Forum: Haus & Smart Home RCCB Typ B hinter Typ A - Auslösezeiten passen nicht


von Martin S. (sirnails)


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Hallo zusammen,

vor Jahren kam ich hier schonmal mit dem Thema auf, nun ist es in etwas 
anderer Art wieder aktuell.

Ausgangssituation:

Teststand mit 3-Phasenanschluss und Frequenzumrichter wird in der 
Produktion frei herumgeschoben (zwar nicht regelmäßig, aber immer 
wieder), weshalb ein Festanschluss ausscheidet.

Da die Halleninstallation mit Typ A RCCB abgesichert sind (30mA, 63A) 
darf der FU daran eigentlich nicht betrieben werden. Abhilfte schaffte 
Doepke, die irgendwann die MI-Typen für mobile Installationen 
herausgebracht haben: RCCB Typ B, die nach einen unbekannten Typ RCCB 
geschaltet werden dürfen.

Fehlerstromschutzschalter DFS 4 016-4/0,03-B SK MI (exemplarisch)

Soweit, so klar.

Nun war eine externe Prüffirma im Haus, und hat die Teststände von mir 
durchgemessen. Und zwei davon sind durchgefallen, weil der Prüfer am 
Teststand die Schleifenimpedanz ZLPE gemessen hat, und dabei der RCCB in 
der Hauptverteilung geflogen ist, bevor der Doepke ausgelöst hat. Seiner 
Auffassung nach hätte der RCCB im Teststand zuerst auslösen müssen.

Jetzt frage ich mich, welche Lösungen es dafür gibt, denn der Doepke ist 
kurzzeitverzögert, die in der Halleninstallation verbauten RCCB 
natürlich unverzögert. So, wie ich das lese, gibt es diese Typen nicht 
unverzögert.

Welche Lösungen kann es hier geben? Selektive RCCB stellen wohl keinen 
Personenschutz dar, und fallen deshalb raus.

von Armin X. (werweiswas)


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Martin S. schrieb:
> Und zwei davon sind durchgefallen, weil der Prüfer am Teststand die
> Schleifenimpedanz ZLPE gemessen hat, und dabei der RCCB in der
> Hauptverteilung geflogen ist, bevor der Doepke ausgelöst hat.

Hat der "Prüfer" dann nicht mit zu hohem Messstrom geprüft bzw evtl sein 
Messgerät falsch eingeschleift?

von Thomas R. (thomasr)


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Hallenverteilung umbauen so daß die Prüfstands RCD "einzeln" ohne 
vorgeschalteten "Hallen RCD" betrieben werden.

: Bearbeitet durch User
von Martin S. (sirnails)


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Armin X. schrieb:
> Martin S. schrieb:
>> Und zwei davon sind durchgefallen, weil der Prüfer am Teststand die
>> Schleifenimpedanz ZLPE gemessen hat, und dabei der RCCB in der
>> Hauptverteilung geflogen ist, bevor der Doepke ausgelöst hat.
>
> Hat der "Prüfer" dann nicht mit zu hohem Messstrom geprüft bzw evtl sein
> Messgerät falsch eingeschleift?

Gute Frage.

Ich hab grog recherchiert, welches Messgerät er genommen hat 
(irgendeines aus der Master Serie von Gossen) und hier spricht das 
Datenblatt von irgendwas zwischen 1,5 und 3A AC für die ZLPE Messung. 
Damit ist ein Auslösen natürlich zu erwarten, wobei ich glaube, dass er 
das selbst gar nicht kritisiert.

von Martin S. (sirnails)


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Thomas R. schrieb:
> Hallenverteilung umbauen so daß die Prüfstands RCD "einzeln" ohne
> vorgeschalteten "Hallen RCD" betrieben werden.

Was sich nicht mit der Anforderung "Teststand muss räumlich veränderlich 
sein" und "Teststand muss mit Cekon anschließbar sein" deckt.

Wie man es dreht, und wendet; Selektivität bei RCCB UND Personenschutz 
auf der gesamten Kette scheint für mich nicht vereinbar.

Ich persönlich sehe auch überhaupt keinen Grund, warum das ein Problem 
sein soll. Wenn der RCD auslöst, dann nur, weil was so richtig faul ist. 
Da hat ohnehin kein Laie mehr dran zu gehen, irgendwelche 
Personenschutzschalter wieder einzudrehen, und darauf zu hoffen, dass 
das Resultat jetzt ein anderes ist. Das fällt m.M.n. nicht in die 
Kategorie der Laienbedienbarkeit und damit ist es auch vollkommen egal, 
ob der RCCB im Teststand oder fünf Meter weiter in der UV ausfällt.

von Stephan (stephan_h623)


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Martin S. schrieb:
> Selektivität bei RCCB UND Personenschutz
> auf der gesamten Kette scheint für mich nicht vereinbar.

