Forum: Mikrocontroller und Digitale Elektronik IoT Lastgangmessung aus Keller (kein Empfang)


von Timo N. (tnn85)


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Ich möchte für die Dimensionierung einer PV-Anlage +  Speicher  für ein 
MFH eine Lastgangmessung (6-12 Monate) durchführen.

Zur Verfügung habe ich einen schon installierten Siemens Sentron 7KM 
PAC2200 Modbus Stromzähler (und die entsprechenden Stromwandler 100A/5A 
am Hausanschluss), der mir alle interessanten Daten des kompletten 
Hausanschluss liefert (Wirkleistung  Blindleistung  you name it 
....sogar gemittelte aggregierte Werte)

Die Idee ist den Zähler über einen Raspberry Pi (oder andere Lösungen) 
über Modbus TCP oder RTU auszulesen und die Messwerte entweder zu loggen 
(falls nicht anders möglich) oder (was mir lieber wäre) die Daten über 
eine Long Range (WAN) Verbindung an einen MQTT Server zu schicken, der 
sich nicht im gleichen Haus befindet und auch für WLAN zu weit entfernt 
wäre.
Ich vermute, dass zur Übertragung der Daten Mobilfunk (4G) das Mittel 
der Wahl wäre, da LoRaWAN oder NB-IoT zu viele Einschränkungen hat, was 
die Datenrate/Datenvolumen betrifft.
WLAN zu einer DSL/Glasfaser/etc-Internetverbindung in diesem Haus und 
von dort an den Server zu schicken schließe ich aus, da ich dort nicht 
wohne und nicht auf die Mithilfe der Bewohner dort angewiesen sein 
möchte (z. b. falls es Probleme mit der Internetverbindung gibt).

Da sich der Stromzähler aber bei den Zählerschränken in einem 
unverplombten Verteilerschrank nur für die Wallboxen (mit genug Platz) 
im Keller befindet, gibt es dort auch nur bedingt Handyempfang.
Man müsste also:
a) den Pi samt Netzteil dort unterbringen, mit kurzem LAN Kabel zum 
Stromzähler fahren und dann mit einem 4G-Modul oder 4G-Stick im mit 
einer externen Antenne arbeiten und das Antennenkabel bestimmt mindesten 
10m zu einer Position führen, an dem Empfang besser ist,
oder
b) den Raspberry Pi dort platzieren, wo er mit einem einfachen 4G-USB 
Stick noch Empfang hätte und mit einem langen LAN-Kabel bis zum PAC2200 
fahren.

Letztere Lösung finde ich nicht so gut, da ich den Pi gerne im 
Verteilerkasten für die Wallboxen/PAC2200 unterbringen würde (dort hätte 
ich auch Strom und bräuchte kein PoE-Hat oder ähnliches.
Allerdings vermute ich, dass ich bei Verwendung von einem 4G Modul (z.b. 
https://eckstein-shop.de/WaveShare-SIM7600G-H-M2-4G-HAT-for-Raspberry-Pi-LTE-CAT4-High-Speed-4G-3G-2G-GNSS-Global-Band 
oder 
https://eckstein-shop.de/WaveShare-Industrial-IoT-Wireless-Expansion-Module-with-4G-Module-for-Raspberry-Pi-Compute-Module-4

eine zu langes Antennenkabel bräuchte, was den Empfang nicht verbessern 
würde. Kenne mich leider mit Antennentechnik/Mobilfunktechnik gar nicht 
aus um so etwas einschätzen zu können.

Für Alternativlösungen bin ich offen.

von Timo N. (tnn85)


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Ach ja. Kann auch statt Raspberry Pi ein ESP32 sein. Es soll 
ausschließlich Wandlung Modbus _> MQTT stattfinden. Eventuell noch 
SNTP-Zeitserver oder RTC auf dem System, damit die Daten vom Stromzähler 
auch einen vernünftigen Zeitstempel bekommen.

von Uwe (uhi)


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Vielleicht gibt es eine Stelle mit Steckdose und Mobilfunkempfang, dort 
einen LTE-Stick der ein WLAN aufmacht in ein Steckernetzteil stecken. 
Und eine andere Stelle wo der Raspberry das WLAN sehen kann. Im besten 
Fall braucht's dann keine langen Kabel.

von Stefan B. (stefan_b278)


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Da reicht auch ein ESP8266, das ursprüngliche Projekt habe ich um Modbus 
RTU erweitert:
https://github.com/geronet1/SMLReader

Daneben ne alte Fritzbox als Switch und AP. LAN und Stromkabel aufs Dach 
(musst du ja sowieso wegen PV Leitungen) und oben ne Richtfunkstrecke 
mit 2 CPE210 oder halt 4G Modem.

