Forum: Platinen Tips für effektives Erstellen von PCB gesucht


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von Svensson (svensson)


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Moin,
seit ein paar Jahren entwerfe ich gelegentlich kleinere Platinen. 
Zunächst mit KiCAD 5 gestartet bin ich jetzt bei KiCAD 8. Ich frage 
mich, wie man ein Layout möglichst effektiv erstellt.

Ich zeichne zunächst den Schaltplan (im Schaltplaneditor), dann ordne 
ich den Bauteilen die Footprints zu (oder muß gelegentlich welche 
erzeugen bzw. ändern), dann wechsle ich zum Platineneditor. Die 
Platinengröße ist meistens irgendwie bedingt (z.B. durch das Gehäuse) 
und mechanische Löcher für Schrauben oder Kabelführungen müssen 
ebenfalls berücksichtigt werden.
Nun versuche ich, die Bauteile möglichst sinnvoll auf der Paltine 
anzuordnen. Dann zeichne ich die Leiterbahnen.

Irgendwie scheint das iterativer Prozeß zu sein. Immer wieder stelle ich 
fest, daß es z.B. sinnvoller ist ein Bauteil zu verschieben oder zu 
drehen, um weniger komplexe Leiterbahnen zu erhalten. Dabei muß ich dann 
oft die bereits gezeichneten Leiterbahnen erst wieder löschen, da KiCAD 
ein Verschieben nur zuläßt, wenn dadurch keine anderen berührt werden. 
Drehen eines Bauteils ist damit praktisch unmöglich.

Das ist alles ziemlich mühsam. Manchmal dauert es Tage bis ich mit dem 
Layout zufrieden bin. Mit zunehmender Erfahrung wird es langsam besser, 
da man schon ahnt, was gehen könnte und was nicht. Aber mühsam ist es 
dennoch.

Irgendwie wäre es schön, wenn man den ganzen Prozeß irgendwie effektiver 
gestalten könnte. Vielleicht habt Ihr ja ein paar gute Tips für mich.

von Michael (Gast)


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Svensson schrieb:
> Manchmal dauert es Tage bis ich mit dem
> Layout zufrieden bin.
Also ein eher einfaches Layout wenn Du schon nach Tagen damit fertig 
bist.

Svensson schrieb:
> Verschieben nur zuläßt, wenn dadurch keine anderen berührt werden.
Was der Sinn eines Online DRC ist.
Er behütet Dich vor Fehlern.

> gute Tips
Hast Du schon selber gefunden:
> Mit zunehmender Erfahrung wird es langsam besser

von Uwe S. (bullshit-bingo)


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Svensson schrieb:
> Manchmal dauert es Tage bis ich mit dem
> Layout zufrieden bin.

Manche haben einfach Glück...

von Gunnar F. (gufi36)


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Svensson schrieb:
> Aber mühsam ist es dennoch.

Du sagst es. Und ganz klar, eine sinnvolle Platzierung ist essentiell 
für gutes Layout. Und wie begeistert war ich, als Protel99 mit einem 
Autoplacer kam. War auch beeindruckend, dem bei der Arbeit zuzusehen. 
Nur das Ergebnis taugte leider nichts! Leider habe ich nie etwas 
besseres gefunden.

von Sebastian R. (sebastian_r569)


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Svensson schrieb:
> Mit zunehmender Erfahrung wird es langsam besser,
> da man schon ahnt, was gehen könnte und was nicht.

Das ist der Trick an der Sache. Übung und Erfahrung.

von Bruno V. (bruno_v)


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Svensson schrieb:
> Vielleicht habt Ihr ja ein paar gute Tips für mich.

Hast Du schon die "Gummibänder"? Wenn Du die Bauteile platzierst, dass 
von jedem Pin ein "Gummiband" dahin geht, wo es noch angeschlossen 
werden muss? Das ermöglicht es Dir visuell, die Bauteile so zu 
verschieben dass die Gummibänder möglichst wenig und wenig verdreht 
sind.

von Svensson (svensson)


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Was versteht man denn unter "Gummibändern"?

Die automatischen direkten Luftlinien von KiCAD benutze ich natürlich.

Gibt es eigentlich eine Funktion, die alle Leiterbahnen, die zu einem 
Bauteil führen, gleichzeitig löscht, um quasi mit den Luftlienien neu 
anzufangen?

von Michael B. (laberkopp)


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Svensson schrieb:
> Mit zunehmender Erfahrung wird es langsam besser, da man schon ahnt, was
> gehen könnte und was nicht. Aber mühsam ist es dennoch.

Daher ist das ein JOB. Den könnte man auslagern wenn man mit dem 
Ergebnis den ein Autoplacer und Autorouter liefert nicht einverstanden 
ist.

Es wird übrigens alles noch schwieriger, wenn man begreift dass die 
Lötpads je nach Produktionsprozess anders sein sollen, wenn 
Leiterbahnabstände und -breiten wegen Spannung und Strom wichtig werden, 
wenn Leiterbahnführung wegen EMV und Schwingneigung nicht irrelevant ist 
und Masseflächen nicht einfach reingeschüttet werden dürfen, denn all 
das ignoriert ein Autodingens auch.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Svensson schrieb:
> Gibt es eigentlich eine Funktion, die alle Leiterbahnen, die zu einem
> Bauteil führen, gleichzeitig löscht, um quasi mit den Luftlienien neu
> anzufangen?

Rechts unten hast du ein Fenster, wo du festlegen kannst, was du alles 
auswählen willst. Setze alles zurück und nur das Häkchen bei 
„Leiterbahnen“. Danach ziehst du ein Rechteck von links oben nach rechts 
unten um dein Bauteil und drückst die Löschtaste. Danach nicht 
vergessen, die Auswahl wieder auf „alles“ zu setzen.

von Svensson (svensson)


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Das ist schon einmal ein Supertip! Habe ich gleich ausprobiert.

von Martin K. (mk279)


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Svensson schrieb:
> Irgendwie scheint das iterativer Prozeß zu sein. Immer wieder stelle ich
> fest, daß es z.B. sinnvoller ist ein Bauteil zu verschieben oder zu
> drehen, um weniger komplexe Leiterbahnen zu erhalten.

So läuft das auch bei mir. Allerdings kann man sich ein paar 
Iterationsschritte sparen, in dem man zunächst Cluster baut von 
Bauteilen die sowieso dicht beieinander platziert werden müssen.
D.h. z.B.

