Forum: HF, Funk und Felder Funksignale passiv in Zimmer leiten


von Florian (flori_n)


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Moin,

mit Funk kenne ich mich nur wenig aus, deshalb eine Frage eher aus 
theoretischem Interesse.

Gegeben ist ein Raum in einem Betongebäude mit metallbeschichteten(1) 
Fenstern. Bei geschlossenem Fenster haben in diesem Raum ein Smartphone 
und ein TETRA-BOS-Funkgerät praktisch keinen Empfang.
Das Funkgerät zeigt bei offenem Fenster, bezogen auf einen internen 
Bezugspegel, +24 dB an, bei geschlossenem Fenster -5 dB.

Ist es möglich, Empfang in diesem Raum zu ermöglichen?
Das Fenster offen lassen ist bei dem aktuellen Wetter keine Option, 
ebenso wie ein Loch ins Fenster schneiden oder die Beschichtung 
entfernen. ;-)
Ein aktiver Repeater ist zu teuer und für die Anwendungen sicher auch 
nur schwer legal zu betreiben.

Es gibt passive Repeater, also sollte das grundsätzlich möglich sein. 
Kann das auch hier funktionieren? Was wäre zu beachten?

Die, vielleicht naive, Idee wäre, dass man außen und innen eine einfache 
Antenne (z.B. Dipol) hinhängt und die beiden elektrisch verbindet 
(eventuell mit Impedanzanpassung), so dass die Signale über ein Kabel 
'durch' das Fenster geführt werden.

Ein willkürliches dünnes Koaxialkabel [2] hat bei 400 MHz eine Dämpfung 
von 55 dB/100m, also 15 dB/m (richtig? oder muss ich doch mit Faktor 10 
rechnen?)
Von den 24 dB außen blieben noch 9 dB übrig.
Jetzt habe ich keine Ahnung, wie ich die Antennen da reinrechnen kann. 
2,15 dBi Gewinn der Antennen, aber daraus werden dann ja nicht wieder 
13,3 dB am Empfänger.

Die Geräte befinden sich normalerweise etwa fünf Meter vom Fenster 
entfernt. Wäre es dann besser, die Innenantenne am Fenster anzubringen, 
um das Kabel kurz zu halten, oder die Antenne in der Nähe der Geräte 
anzubringen und dafür ein längeres Kabel in Kauf zu nehmen?

Und wenn es funktionieren würde, wäre das (funk-)rechtlich eine 
Sendestelle? Es ist ja rein passiv.

(1) 
https://de.wikipedia.org/wiki/Mehrscheiben-Isolierglas#Wellenl%C3%A4ngenselektive_Beschichtung_(%E2%80%9ELow-E%E2%80%9C)
[2] https://koaxshop.de/gx2/RG--Koaxkabel-50-Ohm/RG-174-Koaxkabel.html

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Florian schrieb:
> Ist es möglich, Empfang in diesem Raum zu ermöglichen

Nur Empfangen oder auch Senden? Mobilfunkgeräte müssen immer auch 
senden, aber einfache Funkgeräte oder Radios brauchen nicht zwangsläufig 
einen Rückkanal.

von Florian (flori_n)


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Niklas G. schrieb:
> Nur Empfangen oder auch Senden?
Gute Frage, das habe ich falsch formuliert. Es geht um senden und 
empfangen.

PS: Aber auch reiner Empfang könnte schon vorteilhaft sein.

PPS: Vorher überlege ich mir alle relevanten Informationen und nachher 
fällt mir dann doch nochwas ein. Es geht nur um kleine Datenpakete 
(SDS/SMS), also störungsfreie Sprach- oder Videoübertragung ist nicht 
nötig.

: Bearbeitet durch User
von Günter L. (Firma: Privat) (guenter_l)


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von Dieter (Gast)


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Florian schrieb:
> Das Fenster offen lassen ist bei dem aktuellen Wetter keine Option,
> ebenso wie ein Loch ins Fenster schneiden oder die Beschichtung
> entfernen. ;-)

Der Suchbegriff ist Fensterdurchführung. Wünsche Dir Erfolg.

von Stefan M. (derwisch)


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Das geht, so wie Du es schon beschrieben hast.