An die Fritzbox kannst du dann gleich den Wechselrichter per LAN 
anbinden und noch andere Spielereien was LAN braucht 
(Gas,Wasser,Heizung,Lüftung,Hebeanlage etc)

Mit dem SMLReader kannst du dann auch gleich den Einspeisezähler 
überwachen.

von Niklas G. (erlkoenig) Benutzerseite


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Timo N. schrieb:
> wäre.
> Ich vermute, dass zur Übertragung der Daten Mobilfunk (4G) das Mittel
> der Wahl wäre, da LoRaWAN oder NB-IoT zu viele Einschränkungen hat,

Na NB-IoT ist ein Teil von LTE (4G). Bei NB-IoT sind die Chancen am 
Höchsten, dass dort Empfang ist, du musst halt prüfen ob dir die 
Datenrate reicht. Man kann ja auch immer nur eine Zusammenfassung 
schicken und manuell aus der Nähe die detaillierte Aufzeichnung abrufen 
(zB WLAN).

LTE-M gibt es auch noch, als Mittelding. Besorg dir ein Modul das LTE-M 
und NB-IoT kann und schau ob Empfang ist...

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Niklas G. schrieb:
> Na NB-IoT ist ein Teil von LTE (4G). Bei NB-IoT sind die Chancen am
> Höchsten, dass dort Empfang ist,

Der verwertbare Empfangspegel von NB-IoT ist um 20 dB größer als der von 
normalem LTE. Das macht in der Tat einen deutlichen Unterschied. Der von 
LTE-M ist immerhin noch um 16 dB größer gegenüber normalem LTE.

> LTE-M gibt es auch noch, als Mittelding. Besorg dir ein Modul das LTE-M
> und NB-IoT kann und schau ob Empfang ist...

Schau auch nach ob du überhaupt an eine NB-IoT bzw. LTE-M SIM für ein 
Netz an deinem Standort kommst. Als Privatperson ist das schwierig. Das 
Mantra der Netzanbieter ist "Verkauf nur an Geschäftskunden".

Mittlerweile gibt es ein paar Multinetz-SIM Anbieter die behaupten LTE-M 
bzw. NB-IoT zu unterstützen. Wobei die sich zum Teil selbst 
widersprechen. Und nur weil sie die Technologien erwähnen heißt das 
nicht dass du sie an genau deinem Standort bekommst. Da gibt es dann 
Einschränkungen auf bestimmte Länder oder Netze wie z.B. NB-IoT nur über 
das O2-Netz statt Telekom und Vodafone.

: Bearbeitet durch User
von Timo N. (tnn85)


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Vielen Dank für alle Tipps.

Ich fasse zusammen, dass es mit NB-IoT oder LTE-M eventuell möglich wäre 
dort Empfang zu bekommen, da der Empfangspegel um 20 dB größer ist als 
bei normalem 4G. Allerdings ist es schwer als Privatperson so einen 
Vertrag zu bekommen (wäre weniger das Problem, als eventuelle 
Mindestbestellmengen - brauche nur 1 SIM).
Mit der Datenrate von NB-Iot von ca. 128 kBit/s sollte man hinkommen?

Angedacht war eine Samplerate von 1 Sample/min für ca. 20-30 32-Bit 
Werte.
-> 30 * 4Byte = 120 Byte/min = 2 Byte/s

Datenrate ist 128 kBit/s = 16 kByte/s -> Selbst mit Overhead und 
geringerer Datenrate (Hälfte oder weniger) unkritisch.

