Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Hameg HM303-6 , Kontaktprobleme Schalter -- wie reparieren, Spray


von Klaus F. (klaus27f)


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Hallo,

habe ich ein älteres Oszi Hameg HM303-6 , BJ 36/98.
Trotz vorhandenem Digi-Oszi nutze ich das Hameg gerne.
Allerdings nehmen die Kontaktprobleme an diveren rastenden 
Druckschaltern zu.
Trotz mehr- bzw. vielfacher Betätigung gibt es "Wankler" und Aussetzer.

Ich plane, das Gerät demnächst zu öffnen und zu bearbeiten.
Aber wie?
Welches Kontaktspray sollte ich einsetzen?
Ungern möchte ich die Schalter zerlegen, eher erneuern (falls überhaupt 
verfügbar).

Vorwiegend geht es um die rastenden Druckschalter "CH 1/II" "DUAL" 
"ADD", aber auch um die beiden "AC/DC" Wähler an den Eingängen.
Bisher hatte ich das Gerät noch nicht offen, mir also unklar wie die 
Schalter exakt aussehen, welcher Typ da eingebaut ist.

(Wer's wissen will: Folgendes Bild habe ich einem alten Verkaufsthread 
entnommen: 
https://www.mikrocontroller.net/attachment/225348/HM303-6_2.jpg)

Hätte gerne Hinweise zu empfehlenswertem Kontaktspray,
sowie evt. zu passenden Ersatzschaltern.

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Ich bin mittlerweile bei Teslanol 'Oszillin' T6 gelandet. Kontakt WL 
sollte auch klappen. Auf keinen Fall Kontakt 60 benutzen, das grüne 
Zeugs.
Die Schalter sind grösstenteils Hameg spezifisch und kaum zu bekommen.
War bei meinem 84er HM203-6 auch noch nie nötig.

: Bearbeitet durch User
von Hp M. (nachtmix)


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Klaus F. schrieb:
> Bisher hatte ich das Gerät noch nicht offen, mir also unklar wie die
> Schalter exakt aussehen, welcher Typ da eingebaut ist.

Dann wirds aber Zeit. Machs auf und staune.  Verbiege keine Drähte und 
dann schlafe eine Nacht drüber, was du wie machen willst.
Vor allen Dingen widerstehe der Versuchung das Gerät mit Kontaktspray 
einzusauen.
Wenn du die fraglichen Kontakte identifiziert hast, sprühst du etwas 
Spray in die Schutzkappe der Dose und lässt dann einen Tropfen der 
Flüssigkeit z.B. entlang einer Schraubenzieherklinge genau zu den 
Kontakten laufen.
Woanders hat das Zeug nicht zu suchen!

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Die Schiebeschalter sind eigentlich recht einfach zu reinigen, weil die 
offen und leicht zugänglich sind. Schwieriger sind die Drehschalter, 
weil die unter einer Schutzkappe sind.

Hp M. schrieb:
> Woanders hat das Zeug nicht zu suchen!

T6 z.B. ist elektrisch neutral und verfliegt rasch. Wenn da was daneben 
geht, ist das nicht schlimm. Wichtig ist, das die Schalter beim 
Einsprühen bewegt werden sollten.

: Bearbeitet durch User
von Vanye R. (vanye_rijan)


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> Auf keinen Fall Kontakt 60 benutzen, das grüne Zeugs.

Also ich nehme gerne Kontakt 60 weil es halt Oxyd loesend ist, es darf 
nur nicht drin verbleiben, also hinterher nachspuelen. Und wenn man ein 
bischen uebt dann kann man den Knopf auf der Pulle auch so druecken das 
nur ganz wenig raus kommt und nicht die ganze Kiste einsaut. .-)

Aber man muss auch sagen, aber besten ist es wenn man einen Schalter 
ausbaut und dann entweder richtig badet oder gleich mal zerlegt. Ich 
weiss, ich bin dafuer auch manchmal zu faul. .-)

Vanye

von Matthias S. (Firma: matzetronics) (mschoeldgen)


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Vanye R. schrieb:
> es darf
> nur nicht drin verbleiben, also hinterher nachspuelen.

Das ist bei den Drehschaltern ein Problem wg. der Schutzkappen. 
Zummindest bei meinem 203-6 biste schon froh, wenn du das Mittelchen 
eingesprüht bekommst. Gezieltes Rausspülen ist praktisch nicht drin.
Du müsstest den ganzen Drehschalter auslöten (vorher Platine frei legen 
und die Achse entfernen) - eine Arbeit, die man wirklich nur dann machen 
sollte, wenn der Schalter unreparierbar ist.

von Peter O. (peter_o)


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Das geht prima mit Teslanol T6 oder auch Kontakt61. Das Kontakt60 bitte 
nicht nutzen. Das ist dafür zu aggressiv.
Einfach die Schalter von außen damit benetzen. Die Drehschalter für 
Zeitbasis und Abschwächer auf den schmalen Seiten benetzen. Das Zeug 
findet dann seinen Weg zu den Kontakten. Dann mehrfach betätigen.
Viel Erfolg!

von Jochen F. (jamesy)


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Die Schiebeschalter kann an sehr gut mit Kontakt WL behandeln, und 
danach ein paar Hundert Mal betätigen. Die Drehschalter im HM 303 waren 
etwas besonderes: Die hat Hameg selber gefertigt, und es bei der 
Produktion etwas zu gut gemeint. Da wurde eine recht große Menge Fett in 
den Schalter gegeben, und wenn der Schalter nicht täglich betätigt wird, 
dann wird das Fett hart und sorgt für Aussetzer der Kontakte. Da hilft 
nur eine sehr gründliche Wäsche mit WL und viel Drehen am Schalter.

von Rainer Z. (netzbeschmutzer)


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Matthias S. schrieb:
> T6 z.B. ist elektrisch neutral und verfliegt rasch.