Eine "Koax" Fensterdurchführung erspart das Bohren für ein Kabel.

Ein Bekannter hat sowas für die GSM Anbindung in einem Kellerraum 
gemacht.

D-Netz Richtantenne aufs Dach und dann von dort ein verlustarmes 
Koaxkabel durch ein Leerrohr in den Keller.
Am unteren Ende eine Lambda viertel Antenne an das Kabel dran und 
freuen.

Sollte durch Dein Fenster erst recht gehen, da Du keine langen Kabel 
(Verluste) brauchst.

von Schorsch M. (schorschm)


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Stefan M. schrieb:
> D-Netz Richtantenne aufs Dach und dann von dort ein verlustarmes
> Koaxkabel durch ein Leerrohr in den Keller.
> Am unteren Ende eine Lambda viertel Antenne an das Kabel dran und
> freuen.

Das ist reinste Homöophatie, die aber selbst bei grösstem Glauben daran 
nicht wirkt.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Ein flaches HF-Kabel fuer Sat-Schuesseln durch das Fenster laufen 
lassen.

Suchbegriffe:
flaches sat kabel fensterdurchführung

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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von Jörg K. (joergk)


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Schorsch M. schrieb:
> Das ist reinste Homöophatie, die aber selbst bei grösstem Glauben daran
> nicht wirkt.

Kannst Du erklären, warum?

von Schorsch M. (schorschm)


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Jörg K. schrieb:
> Kannst Du erklären, warum?

Versuche mal die Leistungen zu berechnen, die dabei auftreten!

von Motopick (motopick)


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Frueher™ hatten Mobiltelefone fuer solche Faelle einen externen
Antennenanschluss. Und ein BOS-Funkgeraet sollte so etwas auch
heute noch haben.

Wenn du "offiziell" in diesem Raum sitzen musst, sollte sich dein
"Standortverantwortlicher" um so etwas kuemmern.

von Mario M. (thelonging)


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Schorsch M. schrieb:
> Jörg K. schrieb:
>> Kannst Du erklären, warum?
>
> Versuche mal die Leistungen zu berechnen, die dabei auftreten!

Fang Du an, dann wirst Du merken, dass es funktioniert. Früher hat man 
auf diese Weise ganze Gebirgstäler mit Analogfernsehen versorgt.

von Florian (flori_n)


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Vielen Dank für die Antworten (auch wenn ich nicht auf jeden Beitrag 
einzeln eingehe). Dann ist die Idee ja doch nicht so naiv wie 
befürchtet.

Günter L. schrieb:
> https://www.fts-hennig.de/Verstaerker-Repeater/passiv/#vergleich
"In der Praxis reicht dieses Setup, zu kaufen für knapp 100 €, aber nur 
sehr selten aus."
Und das, obwohl sich das Mobilgerät direkt an der (induktiven) 
Innenantenne befindet.

Stefan M. schrieb:
> D-Netz Richtantenne
Das wäre sicher gut. Beim BOS sind die Antennenstandorte allerdings im 
Idealfall geheim und damit eine Ausrichtung schwierig. Auch steht keine 
Messtechnik zur Verfügung und die Anzeige am Empfangsgerät ist langsam, 
so dass Ausprobieren auch eher lang dauern würde.

Dieter D. schrieb:
> Ein flaches HF-Kabel fuer Sat-Schuesseln durch das Fenster laufen
> lassen.
Blöd gefragt, mit Antennen an beiden Seiten, oder?

Motopick schrieb:
> Frueher™ hatten Mobiltelefone fuer solche Faelle einen externen
> Antennenanschluss.
Aber schon sehr viel früher. Ich glaube, mein erstes Handy, um 2000 rum, 
könnte noch sowas gehabt haben.

Motopick schrieb:
> Und ein BOS-Funkgeraet sollte so etwas auch
> heute noch haben.
In dem Fall nicht. Die Ladestation hat einen, die wird aber woanders 
gebraucht. Und eine zweite kostet 150 €.
Wobei die Antennenlösung, richtig gemacht, wahrscheinlich auch nicht 
viel billiger wäre...

