waschen.

Immer dieses Katastrophen-Denken. Die Metaller damals sind wohl alle an 
Cd-Vergiftungen gestorben ...

> Die Frage wäre nun, ob normales Händewaschen mit Seife ausreichend ist.

Ich würde vor dem Waschen mit Seife erst mal klären, ob die Chemikalie 
"Seife" nicht noch schlimmere Cd-Verbindungen fabriziert, die vielleicht 
erst recht haut-durchgängig sind ...

von Np R. (samweis)


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Jens G. schrieb:
> Ich würde vor dem Waschen mit Seife erst mal klären, ob die Chemikalie
> "Seife" nicht noch schlimmere Cd-Verbindungen fabriziert, die vielleicht
> erst recht haut-durchgängig sind

Macht sie nicht. Seife ist basisch. Damit löst Du Cd nicht. Auch kein 
CdO oder CdS.
Cd geht nicht durch die Haut. Die Gefahr besteht im Einatmen oder 
Verschlucken.

von Manfred P. (pruckelfred)


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Jens G. schrieb:
> Gustav K. schrieb:
>> Mir geht es in erster Linie darum, nicht in Kontakt mit dem giftigen
>> Schwermetall Cadmium zu kommen. Also muss ich wohl nach jedem Hantieren
>> in der Schraubenkiste die Hände waschen.
> Immer dieses Katastrophen-Denken. Die Metaller damals sind wohl alle an
> Cd-Vergiftungen gestorben ...

Bitte vergiß nicht die Elektroniker, die aufgrund des bösen 
Zinn-Blei-Lots gestorben sind.

Ich hätte es verstanden, die Vergütung mit Blick auf deren Beständigkeit 
gegenüber Umwelteinflüssen zu hinterfragen, aber nicht, weil angeblich 
giftig.

Diese ständige Händewaschrei ist auch krank, trägt die natürliche 
Schutzschicht ab. Nicht ohne Grund gibt es in Industriebereichen, wo man 
sich öfter waschen muß, spezielle Hautschutzsalben.

von Ralf X. (ralf0815)


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Manfred P. schrieb:
> Bitte vergiß nicht die Elektroniker, die aufgrund des bösen
> Zinn-Blei-Lots gestorben sind.

Das Gedenken gilt bestimmt auch den früheren MA der Rizinusölindustrie.

> Ich hätte es verstanden, die Vergütung mit Blick auf deren Beständigkeit
> gegenüber Umwelteinflüssen zu hinterfragen, aber nicht, weil angeblich
> giftig.
>
> Diese ständige Händewaschrei ist auch krank, trägt die natürliche
> Schutzschicht ab. Nicht ohne Grund gibt es in Industriebereichen, wo man
> sich öfter waschen muß, spezielle Hautschutzsalben.

Viele vermeiden den Kontakt zur Natur, sonst kämen sie gar nicht aus dem 
Waschen heraus.
Gute Köche und Gastronomen nutzen gerne die schwarzen 
Hygienedauerhandschuhe, um die eigene Haut zu schützen.

von Gustav K. (hauwech)


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Np R. schrieb:
> Mach's wie immer bei der Arbeit: Nicht essen, nicht trinken ...

Leichter gesagt als getan. Schon futtert man einen Apfel und hat die 
Hände nicht gewaschen. Ungut, wenn man dann vorher cadmierte Schrauben 
in den Fingern hatte. Bisher war mir eben nicht klar, das diese 
goldfarben schillernde Oberflächenbeschichtung aus Cadmium bestehen 
könnte.

von Np R. (samweis)


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Gustav K. schrieb:
> Schon futtert man einen Apfel und hat die
> Hände nicht gewaschen.

Das ist halt etwas ungünstig. Aber an einem Apfel wirst Du nicht 
sterben. Bist ja nicht Schneewittchen.

Bei diesen Fragen muss man immer auch daran denken, dass es da 
(mindestens) zwei Risiko/Nutzen-Abwägungen gibt:

- Für den Gesetzgeber, der ein "Verbot des Inverkehrbringens" 
beschließt, zählt, dass das Cd aus geologisch sicheren Lagerstätten 
abgebaut wird und durch Farben, Lacke, Kunststoffe usw. und durch 
unsere, ähem, Abfallhandhabung in geologisch unsichere Lagerstätten 
überführt oder gleich in aller Welt verteilt wird, wo sich das Zeug in 
der Nahrungskette anreichert, so dass der Top-Predator am Ende eine 
üppige Dosis davon bekommt. Das sind leider wir.