Ich habe das Zeugs vor zwei Jahren in einem Yamaha-Verstärker 
eingesetzt, um kratzende Drehpotis zu "reparieren" Es hat zumindest bei 
meinen Reglern geholfen bis auf einen, wo immerhin noch eine deutliche 
Besserung eingetreten ist, sogar bei allen Reglern nachhaltig.

Vorher habe ich in diesem Forum um Rat gefragt und um Tipps gebeten. Ich 
denke, es war Hinz, der darauf hinwies, dass T6 quasi Benzin ist 
(Kohlenwasserstoffe). Dem Geruch nach sollte es stimmen. Benzin/Alkane 
sind jedenfalls in der Lage, Fette gut zu lösen. Bedeutet, Einsatz von 
T6 ist dort erfolgversprechend, wo (verharzte) Fette auf den Kontakten 
für den Fehler sorgen.

Auch der Umstand, dass T6 rasch verfliegt, spricht für Benzin/Alkane.

von Wolf17 (wolf17)


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Rainer Z. schrieb:
> Auch der Umstand, dass T6 rasch verfliegt, spricht für Benzin/Alkane.
Auf eine Glasplatte gesprüht sieht man den verbleibenden 
Schmiermittelanteil.
Siehe Sicherheitsdatenblatt.
WL setzt man ein, um das oxydlösende säurehaltige Kontakt 60 nach dem 
freiätzen wieder auszuwaschen. Diese Sprühwäsche ist Lösungsmittel ohne 
Schmieranteil. Siehe Sicherheitsdatenblatt. Danach ist mit 61 zu 
schmieren.

Bei den Hameg Schubschaltern vor der Anwendung kontrollieren, ob ein 
Wackler nicht von gerissenen Lötstellen kommt.

von Vanye R. (vanye_rijan)


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> WL setzt man ein, um das oxydlösende säurehaltige Kontakt 60 nach dem
> freiätzen wieder auszuwaschen. Diese Sprühwäsche ist Lösungsmittel ohne
> Schmieranteil. Siehe Sicherheitsdatenblatt. Danach ist mit 61 zu
> schmieren.

Ah! Super das es mal wieder einer aufgeschrieben hat, ich verwechsel 
immer WL und 61. Der Schmieranteil ist wichtig. Zum einen vermindert er 
natuerlich neuen Abrieb und zum anderen sorgt er als Schutz gegen 
Sauerstoff aus der Luft dafuer das die Kontakte schnell wieder anlaufen.

Vanye

von Martin L. (makersting)


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Ich fasse zusammen:

"60 -> WL -> 61"

Weiter gedacht:

WL müsste Bremsenreinger entsprechen.
61 müsste in etwa T6 entsprechen (=Lösemittel + Schmiermittel).


Daher:

"60 -> Bremsenreinger -> T6"

bzw.

"60 -> Bremsenreinger -> Vaseline"

Wobei 60 nur bei schwarz gewordenen (oxydierten) Silber(?)kontakten 
wichtig scheint. Denn lediglich

"Bremsenreinger -> Vaseline"

hat bei mir bisher Jahre gehalten, ich musste nirgends mehr bei.

von Wolfgang R. (Firma: www.wolfgangrobel.de) (mikemcbike)


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Die Drehschalter sind etwas tricky:

https://www.wolfgangrobel.de/electronics/hm303.htm

: Bearbeitet durch User
von Soul E. (soul_eye)


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Martin L. schrieb:
> WL müsste Bremsenreinger entsprechen.
> 61 müsste in etwa T6 entsprechen (=Lösemittel + Schmiermittel).

Wobei Kontakt 61 (blau) eher die Leistungselektronik adressiert. Also 
der Zündverteiler im Auto oder das Programmschaltwerk der Waschmaschine.


> Wobei 60 nur bei schwarz gewordenen (oxydierten) Silber(?)kontakten
> wichtig scheint. Denn lediglich
>
> "Bremsenreinger -> Vaseline"
>
> hat bei mir bisher Jahre gehalten, ich musste nirgends mehr bei.

Richtig. Kontakt 60 (rot) ist für die Härtefälle. Z.B. Kontakte die 
längere Zeit Feuchtigkeit gesehen haben. Von Leiterplatten hält man das 
tunlichst fern.

von Klaus F. (klaus27f)


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Vielen Dank für die zahlreichen Hinweise zu den Sprays.

Besonderen Dank an Wolfgang Robel für seine Info 
https://www.wolfgangrobel.de/electronics/hm303.htm

Der Aufbau des Geräts mit den Schalterstangen ist ... eigen.
Werde jetzt TESLANOL T6 bestellen und mich dann über die Schiebeschalter 
machen, möglich ohne die Platine auszubauen.
Von den Drehschaltern werde ich erstmal die Finger lassen, die tun bei 
mir noch halbwegs.

Danke

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