Hier gibts einen Tarif für 500Mb Lifetime mit SIM:
https://www.1nce.com/de-de/1nce-connect

Ich meine das ist Telekom-Netz.

Gibt es empfehlenswerte Hardware?

Dachte eventuell an sowas:
https://www.reichelt.de/de/de/shop/produkt/industrial_lte_router-306940

4G-USB "Stick" oder 4G-WLAN Mobiler Hotspot hab ich schon.
(D-Link DWR-932)
Wäre prinzipiell auch möglich. Mir gefällt nur nicht die zusätzliche 
Funkstrecke.

Aufs Dach (min 12m höher) komm ich aktuell nicht. Wäre auch viel zu 
aufwendig. Neben dem Raum mit dem Zähler ist die Tiefgarage mit 
Kabeltrassen. 20 meter weiter hat die eine Gitterfensteröffnung.
Wenn, dann würde ich dort hin was verlegen. Oder innerhalb des Raums, in 
dem Zähler sitzt.
Müsste mal schauen, ob ich mit einem anderen Netz (bisher nur Telefonica 
ausprobiert) eventuell nicht doch schon Empfang habe.
Dann würde eine normale 4G Antenne reichen.

Für mich noch eine Unbekannt ist, ob die Netzbetreiber z.b. bei 
Verwendung eines Tarifs (oder Multi-SIM) für Smartphone/Tablet da 
irgendwelche Steine in den Weg legen. Eigentlich müsste ich nur Daten 
rausschicken (MQTT Publish), aber nice to have wäre natürlich auch 
VPN-Zugang auf den PI per DynDNS oder so Klamotten um den zu überwachen 
und ggfls. aus der Ferne neu zu starten.

: Bearbeitet durch User
von Uwe B. (Firma: TU Darmstadt) (uwebonnes)


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Hilft vielleicht https://fritz.com/service/stromsensor/ weiter?

von Timo N. (tnn85)


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Nein, da Lastgangmessung im Vorzählerbereich stattfindet und 
letztendlich der Stromverbrauch aller Parteien im Mehrfamilienhaus ist.
Ich möchte die einzelnen Verbräuche der einzelnen Parteien gar nicht 
wissen.
Wäre auch sowieso kritisch  wegen DSGVO.

von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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[Ich habe ein paar Zitate umgeordnet]

Timo N. schrieb:
> Allerdings ist es schwer als Privatperson so einen
> Vertrag zu bekommen (wäre weniger das Problem,

Du kannst also als Gewerbetreibender bestellen. Ok.

> als eventuelle
> Mindestbestellmengen - brauche nur 1 SIM).

> Hier gibts einen Tarif für 500Mb Lifetime mit SIM:
> https://www.1nce.com/de-de/1nce-connect

Im "Business" Tarif ist die Mindestbestellmenge eine (1) SIM.

> Mit der Datenrate von NB-Iot von ca. 128 kBit/s sollte man hinkommen?

Ja, aber dran denken, einer der Tricks von NB-IoT ist dass die Redundanz 
bei der Übertragung hochgeschraubt wird wenn die Ausbreitungsbedingungen 
schlecht sind. Das geht auf Kosten der nutzbaren Datenrate (und einem 
erhöhten Delay). Darüber hast du keine Kontrolle, das macht NB-IoT 
automatisch.

> Gibt es empfehlenswerte Hardware?

Als ich das noch gemacht habe haben wir gute Erfahrungen mit 
Teltonika-Produkten gemacht

> Dachte eventuell an sowas:
> https://www.reichelt.de/de/de/shop/produkt/industrial_lte_router-306940

:) https://teltonika-networks.com/de/products/modems/trm250

Müsste ein Quectel EC21 drin sein.
https://www.quectel.com/product/lte-ec21-series/

> Für mich noch eine Unbekannt ist, ob die Netzbetreiber z.b. bei
> Verwendung eines Tarifs (oder Multi-SIM) für Smartphone/Tablet da
> irgendwelche Steine in den Weg legen.
...
> aber nice to have wäre natürlich auch
> VPN-Zugang auf den PI per DynDNS oder so Klamotten um den zu überwachen
> und ggfls. aus der Ferne neu zu starten.