1. erstmal die Entkopplungs-Kondensatoren und Serien-Widerstände zur 
Terminierung dicht an die Chip-Pins platzieren.
2. Die Schaltregler-Bauteile eng platzieren so dass die Loop-Fläche 
klein wird.
3. Die Außenmaße der Platine definieren und dann die (großen) 
Schnittstellen/ Steckverbinder an den Rändern verteilen oder an den 
benötigten Stellen fixieren.
4. Die Blöcke dann so verteilen und drehen, dass die Leiterzüge nicht 
unnötig um das zu erreichende Bauteil herumgeführt werden müssen.
5. Power-Planes/ Power Rails routen
6. Schnelle Interfaces routen
7. Den Rest routen
8. Optimieren

: Bearbeitet durch User
von Herbert Z. (herbertz)


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Wer weniger aufwändige Sachen macht, muss nicht unbedingt mit Programmen 
arbeiten die zu viel selber machen ohne zu fragen.
Das ist oft ein Nachteil. In der Regel habe ich einen Schaltplan auf 
Papier gedruckt. Manchmal arbeite ich frei nach Kopf. Alle gerouteten 
Verbindungen
werden im Plan farbig markiert, ebenso die Bauteile. Da ist Sprint 
Layout ein sehr gutes Werkzeug mit maximalem Spielraum. Mit der Zeit 
lernt man die Vorgehensweise sehr gut weil einem von der Planung her 
nichts abgenommen wird. Es kann auch sinnvoll sein in Blöcken zu routen, 
um das hinterher zusammen zufügen.
Wie gesagt, rede ich von einfacheren Layouts. Würden Prozessoren ins 
Spiel kommen müsste man sich eine Taktik zurecht legen oder eben das 
Programm wechseln. Bei mir im Hobbybereich mit vielen eher analogen 
Sachen bin ich mit Sprint Layout voll zufrieden, auch weil es leicht zu 
bedienen ist. Wenn man selten was macht ist das einfachere eben nicht so 
leicht zu vergessen.
MfG

: Bearbeitet durch User
von Johannes F. (jofe)


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Herbert Z. schrieb:
> Wer weniger aufwändige Sachen macht, muss nicht unbedingt mit Programmen
> arbeiten die zu viel selber machen ohne zu fragen.

KiCad macht nichts selbst ohne zu fragen.

Herbert Z. schrieb:
> In der Regel habe ich einen Schaltplan auf Papier gedruckt. Manchmal
> arbeite ich frei nach Kopf. Alle gerouteten Verbindungen
> werden im Plan farbig markiert, ebenso die Bauteile.

Damit verzichtet man aber auch auf alle Meldungen zu möglichen Fehlern, 
die ERC und insbesondere DRC bieten. M.E.n. keine gute Strategie. Mag 
bei sehr primitiven Layouts noch akzeptabel sein, nicht aber bei 
Layouts, die über sagen wir 10 Bauteile hinausgehen. Denn dann ist das 
Risiko von Schusselfehlern, die der DRC bemängeln würde, einfach zu 
hoch.

: Bearbeitet durch User
von Heinz-Maria (waselfingen)


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Svensson schrieb:
> Das ist schon einmal ein Supertip! Habe ich gleich ausprobiert.

Du wirst in der CAD-Software noch in 20 Jahren Funktionen entdecken, die 
du bis dato nie benutzt hast.

: Bearbeitet durch User
von Darius (dariusd)


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Hallo

Irgendwie zeigt deine Anfrage und die (leider) zutreffenden Antworten 
das Kernproblem bei all den Anleitungen, (Video-)Tutorials, 
Programmbeschreibungen im Netz als auch in Büchern usw. - und zwar nicht 
nur beim CAD von Platinen, sondern auch der digitalen Fotobearbeitung, 
"Entwicklung" von einfachen analogen Schaltungen, den programmieren von 
µC, der Vermittlung von "höherer" Mathematik usw.

Für dieses und jenes Programm gibt es je nach Beliebtheit einige bis 
sehr viele Tutorials und mehr oder weniger gute "Bedienungsanleitungen" 
vom jeweiligen Hersteller bzw. von netten Anwendern.

Aber das Grundsätzliches Vorgehen, das Denken hinter z.B. Cad Platinen 
Design, der Fotobearbeitung,beim  µC programmieren in der Praxis, die 
Tricks die manche über Jahre erworben haben usw. wird nur sehr selten 
bis gar nicht (oder gegen sehr viel Geld -Kurse- und dann meist auch nur 
halbherzig und eher realitätsfern in perfekter Umgebung durch reine 
Lehrgangsleiter)  weitergegeben.
Aber das ist es doch was wichtig wäre und nicht nur Anfängern echte 
Arbeit und Frusterfahrungen zumindest etwas abnehmen würden.

Klar man kann nicht alles vermitteln - aber warum schweigen sich alte 
Hasen über die "kleinen" aber feinen echten Tips und Tricks allgemeiner 
Natur aus?

Die reine Bedienung von einzelnen  Programmen (aber auch so mancher 
Maschinen) kann man rein durch Anleitungen und ausprobieren relativ 
einfach lernen, bzw. gerade im Netz und auf Videoplattformen wird einen 
wirklich gut geholfen.

Aber der sogenannte Workflow, die grundsätzlichen (Programmunabhängigen) 
Fehler, die Abkürzungen welche Praktiker über die Jahre erkannt haben , 
wie man verhindert das man selbst das Rad anstrengend für sich zum 100 
male neu erfinden muß usw. das fehlt irgendwie.

Warum gibt es nicht mehr von der Sorte " Martin K. (mk279)" die der 
Gemeinschaft einfach so helfen und stolz darauf sind das "Neulinge" 
vielleicht wer Weg etwas leichter gemacht wird, als den welchen man 
selbst gehen mußte?

: Bearbeitet durch User
von Thomas W. (goaty)


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Wenn man Bauteile oder einen Block nochmal verschiebt, kann man 
ungebundene Leiterbahnen mit dieser Aufräumfunktion löschen, also alle 
die nicht verbunden sind.

von Michael (Gast)


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Heinz-Maria schrieb:
> Funktionen entdecken, die
> du bis datió nie benutzt hast.

Der Selektionsfilter ist ein extrem mächtiges Werkzeug.
Sollte man kennen.
V9 hat den nun auch für den Schaltplan.

Die Diskussion das mächtige Tools eben erlernt werden müssen und diese 
anachronistischen simpel Tools (u.a. sprint) einfach aus der Zeit 
gefallen sind, geht an der Frage des TO vorbei.
Er nutzt bereits Kicad.

Svensson schrieb:
> Verschieben nur zuläßt, wenn dadurch keine anderen berührt werden
Ist eine einstellbare Routing Strategie.
Push and shove funktioniert derzeit nur mit einzelnen Track 
zufriedenstellend.
Bauteile kann man mit (G)rab ziehen, aber dann nicht rotieren.
Je nach Router Einstellung wird Kollision verhindert, umgangen oder der 
Track geschoben.

