Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik Stromaufnahme eines (BLDC)-Motors zur Drehmomentbestimmung verwenden?


von Daniel M. (kisu)


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Hallo zusammen,

kann ich einen kleinen BLDC Motor verwenden um Drehmomentunterschiede zu 
detektieren? Der Motor dreht 4500 Umdrehungen pro Minute und hat ein 
Ausgangsdrehmoment von 4 mNm. Über ein dreistufiges Getriebe wird auf 
0,61Nm übersetzt.

Ich möchte gerne Drehmomentunterschiede am 3 Getrieberad über die 
Stromaufnahme der Motors detektieren. Ich brauche keinen Absolutwert, es 
reichen "Peaks" oder eine "Peakfolge" in der Stromaufnahme...

Kann man sowas machen? Wenn ja, wie?

Viele Grüße!

von Rainer W. (rawi)


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Daniel M. schrieb:
> Ich möchte gerne Drehmomentunterschiede am 3 Getrieberad über die
> Stromaufnahme der Motors detektieren.
>
> Kann man sowas machen? Wenn ja, wie?

Den Strom zu messen, ist dir zu einfach?

von Uwe (uhi)


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Daniel M. schrieb:
> Kann man sowas machen? Wenn ja, wie?

Grundsätzlich: ja. Der Strom ist im Wesentlichen proportional zum 
Drehmoment. Etwas erschwerend kommt hinzu, dass es Stromrippel aufgrund 
der Kommutierung gibt, und schlecht kalkulierbare Reibungseffekte.

Zu klären wäre, ob der Drehmoment-Unterschied groß genug ist, um nicht 
im Rauschen unter zu gehen. Ein Tiefpass bekommt die Rippel weg, aber 
verschleift natürlich auch das Nutzsignal, kommt also darauf an wie 
schnell deine Erkennung sein muss.

Messung im einfachsten Fall über einen Shunt (je nach Strom ein Ohm oder 
so, dass halt zwischen 100mV und 1V daran abfällt). Wenn der Shunt an 
Masse liegt, kann man einfach einen AD-Kanal vom Arduino oder was auch 
immer speisen.

von Flip B. (frickelfreak)


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Neben dem warscheinlich geringen unterschied im Strom, ist es wichtig 
den tatsächlichen Phasenstrom zu messen, nicht den strom in die 
Treiberbrücke. Dieser wäre sehr wohl drehzahlabhängig.

von Uwe (uhi)


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Der Phasenstrom ist Wechselstrom mit variabler Frequenz. Der hat den 
Vorteil, dass er "näher" an der Last ist und daher unter Umständen 
besser abbildet als der durch die Kondensatoren in der Brücke gefilterte 
Versorgungsstrom. Ist halt aufwendiger zu messen. Ich würde mit dem 
Gleichstrom starten. Wie groß/klein der zu messende 
Drehmomentunterschied ist, und wie schnell der ist, hat der TO noch 
nicht verraten, davon hängt die Lösung ab.

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Uwe schrieb:
> Der Phasenstrom ist Wechselstrom mit variabler Frequenz. Der hat den
> Vorteil, dass er "näher" an der Last ist und daher unter Umständen
> besser abbildet als der durch die Kondensatoren in der Brücke gefilterte
> Versorgungsstrom.

Mit der Nähe zur Last hat das nichts zu tun, sondern damit, daß 
Motorinduktivität und Brücke einen step-down-Schaltregler bilden. Und 
bei diesen liegt der Eingangsstrom bei niedrigen Ausgangsspannungen 
(hier niedrigen Drehzahlen) ganz erheblich unterm Ausgangsstrom. Misst 
man z.B. am Elko nur 1A, aber der Motor blockiert, so raucht er gerade 
unbemerkt bei z.B. 10A ab...

Daniel M. schrieb:
> Ich brauche keinen Absolutwert, es
> reichen "Peaks" oder eine "Peakfolge" in der Stromaufnahme...

Eine exakte Auswertung ist ohnehin nicht möglich, allein schon des 
Getriebes wegen. Bei drei Stufen braucht der Motor selbst ohne Last gern 
mal schon den halben Nennstrom, nur damit er das ganze Zahnrad-Gerödel 
überhaupt zum Drehen bekommt. Dazu kommt unterschiedlich nötige 
Walkarbeit am Getriebefett, je nach Temperatur.
Also ja, geht, aber der gemessene Strom hat kaum noch direkt etwas mit 
dem Drehmoment zu tun.

von Nils B. (hbquax)


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1. Wieso erwartest du überhaupt Drehmomentunterschiede? Bei vernünftigen 
Zahnrädern (Evolventenverzahnung) ist die Übersetzung und damit das 
Drehmoment konstant.

