Liebe Kollegen, Wir sind eine spezialisierte Servicefirma in der Medizintechnik, und servisieren u.a. alte Reinigungs u. Desinfektionsautomaten, deren Module mittels Canbus (ca Baujahr 2000) kommunizieren. Leider haben wir immer mehr zeitweise Ausfälle beim Kunden, und die Fehleranalyse vor Ort gestaltet sich durch das zeitweilige Auftreten von derartigen Fehlern für unsere Montagetechniker oft schwierig. Es kommt auch vor, dass ein defektes Modul am CanBUS diesen scheinbar komplett blockiert, so dass die Steuerung das nächste abgefragte Modul als "antwortet nicht" auswirft. Da diese Fehler aufgrund des hohen Komponentenalters vermehrt ausfallen, vermute ich Kontaktfehler bzw. Hardwarefehler wie defekte Elkos in deren Netzteilen... Meine Frage ist nun, welches Tool eignet sich um den Canbus auf der Hardwareebene zu debuggen,... also zu erkennen ob z.B Spannungen oder Störabstände, Flankenform,... nicht in Ordnung sind. Die Fehler sind leider geisterhaft, ein als defekt vermutetes Modul funktioniert in einer anderen Maschine dann wieder wochenlang ohne Probleme,... Gibt es ein graphisches Analysetool,z.B über Adapter und Laptop, welches die relevanten Parameter Spannungen,Symmetrie,etc. analysiert und Auffälligkeiten auswirft? Für eure Unterstützung bedanke ich mich im Voraus. VG
Ein Oszilloskop dürfte ausreichen. Moderne Oszilloskope sprechen normalerweise auch CAN-Bus. Da kann man also zum einen die Signalform betrachten und auch welche Bits über den CAN-Bus sausen.
Ich habe aus dem Automotivbereich schon einige Male gebrochene Lötstellen an den CAN-Drosseln erlebt, wenn ich so eine CAN-Drossel sehe wird die gleich zur Sicherheit nachgelötet https://de.farnell.com/epcos/b82790s0513n201/drossel-double-0-051mh/dp/9752250 , aber auch defekte CAN Tranceiver oder defektes Hühnerfutter in dem Bereich kommt oft vor. Aber so Vibrationsbrüche dürften im stationären sedizinischen Bereich auch viel seltener sein. Um die Signalqualität beurteilen zu können brauchst du ein Oszilloskop. Wenn es keine CAN-Dekodierung(braucht man ja zu Beurteilung auch nicht) unterstützt ist Funktion "Trigger auf eine bestimmte Puls/Pausenlänge" praktisch, so kannst du auf das End of Frame triggern um ein stabiles Bild zu bekommen.
Mit Fokus auf die CAN Signalqualität kann ich dieses Tool empfehlen: https://gemac-fieldbus.com/en/can-bus-tester-2/ Ist allerdings nicht ganz günstig. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob euch ein Gerät zur Beurteilung der Signalqualität bei der Fehlersuche hilft. In einem bestehenden Gerät ändert sich die Busphysik ja nicht und wenn die Signalanalyse sagt, dass der Bus im Eimer ist muss man ja trotzdem schauen, welche Komponente das verursacht. Als günstige Alternative würde ich zum einen den PEAK CAN empfehlen (ohne Wenn und Aber immer die galvanisch getrennte Version kaufen), der zeigt allerdings nur, was auf auf einem grundsätzlich funktionierenden CAN los ist. Dazu kann man ein beliebiges Scope empfehlen. Man kann sagen, dass die Busphysik grundsätzlich okay ist, wenn die Flanken auf CANL/CANH des Signals einigermaßen rechteckig aussehen. Wenn es dagegen total verschliffen ist, fehlen Abschlusswiderstände oder ähnlich.
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Vielen Dank für die produktiven Infos und Hinweise. Dass die Maschinen teilweise verschiedenste unbegründete Fehlermeldungen produzieren, lässt darauf schließen, dass der Canbus komplett down ist und die Module daher nicht erreichbar sind...Ist die Can Architektur nicht darauf ausgerichtet, dass nicht ein defektes Modul den gesamten Bus lahmlegen kann? Oder welche Fehler, abgesehen von plumpen Verletzungen wie Unterbrechungen oder Masseschlüssen wären noch denkbar?
Peter M. schrieb: > Oder welche Fehler, abgesehen von plumpen Verletzungen wie > Unterbrechungen oder Masseschlüssen wären noch denkbar? Normalerweise verursachen CAN Nodes ohne Versorgung keine Probleme. Aber: Ein ungeschicktes Design kann dazu führen, dass ein dauerhaft dominanter Pegel auf dem Bus ausgegeben wird, dann geht nichts mehr. Man weiß ja nicht, wer das mit welchem Kenntnisstand entwickelt hat. Gibt schon erschreckende Beispiele da draußen, auch im Profibereich.
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> Oder welche Fehler, abgesehen von plumpen Verletzungen wie > Unterbrechungen oder Masseschlüssen wären noch denkbar? Benutzung von Flachbandleitungen für (kurze) Abgriffe. Wurde und wird bei CAN immer wieder gerne gemacht und sorgt immer wieder für Probleme.
Fürs Eingrenzen physikalischer Defekte wie Unterbrechungen und Kurzschluss ist im ausgeschalteten Zustand ein Multimeter hilfreich. CANH durchgängig an allen Knoten? CANL durchgängig an allen Knoten? Zwischen CANH und CANL überall der gleiche Widerstand messbar (zB 60 Ohm)? Gern am Transceiver messen, dann deckt man Stecker und CAN-Drossel mit ab. Auch die Masseverbindung aller Knoten prüfen. In der Theorie ist CAN zwar robust gegen Masseversatz, aber falls ein Netzteil über die Y-Kondensatoren 100V einprägt, sind die CAN-Transceiver überfordert. Und ja, Oszi zur Beurteilung der Level und Flanken. Man kann damit auch CANTX jedes Knotens einzeln anschauen um zu prüfen, ob er für empfangene Botschaften das ACK-Bit sendet. Und für inhaltliche Bewertung gibt's das Opensource Tool Savvycan.
Chris R. schrieb: > > Benutzung von Flachbandleitungen für (kurze) Abgriffe. Wurde und wird > bei CAN immer wieder gerne gemacht und sorgt immer wieder für Probleme. Welche Art Probleme und warum?
Die dünnen Adern brechen gerne mal mit der Zeit, spätestens wenn die Weichmacher aus dem Plastik raus sind, und machen dann erst sporadische Fehler bis es dann mal komplett ausfällt oder wenn die Enden nicht sauber verarbeitet sind gibt es da dann Kürzschlüsse.
Einmal mehr vielen Dank für die zahlreichen und konstruktiven Anregungen. Wie geht man am Besten bei zeitweiligen Fehlern vor, die dann im Service nicht reproduzierbar sind? Gibts auch sinnvolle Tools um aufzuzeichnen bzw. zu überwachen, sowas wie einen Logger den man im Fehlerfall auswerten kann?
Jedes Gerät hat ja spezifische CAN-IDs - natürlich kann man das aufzeichnen und dann schauen, welche Komponente ab wann fehlt. Ich kann die folgenden Logger empfehlen, gibt es auch mit Fernzugang. https://www.csselectronics.com/
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