Svensson schrieb:
> irgendwie effektiver
Schau Dir an was Du alles auf Tastenkürzel legen kannst und leg stell 
dir die häufig benutzen Funktionen zusammen.

Ich kann auch nur dazu raten jedem Footprint das 3D Modell zuzuweisen 
und viel mit der 3D Ansicht zu arbeiten.
Man erkennt so viele Fehler und kann die komplette PCB als 3D Modell ins 
Gehäuse einpassen.
Ich habe mir so auch eigene PCB Module erstellt die ich als normales 
Bauteil einfügen kann.
Arbeite mit Kicad Plugins und hierachischen Schaltplänen.
So kannst Du mit 'Replicate Layout' wiederkehrende Blocks nur einmal 
layouten, Schaltplanteile und Layouts für wiederverwendung exportieren 
und zahlreiche andere Dinge die viel Zeit sparen.

von Herbert Z. (herbertz)


Angehängte Dateien:

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Johannes F. schrieb:
> Mag
> bei sehr primitiven Layouts noch akzeptabel sein, nicht aber bei
> Layouts, die über sagen wir 10 Bauteile hinausgehen. Denn dann ist das
> Risiko von Schusselfehlern, die der DRC bemängeln würde, einfach zu
> hoch.

Ich habe jetzt die Bauteile nicht gezählt, aber sind mehr als zehn.
Ps: Ich liebe maximal breite Leiterbahnen. Die sind robust bei einer 
Reparatur und sparen Ätzmittel beim selber machen.;-)

: Bearbeitet durch User
von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Herbert Z. schrieb:
> Ich habe jetzt die Bauteile nicht gezählt, aber sind mehr als zehn.

Klar geht das.
In der Lehre haben wir Layouts mit Reibesymbolen geklebt.
Ist nur schwer vermittelbar warum man das heute noch tun sollte.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Michael schrieb:
> Ist nur schwer vermittelbar warum man das heute noch tun sollte.

Yep, eins der wirklich am meisten nützlichen Features moderner 
EDA-Suites ist, dass man die Parität von Schaltplan und Layout jederzeit 
verifizieren kann und so keine offenen Verbindungen oder Kurzschlüsse 
fabriziert.

Regel #1 dafür: jedes Layout vor der Fertigung noch einmal durch den 
DRC laufen lassen, egal, wie klein die Änderung erscheinen mag, die man 
gerade „nur noch schnell“ gemacht hat. Zuvor natürlich die Regeln so 
justieren, dass es keine DRC-Meldungen gibt, die irrelevant für das 
aktuelle Projekt sind.

von Herbert Z. (herbertz)


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Michael schrieb:
> Klar geht das.
> In der Lehre haben wir Layouts mit Reibesymbolen geklebt.
> Ist nur schwer vermittelbar warum man das heute noch tun sollte.

Wenn man das jahrelang mit Lupe Rasierklinge und krummen Buckel gemacht, 
dann wird man Sprint Layout schätzen. Wer noch nie geklebt hat, was weiß 
der schon, aber beim kleben lernt man das routen.

von Johannes F. (jofe)


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Herbert Z. schrieb:
> aber beim kleben lernt man das routen.

Nunja, darüber kann man debattieren. Ich denke, man kann das Routen mit 
einer zeitgemäßen Software wie KiCad noch viel besser und 
(zeit-)effizienter lernen.

Die Entwicklung der Elektronik schreitet eben voran, und damit auch die 
Entwicklung der (Software-)Werkzeuge. Wer nicht mit der Zeit geht, 
geht mit der Zeit. Soll nicht heißen, dass jemand wie du, der dieses 
System eben schon beherrscht und damit "aufgewachsen" ist, es unbedingt 
ändern muss. Aber jemand, der das Layout-Designen von Anfang an neu 
lernt, sollte dies m.E.n. mit moderner Software tun.

von Herbert Z. (herbertz)


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Johannes F. schrieb:
>> aber beim kleben lernt man das routen.

Ich hätte besser geschrieben, dass ich damals das routen beim kleben 
gelernt habe . Das war eine Zeit da hat auch meine Firma Layouts von 
Studenten "kleben "lassen. Kann man sich heute gar nicht mehr 
vorstellen.
Ich hab dann als es Software zum routen gab mir zwei drei Sachen 
angesehen und bin dann über Sprint gestolpert...und daneben liegen 
geblieben.
Ist ungefähr so wie damals mit Klebesymbolen, Millimeterpapier und 
Rasierklinge zum abkratzen von Fehlern, aber deutlich praktischer. Es 
war auch körperlich anstrengend.
Heute brauche ich nichts anderes mehr. Außerdem bin ich auch keine 30 
mehr.
Das was man tut, sollte zum verwendeten Programm passen. Für einen 
Segelflieger braucht man keinen Berufspilotenschein.
MfG

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Herbert Z. schrieb:
> beim kleben lernt man das routen

Das sehe ich anders.
Beim Kleben hat man einen falsch eingeschlagenen Weg meist nicht 
berichtigt, weil das Tage gedauert hätte. Man hat darum herumgeflickt.

Statt mechanischer Schreibmaschine ist man mit einer modernen 
Textverarbeitung einfach besser und schneller.
Ist beim CAD nix anderes.

von Herbert Z. (herbertz)


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Michael schrieb:
> Man hat darum herumgeflickt.

Nein, ich nicht denn ich hatte natürlich das gezeichnete Layer auf 
Papier. Also so, dass man noch radieren konnte.

Michael schrieb:
> Statt mechanischer Schreibmaschine ist man mit einer modernen
> Textverarbeitung einfach besser und schneller.
> Ist beim CAD nix anderes.

Heute schon, aber es gab auch Zeiten, da gab es keine Computer und man 
musste mit Fehlern anders umgehen.
Ich schätze mal, diese Zeiten kennst du nicht.

Michael schrieb:
> Ist beim CAD nix anderes

Ich habe mal an einer Deckel Fp1 und 2 fräsen gelernt und an einer 
polnischen Leit und Zugspindel drehen. CNC kam später, aber das hat mich 
nicht interessiert weil mein beruflicher Werdegang etwas anderes vorsah.

: Bearbeitet durch User
von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Herbert Z. schrieb:
> Ich schätze mal, diese Zeiten kennst du nicht.

Starke Argumentation.
Nur weil der Fauskeil in Deiner Jugend das Mittel der Wahl war, muss er 
es auch bleiben.

