Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik 230V 3-Phasig mit Frequenzumrichter?


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von Motorola D. (motorola_d)



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Hallo liebes Forum,

ich bin eigentlich Mechaniker daher entschuldigt bitte meine unbedarften 
Frage:
Mir ist ein elektrischer Kettenzug zugelaufen, den ich gerne in meiner 
(privaten) Werkstatt benutzen möchte. Laut Typenschild verlangt er nach 
"3Phase 220V~ 50Hz". Da auch das Handbuch nur auf Englisch ist, vermute 
ich, dass er eigentlich für den US-Markt gedacht ist.
Meine erste Hoffnung war, ihn von einer Dreieck- auf eine Sternschaltung 
umzuklemmen. Leider ist er aber ab dem Schütz fest verdrahtet (siehe 
Bilder) und das Handbuch erwähnt auch keine Möglichkeit hierzu.

Nun ist meine nächste Idee, ihn an einem FU zu betreiben, bei dem ich 
auch die 3-Phasige Ausgangsspannung auf jeweils 120V einstellen kann.
Oder bin ich da auf dem Holzweg?
Habt ihr eine Empfehlung für einen FU der das für einen 3,5kw-Motor 
kann? 3-Phasig 400V ist vorhanden.

Herzlichen Dank für eure Hilfe!
Adrian

von Matthias M. (tubercel)


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Wäre US Markt nicht eher 60Hz?

von Ingo L. (corrtexx)


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So wie scheint, sind die Enden der Motorwicklungen direkt rausgeführt, 
die drei scharzen Leitungen. Somit hast keinerlei Möglichkeit, eine 
Änderung die Verschaltung zu ändern.

FU ist eine Möglichkeit, dann aber bitte den Trafo rechts eigenständig 
mit einer Hilfsversorgung an 230V, der FU mag solche Dinge garnicht, und 
viel weniger die Komponente die hinter dem Trafo hängt.

von H. H. (hhinz)


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Motorola D. schrieb:
> für den US-Markt gedacht ist.

Und deshalb 50Hz und CE...

Das Ding wird übliche 230/400V vertragen, in China sind 220/380V üblich.



Aber:

Frage:
Ist der Kettenzug für das deutsche Drehstromnetz (400V/60Hz) geeignet? 
Kann er direkt angeschlossen werden?
Diese Frage beantworten
Antwort:
Der Kettenzug ist nicht für das deutsche Drehstromnetz (400V/60Hz) 
geeignet, er kann nicht direkt angeschlossen werden
Von vevor an Dez 11, 2024

Sehr merkwürdig.



Aber der Steuertrafo löst das Rätsel: 220V-->36V laut letztem Foto, und 
der wird primär zwischen zwei Aussenleitern hängen. Also doch exotischer 
Drehstrom mit 220V zwischen den Aussenleitern.

: Bearbeitet durch User
von Thomas R. (thomasr)


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Hinz, du schreibst zuviel ;-)

von Armin X. (werweiswas)


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Es braucht einen Drehstromtrafo bzw Drehstromspartrafo mit etw 4kVA 
Nennleistung.
Steht bei mir noch einer ganz hinten im Regal rum. Ist sogar mit einem 
grün lackierten Gehäuse versehen. Könnte aber auch nur 3kVA haben. Bei 
wirklichem Interesse grab ich den aus und schaue nach.

von Achim H. (pluto25)


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Ein FU der aus einphasig 230V dreiphasig 220V macht würde gehen.
Die 120V wären dann bei ca 1/3 Drehzahl sinnvoll.

: Bearbeitet durch User
von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Achim H. schrieb:
> Ein FU der aus einphasig 230V dreiphasig 220V macht würde gehen.

Das würde gehen, aber du brauchst eben fast 4kW, um den Motor 
anzutreiben und das ist mit normaler Hausverkabelung nicht drin. Extra 
dicke Leitung (4mm²) auf CEE 32A Dose muss da schon sein. Ansonsten ist 
ein kräftiger FU wahrscheinlich genau das richtige.

von Falk B. (falk)


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Motorola D. schrieb:
> ich bin eigentlich Mechaniker daher entschuldigt bitte meine unbedarften
> Frage:
> Mir ist ein elektrischer Kettenzug zugelaufen, den ich gerne in meiner
> (privaten) Werkstatt benutzen möchte. Laut Typenschild verlangt er nach
> "3Phase 220V~ 50Hz". Da auch das Handbuch nur auf Englisch ist, vermute
> ich, dass er eigentlich für den US-Markt gedacht ist.

Naja, die Amis haben 208V Drehstrom (Phase-Phase). 220V sind unklar, 
vermutlich hat der Chinamann da was verwechselt oder es gibt andere 
Netze.