Ist ja auch nicht selektiv aufgebaut. Bzw. eher leicht falsch rum 
selektiv, wenn man mal annimmt, dass der Hallen-RCD nicht 
kurzzeitverzögert ist.
Das müsste dann schon ein Hallen-RCD mit 100mA und in selektiver 
Ausführung sein...

Martin S. schrieb:
> Ich persönlich sehe auch überhaupt keinen Grund, warum das ein Problem
> sein soll.

Ich praktisch auch nicht, aber wenn Selektivität tatsächlich hart (vom 
Prüfer) gefordert ist, dann geht das so niemals.
Dann wäre es vmtl. das einfachste den Hallen-RCD auf Typ B umzurüsten. 
Wieviele Hallen, bzw. Hallen-RCD sinds denn?

Oder er will einfach nur sehen, dass der FI am Umrichter auch über sein 
Messgerät auslöst. Bzw. er will die Auslösezeit dokumentieren, was er so 
ja nicht kann.
Dann würde eine CEE mit selektivem RCD davor evtl. reichen. Oder auch 
mit geeigneter Kennzeichnung ohne FI, falls das dann nicht wieder ein 
Problem wird.

Martin S. schrieb:
> Wenn der RCD auslöst, dann nur, weil was so richtig faul ist.
> Da hat ohnehin kein Laie mehr dran zu gehen, irgendwelche
> Personenschutzschalter wieder einzudrehen, und darauf zu hoffen, dass
> das Resultat jetzt ein anderes ist.

Meine Überlegung geht da etwas anders:
Eigentlich wäre auch ein einzelner RCD für die ganze Halle zulässig, 
wenn es ein Typ B wäre (entnehme ich dem Ausgangspost). Der 
nachgeschaltete RCD dient nur dem Schutz des ersten RCD vor einem 
schädlichen Gleichanteil.

Insoweit kann der zweite RCD im Glücksfall den Stromausfall in der Halle 
vermeiden. In der Tendenz wird er das wegen der Kurzzeitverzögerung aber 
nicht tun. Aber der eigentliche Zweck ist ausschließlich der Schutz für 
den Hallen-FI gegen Gleichstrom.

Anders wäre es natürlich, wenn für den Umrichter generell ein eigener FI 
gefordert wäre. Bzw. wenn der Umrichter auch an einem Typ B geschützten 
Hallennetz nicht direkt hängen dürfte.

von Thomas R. (thomasr)


Angehängte Dateien:

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Wenn die Hallensteckdosen zur allgemeinen Verfügung stehen, müssen diese 
mit einem 0,03A RCD gesichert sein. Will man da einen FU anschließen, 
muß dieser aber mit einem Typ B gesichert sein. Das wiederum ist nicht 
(einfach so) zulässig weil ein zulässiger Gleichstromfehler (aus dem FU) 
den Typ B noch nicht auslöst, den vorgeschalteten Typ A aber erblinden 
läßt. Daher die MI Sonderausführung von Doepke die schon bei ca. 6mA 
Gleichstromfehler auslöst der den Typ A gerade noch nicht erblinden 
läßt.

Damit ist aber das Problem der Selektivität nicht gelöst. Bei einem 
einfachen AC Fehler würden immer/meist beide RCDs auslösen (wie 
beobachtet).

Also müßte der Hallen RCD ein kurzzeitverzögerter sein was aber wegen 
der 100mA Ansprechschwelle nicht die Forderung nach Personenschutz bei 
Laienbedienbarkeit erfüllt.

Es bleibt nur die Trennung der Verkabelung für alle CEE Dosen an die der 
Prüfstand angesteckt werden könnte. Eine 32A Zuleitung wird ja 
vermutlich aus der UV kommen wo auch der Hallen RCD sitzt? Dann wäre das 
relativ einfach. Die Prüfstände selbst hätten dann keinen RCD mehr 
eingebaut. Die Umrüstung des Hallen RCD auf B wäre erforderlich falls 
man doch "falsch" einsteckt.

Es muß nicht JEDE 32A CEE umgerüstet werden. Man kann ja die "richtigen" 
beschriften und den Prüfstandsbediener einweisen. Steckt er richtig ein 
fällt im Fehlerfall nur der zugeordnete B RCD (in der UV oder direkt in 
der CEE Dose*). Steckt er falsch ein und ein Fehler tritt auf wird die 
Halle dunkel aber der Schutz war gegeben.

* Damit niemand zur Hallen UV laufen muß würden diese Sondersteckdosen 
den Typ B eingebaut haben (AP Gehäuse mit REG Feld). Ein Auslösen ist 
dann unmittelbar neben dem Prüfstand an der Steckdose zu beheben.