---

Mich würde noch die Theorie dahinter interessieren (oberflächlich, weil 
ich eben Laie bin).
Betrachtet man es mal ganz einfach, ohne Richtantenne, dann wären mein 
Ansatz zwei Dipolantennen zu nehmen. Damit hätte man keine Erdprobleme, 
nehme ich an. In einem Betongebäude ist das ja vielleicht nicht ganz so 
einfach.
Oder was wäre besser?

Wie könnte man das Überschlagsmäßig rechnerisch abschätzen?
Außen empfängt das Gerät mit 24 dB, dann kommen die zwei Antennen mit 
2,15 dBi, dazwischen ein dampfendes Kabel und Impedanzwandler und dann 
nochmal bis zu fünf Metern Funkstrecke. Womit könnte man innen 
überschlagsmäßig rechnen?

Wenn jemand dazu nochwas sagen könnte, würde mich das freuen.

von Jack V. (jackv)


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Florian schrieb:
> Aber auch reiner Empfang könnte schon vorteilhaft sein.

Bei TETRA nicht. Dort kommuniziert das Endgerät immer auch mit der 
jeweiligen Gegenstelle der Funkzelle – funktioniert das nicht, empfängt 
man auch nix.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Florian schrieb:
> Außen empfängt das Gerät mit 24 dB

Ähh, was ist das für eine Messung? Wohl kaum dBm? Was ist die 
Empfindlichkeit des Geräts?

Florian schrieb:
> Impedanzwandler

Bidirektionaler Impedanzwandler?

von Lu (oszi45)


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Jack V. schrieb:
> Bei TETRA nicht.

Digitaler Empfang ist ein Frage-Antwortspiel. Deswegen hat man z.B. beim 
ICE die bedampften Fensterscheiben gelasert für den besseren 
Handyempfang.

von Bernhard S. (gmb)


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Florian schrieb:
> Wie könnte man das Überschlagsmäßig rechnerisch abschätzen?
> Außen empfängt das Gerät mit 24 dB, dann kommen die zwei Antennen mit
> 2,15 dBi, dazwischen ein dampfendes Kabel und Impedanzwandler und dann
> nochmal bis zu fünf Metern Funkstrecke. Womit könnte man innen
> überschlagsmäßig rechnen?

Wenn man deine Zahlen mit +24dB und -5dB zugrunde legt dann dämpft dein 
Gebäude um 29dB. Worauf sich die dB beziehen ist ja egal, die Differenz 
bleibt bei 29dB.

Baust du innen und außen nur einen Dipol an und verbindest ihn mit einem 
Kabel, dann nimmt der Dipol außen das Signal auf und leitet es an den 
inneren Dipol.

Für die Verbindung im Innenraum zwischen Funkgerät und Dipol kann man 
mit der Freiraumdämpfung rechnen, die beträgt bei 425 MHz und 2m 
Entfernung (Schätzung wie weit das Funkgerät entfernt steht) -31 dB 
bezogen auf isotrope Strahler bzw. -31dB+2*2.15dB=-26.7dB bezogen auf 
Dipole. Minus etwas mehr als 1dB Kabeldämpfung bei 2m RG174 sind wir bei 
etwa -28dB.

Du machst so also wenig Plus gegenüber den -29 dB Dämpfung des Gebäudes 
- du kannst die Rechnung allerdings verbessern indem du draußen eine 
Richtantenne nimmst und drinnen das Funkgerät näher an die Antenne 
stellst.

von Schorsch M. (schorschm)


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Mario M. schrieb:
> Fang Du an, dann wirst Du merken, dass es funktioniert. Früher hat man
> auf diese Weise ganze Gebirgstäler mit Analogfernsehen versorgt.

kompletter Schwachsinn!

von Harald K. (kirnbichler)


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Angenommen, daß es in dem geheimen "strahlungs"geschützten Raum einen 
Internetzugang mit WLAN gibt, kann beim Smartphone sogenanntes 
"WLAN-Calling" eingerichtet werden, sofern der verwendete Netzbetreiber 
so etwas erlaubt.

Damit ist das Mobiltelephon auch dann über seine Mobilfunknummer 
erreichbar, wenn es nur via WLAN mit dem Internet verbunden ist.