- Für Dich als Individuum zählt erst einmal die unmittelbare Gefahr, die 
von ein paar Schrauben ausgeht. Die Dinger werden Dich nicht anspringen 
und beißen und auch nicht heimtückisch über Jahre vergiften und eines 
grausamen Todes sterben lassen.
Also alles gut. Kein Risiko.

Aber wo ist der Nutzen? Wenn Du Schrauben, die Du sowieso nicht 
brauchst, in Deiner Kiste behältst anstatt sie sachgerecht zu entsorgen?
Kein Nutzen, aber das Risiko, dass sie irgendwann jemand einfach so in 
die Tonne haut.

von Gustav K. (hauwech)


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Np R. schrieb:
> Aber wo ist der Nutzen? Wenn Du Schrauben, die Du sowieso nicht
> brauchst, in Deiner Kiste behältst anstatt sie sachgerecht zu entsorgen?

Woher weist du, dass ich die Schrauben nicht (irgendwann) brauche? Das 
ist das alte Problem, wenn man Normteile bevorratet. Welche davon 
braucht man bei den nächsten Projekten und welche nicht ...

Wenn ich alle goldfarbenen Schrauben entsorge (und das sind eine Menge), 
muss ich selbige wieder nachkaufen, weil sie dann im Sortiment fehlen. 
Macht nicht wirklich Sinn.

Zumal am Ende nicht gesichert ist, ob die Schrauben auch wirklich 
cadmiert sind, oder nur chromatiert. Optisch lässt sich das ja nicht 
eindeutig auseinander halten, wie wir eben festgestellt haben.

von Michael B. (laberkopp)


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Gustav K. schrieb:
> ob die Schrauben auch wirklich cadmiert sind, oder nur chromatiert.

Egal, auch Chrom VI ist nicht RoHS, und wenn die Schrauben älter sind, 
ist es noch kein Chrom VI Ersatz.

Dennoch würde ich beide nicht wegschmeissen.

von Dieter W. (dds5)


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Wenn die Schrauben schön glänzen und die Farben schillern, dann sind sie 
höchstwahrscheinlich verzinkt und anschließend chromatiert.
Ich habe Anfang der 1970er Jahre während meiner Lehre bei ABB noch 
selbst erlebt wie Stahlteile in der Galvanik so behandelt wurden.

Wie weiter oben schon geschrieben waren die Cadmierungen eher matt.

von Np R. (samweis)


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Gustav K. schrieb:
> Woher weist du, dass ich die Schrauben nicht (irgendwann) brauche?

Ja, ich weiß. Ich bin ja selbst ein Hamster.
Aber genau diese Schrauben brauchst Du ja offenbar nicht (nämlich 
cadmierte oder chromatierte). Sie sind Dir nur irgendwie in die Hände 
gefallen, und Du hast sie als "Asset" verbucht, weil sie von der Größe 
her irgendwann irgendwo passen könnten.
Dabei täten es doch auch auf anderem Weg passivierte, die man problemlos 
online bestellen kann und in zwei Tagen sind sie da.
Und chromatierte oder cadmierte dort zu verwenden, wo man sie eigentlich 
gar nicht braucht (und eigentlich auch gar nicht verwenden darf), nur 
weil zufällig das Maß stimmt?

von Manfred P. (pruckelfred)


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Np R. schrieb:
> Aber genau diese Schrauben brauchst Du ja offenbar nicht (nämlich
> cadmierte oder chromatierte). Sie sind Dir nur irgendwie in die Hände
> gefallen, und Du hast sie als "Asset" verbucht, weil sie von der Größe
> her irgendwann irgendwo passen könnten.
> Dabei täten es doch auch auf anderem Weg passivierte, die man problemlos
> online bestellen kann und in zwei Tagen sind sie da.
> Und chromatierte oder cadmierte dort zu verwenden, wo man sie eigentlich
> gar nicht braucht (und eigentlich auch gar nicht verwenden darf), nur
> weil zufällig das Maß stimmt?

Wie kommt man auf einen derart unsinnigen Kommentar?

Ich habe auch einige gelbe Schrauben im Bestand, die durchaus cadmiert 
sein könnten. Ob ich oder Gustav die so nicht brauchen, kannst Du nicht 
entscheiden. Was heißt "verwenden darf" - muß ich beim Bürgermeister 
beantragen, was ich verwenden darf?

Ich nehme mir heraus, selbst zu wissen, ob eine Schraube geeignet ist. 
Ich werde ganz sicher keine Neuware bestellen, wenn passendes Material 
vorhanden ist, weil es nicht chic ist.

von Michael B. (alter_mann)


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Gustav K. schrieb:
> Zumal am Ende nicht gesichert ist, ob die Schrauben auch wirklich
> cadmiert sind, oder nur chromatiert.