> Meine erste Hoffnung war, ihn von einer Dreieck- auf eine Sternschaltung
> umzuklemmen. Leider ist er aber ab dem Schütz fest verdrahtet (siehe
> Bilder) und das Handbuch erwähnt auch keine Möglichkeit hierzu.

Wozu auch? Der Motor soll ja keine sonderlichen Aktionen machen, 
normaler, direkter Betrieb am Dreiphasennetz

> Nun ist meine nächste Idee, ihn an einem FU zu betreiben, bei dem ich
> auch die 3-Phasige Ausgangsspannung auf jeweils 120V einstellen kann.
> Oder bin ich da auf dem Holzweg?

Nein, aber es bleibt die Frage, ob die 220V als Spannung Phase-Phase 
gemeint sind (was bei Drehstrom üblich ist) oder 220V Phase-Neutral. 
Vermutlich ersteres.

> Habt ihr eine Empfehlung für einen FU der das für einen 3,5kw-Motor
> kann? 3-Phasig 400V ist vorhanden.

Ich hab vor reichlich einem Jahr mit FUs von Hitachi zu tun gehabt, die 
P1 Serie gibt es von sehr klein bis sehr groß. Funktioniert sehr gut.

https://www.hitachi-da.com/produkt-details/product/Frequenzumrichter-Serie-SJ-P1/product_category/frequenzumrichter.html

Der 00083 wäre was für dich. 4kW Motor im Kurzzeitbetrieb (VLD, Very Low 
Duty)

Vielleicht reicht aber auch ein dreiphasiger Spartrafo 400V/208V, den 
sollte es auch für kleines Geld im Laden geben. Robuster ist der auch.

von Falk B. (falk)


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Matthias S. schrieb:
> Achim H. schrieb:
>> Ein FU der aus einphasig 230V dreiphasig 220V macht würde gehen.
>
> Das würde gehen, aber du brauchst eben fast 4kW, um den Motor
> anzutreiben und das ist mit normaler Hausverkabelung nicht drin. Extra
> dicke Leitung (4mm²) auf CEE 32A Dose muss da schon sein.

Unsinn. Eine normale EINPHASIGE Steckdose liefert 16A, macht 3600W. Und 
für kurze Zeit sicher auch einen gutes Stück mehr, so schnell spricht 
keine Sicherung thermisch an! Dreiphasig kriegt man aus einer 16A Dose 
11kW raus, DAUERHAFT!

> Ansonsten ist
> ein kräftiger FU wahrscheinlich genau das richtige.

Ja, Overkill deutscher Art.

von Giovanni (sqrt_minus_eins)



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Beschreibung:
https://manuals.plus/de/vevor/wx4400lbs-2-electric-chain-hoist-manual

Es handelt sich wirklich um einen Motor 2x230V (50Hz oder 60Hz).

Um das Gerät verwenden zu können wäre ein Trafo 3x400/3x230V notwendig.
Da die 3500W wahrscheinlich die max. Leistung ist, und der Kran nicht um 
Dauerbetrieb ist, würde vielleicht ein 2.5kVA reichen.

Nur ein Beispiel. Es gibt sicher eine Unmenge Anbieter.
https://www.taunus-transformatoren.de/transformatoren/trafotechdaten.html?typ=120411025

Ein Umbau auf FU-Betrieb ist sicher aufwendiger.

von Giovanni (sqrt_minus_eins)


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Nachtrag zu FU-Umbau mit "Standard" Frequenzumrichter
Beim Absenken müsste der FU
 * die Leistung ins Netz zurückspeisen ==> Mehrkosten €€€€€€
 * die Leistung in einem Bremswiderstand verheizen ==> weniger 
Mehrkosten €€€

--> Daher wie schon vorgeschlagen:

Armin X. schrieb:
> Es braucht einen Drehstromtrafo bzw Drehstromspartrafo mit etwa 4kVA
> Nennleistung.
> Steht bei mir noch einer ganz hinten im Regal rum. Ist sogar mit einem
> grün lackierten Gehäuse versehen. Könnte aber auch nur 3kVA haben. Bei
> wirklichem Interesse grab ich den aus und schaue nach.

von Flip B. (frickelfreak)


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230/400V trafos gibt es günstig gebraucht von siemens. suchbegriff: 
5AT10

beispiel 1/5kVA: https://www.ebay.de/itm/225211579086

mit etwas suchen findet man sicher auch dreiphasige, aber vermutlich 
nicht 400/230V

: Bearbeitet durch User
von Armin X. (werweiswas)


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Flip B. schrieb:
> mit etwas suchen findet man sicher auch dreiphasige, aber vermutlich
> nicht 400/230V

Der Kollege benötigt DREHSTROM!
Was er benötigt ist mindestens so einer: 
https://www.ebay.de/itm/285604750397

Im Übrigen ist die Idee mit einem FU nur ganz bedingt geeignet, da die 
meisten in ihrem Handbuch stehen haben, dass bei nur einem 
angeschlossenen Antrieb KEIN Schalter zwischen FU und Motor platziert 
sein darf. Genau dieses stellen jedoch die Schütze dar.
Ein Sanftstart mit FU ist auch Grütze weil die Bremse von der 
Netzspannung mitversorgt wird.

