Forum: Offtopic Bleiakku desulfatieren


von Martin S. (sirnails)


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Hallo zusammen,

hat von euch schonmal jemand versucht, ob, und inwieweit sich mittels 
EDTA ein Bleiakku wieder desulfatieren lässt?

Der Prozess ist aufwändig. Die Säure muss raus (und ist danach auch für 
die Tonne, es brauch dann "frische"), der pH-Wert der Lösung muss auf 
6-9 eingestellt werden, Temperaturen sollten unter 60°C bleiben, ein 
ständiges Umwälzen der Lösung ist erforderlich.

Dass diese ganzen Esoterik-Methoden mit Impulsströmen u.d.gl. nicht 
wirklich funktionieren, ist klar.

Bei der EDTN-Methode (nur für diejenigen, die es interessiert) geht es 
darum, dass EDTN in alkalischen Milleu in der Lage ist, 
Bleisulfatkristalle abzubauen, indem es die Pb2+-Ionen an sich bindet.

Mir scheint der Aufwand recht hoch, aber mein wissenschaftliches 
Interesse ist geweckt. Und EDTA ist recht billig (13 Euro / 100g).

von Frederic S. (frederics)


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An welche Größenordnung denkst Du? deine Autobaterie zuhause oder 
großundustrielle Anlagen?

Ich vermute das das zerlegen und recycling der Rohstoffe effizienter 
durchzuführen ist. Immerhin gibt es Pfand auf Autobatterien, sodass die 
allermeisten davon zurückgeben werden.

von Udo S. (urschmitt)


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Martin S. schrieb:
> Bei der EDTN-Methode (nur für diejenigen, die es interessiert) geht es
> darum, dass EDTN in alkalischen Milleu in der Lage ist,
> Bleisulfatkristalle abzubauen, indem es die Pb2+-Ionen an sich bindet.

Martin S. schrieb:
> Und EDTA ist recht billig (13 Euro / 100g).

Welche Menge EDTA braucht man um 100g Bleisulfat "abzubauen"?
Wieviel Bleisulfat ist in einer sulfatierten Batterie?
Das bestimmt wie "billig" das Verfahren ist.
Zusätzlich die Entsorgungskosten für die Batteriesäure und EDTN mit Blei 
und Kosten für neue Säure berücksichtigen.

Aber viel wichtiger: Wo geht das Blei dann hin? Ist es weg aus der 
aktiven Masse? Wie viel Überschuss an aktiver Masse hat eine moderne 
Batterie?

Meine persönliche Erfahrung: von 7 defekten Akkus der letzten ca. 20 
Jahre.
4 mal Plattenabbruch und damit Totalschaden.
3 mal sulfatiert, davon 2 x bei einem Auto dass definitiv mit zu 
geringer Spannung (13,5-13,8V) geladen hat und einmal eine 
Traktorbatterie nach gut 10 Jahren Benutzung mit längeren Standzeiten 
und einer Gleichstrom-Lima.

von .● Des|ntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Machs wie die Pakistani Truckers.

Säure raus, Plastikkasten aufsägen, Bleiplatten raus, einschmelzen
und von der Schmelze die "Haut" abziehen.
Dann daraus (und weiterem Blei) neue Platten (eher Gitter) formen, 
zusammenschwarten, Kasten dicht schmelzen, feddich.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Wenn Bleiakkus sulfatiert sind, dann sind sie der geordneten Entsorgung 
zuzuführen. Und nicht weiter mit noch mehr Chemiebrühe zu 
experimentieren.
Wenn sowas überhaupt passiert, dann stimmt was mit den Umgebungsvarialen 
nicht. Einfach gesagt: falsche Handhabung.

von Martin S. (sirnails)


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Rainer D. schrieb:
> falsche Handhabung

Richtig. Neue Motorrad-Batterie, dann kam Corona, im Winter vergessen 
abzuklemmen. Tot.

Im Prinzip geht's mir nicht ums Geld, sondern um meine Neugier. Neue 
Batterie kaufen geht natürlich immer.

●Des|ntegrator ●. schrieb:
> Machs wie die Pakistani Truckers.

Ja, ich glaube das dürfte der wohl fast sinnvollste Weg sein. durch den 
niedrigen Schmelzpunkt von Blei ist das auch wenig energieintensiv.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Sehr schön, ein Akku-Thread, wo ich mal in Bezug auf eure Reaktion auf 
meinen ach so gefährlichen LiIon-Speicher zurückschießen kann.