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Herbert Z. schrieb:
> an einer polnischen Leit und Zugspindel drehen.

Lustig: ich auch. :-)

aber OT hier …

von Svensson (svensson)


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Also deswegen muß man sich nicht streiten.

Ich habe früher als Jugendlicher auch schon mal eine Platine mit dem 
Edding auf das Kupfer gemalt und dann mit Eisen-III-Chlorid auf Mutters 
Warmhalteplatte geätzt.
Später habe ich auch einmal ein Layout auf Folie geklebt. Und dann mit 
dem Laserdrucker auf Folie gedruckt. Hat zwar funktioniert, war aber 
nicht die ultimative Lösung. Und besonders professionell sah das auch 
nicht aus.

Tatsächlich habe ich Sprint Layout vor vielen Jahren sogar gekauft (noch 
auf DVD).

Mir war das jedoch zu limitiert und ich habe mich nach etwas Neuem 
umgesehen und dabei KiCAD entdeckt. Natürlich muß man sich einarbeiten, 
die Symbole sind zunächst etwas "ungewohnt", aber das gilt eigentlich 
für jedes neue Programm. Toll fand ich gleich die Verbindung von 
Schaltplan und PCB und natürlich auch die umfangreichen Bibliotheken.

Tatsächlich zeichne ich auch Lochrasterplattenaufbauten für Prototypen 
mit KiCAD. Allerdings mußte ich feststellen, daß eine "echte" Platine 
sich schon bei einer Stückzahl von etwa drei lohnt, weil sie viel 
einfacher und damit schneller gelötet werden kann; zudem werden auch 
Fehler vermieden.

Obwohl ich Sprint auch habe, werde ich es wohl nicht wieder benutzen, 
egal wie klein das Projekt auch ist.

: Bearbeitet durch User
von Herbert Z. (herbertz)


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Michael schrieb:
> Nur weil der Fauskeil in Deiner Jugend das Mittel der Wahl war, muss er
> es auch bleiben.

Nein, ich habe nur eine Zeit beschrieben die viele nicht kennen und in 
der trotzdem gutes, aber anders als heute geschaffen wurde...

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Herbert Z. schrieb:
> Nein, ich habe nur eine Zeit beschrieben die viele nicht kennen und in
> der trotzdem gutes, aber anders als heute geschaffen wurde...

Klar, der natürliche Lauf der Dinge.

Allerdings war die Frage in diesem Thread speziell über Kicad, da ist es 
wenig angebracht, darüber zu philosophieren, dass es früher anders 
gemacht wurde.

von Herbert Z. (herbertz)


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Jörg W. schrieb:
> Allerdings war die Frage in diesem Thread speziell über Kicad, da ist es
> wenig angebracht, darüber zu philosophieren, dass es früher anders
> gemacht wurde.

Habe ich so nicht eingefädelt. Ich habe nur geantwortet.

von Herbert Z. (herbertz)


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Johannes F. schrieb:
> Aber jemand, der das Layout-Designen von Anfang an neu
> lernt, sollte dies m.E.n. mit moderner Software tun.

Sprint Layout ist eine moderne Software. Aber es gibt verschiedenes, wie 
beim Auto. Handschaltung oder Automatik, muss jeder für sich selber 
entscheiden.

von Johannes F. (jofe)


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Herbert Z. schrieb:
> Sprint Layout ist eine moderne Software.

Naja.

Herbert Z. schrieb:
> Handschaltung oder Automatik, muss jeder für sich selber
> entscheiden.

Wenn du die Luftlinien und ERC/DRC bei KiCad unbedingt als "Automatik" 
sehen willst ...

Wir drehen uns im Kreis. Für mich ist hier EOD.

von Herbert Z. (herbertz)


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Johannes F. schrieb:
> Wenn du die Luftlinien und ERC/DRC bei KiCad unbedingt als "Automatik"

Du beurteilst eine Software die du nicht kennst wie ich sehe. Würdest du 
Sprint kennen, dann würdest du wissen, das sehr wohl ein DRC Check 
vorhanden ist.
Damit hat sich das Thema erledigt!

von Svensson (svensson)


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Ich hätte da noch eine etwas verschämte Frage: kann man eigentlich den 
Vias/Durchkontaktierungen trauen?
Das sind doch praktisch Hohlnieten, die die beiden Kupferlagen 
miteinander verbinden. Das ist doch eine rein mechanische Verbindung, 
kann das nicht oxidieren oder sich lockern? Sind die wirklich 
langzeitstabil?

Bei einem THT-Pad besteht eigentlich eine Lötverbindung auf der 
Oberseite, auf der Unterseite und durch die Kapillarwirkung wird das Lot 
auch noch hineingezogen. Die dürften außerordentlich stabil sein.

Oder anders gefragt, ist es - aus Sicht der Langzeithaltbarkeit - 
besser, Vias zu nehmen oder lieber "lange Umwege" mit den Leiterbahnen 
in Kauf zu nehmen?

: Bearbeitet durch User
von Herbert Z. (herbertz)


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Svensson schrieb:
> Oder anders gefragt, ist es - aus Sicht der Langzeithaltbarkeit -
> besser, Vias zu nehmen oder lieber "lange Umwege" mit den Leiterbahnen
> in Kauf zu nehmen?

Hast schon mal von Langzeit Problemen mit Vias gehört, gelesen? Ich noch 
nicht. Wenn du im Netz suchst...

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Svensson schrieb:
> praktisch Hohlnieten

Nein.
Kurz nach den Verschwinden der Dinosaurier hat man den Prozess 
umgestellt.
Das sind aufgalvanisierte Kupferhülsen und die gibts von 0,1mm bis 
unendlich, burried, plugged & capped und ja, die sind zuverlässig.

Es gibt aber noch Dinosaurier die zuhause mit wahnsinnig viel Arbeit und 
Chemie sehr schlechte PCBs herstellen, wofür sie irgendwelche Gründe 
anführen die außer ihnen eigentlich niemand versteht.
Die verwenden für doppelseitig dann Kupferhülsen und haben jede Menge 
Aufwand und Ärger damit.

Alle anderen Bestellen sich für den Gegenwert einer Kugel Eis lieber 
professionelle PCBs bei JLC, Aisler und Co.

An welche Krafteinwirkung hast Du den bei Deinen Überlegungen gedacht, 
wo kommt die her, wie wirkt die genau und warum behebt man dann nicht 
lieber das eigentliche Problem?

von Martin K. (mk279)


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Svensson schrieb:
> Ich hätte da noch eine etwas verschämte Frage: kann man eigentlich den
> Vias/Durchkontaktierungen trauen?