Das ist auch völlig Wumpe.
Die Dinger liegen brav in ihrem Fach und tun niemandem was.
Und für den Fall der Benutzung gilt: Die Beschichtung wurde mit dem Ziel 
der Haltbarkeit aufgebracht. Also wirst Du beim normalen Berühren keine 
nennenswerten Mengen davon abreiben.
Zur Beruhigung zieh' halt Handschuhe an und schlecke die Dinger nicht 
ab.

von 🍅🍅 🍅. (tomate)


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Gustav K. schrieb:
> Mir geht es in erster Linie darum, nicht in Kontakt mit dem giftigen
> Schwermetall Cadmium zu kommen. Also muss ich wohl nach jedem Hantieren
> in der Schraubenkiste die Hände waschen.

Die baden ganze Flugzeuge in Zink-Chromat, da wird bisschen Schraube 
wohl nicht so das Problem sein....

von Gustav K. (hauwech)


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Michael B. schrieb:
> Die Dinger liegen brav in ihrem Fach und tun niemandem was.

Ist ähnlich wie mit verbleitem Lötzinn. Solange das auf der Spule und in 
der Lötkram-Kiste liegt, ist alles OK. Nur wenn man damit arbeitet, kann 
es problematisch werden. Und nein, ich ziehe zum Löten keine Handschuhe 
an.

Beim Bleilot ist die Gefahr bekannt, dass von Schrauben eine ähnliche 
Gefahr ausgehen könnte, hätte ich mir nicht träumen lassen.

von Michael B. (laberkopp)


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Gustav K. schrieb:
> hätte ich mir nicht träumen lassen.

Selbst viele Metalle enthalten eine erkleckliche Menge Blei,

Automatenstahl, Messing, Alulegierung

man merkt es am schwarzen Abrieb auf den Händen (kann aber auch Mangan 
sein).

Und alte Farben mit Blei (bleiweiss, Menninge) oder Arsen (mintgrün 
heisst Arsenic).

von Michael B. (alter_mann)


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Gustav K. schrieb:
> Nur wenn man damit arbeitet, kann
> es problematisch werden.

Tja, das Leben ist eines der gefährlichsten! Es führt unweigerlich zum 
Tode.;-)

von Hp M. (nachtmix)


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Michael B. schrieb:
> Tja, das Leben ist eines der gefährlichsten! Es führt unweigerlich zum
> Tode.;-)

Aber es schult ungemein!

von C. D. (derschmied)


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Gustav K. schrieb:
> Mir geht es in erster Linie darum, nicht in Kontakt mit dem giftigen
> Schwermetall Cadmium zu kommen.

Cadmium ist in jedem Waldpilz, jeder Freilandkarotte nachweisbar. Sogar 
im arktischen Eis. Seit der Mensch Metalle verhüttet sind deren Spuren 
global verfolgbar, liegt am Wind.

Toxischen Charakter bekommen sie aber erst, wenn in der Öffentlichkeit 
ohne Maß & Verstand auf der Giftigkeit herumgeritten wird: Cadmium gilt 
dann als der schiere, sichere Tod, kommt es näher als auf einen 
Kilometer heran, gehen die Sirenen im Kopf los und Abwehrmaßnahmen 
müssen getroffen werden.

Es ist vollkommen unmöglich, Metalle vor dem Recyceln so zu sortieren, 
dass im neuen Produkt weder Spuren noch größere Anteile von 
Schwermetallen sich darin befinden, das geht beim Münzgeld los und hört 
bei der Konserve lange noch nicht auf. Es betrifft Armaturen der 
Trinkwasserversorgung ebenso wie das Tafelbesteck. Es gibt kein 
Entrinnen.

Selbst Kunststoffe aus Fernost werden gern mit Metalloxiden eingefärbt, 
diese Pigmente sind billig und zudem dauerhafter als Öko-Farben aus dem 
Reformhaus.

Michael B. schrieb:
> Selbst viele Metalle enthalten eine erkleckliche Menge Blei,

Korrekt.

Jens G. schrieb:
> Die Metaller damals sind wohl alle an Cd-Vergiftungen gestorben ...

Nö, Unsereins lutscht aber auch keine Beilagscheiben :-) Ganz anders 
sieht's mit dem Schweißrauch aus.

Manfred P. schrieb:
> Ich werde ganz sicher keine Neuware bestellen, wenn passendes Material
> vorhanden ist, weil es nicht chic ist.