Also erstens... Schwefelsäure, höchst gefährlich, vor allem da der 
deutsche Staat davon ausgeht, daß wir alle Terroristen sind, die 
konzentrierte Schwefelsäure ausschließlich dafür brauchen, um sie 
unliebsamen Mitbürgen ins Gesicht zu schütten. Deswegen dürfen wir alle 
keine Schwefelsäure in für Bleiakkus benötigter Konzentration mehr 
besitzen. Ich könnte natürlich verraten, daß man Schwefelsäure laut 
etliche Quellen im Internet ganz besonders einfach aufkonzentrieren 
kann, indem man sie eindampft - mache ich aber nicht weil man keine 
Schwefelsäure aufkonzentrieren darf und dabei ätzende Dämpfe entstehen.

Zweitens lassen sich Bleiakkus am besten desulfatieren, indem man sie 
wegschmeißt und neu kauft. Aber das lernst Du bei Deinen Versuchen noch 
alleine, von denen man erfahrungsgemäß sowieso niemanden abhalten kann.

Der einzige mir bekannte Weg, der möglicherweise etwas bringt ist, die 
Batterie mit z.B. einem Gleichstrom-Schweißgerät extremst zu überladen, 
daß es da drin richtig blubbert und sich der Schlamm unter Bildung 
großer Mengen Knallgas von den Platten löst (und sich hinterher unten in 
den Zellen absetzt). Knallgas darf man soweit ich weiß noch besitzen, es 
kann sich aber entzünden wenn man z.B. eine der Polklemmen unter Strom 
von der Batterie trennt und dann fliegt einem die heiße Schwefelsäure 
mit verbotener Konzentration ins Gesicht.

Dazu kommt, die Hersteller sind echte Spielverderber wenn es ums 
Wiederbeleben ihrer Bleiakkus geht. Steht "wartungsfrei" drauf, sollte 
eigentlich "wartungunmöglichgemacht" heißen, aber so viel Ehrlichkeit 
hat man sich in den BWL-Abteilungen nicht getraut. Auf jeden Fall kann 
man kein Wasser oder verbotene Schwefelsäure mehr nachfüllen, bei 
heutigen Bleiakkus gibt es keine einschraubbaren Stopfen mehr an den 
Zellen, sondern das ganze Gehäuse ist ein gegossenes oder 
zusammengeschweißtes Teil. Wenn man sich trotzdem Zugang verschafft, 
bekommt man das hinterher nie wieder richtig zusammen.

: Bearbeitet durch User
von Gunnar F. (gufi36)


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Ben B. schrieb:
> Schwefelsäure, höchst gefährlich

Keine Sorge, seine Säure mit...

Martin S. schrieb:
> der pH-Wert der Lösung muss auf 6-9 eingestellt werden,

... ist auch für Kinder geeignet!

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ja gut, eine Säure mit ph>7 ist auch keine Säure, aber er wird irgendwas 
brauchen, was er ganz am Ende wieder in die Batterie schütten muss. Das 
Ding funktioniert nicht mit Leitungswasser.

von Jack V. (jackv)


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Ben B. schrieb:
> Ich könnte natürlich verraten, daß man Schwefelsäure laut
> etliche Quellen im Internet ganz besonders einfach aufkonzentrieren
> kann, indem man sie eindampft - mache ich aber nicht weil man keine
> Schwefelsäure aufkonzentrieren darf und dabei ätzende Dämpfe entstehen.

Die meisten Leute hier dürften eine Schule besucht haben – insofern 
würdest du kein Geheimnis verraten, denke ich.

Und wer in der Lage ist, ein einschlägiges Buch zu lesen, findet auch 
eine einfache Lösung für die sehr gut in Wasser löslichen Dämpfe, sofern 
er nicht sowieso von selbst drauf kommt. Sie über einen Schlauch ins 
Wasser zu leiten, ist allerdings eine höchst schlechte Idee: Das Wasser 
wird über den Schlauch in die ggf. über dreihundert Grad Celsius warme 
Säure gezogen, was einen … interessanten Effekt zur Folge hat – BTDT 
(als man sich mit solchen Allerweltssachen noch nicht strafbar gemacht 
hat). Ein Trichter behebt das Problem.

Ben B. schrieb:
> Der einzige mir bekannte Weg, der möglicherweise etwas bringt ist, die
> Batterie mit z.B. einem Gleichstrom-Schweißgerät extremst zu überladen

Und … was du nicht kennst, das gibt es nicht?

