Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Isolierter Buck-Boost Converter - Welche Topologie?


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von Hendrik B. (hendrik_ber)


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Hallo zusammen,

es geht hier vor allem um ein Lern-/Bastelprojekt.

Ich beschäftige mich derzeit mit verschieden DCDC Converter Topologien 
und weiß derzeit nicht weiter.
Ich habe bereits erfolgreich isolierte Buck-Converter und 
Boost-Converter als Forward- und Flyback converter aufgebaut und nun 
wollte ich einen isolierten Buck-Boost Converter bauen.

Eingangsspannung: 18-36V
Nom. Eingangsspannung: 24V
Ausgangsspannung: 24V
Ausgangsstrom: ~4A
Ausgangsleistung: ~100W
Effizienz (optional): >85%

Ich denke, mit einem Flyback sollte das klappen, allerdings wird hier 
die Effizienz wahrscheinlich in den Keller gehen.

Ich bin jetzt noch auf Active Clamp Forward, Half-Bride und Full-Bridge 
converter gestoßen.
Allgemein verstehe ich zwar grob die Funktionen (und "grob" wird wohl 
das Problem sein), allerdings kann ich nicht erkennen, ob diese 
Topologien für den Buck-Boost Betrieb geeignet sind.

Wenn ich z.B. mit TIs Power Stage Designer versuche entsprechende 
Parameter zu setzen, wird mir das Design immer nur auf die minimale 
Eingangsspannung berechnet. Setze ich diese dann auf 24V oder 36V 
schlägt das Design sofort fehl.
Muss ich hier anders rangehen?

Ich habe bei Mouser half bricks und 1/4 bricks gefunden, die im Prinzip 
das machen, was ich möchte; welche Topologien nutzen diese Typen?

Bevor ich hier jetzt in die falsche Richtung laufe, wollte ich einmal 
nachfragen, welche Topologie denn hierfür geeignet wären, damit ich mich 
in diese  weiter einlesen kann.

Viele Grüße

: Verschoben durch Moderator
von Luca E. (derlucae98)


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Hendrik B. schrieb:
> allerdings kann ich nicht erkennen, ob diese Topologien für den
> Buck-Boost Betrieb geeignet sind.

Dank des Übertragers funktioniert das. Das Übersetzungsverhältnis für 
maximales Tastverhältnis bei minimaler Eingangsspannung auslegen. Steigt 
die Eingangsspannung, reduziert die Regelung das Tastverhältnis.
Die Spannungsbelastung der sekundären Gleichrichterdioden wird aber 
ziemlich hoch.

von Hendrik B. (hendrik_ber)


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Hallo Luca,

vielen Dank für Deine Antwort.
Ich verstehe das dann so, dass ich jede der oben genannten Topologien 
als isolierten Buck-Boost verwenden kann?
Würde es etwas bringen, die Gleichrichterdioden durch entsprechende 
MOSFETs zu ersetzen und eine synchrone Gleichrichtung zu verwenden?

Mit welcher Topologie könnte ich denn dann am Effizientesten werden?
Wenn ich richtig gelesen habe, würde eine Full-Bridge Topologie die 
beste Effizienz bei allerdings komplexem Aufbau bieten.

Mein Problem war bisher immer passende Transformatoren zu finden. Gibt 
es bei einer Topologie eine größere Auswahl an Trafos von der Stange 
oder komme ich ums selber wickeln nicht drum herum?


Viele Grüße

von Andrew T. (marsufant)


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Die Firma Würth hat da etliche Trafos als Standardprodukte, die auch für 
einige TI Chips ausgelegt sind.
Einfach mal stöbern, oder gleich deren Support anrufen -- oft sind für 
Schulprojekte sogar Muster günstig erhältlich.

von Luca E. (derlucae98)


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Hendrik B. schrieb:
> Ich verstehe das dann so, dass ich jede der oben genannten Topologien
> als isolierten Buck-Boost verwenden kann?

Ja.

Hendrik B. schrieb:
> Würde es etwas bringen, die Gleichrichterdioden durch entsprechende
> MOSFETs zu ersetzen und eine synchrone Gleichrichtung zu verwenden?

Ändert nichts daran, dass die MOSFETs dann auch entsprechend 
spannungsfest sein müssen. Bei 4 A lohnt sich das durch die komplexe 
Ansteuerung aber nicht. 85% Wirkungsgrad sind auch ohne 
Synchrongleichrichtung erreichbar.

Hendrik B. schrieb:
> Mit welcher Topologie könnte ich denn dann am Effizientesten werden?

Der active-clamp forward scheint in diesem Spannungs- und 
Leistungsbereich recht beliebt zu sein und er ist vergleichsweise 
einfach. Schau dir mal die Application Notes von PoE-Wandlern an.

Hendrik B. schrieb:
> Gibt es bei einer Topologie eine größere Auswahl an Trafos von der
> Stange oder komme ich ums selber wickeln nicht drum herum?

Selbstwicklen ist das Mittel der Wahl. Oder als Planartrafo direkt in 
der Platine.
Dabei lernst du auch am meisten.

von Michael B. (laberkopp)


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Hendrik B. schrieb:
> mit einem Flyback sollte das klappen, allerdings wird hier die Effizienz
> wahrscheinlich in den Keller gehen.