Android:
https://support.google.com/phoneapp/answer/2811843?hl=de

iOS:
https://support.apple.com/de-de/guide/iphone/iph78f4697ca/ios

Bei einem "BOS"-Gerät hilft das natürlich nicht.

von Mario M. (thelonging)


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Schorsch M. schrieb:
> Mario M. schrieb:
>> Fang Du an, dann wirst Du merken, dass es funktioniert. Früher hat man
>> auf diese Weise ganze Gebirgstäler mit Analogfernsehen versorgt.
>
> kompletter Schwachsinn!

Ja und Wikipedia ist Lügenpresse. 🤪

https://de.wikipedia.org/wiki/Passive_Richtfunkumlenkung#Die_Antennenmethode

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Florian schrieb:
> Dieter D. schrieb:
>> Ein flaches HF-Kabel fuer Sat-Schuesseln durch das Fenster laufen
>> lassen.
> Blöd gefragt, mit Antennen an beiden Seiten, oder?

Anders geht das leider nicht.

von Jörg K. (joergk)


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Schorsch M. schrieb:
> Mario M. schrieb:
>> Fang Du an, dann wirst Du merken, dass es funktioniert. Früher hat man
>> auf diese Weise ganze Gebirgstäler mit Analogfernsehen versorgt.
>
> kompletter Schwachsinn!

Hast Du einen Rothammel? Dann lies bitte mal den Abschnitt zur 
Goubau-Leitung und was die damals damit gemacht haben.

Bitte nicht "Schwachsinn" schreiben.

von Schorsch M. (schorschm)


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Mario M. schrieb:
> Ja und Wikipedia ist Lügenpresse. 🤪
>
> https://de.wikipedia.org/wiki/Passive_Richtfunkumlenkung#Die_Antennenmethode

Jörg K. schrieb:
> Hast Du einen Rothammel? Dann lies bitte mal den Abschnitt zur
> Goubau-Leitung und was die damals damit gemacht haben.

Wollt ihr allen Ernstes dem TO solch ein Unterfangen empfehlen?

Zeitverschwendung darüber zu dikutieren.

von Jörg K. (joergk)


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Schorsch M. schrieb:
> Mario M. schrieb:
>> Ja und Wikipedia ist Lügenpresse. 🤪
>>
>> https://de.wikipedia.org/wiki/Passive_Richtfunkumlenkung#Die_Antennenmethode
>
> Jörg K. schrieb:
>> Hast Du einen Rothammel? Dann lies bitte mal den Abschnitt zur
>> Goubau-Leitung und was die damals damit gemacht haben.
>
> Wollt ihr allen Ernstes dem TO solch ein Unterfangen empfehlen?
>
> Zeitverschwendung darüber zu dikutieren.

Ich denke nicht, daß sich das Problem des TOs so lösen läßt.
Aber Worte wie "Schwachsinn" passen eben leider nicht dazu, daß es 
unseren Großeltern schon gelungen ist.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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: Bearbeitet durch User
von Wolf17 (wolf17)


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Florian schrieb:
> Ein willkürliches dünnes Koaxialkabel [2] hat bei 400 MHz eine Dämpfung
> von 55 dB/100m, also 15 dB/m
Nein, das dämpft nur 0,55dB/m

Tetra BOS ist in DE im Bereich 380-410MHz, da ist Lambda/4 incl 
Verkürzungsfaktor so 16cm.
Also an dem nach aussen geführtem Koaxkabel an beiden Enden den 
Innenleiter auf 16cm freilegen. Es kostet praktisch nichts das damit zu 
probieren.
Ggf eine flache Fensterdurchführung verwenden.
Besser (aber teurer) wird es, wenn man aussen eine auf den Sender 
ausgerichtete Richtantenne benutzt.

Wahrscheinlich verbessert sich damit auch die Nutzbarkeit vom Handy. 
Sonst ein zweites Kabel mit Lambda/4 der Handyfrequenz installieren.

Hat das BOS keinen BNC Antennenanschluss den man nutzen könnte?

: Bearbeitet durch User
Beitrag #7845500 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7845504 wurde von einem Moderator gelöscht.
Beitrag #7845506 wurde von einem Moderator gelöscht.
von Dieter (Gast)


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Jörg K. schrieb:
> Hast Du einen Rothammel? Dann lies bitte mal den Abschnitt zur
> Goubau-Leitung

https://de.wikipedia.org/wiki/Goubau-Leitung

Goubau is super! gekauft, gelesen, verkauft.