Ich finde den hier gezeigten Weg interessant. Nicht, weil ich in Massen 
tote Akkus reaktivieren wollte, sondern um seiner selbst willen. 
Vielleicht ließe sich gar ein Weg finden, das Blei mit nicht zu hohem 
Energieaufwand aus der Lösung zu bekommen und den Ausgangsstoff 
wiederzuverwenden.

: Bearbeitet durch User
von Gerald B. (gerald_b)


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Das mag bei den alten Polplatten aus Vollmetall funktioniert haben, aber 
hast du eine moderne Bleibatterie mal von innen gesehen?
Ich schon, beim Rückbau des Varta-Werkes in Berlin.
Die Elektrode besteht aus einer Art dünnem Maschendrahtzaun aus Blei, wo 
die Rippen sich oben am Pol treffen.
Drumherum befindet sich ein "Presskeks" aus Korkmehl und Bleipulver, 
zwischen 2 Glasvliesmatten, die ein Zerbröseln verhindern sollen.
Dieses Gebilde hat eine riesige Oberfläche und damit eine große 
Kapazität, löst sich aber zum Ende der Lebensdauer in Wohlgefallen und 
Schlamm auf.

von Lu (oszi45)


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Ein totes Pferd kann man nicht reiten. Schaff den Akku weg und erspare 
Dir Löcher durch Schwefelsäure in Deinen Sachen.

von .● Des|ntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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Ben B. schrieb:
> Ich könnte natürlich verraten, daß man Schwefelsäure laut
> etliche Quellen im Internet ganz besonders einfach aufkonzentrieren
> kann, indem man sie eindampft

Das würde also bedeuten,
dass Du geringer konzentrierte Säure kaufen kannst?

wo wäre das?

von Christian M. (likeme)


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Rainer D. schrieb:
> Wenn sowas überhaupt passiert, dann stimmt was mit den Umgebungsvarialen
> nicht. Einfach gesagt: falsche Handhabung.

oder jahrelang irgendwo rumgestanden (passiert mir auch hin und wieder). 
Irgendwann ist eben Schluss, so ein Bleiakku ist ein chemisches Element 
das permanent aktiv ist. Am Ende braucht es einen Neuaufbau. Bleiakkus 
altern relativ schnell je nach Qualität und Nutzung kann man max. 15 
Jahre erreichen.

: Bearbeitet durch User
von Martin S. (sirnails)


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●Des|ntegrator ●. schrieb:
> wo wäre das?

Überall? Such einfach mal nach Schwefelsäure 14,9%

Dieses ganze Verbot ist nur wieder ein Lobbygeschenk gewesen. Mehr 
nicht.

von Martin S. (sirnails)


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Gerald B. schrieb:
> löst sich aber zum Ende der Lebensdauer in Wohlgefallen und
> Schlamm auf.

Wenn das so ist, dann lohnt natürlich nicht einmal der Versuch.

Mal sehen. Wenn sie eh kaputt ist, dann kann man ja mal reinsehen.

von .● Des|ntegrator ●. (Firma: FULL PALATINSK) (desinfector) Benutzerseite


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also wenn ich nach Akkusäure 1,28 suche, gibts diverse Angebote

von Martin S. (sirnails)


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●Des|ntegrator ●. schrieb:
> also wenn ich nach Akkusäure 1,28 suche, gibts diverse Angebote

Batterieelektrolyt (37,5%) für alle offenen Bleibatterien

Laut  EU-Verordnung 2019/1148 darf seit dem 01.02.2021 keine 
Batteriesäure zur Eigenbefüllung mehr an Endverbraucher ausgeliefert 
werden. Die Regelung gilt nicht bei gewerblichen Weiterverkäufen. In 
diesem Fall kann nach dem Ausfüllen einer Kundenerklärung Batteriesäure 
geliefert werden. Bei Fragen kontaktieren Sie uns bitte vor Bestellung.

Nix gibt's. Nur Auffüllung vor Ort oder eben Abgabe wenn Nachweise 
erbracht werden (Endverbleib, Gewerbe, Befähigung)

von Johnny B. (johnnyb)


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●Des|ntegrator ●. schrieb:
> Machs wie die Pakistani Truckers.
>
> Säure raus, Plastikkasten aufsägen, Bleiplatten raus, einschmelzen
> und von der Schmelze die "Haut" abziehen.
> Dann daraus (und weiterem Blei) neue Platten (eher Gitter) formen,
> zusammenschwarten, Kasten dicht schmelzen, feddich.

Richtig.
So gehts: https://youtu.be/kNGg0P7B5fI

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