Kurze Antwort: ja.

Lange Antwort: ja, aber:
Es gibt wohl Stabilitätsprobleme bei "Via-in-Pad", d.h. für Vias die 
direkt unter SMD Pads sitzen. Auf der anderen Seite bieten diese viele 
Vorteile, z.B. Platzersparnis und für BGAs. Die Kosten dafür sind auch 
höher. Ist glaube ich hier aber etwas over-the-top. Bei Bedarf mal 
googeln.

Vias bei GND Planes bzw. Power Planes erhöhen aber im Gegenteil die 
Stabilität und den Zusammenhalt der PCB-Schichten. Außerdem wichtig 
damit keine Kupfer-Inseln entstehen.

Wichtig:
Wenn ein Via für eine Signalleitung genutzt wird, sollten 1-2 GND-Vias 
dicht daneben platziert werden. Ist wichtig für den Rückfluss des 
Stroms. Anderenfalls baust Du Antennen.

Für differentielle Leitungen z.B. USB D+ D- müssen die Vias symmetrisch 
gesetzt werden, d.h. die gleiche Zahl im Pfad und eine ähnliche 
Position.

Vias erhöhen die Induktivität der Leitung geringfügig. Das spielt bei 
High-Speed Interfaces eine gewisse Rolle.

Wenn es nicht auf Signallaufzeiten ankommt und man das Ziel ohne Vias 
erreichen kann, geht's auch ohne Via. Wenn es aber darauf ankommt wie 
z.B. bei High-Speed Interfaces wie bei schnellerem SDIO oder SDRAM-/ 
DDR-RAM sind (unterschiedlich) lange Leitungen keine gute Option.

von Michael B. (laberkopp)


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Svensson schrieb:
> kann man eigentlich den Vias/Durchkontaktierungen trauen

Industriell gefertigt: ja.

von Michael (Gast)


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Martin K. schrieb:
> Es gibt wohl Stabilitätsprobleme bei "Via-in-Pad"

Das Via schluckt nur das Lötzinn, von dem heutzutage wahnsinnig wenig 
verwendet wird.
Deswegen filled & capped Vias wenn man die in Pads legt.

von Martin K. (mk279)


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Michael schrieb:
> Das Via schluckt nur das Lötzinn, von dem heutzutage wahnsinnig wenig
> verwendet wird.
> Deswegen filled & capped Vias wenn man die in Pads legt.

Klar, VIA-in-Pad nur mit Capping! Kein Via im Pad platzieren, wenn das 
nicht durch den Fertiger abgedeckt (capping) werden kann.

Hier gibt's was darüber:

https://www.multi-circuit-boards.eu/leiterplatten-design-hilfe/bohren-durchkontaktierung/via-in-pad.html

von Svensson (svensson)


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> Das sind aufgalvanisierte Kupferhülsen und die gibts von 0,1mm bis
unendlich, burried, plugged & capped und ja, die sind zuverlässig.

Da habe ich was gelernt. Ich hatte das Katalog-Bild vor Augen, wo 
Nietgeräte und Beutel von 10.000 Hohlnieten angeboten wurden. Dachte 
fälschlicherweise die Industrie würde das auch so machen, halt nur im 
Industrieprozeß.
Die Worte hinter dem Unendlich sagen mir jetzt erst einmal nichts, aber 
ich nehme mit, daß sie zuverlässig sind.

Und nein, ich werde nicht mehr mit Chemie herumpanschen (das hat damals 
schon genug häßliche Flecken gemacht). Für mich ist der derzeit optimale 
Workflow das Entwerfen mit KiCAD und dann die Fertigung bei Aisler.

> Es gibt wohl Stabilitätsprobleme bei "Via-in-Pad", d.h. für Vias die
direkt unter SMD Pads sitzen.

Das hatte ich schon gelesen. Allerdings dürfte das in meinen Anwendungen 
wohl nie vorkommen.

> Wichtig:
Wenn ein Via für eine Signalleitung genutzt wird, sollten 1-2 GND-Vias
dicht daneben platziert werden. Ist wichtig für den Rückfluss des
Stroms. Anderenfalls baust Du Antennen.

Ich vermute, das gilt nur für schnelle Signale? Bei meinen Anwendungen 
war bisher der Fast-IIC-Bus mit seinen 400kHz das schnellste Signal.

Auch habe ich bisher noch nie eine mehr als 2-lagige Platine entworfen. 
In meinem Kopf sind Platinen immer noch überwiegend irgendwie 1-seitig, 
deshalb auch die Fragen hier. Ich gewöhne mich gerade langsam an die 
Möglichkeiten, die die zweite Seite bietet.

von Wegstaben V. (wegstabenverbuchsler)


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Svensson schrieb:
> möglichst effektiv

effektiv: das Verhältnis zwischen angestrebten und erreichten Ziel
effizient: der Aufwand, der benötigt wird, um das Ziel zu erreichen

du möchtest vermutlich eher "möglichst effizient" arbeiten (also deinen 
Aufwand verringern), und eher zweitrangig "möglichst effektiv" (also 
möglichst alle Ziele erreichen)

: Bearbeitet durch User
von Martin K. (mk279)


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Svensson schrieb:
> Ich vermute, das gilt nur für schnelle Signale? Bei meinen Anwendungen
> war bisher der Fast-IIC-Bus mit seinen 400kHz das schnellste Signal.

Ja, I2C bei 400kHz sollte passen. Es kommt aber auf die Rise- und 
Fall-Time an. Aktuelle Microcontroller bieten da abseits von I2C bei den 
GPIOs schon sehr kurze Zeiten an.

>Auch habe ich bisher noch nie eine mehr als 2-lagige Platine entworfen.

Hier am besten orthogonal Routen (z.B. oben nur horizontale Bahnen, 
unten nur vertikale).

Abhängig davon was Du machst, lohnen sich 4 Lagen auch schon recht 
schnell, weil die Stromversorgung der vielen Chips sehr viel einfacher 
wird. Spart auch einiges an Routing-Zeit.

: Bearbeitet durch User
von Andreas M. (amesser)


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Herbert Z. schrieb:
> Ich habe jetzt die Bauteile nicht gezählt, aber sind mehr als zehn.
> Ps: Ich liebe maximal breite Leiterbahnen. Die sind robust bei einer
> Reparatur und sparen Ätzmittel beim selber machen.;-)

Herbert Z. schrieb:
> der schon, aber beim kleben lernt man das routen.