Auflage13:

http://om6bb.bab.sk/files/Anteny/Publikacie/Ine/Rothammels%20Antennen%20Buch.pdf

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Selbst ein einfacher, nicht abgestimmter Draht kann sehr gut 
funktionieren, um eine stark dämpfende Schicht zu überbrücken. Hierzu 
drei Anekdoten:

1. Ein ehemaliger Kollege ging in die HF-Abschirmkammer und 
verifizierte, dass weder sein DECT- noch sein GSM-Telefon jeweils eine 
Verbindung zur Basisstation hatte. Dann schob er einen einfachen Draht 
durch das Lüftungsgitter der HF-Kabine, so dass dieser auf beiden Seiten 
heraushing. Sofort hatte er mit beiden Telefonen wieder einwandfreien 
Funktion.

2. Ein anderer Kollege berichtete, dass CT1+-basierte Telefone 
einwandfrei auf einem großen Kriegsschiff funktionierte. Hierbei 
erfolgte eine rein parasitäre Kopplung über die vorhandene 
Elektroinstallation, obwohl ein Großteil der Leitungen sogar in 
Metallrohren geführt wurde. Dies war keine feste Installation, sondern 
ein reiner Feldversuch, um die generelle Eignung zu prüfen.

3. Wir installierten u.a. das TETRA-Funksystem bei den Berliner 
Verkehrbetrieben. Eigentlich sollte es möglich sein, die Position jedes 
Teilnehmers anhand der jeweiligen Basisstation zu lokalisieren. Jedoch 
kam es des öfteren vor, dass Teilnehmer mehrfach in räumlich deutlich 
getrennten U-Bahn-Abschnitten auftauchten. Es stellte sich heraus, dass 
die Kopplung über die in den U-Bahn-Schächten befindlichen Leckleitungen 
der GSM/UMTS-Mobilfunkanbieter erfolgte. Deren Segmente waren nämlich 
deutlich größer und deckten teils eine ganze U-Bahn-Strecke mit einer 
einzelnen Leckleitung ab.

von Hp M. (nachtmix)


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Dieter D. schrieb:
> Florian schrieb:
>> Dieter D. schrieb:
>>> Ein flaches HF-Kabel fuer Sat-Schuesseln durch das Fenster laufen
>>> lassen.
>> Blöd gefragt, mit Antennen an beiden Seiten, oder?
>
> Anders geht das leider nicht.

Doch.
Für die Durchführung ein kurzes Stück dünnes gewöhnliches rundes 
Koax-Kabel mit PTFE-Isolation nehmen.
Eine kurze Leitung hat auch wenig Dämpfung, und PTFE ist so hart, dass 
es wahrscheinlich nicht zerquetscht wird.
Jedenfalls funktioniert das hier für Sat besser als die gekauften 
Durchführungen.

Wenn man dann noch dafür sorgt, dass dieses Zwischenstück bei der 
Betriebsfrequenz eine elektrische Länge von n*λ/2 hat (mit n=0,1,2,3,... 
) gilt Zin=Zout und somit spielt die Impedanz dieses Kabels keine Rolle.

von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Hp M. schrieb:
> dünnes gewöhnliches rundes Koax-Kabel

2mm:
https://www.koax24.de/produktinfos/koaxialkabel/koaxialkabel-50-ohm/15-21-mm-gr1/ln5001-lownoise.html

Die leitende Gummiesicke am Fenster wird manchmal schon ausreichend 
ausgetrixt, wenn ein Blatt Papier eingeklemmt wird.

von Georg S. (randy)


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> Blöd gefragt, mit Antennen an beiden Seiten, oder?

Ist die Antenne an dem Funkgerät fest verbaut oder abnehmbar mit einem 
Stecker? Wenn Stecker, dann könntest du innen das Kabel von der Antenne 
außen direkt am Funkgerät anstecken. Dann hast du wesentlich weniger 
Dämpgung.

von Florian (flori_n)


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Jack V. schrieb:
> Bei TETRA nicht. Dort kommuniziert das Endgerät immer auch mit der
> jeweiligen Gegenstelle der Funkzelle
Deshalb "könnte". Ich bin nicht sicher, ob Broadcast oder an Gruppen 
adressierte Nachrichten nicht doch ankommen, glaube es aber eher auch 
nicht.