Na ja, 100W nennt man so als Genze, ab wann man von Flyback auf 
Topologien ausweicht, die beide Magnetisierungsrichtungen des Kerns 
nutzen, damit man mit halb so grossen und somit halb so teuren Kernen 
auskommt, aber als Hobbyist ist die Pfennigfuchserei ja nicht nötig. Die 
Effizienz ist nicht das Problem, die Ummagnetisierung des Kerns ist 
geringer, die Wicklungsverluste sind gleich, Halbleiterverluste eher 
geringer.

Aber jeder Forward-Konverter besteht  aus einem Trafo (der die Spannung 
auf eine immer höher als die Ausgangsspannung transformiert und zugleich 
isoliert) mit nachfolgender stromglättenden Spule wie ein Buck, braucht 
also 2 Kerne.

Daher ist Flyback sicher einfacher, in Dimensionierung und Aufbau.

Ansonsten Gegentaktwandler, bei der geringen Primärspannung.

von Peter D. (peda)


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Hendrik B. schrieb:
> Würde es etwas bringen, die Gleichrichterdioden durch entsprechende
> MOSFETs zu ersetzen und eine synchrone Gleichrichtung zu verwenden?

Ja, das bringt schon was.
Ich hab mal was ähnliches entwickelt, 24V auf 24V/100W mit 20kV 
Isolation.
Die Schaltung ist recht einfach. Ein ungeregelter Gegentaktwandler 
treibt den Trenntrafo 24V/32V. Dahinter dann ein Synchrongleichrichter 
mit TEA1795.
Die ungeregelten 29..40V macht dann ein Stepdown MAX1546 wieder zu 24V.
Die 6 MOSFETs sind BSC146N10LS5.
Es werden keine Kühlkörper benötigt, die Platinen reichen zur Kühlung 
aus. Wegen der 20kV Isolation wurden 2 Platinen verwendet. Der 
Hochspannungsteil sitzt in einem Isoliergehäuse (3D-Druck).

von Michael (Firma: HW Entwicklung) (mkn)


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Michael B. schrieb:
> 100W nennt man so als Genze, ab wann man von Flyback auf
> Topologien ausweicht

Wobei diese Grenze äußerts schwammig ist und sich durch Multiphasen 
Flybacks beliebig umgehen lässt.
Ipeak beim Flyback ist Inenn x 4 + Sicherheitsmarge.
Das müssen eben alle Bauteile aushalten und das geht schon mal 
ordentlich auf den Wirkungsgrad, selbst wenn man derart hoch 
dimensioniert.
Der Flyback ist aber die gutmütigste Topologie und wäre hier meine Wahl 
für schnelle Ergebnisse mit wenig Aufwand.

Wenns schön anspruchsvoll sein darf, mal den LLC mit 
Synchrongleichrichtung ins Auge fassen.

Hendrik B. schrieb:
> jede der oben genannten Topologien
> als isolierten Buck-Boost
Natürlich.
Das bringt der Übertrager mit sich.
Einfach das Wicklungsverhältnis so legen das bei Uin-min noch Uout-max 
erzeugt werden kann.
Jede der Topologien hat ihre individuellen Vor und Nachteile.

Hendrik B. schrieb:
> synchrone Gleichrichtung
Je höher der Strom und je niedriger die Spannung um so mehr gehen die 
Diodenverluste ein.
Bei Uout=600V/1A würde ich normale Dioden nehmen.
Bei 60V/10A Synchrongleichrichter.

von Axel S. (a-za-z0-9)


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Hendrik B. schrieb:
> nun wollte ich einen isolierten Buck-Boost Converter bauen

So etwas gibt es nicht. Bzw. ergibt diese Klassifizierung keinen Sinn.

Bei isolierten Wandlern unterscheidet man ganz grob zwischen 
Sperrwandlern und Flußwandlern. Beide können Spannung sowohl herunter 
als auch herauf setzen. Der Trafo als (isolierendes Element) macht es 
möglich.

von Pandur S. (jetztnicht)


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Ein bevorzugter Typ von mir ist der LT1683. Den lasse ich gerne mit 
einem beidseitig mittelangezapften Trafo laufen. Die Wicklungen sind 
immer eher einfach und selbst machbar. zB von 12 auf 120V mit 10:100 
Windungen auf einem E-Kern

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ich habe sowas immer mit einem mittelpunktgespeisten Gegentaktwandler 
gemacht. Das Design (leider meistens ungeregelt, d.h. ohne Siebdrossel) 
ist in jeder mittleren bis großen KFZ-Endstufe drin und leicht zu 
handhaben. Die primären Transistoren bekommen dabei die doppelte 
Eingangsspannung ab, aber 100V Typen mit kleinem Rds(on) sollte man 
bekommen. Vollbrückenschaltung ginge auch, finde ich aber bei der 
geringen Eingangsspannung unnötigen Aufwand, auch wenn dann FETs für die 
einfache Versorgungsspannung ausreichen. Die Spannungsfestigkeit der 
sekundären Dioden ist einigermaßen egal, kann man ruhig 200..300V Typen 
nehmen, die haben auch keine viel höheren Durchleitverluste als welche 
mit 50V.

Den Trafo würde ich so wickeln, daß er bei 18V Eingang immer noch ~30V 
am Ausgang erreicht. Dadurch bekommt man eine ausreichende Regelreserve.

Steuern kann man das z.B. mit dem guten alten SG3525, Feedback-Schleife 
über Optokoppler (gerne genommen: PC817) und TL431.

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