Sorry, aber Deine Platine ist genau das Gegenteil von gelerntem Routen. 
Alleine die ganzen nicht verbundenen Kupferflächen lassen einen beim 
Anbblick Erschaudern. Vernünftige Masseführung zum 7805 gibts auch 
nicht, die macht ne Weltreise um die Platine. Zu dicke Leiterbahnen 
sorgen nur für mehr Chancen für Lötbrücken. Verbindungen die "HF" im 
Namen haben macht man nicht dicker als nötig, EMV lässt grüßen...

von Svensson (svensson)


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@wegstabenverbuchsler
Also alle Ziele müssen schon erreicht werden, denn die Platine muss 
natürlich funktionieren. Das Erreichen der Ziele soll dann noch 
effizient sein.

@Martin
> Hier am besten orthogonal Routen (z.B. oben nur horizontale Bahnen,
unten nur vertikale).

Interessanter Ansatz - muss ich mal ausprobieren. Das dürfte aber zu 
einer Vielzahl an Vias führen.

> Stromversorgung der vielen Chips

Bisher hatte ich noch nie mehr als sechs Chips neben dem MC. Aber 
tatsächlich ist die Stromversorgung oft eine Herausforderung.

Kann man denn Vias eigentlich nur zwischen einzelnen Lagen machen, oder 
verbinden die immer alle Kupferlagen und müssen dann entsprechend 
"ausgespart" werden? Würde mann dann eher die Stromversorgung nach innen 
legen oder nach außen?

: Bearbeitet durch User
von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Svensson schrieb:

> Interessanter Ansatz - muss ich mal ausprobieren. Das dürfte aber zu
> einer Vielzahl an Vias führen.

Interessiert erstmal nicht. Optimieren kannst du ja am Ende immer noch.

> Kann man denn Vias eigentlich nur zwischen einzelnen Lagen machen, oder
> verbinden die immer alle Kupferlagen und müssen dann entsprechend
> "ausgespart" werden?

Normalerweise letzteres, alles andere ist teuer und bspw. bei Aisler 
auch nicht im Pool verfügbar.

> Würde mann dann eher die Stromversorgung nach innen
> legen oder nach außen?

Bei 4 Lagen üblicherweise Routing auf den Außenlagen und Versorgung 
innen, aber das ist natürlich kein Gesetz. Bei 6 Lagen dann ganz innen 
noch zwei Routinglagen dazu.

Wenn du das Routing in der Mitte und GND / Versorgung außen machst, hast 
du zwar eine gute Schirmung, musst aber von jedem Bauteilanschluss weg 
immer erstmal mit einem Via „in die Mitte gehen“.

von Andreas M. (amesser)


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Svensson schrieb:
>> Hier am besten orthogonal Routen (z.B. oben nur horizontale Bahnen,
> unten nur vertikale).
>
> Interessanter Ansatz - muss ich mal ausprobieren. Das dürfte aber zu
> einer Vielzahl an Vias führen.

Würde ich so auch nicht machen. Ich versuche bei zwei Lagen die Lötseite 
meist durchgängig als Massefläche zu führen und nur wo nötig mit anderem 
zu unterbrechen. (Einfach drüber nachdenken wo die Masse zurückfließen 
muss und das möglichst wenig zerteilen)

Svensson schrieb:
> Kann man denn Vias eigentlich nur zwischen einzelnen Lagen machen, oder
> verbinden die immer alle Kupferlagen und müssen dann entsprechend
> "ausgespart" werden? Würde mann dann eher die Stromversorgung nach innen
> legen oder nach außen?

Normale Vias gehen immer durch die komplete Platine durch, hängt mit dem 
Herstellungsverfahren zusammen. Für mehr Geld gibts aber burried oder 
blind Vias. Versucht man zu vermeiden.

Bei vier Lagen ist die Faustregel das Signale auf die Außenlagen kommen, 
die erste Innenlage (Näher an den Chips) Ground und die zweite Innenlage 
Stromversorgung und wenn notwendig Signale. Ausnahmen bestätigen die 
Regel...

von Martin K. (mk279)


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Andreas M. schrieb:
> Würde ich so auch nicht machen. Ich versuche bei zwei Lagen die Lötseite
> meist durchgängig als Massefläche zu führen und nur wo nötig mit anderem
> zu unterbrechen. (Einfach drüber nachdenken wo die Masse zurückfließen
> muss und das möglichst wenig zerteilen)

Ab einer gewissen Zahl an Verbindungen klappt das nicht mehr gut.

Aber ja, die genannte Strategie ist in der Tat besser, wenn man nicht 
viele Leiterbahnen braucht und die sich dann auch noch möglichst 
kreuzungsfrei verlegen lassen.

Wenn sie nicht kreuzungsfrei sind, kann man versuchen Pins zu tauschen. 
Z.B. einen anderen GPIO Pin nutzen oder Address- bzw. Datenleitungen bei 
RAM tauschen.

>Bei vier Lagen ist die Faustregel das Signale auf die Außenlagen kommen,
>die erste Innenlage (Näher an den Chips) Ground und die zweite Innenlage
>Stromversorgung und wenn notwendig Signale.

Dieser Aufbau ist wirklich sehr verbreitet. Ja nach Anwendungsfall 
gibt's aber diverse andere Möglichkeiten:
https://resources.pcb.cadence.com/blog/best-formats-for-4-layer-pcb-stackups

Für die ersten Versuche, den Aufbau übernehmen, den Andreas M. 
beschrieben hat. Wenn Du je was anderes brauchst, kannst Du immer noch 
schauen.

von Johannes F. (jofe)


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Herbert Z. schrieb:
> Johannes F. schrieb:
>> Wenn du die Luftlinien und ERC/DRC bei KiCad unbedingt als "Automatik"
>
> Du beurteilst eine Software die du nicht kennst wie ich sehe. Würdest du
> Sprint kennen, dann würdest du wissen, das sehr wohl ein DRC Check
> vorhanden ist.

Es reicht mir aus, über Sprint Layout zu wissen, dass es keinen 
Schaltplaneditor enthält. Damit ist nämlich klar, dass der Design Rule 
Check von Sprint das Layout nicht auf Übereinstimmung mit einem 
zugehörigen Schaltplan (den es ja bei Sprint nicht gibt) prüfen kann, 
was bei KiCad u.a. ein sehr wichtiges Feature ist.

Herbert Z. schrieb:
> Damit hat sich das Thema erledigt!

Hoffentlich ...

von Peter D. (peda)


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Svensson schrieb:
> Auch habe ich bisher noch nie eine mehr als 2-lagige Platine entworfen.
> In meinem Kopf sind Platinen immer noch überwiegend irgendwie 1-seitig,
> deshalb auch die Fragen hier. Ich gewöhne mich gerade langsam an die
> Möglichkeiten, die die zweite Seite bietet.