Niklas G. schrieb:
> Ähh, was ist das für eine Messung? Wohl kaum dBm? Was ist die
> Empfindlichkeit des Geräts?
Soweit ich weiß, ist der Mindest-RSSI -105, ich weiß aber nicht, in 
welcher Einheit. dBm könnte passen. Darauf beziehen sich die genannten 
Werte, soweit ich weiß, in dB.
Allerdings ist eine Nutzung anscheinend teilweise auch unter -105 
möglich, eventuell, weil es nur um Nachrichten geht, die auch bei als zu 
schlecht definierter Verbindung noch teilweise durchkommen.

Niklas G. schrieb:
> Bidirektionaler Impedanzwandler?
Warum nicht? Irgendwie ist es ja anscheinend möglich, Kabelimpedanz und 
Antennenimpedanz für senden und empfangen (also bidirektional) 
aneinander anzupassen.

Bernhard S. schrieb:
> Du machst so also wenig Plus gegenüber den -29 dB Dämpfung des Gebäudes
Danke fürs Vorrrechnen.

Harald K. schrieb:
> Angenommen, daß es in dem geheimen "strahlungs"geschützten Raum
Was heißt geheim? Willst du noch die Adresse und Raumnummer wissen? Es 
ist ein Büro, aber das ist doch für die Frage nichtmal am Rande 
relevant, oder?

Wolf17 schrieb:
> Nein, das dämpft nur 0,55dB/m
Kannst du mir erklären, warum? Mit dB-Rechnung habe ich meine Probleme 
(allein schon, ob Faktor 10 oder 20). Ich habe mir gedacht, dass die 
Dämpfung linear ist, also halbe Länge, halbe Dämpfung. dB ist aber 
logarithmisch, warum kann man dann die Dämpfung in dB linear rechnen?
Ich zweifle deine Aussage nicht an, ich möchte es nur verstehen.

Wolf17 schrieb:
> Also an dem nach aussen geführtem Koaxkabel an beiden Enden den
> Innenleiter auf 16cm freilegen. Es kostet praktisch nichts das damit zu
> probieren.
Danke für den konkreten Vorschlag, das könnte ich mal probieren. Ich 
glaube, das hat auch jemand vorher schon angesprochen, auch dafür 
natürlich Dank.

Wolf17 schrieb:
> Hat das BOS keinen BNC Antennenanschluss den man nutzen könnte?
Wie gesagt, nein. Das hat nur einen Ladeanschluss.

Andreas S. schrieb:
> Selbst ein einfacher, nicht abgestimmter Draht kann sehr gut
> funktionieren, um eine stark dämpfende Schicht zu überbrücken.
Danke für die Beispiele. Einen Versuch wäre es wert.

Hp M. schrieb:
> Wenn man dann noch dafür sorgt, dass dieses Zwischenstück bei der
> Betriebsfrequenz eine elektrische Länge von n*λ/2 hat [...]
> gilt Zin=Zout und somit spielt die Impedanz dieses Kabels keine Rolle.
Meinst du jetzt mit Antennen oder das Kabel alleine?

Dieter D. schrieb:
> Die leitende Gummiesicke am Fenster wird manchmal schon ausreichend
> ausgetrixt, wenn ein Blatt Papier eingeklemmt wird.
Ist das auf meine Frage bezogen? Ich denke nicht, dass die Gummisicke 
leitet. Der Raum ist nicht gezielt funkdicht aufgebaut, sondern er ist 
es 'zufällig' wegen des Betons und der metallisierten Thermofenster.

Georg S. schrieb:
> Ist die Antenne an dem Funkgerät fest verbaut
Die ist fest eingebaut.

Danke für die Antworten.

von Thomas R. (thomasr)


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Außenantenne mit kurzer Leitung durch die Decke in die Blechhalle und 
dort einen Innenantenne: so haben viele Jahrzehnte unsere betrieblichen 
Funkanlagen funktioniert.