Eine ganze Weile habe ich mit der Anschaffung eines soliden 
Geigerzählers geliebäugelt, der Preis hat mich abgeschreckt. Große 
Mengen an Stahl kamen immer aus der Ukraine, und zur Produktion ist 
Schrott als Zugabe zum Kühlen der Schmelze obligatorisch. Wer weiß 
schon, was dort alles an kontaminiertem Material mit unter die Räder 
gekommen ist...

: Bearbeitet durch User
von Np R. (samweis)


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Manfred P. schrieb:
> Wie kommt man auf einen derart unsinnigen Kommentar?
Denk noch einmal drüber nach. Du kommst schon drauf.

> weil es nicht chic ist.
Weil es mit "chic" nichts zu tun hat.

Es ist ein klassisches Beispiel dafür, dass der Mensch sein 
individuelles Risiko anders bewertet als ein Risiko für die 
Allgemeinheit - selbst wenn er selbst zu dieser Allgemeinheit gehört.

1. individuelles Risiko
Da war bei TO ja die große Sorge vorhanden selbst
Gustav K. schrieb:
> in Kontakt mit dem giftigen Schwermetall Cadmium zu kommen
Deshalb hat er hier nachgefragt.

2. Risiko für die Allgemeinheit
Nachdem ihm gesagt wurde, dass für ihn die Gefahr gering ist, ist die 
Erleichterung groß und das Thema erledigt.
Dass der Gesetzgeber "nur" zum Schutze der Allgemeinheit das 
Inverkehrbringen von Cadmium in div. Zusammenhängen verbietet, damit 
Cadmium nur dort verwendet wird, wo es nicht anders geht und wo es dann 
anschließend sicher deponiert oder sogar recycelt werden kann, ist dann 
nicht so wichtig.
Wenn man ein paar Cent sparen kann, indem man eine cadmierte Schraube 
dort einsetzen kann, wo sie gar nicht nötig (und daher auch nicht 
zugelassen) wäre, weil jede andere Schraube es auch getan hätte, dann 
kommt die Schraube halt da rein - und erreicht so genau das, was der 
Gesetzgeber vermeiden wollte:
Niemand rechnet damit, dass da Cadmium drin ist. Das Ding fliegt 
irgendwann in den Müll (oder sonstwohin), das Cd landet im Grundwasser, 
dann in Gewässern, reichert sich in wasserlebenden Organismen an und 
landet schließlich als Fisch frisch auf dem Tisch.
So what? Ich mag sowieso keinen Fisch...

: Bearbeitet durch User
von Maik .. (basteling)


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Na, die relativierungen vom Schmied gelten zwar im Allgemeinen - nicht 
aber in speziellen Fällen.

Cadmierte Oberflächen gab es früher auch bei stabileren Steckverbindern, 
wie z.B. den Militär und Luftfahrtsteckverbindern. Diese wurden aber 
auch sehr gern zivil in hochpreisigeren Geräten als Lade oder 
Verbindungskabel eingesetzt. Und wenn man sich da dann die abgeriebene 
Beschichtung auf einem Ladestecker z.B. für Messgeräte ansieht, fragt 
man sich schon in wessen Fingern und auf welcher Wurstsemmel das Cadmium 
dann gelandet ist. War man sich früher nicht bewusst - aber heute muss 
das nicht mehr sein.

Ist doch auch schon schlimm, wenn man sieht was so eine Nickelallergie 
im Bereich von Jeansnieten mit Beinen selbst bei seltenen Tragen 
anstellen kann.

von Np R. (samweis)


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C. D. schrieb:
> Cadmium ist in jedem Waldpilz, jeder Freilandkarotte nachweisbar.

Und? Wo genau ist jetzt das Argument?
Willst Du mit Deinem Beitrag sagen:
- Cadmium ist ein natürliches Element, sozusagen "bio", also alles gut.
- Schwermetalle sind überall. Es gibt kein Entrinnen, und sterben müssen 
wir alle sowieso.
- Schwermetalle kann man nicht gut recyceln, also braucht man deren 
Verwendung nicht einzuschränken.
- Gifte sind nur giftig, wenn darüber geredet wird.

von Helmut -. (dc3yc)


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Bei eurer ganzen unsinnigen Diskussion kam mir der Refrain des schönen 
Lieds "Der Buba" von Arik Brauer selig ins Gedächtnis:

Der Mensch stirbt nicht vom Gift
Der Mensch stirbt nicht vom Tod
Er stirbt vor lauter Todesangst
Er stirbt, wenn man ihm droht

Ja, das Leben ist eines der gefährlichen Dinge und endet meist mit dem 
Tod!

von Hans (ths23)