Der Kostenunterschied von 2 zu 4 Lagen ist so gering, daß es sich nicht 
lohnt, Zeit damit zu vergeuden. 1-lagig wird praktisch nicht mehr 
gefertigt, das sind auch 2-lagige.

von Peter D. (peda)


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Jörg W. schrieb:
> Regel #1 dafür: jedes Layout vor der Fertigung noch einmal durch den
> DRC laufen lassen, egal, wie klein die Änderung erscheinen mag, die man
> gerade „nur noch schnell“ gemacht hat.

Und auch vorher nochmal Schaltplan mit PCB matchen und "no difference" 
gemeldet zu bekommen.

von Johannes F. (jofe)


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Jörg W. schrieb:
> Wenn du das Routing in der Mitte und GND / Versorgung außen machst, hast
> du zwar eine gute Schirmung,

AppNote AVR040 von Atmel "EMC Design Considerations" meint dazu im 
Abschnitt 4.7.6:
"It is not a good idea to place the power and ground planes as the outer 
layers to act as shields. It does not work as intended, as high currents 
are running in the ground plane. A shield layer would have to be a 
second pair of ground layers."

von Peter D. (peda)


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Martin K. schrieb:
> Allerdings kann man sich ein paar
> Iterationsschritte sparen, in dem man zunächst Cluster baut von
> Bauteilen die sowieso dicht beieinander platziert werden müssen.

Ich gruppiere auch alle Bauteile, die zusammen gehören zu kleinen 
Inseln. Dann plaziere ich die Teile möglichst optimal und dann route ich 
sie schon untereinander.
Danach werden dann diese Inseln auf der Platine angeordnet und 
verbunden. Die Innenlagen (GND, Power) kommen ganz zum Schluß.
Bauteile können jederzeit wieder verschoben werden.
Ich schätze mal, 30% der Zeit gehen für das Plazieren drauf und 60% für 
das Routen.

von Herbert Z. (herbertz)


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Andreas M. schrieb:
> Sorry, aber Deine Platine ist genau das Gegenteil von gelerntem Routen.
> Alleine die ganzen nicht verbundenen Kupferflächen lassen einen beim
> Anbblick Erschaudern. Vernünftige Masseführung zum 7805 gibts auch
> nicht, die macht ne Weltreise um die Platine. Zu dicke Leiterbahnen
> sorgen nur für mehr Chancen für Lötbrücken. Verbindungen die "HF" im
> Namen haben macht man nicht dicker als nötig, EMV lässt grüßen...

Was du an einem eher dürftigen Foto alles sehen Kannst ist erstaunlich.
Im übrigen funktioniert die Schaltung wie gewünscht perfekt.
Die Bestückungsseite ist meine Masse via Thermalpad dort wo ich Masse 
brauche. Alles andere ist freigestellt. Eine übliche Vorgehensweise wie 
ich sie schon sehr oft gesehen habe. Bei sehr hohen Frequenzen würde ich 
etwas anders routen, hier passt das.
Die breite meiner Leiterbahnen (ein Tick von mir) waren noch nie die 
Ursache für eine Nichtfunktion. Wenn ich etwas ganz bestimmt kann, dann 
löten, auch schwieriges.
Deine Kritik wird von meiner Praxis wie ich sie erfahren habe all die 
Jahre  nicht ernährt.
Für mich der berühmte Sack Reis...
Bist wahrscheinlich Eagle geprägt oder ein anderes ähnliches mit 
Schaltplanverknüpfung? Die automatischen Ergebnisse dieser Programme 
müsste ich alle händisch nacharbeiten.

: Bearbeitet durch User
von Johannes F. (jofe)


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Herbert Z. schrieb:
> Die automatischen Ergebnisse dieser Programme
> müsste ich alle händisch nacharbeiten.

Was bitte meinst du nur genau mit dieser angeblichen "Automatik" von 
Eagle und KiCad, auf der du hier permanent (und am Thema vorbei) 
herumreitest?

von Jörg W. (dl8dtl) (Moderator) Benutzerseite


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Johannes F. schrieb:
> It does not work as intended, as high currents are running in the ground
> plane.

Halte ich allerdings für ein eher lahmes Argument. Diesen Effekt hat man 
ja so oder so, egal, wo diese Lagen sind.

Ist aber jetzt müßig drüber zu diskutieren, denn einen derartigen Aufbau 
wird man eh nur in seltenen Ausnahmefällen favorisieren (ich hatte 
gerade mal einen solchen, aber aus ganz anderen Gründen).

Peter D. schrieb:
> Und auch vorher nochmal Schaltplan mit PCB matchen und "no difference"
> gemeldet zu bekommen.

Das ist bei Kicad (was der TE hat) Teil des DRCs.

von Andreas M. (amesser)


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Herbert Z. schrieb:
> Die Bestückungsseite ist meine Masse via Thermalpad dort wo ich Masse
> brauche. Alles andere ist freigestellt.

Davon sieht man in dem Foto nix. Das kleine Kupferrechteck unter IC1 ist 
dann also mit VIAs auf die andere Seite durchverbunden? Und wenn die 
andere Lage eine reine Masselage ist, warum ist dann überhaupt noch so 
eine Massefläche auf der Lötseite?

Herbert Z. schrieb:
> Bist wahrscheinlich Eagle geprägt oder ein anderes ähnliches mit
> Schaltplanverknüpfung? Die automatischen Ergebnisse dieser Programme
> müsste ich alle händisch nacharbeiten.

Was für automatische Ergebnisse? Ja früher hatte ich Eagle bin aber 
schon sehr lange bei KiCad.

von Herbert Z. (herbertz)


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Andreas M. schrieb:
> Davon sieht man in dem Foto nix. Das kleine Kupferrechteck unter IC1 ist
> dann also mit VIAs auf die andere Seite durchverbunden? Und wenn die
> andere Lage eine reine Masselage ist, warum ist dann überhaupt noch so
> eine Massefläche auf der Lötseite?

Die obere Seite ist jetzt nicht dargestellt und auch nicht gezeichnet. 
Im Gegensatz zu Arbeiten die man zu einem fertiger als Gerber versendet 
braucht es das beim selberätzen, selber Bohren nicht. Die obere Seite 
wurde nach dem bohren mit einem Kugelkopffräser dort angesenkt wo es 
notwendig ist. Alles was Masse ist natürlich nicht, da wird verlötet. 
Auch da kann ich mir die Variante aussuchen. Ich kann die obere Seite 
mit Thermalpads belichten und ätzen was beim löten besser ausschaut. 
Aber ich kann auch ohne Thermalpads sauber löten... siehe Bild...

von Svensson (svensson)


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@Herbert Z.
Eine ernstgemeinte Frage: warum ätzt Du denn noch selber die Platinen?