: Bearbeitet durch User
von Wolf17 (wolf17)


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Florian schrieb:
> Kannst du mir erklären, warum? Mit dB-Rechnung habe ich meine Probleme
> (allein schon, ob Faktor 10 oder 20). Ich habe mir gedacht, dass die
> Dämpfung linear ist, also halbe Länge, halbe Dämpfung. dB ist aber
> logarithmisch, warum kann man dann die Dämpfung in dB linear rechnen?

Bei Spannung: -6dB=0,5fach -20dB=0,1 -40dB=0,01 -60dB=0,001
drei Kabelstücke mit je -6dB hintereinander=(-6dB)+(-6dB)+(-6dB)=-18dB=
0,5 x 0,5 x 0,5= 0,125fach

Angenommen 100m Kabel dämpfen 60dB, also 0,6dB/m. Dann ist nach 10m 
(-6dB) noch die halbe Spannung da (=1/4 der Leistung). Nach 20m 1/4 der 
Spannung, nach 30m 1/8 der Spannung, nach 33,3m noch 1/10 der Spannung, 
nach 50m noch 1/32 der Spannung, nach 66,6m noch 1/100 der Spannung, 
nach 100m noch 1/1000 der Spannung.
Weil dB ein logarithmisches Maß ist, kann man die dB einfach addieren. 
Würde man mit % rechnen, müsste man aufwendiger multiplizieren und 
bekäme unhandlich kleine ungerade Werte.

von Gerd E. (robberknight)


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Florian schrieb:
> Ist es möglich, Empfang in diesem Raum zu ermöglichen?

Ja, das geht. Und zwar mit Funk-Pheromonen. Gibt es als fertige 
Pheromonfallen zu kaufen und die hängst Du in Deinem Zimmer am Fenster 
auf. Das lockt die Funkwellen von draußen an, sie kommen zu Dir ins 
Zimmer und Du hast wieder Empfang.

Aber Achtung: Funkwellen gibt es in 2 Polarisationen: Horizontal und 
Vertikal. Und für die brauchst Du unterschiedliche Pheromone. Wenn Du 
die Pheromonfallen für Horizontal und Vertikal jetzt aber einfach 
nebeneinander hängst, dann finden sich die beiden Polarisationen schon 
vor Deiner Falle und vergnügen sich untereinander anstatt zu Deinem 
Funkgerät zu gehen. Daher musst Du eine geerdete Schirmplatte zwischen 
die beiden Fallen hängen, dann gibt es keine Probleme.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Florian schrieb:
> Soweit ich weiß, ist der Mindest-RSSI -105, ich weiß aber nicht, in
> welcher Einheit. dBm könnte passen. Darauf beziehen sich die genannten
> Werte, soweit ich weiß, in dB.

Also draußen 24 dBm zu haben ist doch sehr unwahrscheinlich, wenn man 
nicht gerade direkt vor der Basisstation steht. Der RSSI-Wert hat 
erstmal keine spezifische Einheit, dBm ist es also vermutlich nicht.

Florian schrieb:
> Irgendwie ist es ja anscheinend möglich, Kabelimpedanz und
> Antennenimpedanz für senden und empfangen (also bidirektional)
> aneinander anzupassen.

Das ist dann aber Impedanzanpassung und nicht Impedanzwandlung. Kabel 
und Antenne werden doch normalerweise mit identischer Impedanz gewählt, 
die Anpassung braucht man zwischen der eigentlichen 
Sende/Empfangs-Schaltung und Kabel/Antenne.

von Lu (oszi45)


Angehängte Dateien:

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Gerd E. schrieb:
> Pheromonfallen zu kaufen

Wenn Wellen nicht durch das Funkloch kommen, dann funktioniert es 
nicht:-)

Übrigens haben die oben empfohlenen, flachen Fensterdurchführungen 
schöne Verluste. Einfacher wäre, das Koaxkabel besser zu verlegen und im 
Büro den Koax-Innenleiter um die Gummiantenne zu wickeln.

