Einen wunderschönen guten Abend an die Schwarmintelligenz! Nach einer gediegenen Bastlerpause habe ich nun endlich wieder ein Röhrenprojekt am Start. Zwar für meine Verhältnisse etwas eher exotisches (da ich im Normfall alte Messtechnik in Stand setze) aber trotzdem was feines. Ich habe das Glück einen Stramp 2100A Vollröhren Verstärker auf meiner Werkbank bearbeiten zu dürfen. Wen es interessiert es gibt eine Tolle geschichtliche Aufarbeitung zu diesem Gerät in folgendem Link : https://www.musiker-board.de/threads/amp-stramp-2100-a-100-watt-vollroehren-amp-aus-den-70ern.733773/ . Wie schon eingangs erwähnt beschäftige ich mich mehr mit alter Messtechnik und jetzt bin ich in der Hoffnung, dass sich hier ein paar Techniker/Musiker finden die mir da etwas unter die Arme greifen können. Mein Ziel ist es den Stramp so originalgetreu (unter Einsatz neuer Komponenten) und betriebssicher wie möglich wieder aufzubauen. Leider wurde an dem Gerät schon einiges herumgebastelt, ABER es ist nicht aussichtslos. Ich habe euch den original Schaltplan gleich hier reingestellt. Da es sich bei dem Stramp um eine fast ein zu eins Kopie des Marshall 1992 SuperBass handelt hab ich euch diesen Schaltplan auch gleich bereitgestellt. So, jetzt aber genug mit dem Gelaber! Meine erste Frage an euch: in dem originalen Schaltplan ist ein 56pF (siehe Bild; orange markiert) zu sehen. War anfangs etwas irritiert da ich ihn nicht auf meiner Platine finden konnte. Hat’s ihn wegdetoniert?!? Dann bin ich aber im Net auf ein Bild von einem restaurierten Stramp 2100A gestoßen - da war er auch nicht zu sehen (nur die zwei markanten Bohrungen in der Platine wie bei meinem). Beim Marshall allerdings ist er verbaut (hier 47pF; siehe Bilder). Jetzt die Frage: warum? Welchen Sinn macht das? Ich hab euch auch die Beschaltung der ECC83 gleich hochgeladen (hier würden Pin1&6 durch den 56pF gekoppelt werden). Gibts da auch Input seitens der Musiker? Meine zweite Frage: Wie auf dem Bild des restaurierten 2100er zu sehen sind die großen Siebkannen in Serie (je 2x220µF). Alles gut - hat man früher so gemacht! Im Sinne der Originaltreue wird das auch so bleiben. Allerdings stört mich ein wenig, dass die dicken Kannen keine Paralellwiderstände zum ausbalanzieren haben. Nach einiger Überlegung hab ich ein PCB konstruiert das dieses Problem lösen sollte (siehe Bilder). Die kann ich minimalinvasiv anbringen. Was haltet ihr davon? Gibts Einwende seitens der Musiker? Das wars fürs Erste! Ich danke euch im Voraus für eure Antworten!
Symmetrierwiderstände an den Siebkondensatoren merken Musiker nicht, bzw. nur daran, daß sie plötzlich weniger Verstärker und mehr Nebelmaschinen brauchen. Der 47pF Kondensator dient vermutlich der Unterdrückung von Schwingungen. Manchmal führen solche Maßnahmen dazu, daß der Verstärker vielleicht ganz minimal dumpfer klingt. Bei einem Bassverstärker denke ich nicht, daß man davon auch nur das Geringste merkt. Worüber sich Klampfinisten meistens ärgern wenn sie ihren tollen Röhrenverstärker aus der Restauration zurück bekommen, daß er nach dem Kondensatoren-Tausch nicht mehr so weich und warm klingt wie vorher... aber dafür glühen die Anoden in den Röhren auch nicht mehr.
Ben B. schrieb: > „Symmetrierwiderstände an den Siebkondensatoren merken Musiker nicht, > bzw. nur daran, daß sie plötzlich weniger Verstärker und mehr > Nebelmaschinen brauchen.“ …wie meinst du das? > „Der 47pF Kondensator dient vermutlich der Unterdrückung von > Schwingungen. Manchmal führen solche Maßnahmen dazu, daß der Verstärker > vielleicht ganz minimal dumpfer klingt. Bei einem Bassverstärker denke > ich nicht, daß man davon auch nur das Geringste merkt.“ …macht Sinn! > „Worüber sich Klampfinisten meistens ärgern wenn sie ihren tollen > Röhrenverstärker aus der Restauration zurück bekommen, daß er nach dem > Kondensatoren-Tausch nicht mehr so weich und warm klingt wie vorher... > aber dafür glühen die Anoden in den Röhren auch nicht mehr.“ …darum auch schon wie eingangs erwähnt der Aufbau mit neuen Komponenten. Red Plating ist das letzte was ich brauche. Ja und wenns um den Klang geht, muss ich leider sagen, dass es sich da meines Erachtens sehr viel um „Audio-Esotherik“ handelt. Sicher wird sich etwas verändern wenn man statt Kohlewiderständen Metaller verbaut, aber was ich nicht verstehe ist wenn ich z.B. einen MKS Kondensator mit komplett identischen Werten vergleiche, bei denen der eine den Bruchteil des anderen kostet. Kann mir doch keiner erzählen, dass man da was rauskitzelt (außer die €onen aus der Brieftasche). Mich würd auch deine Meinung dazu interessieren! Jedenfalls vielen Dank für die Antwort!