2. Mit welcher Frequenz? Drehzahl mal Zähnezahl? Da musst du zeitlich 
schon gut auflösen.

3. Die Spulen eines Motors dämpfen Stromschwankungen.

4. Die Massenträgheit dämpft Drehzahländerungen bei schwankendem 
Drehmoment. Rrst bei Drehzahländerung ändert sich auch der Strom.

Ich glaube es wird nix. Motorstrom als Maß für Drehmoment geht statisch, 
bei konstanter Drehzahl, aber hochfrequente Schwankungen wirst du nicht 
damit erfassen können glaube ich.

von Uwe (uhi)


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Immer wieder die lustigen Ratespiele :-) Wie schnell die Detektion sein 
soll, ist leider nicht genannt. Ich hatte verstanden "langsam", die 
Welle dreht eine Umdrehung in zwei Sekunden, und fährt gegen einen 
Anschlag, der Strom steigt, die Elektronik soll das erkennen und 
abschalten. Zum Beispiel.
Das kann funktionieren, aber es kann auch Überraschungen geben, wenn die 
Motorelektronik selber runterregelt, daher der Strom sinkt.
Zu wenig Fakten, daher mehr Spekulation als hilfreiche Antworten würd 
ich sagen.

von Rainer W. (rawi)


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Uwe S. schrieb:
> Misst man z.B. am Elko nur 1A, aber der Motor blockiert, so raucht er gerade
> unbemerkt bei z.B. 10A ab...

Zum Glück gilt auch für Step-Down Wandler der Energieerhaltungssatz. Es 
raucht am Motor nicht mehr, als man vorne rein steckt - oder so ähnlich 
...

Rauch entsteht durch Leistung, nicht durch Strom.

: Bearbeitet durch User
von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Rainer W. schrieb:
> Es
> raucht am Motor nicht mehr, als man vorne rein steckt

Genau das ist ja das Problem bei der Eingangsstromregelung. Es kommt am 
Motor immer dieselbe Maximalleistung an, auch und gerade beim 
Blockieren. Fragt sich nur, wohin ein z.B. 100W-Motor 100W abgeben soll, 
wenn er blockiert.
So ein Eingangsstromregler kann nur einen schnell drehenden Motor vor 
Überströmen bewahren. Weil der Motor dort noch z.B. 90% der ihm 
zugeführten Leistung an die Last abgibt.

Man kann es aber wie gesagt auch ganz einfach analog zum Schaltregler 
betrachten. Dessen Eingangsstrom muss viel geringer als am Ausgang sein, 
wenn dieser bei niedriger Spannung belastet wird. Es gäbe sofort 
Rauchzeichen, würde er nur seinen Eingangsstrom messen.

von Daniel M. (kisu)


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Hallo zusammen,

danke für die Antworten.

Der Motor dreht ja recht schnell. Das Ausgangszahnrad entsprechend des 
Übersetzungsverhältnisses langsamer. Ich möchte gerne auf dem 
Ausgangszahnrad eine Art Triggerpunkt anbringen, z.B. eine kleine 
Vertiefung oder eine Erhöhung, und auf diesen Punkt soll eine Art Bremse 
wirken, so dass der Motor gemütlich dreht und bei Erreichen dieses 
Punktes quasi kurzzeitig etwas mehr Kraft aufbringen muss um diesen 
Punkt zu überwinden. Ich brauche keinen Absolutwert. Mir reicht ein 
einzelner Peak in der Stromverlaufskurve...

von Uwe (uhi)


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Ich interpretiere daraus:
- Eingangsspannung konstant
- Drehzahl weitgehend konstant
- Kein Blockieren
- Last konstant, abgesehen vom Marker.
- ungefähr ein Marker pro 2 Sekunden.

Unter diesen Randbedingungen dürfte der Stromverlauf gut geeignet sein, 
den Marker zu erkennen. Die Bremse so einstellen, dass der Strom so 20% 
gegenüber Leerlauf ansteigt, das ist gut detektierbar und andererseits 
keine Überlast für den Motor.
Tiefpass mit ein paar 10 Hz Grenzfrequenz um die Rippel wegzubekommen 
sollte ein sauberes Signal ergeben.

: Bearbeitet durch User
von Nils B. (hbquax)


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Also eigentlich willst du gar nicht das Drehmoment bestimmen, sonder die 
Drehzahl am Abtrieb, richtig?

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