Beitrag #7846033 wurde vom Autor gelöscht.
von Dieter D. (Firma: Hobbytheoretiker) (dieter_1234)


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Lu schrieb:
> Wenn Wellen nicht durch das Funkloch kommen, dann funktioniert es
> nicht:-)

Nach dem Foto kommen da ganze Antennenpaare durch den Spalt, und zwar 
die Ameisen mit ihren Antennen.

von Klaus B. (forrestjump)


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@ Dieter

der war gut ;-)


Also bei mir hat diese "passive" Weiterleitung seinerzeit (2013) für GSM 
gut geklappt. Zum Einsatz kam eine Selbstgebaute Yagi für den 
entsprechenden Frequenzbereich an ca. 6m langem Fahnenmast auf dem 
Balkon. Dann per Aircell 7  in die Bude und von dort mit einer 
Reiszwecke als Kontakt in selbstgebauter Halterung an den 
Antennenkontakt hinten meines damaligen "Barrenphone" Ericson 610i .
Nachteil war nur das man beim telefonieren auch die Halterung mit ans 
Ohr nehmen musste.  Diese war aus dickerer Pappe selbst gefertigt. Hab 
ich noch. Foto stell ich nachher als Jux mal ein.

von Florian (flori_n)


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Wolf17 schrieb:
> Angenommen 100m Kabel dämpfen 60dB, also 0,6dB/m.
Das ist ja gerade die Frage, warum das so ist.

Wolf17 schrieb:
> Dann ist nach 10m (-6dB) noch die halbe Spannung da
Gerade wollte ich fragen ob die Spannung im Leiter nicht linear abnimmt, 
aber als ich es dann geschrieben habe, ist es mir aufgefallen...
Ich muss mir das nochmal durch den Kopf gehen lassen.
Schonmal danke für die Erklärung.

Niklas G. schrieb:
> Also draußen 24 dBm zu haben ist doch sehr unwahrscheinlich, wenn man
> nicht gerade direkt vor der Basisstation steht. Der RSSI-Wert hat
> erstmal keine spezifische Einheit, dBm ist es also vermutlich nicht.
Nein, so ist es nicht. Es gibt einen festgelegten Mindestpegel, der bei 
einem RSSI von -105 (Einheit?) liegt. Auf diesen Mindestpegel beziehen 
sich die am Anfang genannten +24 dB und die -5 dB.

Niklas G. schrieb:
> Das ist dann aber Impedanzanpassung und nicht Impedanzwandlung.
Ich hätte gesagt, um die Impedanz anzupassen, muss ich sie wandeln. Aber 
ja, das meinte ich.

Niklas G. schrieb:
> Kabel und Antenne werden doch normalerweise mit identischer Impedanz
> gewählt
Ok, wenn das so ist. Ich bin davon ausgegangen, dass die Antenne eine 
gewisse Impedanz hat und man die Impedanz zu üblichen Kabeln (zum 
Beispiel Koaxial 50 Ω oder 75 Ω) anpassen muss.
Wieder was gelernt.

Klaus B. schrieb:
> Also bei mir hat diese "passive" Weiterleitung seinerzeit (2013) für GSM
> gut geklappt. Zum Einsatz kam eine Selbstgebaute Yagi für den
> entsprechenden Frequenzbereich an ca. 6m langem Fahnenmast auf dem
> Balkon.
Ein Mast am Büro kommt vielleicht nicht ganz so gut an, aber vielleicht 
klappt es ja auch in einfacher.

von Mario M. (thelonging)


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Florian schrieb:
> der bei einem RSSI von -105 (Einheit?) liegt

Einheit ist dBm. Dann entsprechen -105 dBm einer Spannung von 1,2 
Mikrovolt an 50 Ohm.

von Hmmm (hmmm)


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Klaus B. schrieb:
> Also bei mir hat diese "passive" Weiterleitung seinerzeit (2013) für GSM
> gut geklappt.

Klaus B. schrieb:
> Dann per Aircell 7  in die Bude und von dort mit einer Reiszwecke als
> Kontakt in selbstgebauter Halterung an den Antennenkontakt hinten meines
> damaligen "Barrenphone" Ericson 610i .

Das ist doch kein passiver Repeater, sondern eine stinknormale (recht 
provisorisch angeschlossene) externe Antenne.

von Carypt C. (carypt)


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Dieter schrieb:
> Auflage13:
>
> http://om6bb.bab.sk/files/Anteny/Publikacie/Ine/Rothammels%20Antennen%20Buch.pdf

Danke für den Link, schön, so ein Überblick.

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