Wäre ich nur schon früher auf dieses Forum gestossen (und nicht erst zur 
Coronazeit) und hätte erfahren, daß es solche Firmen wie Aisler gibt, 
wäre mir viel Arbeit (und Ärger) wohl erspart geblieben.

von Herbert Z. (herbertz)


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Svensson schrieb:
> @Herbert Z.
> Eine ernstgemeinte Frage: warum ätzt Du denn noch selber die Platinen?
>
> Wäre ich nur schon früher auf dieses Forum gestossen (und nicht erst zur
> Coronazeit) und hätte erfahren, daß es solche Firmen wie Aisler gibt,
> wäre mir viel Arbeit (und Ärger) wohl erspart geblieben.

Ich hab vor 6 Wochen angefangen einige Platinen fertigen zu lassen. Ich 
mache jetzt aber nicht mehr so viel wie früher. Zu der Zeit wo viele 
Sachen entstanden sind war das machen lassen noch nicht so verbreitet 
oder auch zu teuer. Ich find das "machen lassen" gut aber eigentlich 
kommt diese Erkenntnis Jahre zu spät. Ich habe hier noch ein paar ältere 
Layouts die ich noch Fertiger gerecht nachbearbeiten muss weil meine 
Bohrungen alle 0,6mm sind was beim anbohren Vorteile hat wenn die 
Bohrung auch mittig sein soll, ohne CNC versteht sich.
Ich mache nur noch Kleinigkeiten und wenn jemand mal was nachbauen will, 
gibt es das Gerber File dazu oder eine Platine wenn noch eine da ist.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Herbert Z. schrieb:
> Hast schon mal von Langzeit Problemen mit Vias gehört, gelesen? Ich noch
> nicht. Wenn du im Netz suchst...

Die üblichen Leiterplattenmaterialien haben in vertikaler Richtung 
(Z-Achse) einen recht hohen Wärmeausdehnungskoeffizienten (CTE), der 
deutlich höher als der des für die Galvanisierung eingesetzten Kupfers 
ist. Setzt man eine Leiterplatte/Baugruppe sehr vielen, großen 
Temperaturwechseln aus, kann das auf die Dauer zu Haarrissen in den 
Durchkontaktierungen führen. Oberhalb der Glasübergangstemperatur (Tg) 
erhöht sich der CTE-Z zudem noch sprunghaft. Daher gibt es für diese 
Anwendungsfälle spezielle Low-CTE-Z-Materialien.

https://www.eurocircuits.de/blog/fr-4-vielfach-genutzt-wenig-bekannt/

Anbei exemplarisch auch das Datenblatt von Isola IS410, welches mit 
Tg=180 °C schon ein eher hochwertiges, temperaturbeständiges 
Leiterplattenmaterial ist.

Hier eine Übersicht:
https://www.isola-group.com/pcb-laminates-prepreg/

Insgesamt lässt sich feststellen, dass Durchkontaktierungen (und ggf. 
auch THT-Pads) in der Tat eine Schwachstelle bezüglich der 
Temperaturwechselbeständigkeit darstellen. Dafür sind sie aber kaum 
empfindlichen gegenüber Biegebelastungen. In den allermeisten 
Anwendungen spielt dies jedoch keine relevante Rolle, so dass man sich 
keine Sorgen bezüglich der Zuverlässigkeit machen muss. Ich habe es 
bisher erst zweimal erlebt, dass Durchkontaktierungen fehlerhaft waren: 
im ersten Fall gab es einen Fehler bei der Galavanik; unter dem 
Mikroskop ließ sich deutlich erkennen, dass die Kante zwischen Pad und 
Hülse viel zu ausgeprägt war. Der betreffende Berliner 
Leiterplattenhersteller war aber auch bekannt dafür, häufig ziemlich 
Pfusch abzuliefern, wie ich später erneut erfahren durfte.

Im zweiten Fall handelte es sich um eine Baugruppe, die sich in einer 
Prüfkammer für Temperaturwechsel befand und die im Halbstundentakt 
zwischen -40 °C und +80 °C wechselte. Deren Entwickler hatte sich keine 
Gedanken gemacht und einfach das billigste Leiterplattenmaterial 
eingesetzt.

von Herbert Z. (herbertz)


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Andreas S. schrieb:
> und die im Halbstundentakt
> zwischen -40 °C und +80 °C wechselte.

Wo hat man schon so etwas ? Dürfte in der Tat so selten sein, dass man 
es vernachlässigen kann.
Dukos zb. werden am ehesten beim Auslötprozessen zerstört. Zu langes 
braten und die mechanische Belastung durch den Druck der Spitze ,dann 
wars das.

von Peter D. (peda)


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Andreas S. schrieb:
> Der betreffende Berliner
> Leiterplattenhersteller war aber auch bekannt dafür, häufig ziemlich
> Pfusch abzuliefern, wie ich später erneut erfahren durfte.

Ich kenne den wohl auch.
Ist sehr ärgerlich, wenn Platinen mit hochpreisigen Bauteilen für die 
Tonne sind, z.B.:
https://www.digikey.de/de/products/detail/vpg-foil-resistors/Y4485V0082AT9W/6028425

Entwicklungsmuster bestellen wir gerne bei Würth. Die Qualität ist immer 
perfekt und bei den geringsten Unstimmigkeiten wird nachgefragt.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Herbert Z. schrieb:
> Andreas S. schrieb:
>> und die im Halbstundentakt
>> zwischen -40 °C und +80 °C wechselte.
>
> Wo hat man schon so etwas ? Dürfte in der Tat so selten sein, dass man
> es vernachlässigen kann.

Nein, das kann man nicht vernachlässigen, nämlich wenn durch solch einen 
"so seltenen" Fehler eine ganze Produktionsanlage still steht. Und wenn 
mich ein Kunde für sehr viel Geld mit solch einer Fehlersuche 
beauftragt, kann ich natürlich nicht behaupten, so etwas sei zu 
vernachlässigen.

> Dukos zb. werden am ehesten beim Auslötprozessen zerstört. Zu langes
> braten und die mechanische Belastung durch den Druck der Spitze ,dann
> wars das.

So etwas passiert meist nur drittklassigen Bastlern oder im Fall von 
Dickkupferleiterplatten, bei denen man trotz Vorheizens usw. nicht genug 
Wärme in die Leiterplatte bekommt. So etwas habe ich bisher nur einmal 
bei einer Leiterplatte mit insgesamt 2,7 mm Kupfer erlebt.

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