Die entscheidenden Bauteile hier sind immer die Trafos - vor allem der Ausgangstrafo. Alles andere kann man fast bauen, wie man will. Ist der Trafo schlecht, ist der Amp schlecht. Besorge dir auch zur Anregung die alten RIM Bastelbücher aus den 60er Jahren mit einer Fülle von Röhrenverstärkern aller Leistungsklassen.
> …wie meinst du das?
Naja, wenn weniger Verstärker abrauchen (und dabei Nebel produzieren),
dann braucht man für den Nebel eben Nebelmaschinen, die man vorher nicht
gebraucht hat.
So richtig als Audio-Esoterik würde ich das nicht bezeichnen. Daß solche
Verstärker nach dem Austausch der gealterten Kondensatoren nicht mehr so
weich und warm klingen wie vorher, ist wahr. Es ist nur schwer, als
Elektroniker einem Musiker zu erklären warum das so ist, daß das ab Werk
nicht so gewollt war und daß man es auch auf keinen Fall so lassen kann.
Es gibt ja leider ganze Serien von Kondensatoren, die mit der Zeit zu
Widerständen mutieren und dann die Röhren überlasten weil irgendwelche
Gitter-Potentiale nicht mehr stimmen.
Audio-Esoterik* ist aus meiner Sicht wenn jemand anfängt, hartvergoldete
Netzkabel zu verwenden, weil der Verstärker dann viel besser klingt.
Oder den Jitter einer digitalen Signalübertragung zu beseitigen wenn die
Daten danach sowieso noch durch irgend einen Prozessor, Puffer und evtl.
noch Nachbearbeitung zum D/A-Wandler gehen.
Wenn jemand nun besonders teure Signalkabel benutzen möchte, die
irgendwelche tollen Eigenschaften haben sollen, dann ist das für mich
Quatsch - aber wenn er es sich leisten kann und sein Geld gerne dafür
ausgibt... naja soll er doch. Wenn er damit ein besseres Gefühl hat, ist
der Nutzen nicht Null. Ob die vielleicht wirklich marginal besser
klingen als die billigsten Chinch-Kabel oder 0.75er NYM-Leitung für die
3kW Bassboxen... weiß ich nicht, halte ich aber für möglich.
Oder wenn man heute noch ein Gerät findet, wo noch ein alter
Papierkondensator-Netzfilter drin ist... annähernd 100% Chance, daß
einem dieses Ding um die Ohren fliegt sobald man den Stecker reinsteckt.
Was ich bei sowas wichtig finde, möglichst viel von der originalen
Substanz zu erhalten. Also wenn ich bei sowas irgendwo einen
Kohleschicht-Widerstand finde, der außerhalb der Toleranz ist (und das
Driften Probleme verursachen kann/wird), dann würde ich auch wieder
einen Kohleschicht-Widerstand als Ersatz nehmen wenn ich den bekommen
kann. Auch wenn das evtl. etwas teurer ist. Nicht weil es einen
funktionellen Unterschied macht, sondern weil es original so war.
Bei diesen als Siebkondensator eingesetzten Becher-Elkos macht man es ja
auch gerne so, daß man die Dinger ausräumt und den heute viel kleineren
Ersatz-Elko in diesem Alu-Becher versteckt, damit die Kiste weiterhin
original aussieht.
*
Vielleicht noch was zum Thema Audio-Esoterik, was ich viel schlimmer
fand. Ich habe vor vielleicht 25 Jahren eine defekte Audio-Endstufe sehr
billig als Teileträger gekauft. Von Pyle glaube ich. Schöner Ringkern,
eine Handvoll kräftige FETs und seltene Dioden, Endstufentransistoren...
braucht man immer mal. Und wie der Bastler eben so ist, man schaut mal
nach was denn eigentlich kaputt ist. Der einzige Defekt war irgend ein
Allerwelts-Transistor in einer Vorstufe. Bastelkiste mit den gesammelten
Teilespendern raus... ach guck, den haben wir sogar da. Lötkolben an,
ausgetauscht, funktionierte das Ding wieder. Aber der Klang war das
Schrecklichste, was ich in meiner gesamten Audio-Geschichte erlebt habe.
Höhen waren dem Ding so gut wie gar nicht zu entlocken, toll für
Meeresrauschen aber schlecht für Techno und Trance, die Mitten quäkten
wie ein Druckkammerlautsprecher und der Bass erinnerte eher an ein
Furzkissen. Aber da das Scheißteil nun lief, war's zum Schlachten zu
schade... so'n Mist. Nach ein paar Tagen hat ein Kumpel das Ding
entdeckt. Ooch Benni du hast ja da eine so tolle Endstufe, die brauche
ich für mein Auto ... ja, prima, schaff sie mir aus den Augen. Dann
ärgere ich mich wenigstens nicht mehr über den Teilespender, den ich
nicht mehr hatte. Aber das Furchtbare daran, der hat das Ding als
Bass-Endstufe in seinen Golf reingeschraubt und war sowas von happy und
stolz, fuhr dann ständig mit diesem furzenden Bass vor die Werkstatt
"geil geil, tolle Endstufe" und hinter ihm nur "furz furz furz furz" ...
also wer die beiden Manta-Filme (nicht) kennt... man brauchte dafür
nicht mehr ins Kino, man hatte das zweimal die Woche live. Das fand ich
schlimmer als Audio-Esoterik. Also versteht mich nicht falsch, wirklich
guter und netter Kumpel, hat viel beim Auto schrauben mitgeholfen und
war eigentlich immer da, wenn man mit dem Auto ein Problem hatte... aber
seine Ansprüche an einen "geilen Bass" ... ...
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