: Bearbeitet durch User
von Motorola D. (motorola_d)


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Armin X. schrieb:
> Es braucht einen Drehstromtrafo bzw Drehstromspartrafo mit etw 4kVA
> Nennleistung.
> Steht bei mir noch einer ganz hinten im Regal rum. Ist sogar mit einem
> grün lackierten Gehäuse versehen. Könnte aber auch nur 3kVA haben. Bei
> wirklichem Interesse grab ich den aus und schaue nach.

@all: Vielen Dank für die vielen Antworten. Das Forum ist eine tolle 
Anlaufstelle!
Ich nehme als Konsens mit, dass ein Drehstrom(spar)Trafo die beste 
Lösung wäre?

@Armin X.
Wenn du einen passenden Trafo hast, wäre ich daran sehr interessiert! 
Wir werden uns bestimmt einig.

von Armin X. (werweiswas)


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Dann gehe ich heute Abend mal schauen.

von Armin X. (werweiswas)


Angehängte Dateien:

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Hi
Hatte den Thread nicht mehr gefunden..
Der Trafo ist mit 6kVA angegeben.
Das geschlossene Gehäuse misst 37 x 37 x 25cm.
Ich hänge gleich noch zwei Bilder an.

: Bearbeitet durch User
von Lu (oszi45)


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Bisher sehe ich der Lösung weniger optimistisch entgegen, da bestimmt 
ein recht hoher Motor-Anlaufstrom die Sicherung auslösen könnte.

von H. H. (hhinz)


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Lu schrieb:
> Bisher sehe ich der Lösung weniger optimistisch entgegen, da
> bestimmt
> ein recht hoher Motor-Anlaufstrom die Sicherung auslösen könnte.

Der Anlaufstrom bleibt auf 400V Ebene unter 40A.

von Mani W. (e-doc)


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Thomas R. schrieb:
> Hinz, du schreibst zuviel ;-)

Naja, besser mehr mit Hintergrund als gar nichts in der Dunkelheit...

von Armin X. (werweiswas)


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Lu schrieb:
> die Sicherung auslösen könnte.

Welche denn?
Die max 3500W machen am Drehstromnetz nix aus

von Motorola D. (motorola_d)


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Na, der sieht doch gut aus. Besser zu groß dimensioniert, als dass ihm 
bei 2t am Haken die Puste ausgeht.
Ich schreibe dir mal eine Mail für die Details.
Viele Grüße
Adrian

von Motorola D. (motorola_d)



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Hallo liebes Forum,

ich wollte noch schnell eine abschließende Rückmeldung zu meinem 
Kettenzug geben:
Mit Armins Trafo läuft er vorzüglich!
Hier in bewegten Bildern:

https://youtube.com/watch?v=gNjt8N7BjqM

Die ganze Geschichte mit mehr Details gibt's bei mir im Blog:

https://adrian.kochs-online.net/2025/02/20/let-the-rope-be-free-iv/

Vielen, vielen Dank nochmals an alle Beteiligten! Ohne dieses Forum 
hätte ich da nie eine ordentliche Lösung hinbekommen!

Eine letzte Frage hätte ich noch:
Da ich den Trafo später fix montieren werde und auch fest verkabelt, 
kann ich mir doch eigentlich den etwas zerdepperten Sicherungskasten mit 
den Schmelzsicherungen sparen, oder? Er lief auch jetzt problemlos mit 
dem 3-Fach-16A-LSS (Typ B) der Starkstromdose.

Herzliche Grüße
Adrian

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Motorola D. schrieb:
> Er lief auch jetzt problemlos mit
> dem 3-Fach-16A-LSS (Typ B) der Starkstromdose.

Ist sowieso besser als 3 einzelne Sicherungen, denn der 3-fach LS 
schaltet im Fehlerfall gleich alle Phasen ab und verhindert, das nur 
noch 2 Phasen am Motor ankommen und ihn quälen. (Motorschutz)

: Bearbeitet durch User
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