Dank Scherzen wie CG-NAT ist der Betrieb von Servern bei solchen Tarifen 
meist nicht direkt möglich. Dein Gerät hat keine öffentliche IP-Adresse. 
Es gibt also erst mal keinen Weg um es von Außen spontan zu 
kontaktieren.

IoT-Anbieter, ich meine auch 1NCE, bieten daher Portale an, über die man 
mittels eines VPN vom Anbieter auf die private IP-Adresse eines UE im 
Mobilfunknetz zugreifen kann.

> Eigentlich müsste ich nur Daten
> rausschicken (MQTT Publish),

MQTT ist bei Low-Volume, Low Bandwidth ein bisschen problematisch. Da 
musst du gut aufpassen was drüber läuft.

Eine Alternative wäre LwM2M auf Basis von CoAP und Managed Objects. 
Allerdings ist das ungewohnt und man muss ein bisschen Gehirnschmalz 
reinstecken.

Theoretisch lässt sich LwM2M sogar mit NB-IoT verzahnen. Brauchst du 
wahrscheinlich nicht, und das ist eine ganz andere Hausnummer. Das geht 
bis zu non-IP Übertragung (NIDD, non-ip data delivery, der IP-Layer 
entfällt). Allerdings brauchst du dazu die Unterstützung des 
Netzbetreibers, der spezielle Technik anbieten muss. Ich kenne keine 
Möglichkeit da als Einzelperson oder kleine Firma ran zu kommen. Ist 
aber ziemlich lustig das mal zu machen wenn man kann :)

von Rainer W. (rawi)


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Timo N. schrieb:
> Die Idee ist den Zähler über einen Raspberry Pi (oder andere Lösungen)
> über Modbus TCP oder RTU auszulesen und die Messwerte entweder zu loggen
> (falls nicht anders möglich) oder (was mir lieber wäre) die Daten über
> eine Long Range (WAN) Verbindung an einen MQTT Server zu schicken

Das ist keine Schwarz-Weiß-Entscheidung, sondern hängt davon ab, wie 
viel du mir welcher Updaterate übertragen musst.
Eventuell kommt auch eine Kombination aus Live-Übertragung und Loggen in 
Frage.

von Timo N. (tnn85)


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Hannes J. schrieb:
> Dank Scherzen wie CG-NAT ist der Betrieb von Servern bei solchen Tarifen
> meist nicht direkt möglich. Dein Gerät hat keine öffentliche IP-Adresse.
> Es gibt also erst mal keinen Weg um es von Außen spontan zu
> kontaktieren.

Also VPN sollte ja eigentlich trotzdem funktionieren.
Ich will den Raspberry Pi ja auch nicht als Server, sondern eher als 
Client betreiben, der sich per VPN mit meinem lokalen Netz verbindet 
(automatisch) ODER einfach nur per MQTT an meinen Server die Daten 
schickt. Dann ist seine (dynmaische) IP eigentlich egal, weil er die 
Domain meines Servers kennt.

Hannes J. schrieb:
> MQTT ist bei Low-Volume, Low Bandwidth ein bisschen problematisch. Da
> musst du gut aufpassen was drüber läuft.

Aha. Weshalb?

Hannes J. schrieb:
> Eine Alternative wäre LwM2M auf Basis von CoAP und Managed Objects.
> Allerdings ist das ungewohnt und man muss ein bisschen Gehirnschmalz
> reinstecken.

Hört sich kompliziert an bzw. erfordert mir zuviel Einarbeitung für die 
Aufgabe.

Rainer W. schrieb:
> Eventuell kommt auch eine Kombination aus Live-Übertragung und Loggen in
> Frage.

Vermutlich.

von Bert (brt)


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Die Mobilfunkrouter von Teltonika können mit aktueller Firmware sehr 
einfach VPN (z. B. Wireguard) und haben auch Modbus-TCP -> MQTT-Gateways 
eingebaut. Damit sollte der Stromzähler auslesbar sein. Das Modem muß 
dann halt an das Kellerfenster, notfalls mit einer separaten 
12V-Leitung.

Grüße, Bert

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