: Bearbeitet durch User
von Wolf17 (wolf17)


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Martin S. schrieb:
> Seiner
> Auffassung nach hätte der RCCB im Teststand zuerst auslösen müssen.

Den Prüfer nach der Vorschrift fragen, die das verlangt und die dann 
selber durchlesen, ob das wirklich sein muss. Ggf DE anschreiben, da 
antworten in der Zeitschrift kompetente Fachleute mit Praxiserfahrung.
https://de.wikipedia.org/wiki/De_%E2%80%93_das_elektrohandwerk

von Martin S. (sirnails)


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Stephan schrieb:
> Insoweit kann der zweite RCD im Glücksfall den Stromausfall in der Halle
> vermeiden. In der Tendenz wird er das wegen der Kurzzeitverzögerung aber
> nicht tun. Aber der eigentliche Zweck ist ausschließlich der Schutz für
> den Hallen-FI gegen Gleichstrom.

Genau so ist es. Der RCCB Typ B im Teststand soll ausschließlich die 
Sättigung des Hallen-RCCB verhindern und nicht diesen ersetzen.

Der RCCB im Teststand ist eigentlich auch nicht zugänglich. Der Prüfer 
hatte halt nen Schlüssel und hat Türen geöffnet, die ihn eigentlich 
nichts angehen, und wild angefangen, herumzumessen.

Für die geforderte DGUV Messung ist das aber eigentlich alles 
irrelevant. Der Aufbau entspricht dem Stand der Technik, die Korrektheit 
wurde umfassend geprüft und dokumentiert. M.m.n. liegt die Bewertung des 
Auslöseverhaltens außerhalb seines Auftrags.

von Martin S. (sirnails)


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Thomas R. schrieb:
> Man kann ja die "richtigen"
> beschriften und den Prüfstandsbediener einweisen.

Das reicht nach Aussage des Betriebselektrikers nicht aus, weil es keine 
Fehlbedienung ausschließt.

Der einzige Weg wäre entweder die RCCBs in den UVs zu ersetzen (und zwar 
alle in allen Verteilungen) - was auf Grund der enormen Kosten 
ausscheidet, oder halt wirklich nur gewisse Steckdosen mit Typ B 
auszustatten, wobei wir dann alle Cekon von 6h auf eine andere Codierung 
umrüsten müssten. Auch das sind nicht unerhebliche Kosten, weil man 
diese Dosen dann an jedem Zapfpunkt nachrüsten muss, wo irgendwann mal 
der Teststand stehen könnte. Das ist die zähneknirschende Lösung, wenn 
niemanden sonst was besseres einfällt. Ich sehe aber schwarz :-)

Wolf17 schrieb:
> Den Prüfer nach der Vorschrift fragen, die das verlangt und die dann
> selber durchlesen

Ja, da sind wir gerade dabei. Ich erwarte aber fast, dass dabei nur ein 
"das haben wir schon immer so gemacht" herum kommt.

von Wolf17 (wolf17)


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Martin S. schrieb:
>> Den Prüfer nach der Vorschrift fragen, die das verlangt und die dann
>> selber durchlesen
>
> Ja, da sind wir gerade dabei. Ich erwarte aber fast, dass dabei nur ein
> "das haben wir schon immer so gemacht" herum kommt.

Wenn das seine ganze Begründung ist, Prüfer kann man auch mal wechseln.

Martin S. schrieb:
> hatte halt nen Schlüssel und hat Türen geöffnet, die ihn eigentlich
> nichts angehen
Getrennte Schlüssel und künftig bleibt der Schrank zu.

von Stephan (stephan_h623)


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Thomas R. schrieb:
> Damit ist aber das Problem der Selektivität nicht gelöst. Bei einem
> einfachen AC Fehler würden immer/meist beide RCDs auslösen (wie
> beobachtet).
>
> Also müßte der Hallen RCD ein kurzzeitverzögerter sein was aber wegen
> der 100mA Ansprechschwelle nicht die Forderung nach Personenschutz bei
> Laienbedienbarkeit erfüllt.

Ja. Wobei ich hier Selektivität nicht für erforderlich halte.
Mag sein, dass die BG das wieder anders sieht. Aber rein nach VDE ist 
Selektivität oft nur eine "Empfehlung".

Wolf17 schrieb:
> Martin S. schrieb:
>>> Den Prüfer nach der Vorschrift fragen, die das verlangt und die dann
>>> selber durchlesen
>>
>> Ja, da sind wir gerade dabei. Ich erwarte aber fast, dass dabei nur ein
>> "das haben wir schon immer so gemacht" herum kommt.
>
> Wenn das seine ganze Begründung ist, Prüfer kann man auch mal wechseln.

Oder mit dem Chef / Meister der Prüffirma reden. Man kann nach 
Beurteilung der Sachlage durchaus von der VDE abweichen. Aber der 
einfache Prüfer macht halt was er immer macht.

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