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Gustav K. schrieb:
> Mir geht es in erster Linie darum, nicht in Kontakt mit dem giftigen
> Schwermetall Cadmium zu kommen. Also muss ich wohl nach jedem Hantieren
> in der Schraubenkiste die Hände waschen.
Eine cadmierte Schraube wird Dich nicht gleich umbringen, selbst dann 
nicht wenn Du Dir die Hände nicht danach wäschst.
In meiner Firma wurde etwa 1984 auf gelb verzinkte Schrauben umgestellt. 
Bis dahin waren die halt cadmiert und an unseren Geräten waren einige 
dieser Schrauben verbaut. Man hat das damals viel lockerer gesehen. Am 
Ende macht die Dosis das Gift.

von Hans (ths23)


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Gustav K. schrieb:
> Beim Bleilot ist die Gefahr bekannt, dass von Schrauben eine ähnliche
> Gefahr ausgehen könnte, hätte ich mir nicht träumen lassen.

Vom ganzen Leben geht eine Gefahr aus.

von Np R. (samweis)


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Hans schrieb:
> Man hat das damals viel lockerer gesehen.

Nein. Man wusste damals schon genau so wie heute, dass das Zeug giftig 
ist - dass es aber niemanden beißt, wenn es als mikrometerdünne Schicht 
auf Metallteile aufgebracht wird. Da gibt es keine neuen Erkenntnisse.
Und man ist auch nicht "cooler", weil man sich traut eine cadmierte 
Schraube anzufassen, ohne sich einzuscheißen. War es damals nicht und 
ist es heute nicht.

Was sich allerdings geändert hat, ist, dass sich weitsichtige Menschen 
heute mehr Gedanken zum Verbleib von dem Zeug machen. Die Kurzsichtigen 
sind natürlich immer noch auf dem Trip "Ich bin cool und was 
interessieren mich die Anderen."

von Michael B. (alter_mann)


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Np R. schrieb:
> Was sich allerdings geändert hat, ist, dass sich weitsichtige Menschen
> heute mehr Gedanken zum Verbleib von dem Zeug machen.

Und als Ergebnis dieser "Gedanken" haben wir dann an der Flasche 
festgetütelte Schraubverschlüsse, Trinkhalme aus Papier und Bleigießen 
mit Wachs zu Silvester.
Nicht zu vergessen die Fieberthermometer, die nicht funktionieren wenn 
man sie braucht weil Knopfzelle leer. Abber immerhin 2 Mio. weniger Tote 
durch Hg-Vergiftung pro Jahr?
Der letzte echte Bringer in dieser Richtung war die Ablösung von 
verbleitem Sprit und das FCKW-Verbot. Alles Folgende ist einfach nur 
Symbolpolitik.

Ich sehe hier keinerlei Eigenverantwortung mehr, nur noch 
Vollkaskomentalität und Regelungswahn.

von Np R. (samweis)


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Michael B. schrieb:
> festgetütelte Schraubverschlüsse, Trinkhalme aus Papier

Ja, bei manchen Regelungen fragt man sich, für welche Menschen die 
gemacht sind.
Ich werfe die Verschlüsse nie weg. Ich brauche die doch, um die Flasche 
wieder zu zu schrauben.
Andererseits weiß ich aber auch nicht, was da gerade für Menschen im 
Umlauf sind. Wenn man in manchen Gegenden Nordafrikas in die Landschaft 
schaut, glaubt man nicht, dass das Wüste ist. Das sieht eher aus wie 
eine äußerst fruchtbare Plastiktüten-Plantage.
Was nicht heißen soll, dass Maghrebiner dreckiger sind als Deutsche. Was 
dem Einen seine Plastiktüte ist dem Anderen sein Cadmium.

Michael B. schrieb:
> Ich sehe hier keinerlei Eigenverantwortung mehr
Naja, die war in D ja sowieso nie richtig modern.
Eigenverantwortung würde bedeuten, dass man für seine eigene Pelle 
seine eigenen Entscheidungen trifft - und dann selber die 
Verantwortung trägt.

Eigenverantwortung heißt ja nicht, dass man selber die Entscheidung 
trifft, welchen Risiken man Andere (oder die nebulöse Allgemeinheit 
oder die "Umwelt") aussetzen will - und welche Verantwortung man dann 
sowieso nicht tragen will.

In der Praxis sieht das dann so aus, dass man hier nachfragt, wenn's um 
die eigene Pelle geht. Wenn etwas schief geht, muss die KV einspringen. 
Aber Entscheidungen für die Allgemeinheit trifft man leicht und 
freihändig. Für den eigenen Hintern reichte die Kompetenz nicht, für 
alle Anderen - ach, das muss man lockerer sehen.

: Bearbeitet durch User
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