Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik DELL P2717H 27“ HD Monitor Netzteil defekt


von Wulf D. (holler)


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Nur Interesse halber, hatte mir den defekten, ca 10 Jahre alten Monitor 
eines Bekannten angesehen.

Erstaunlicher Weise ist die Netzteil-Leiterplatte noch einseitig mit 
viel THT.

Defekt ist das Schaltnetzteil-IC im SO-7 Gehäuse.
Steuert den Leistungs-MOSFET mit heftig hohen und verzerrten 
Gateimpulsen an, was der sicher kaum überlebt hat.

Weiß jemand was das für ein IC ist?
Beschriftung fehlt, auch unter Lupe mit viel Licht ist nichts erkennbar. 
Vermutlich aber ein Standard-Baustein, oder?

Reparieren werde ich den voraussichtlich nicht, lohnt heute einfach 
nicht mehr.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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NCP1207B

Wahrscheinlich ist auf der Primärseite so jeder Halbleiter defekt und 
der Stromshunt auch.

Hm, doch nicht ganz so einfach, sind zwei Spannungen. An AC605 ist nur 
das für die Hintergrundbeleuchtung, der TL431 (PU601) ist an das 
angeschlossen, was das Signal-Board braucht, wahrscheinlich 3,3V oder 
5V. Muss man schauen, auf was der TL431 eingestellt ist (ab wann die LED 
des Optokopplers angesteuert wird).

Was die Hintergrundbeleuchtung an AC605 braucht, kann man nur raten 
(oder den Trafo zerlegen wenn man das Netzteil nicht repariert). Was ist 
denn der LED-Controller PU801 für einer?

: Bearbeitet durch User
von Thomas (magint)


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Gegenfragen:

- hast Du den MOSFET mal ausgeloetet und getestet? Ist der denn wirklich 
defekt? Nach meiner Erfahrung legieren MOSFETs eher durch, wenn sie 
defekt sind. Und dann knallt's und die Sicherung fliegt
- was fuer eine Bezeichnung hat der MOSFET?
- Welche Spannung genau hast Du auf dem Oszi? Ugs? Oder gegen welches 
Potezial hast Du das Gate gemessen?
- in welcher Frequenz kommen die schmalen Impulse? Koennte dies evtl. 
ein "Standby-Verhalten" sein? (Hatte ich kuerzlich mit einem TOP221; 
tatsaechlich war's dann ne defekte Diode auf der Sekundaerseite)

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Ist immerhin ein FullHD IPS-Display.
Viele mögen IPS-Panels, von Dell ist es bestimmt nicht schlecht.

von Thomas (magint)


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Nachtrag: wenn ich Dein Foto richtig interpretiere, hast Du Ugd 
gemessen. Die rote Leitung ist korrekterweise am Gate. Die orangene aber 
an der Kuehlfahne/-koerper. Und das ist bei fast allen MOSFETs der 
Drain.

von Peter K. (chips)


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nee, das ist schon primär GND - das ist ein FET mit isoliertem Gehäuse

von Wulf D. (holler)


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Vielen Dank für die Infos. Evtl. versuche ich doch noch eine Reparatur, 
der NCP1207B sollte passen.

Der FET ist ein TF7N65. Ist nicht durchlegiert. Reversdiode ist ok. 
Ausgelötet und getestet habe ich nicht, aber welcher FET übersteht 150V 
am Gate?
Stunt ist ein bedrahteter 0,39 Ohm zwischen GND und Source und der ist 
ok. Auf der Sekundärseite des Trafos ist nichts messbar. Indirekter 
Schluss, der FET ist tot.

Sicherung und Trafo scheinen auch ok, alle Dioden auch. Sonst ist 
primärseitig nur noch der Optokoppler drauf, keine weiteren Hableiter.

Das Oszi-Bild ist zwischen GND und Gate des FET abgenommen.
Wahrscheinlich stand-by-Mode, Tastverhältnis viel größer als 1:10.
Sofern eine Aussage bei einem defekten Baustein sinnvoll ist.

Bens Ausführungen zur LED-Beleuchtung kann ich nicht ganz folgen, soweit 
komme ich nicht. Primärseitig dürfte es klemmen.

von Wulf D. (holler)


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Der NCP1207B kostet fast nichts, gibt’s aber wohl nur in China. Dann 
bestelle ich mal 5 Stück und lege den Monitor bis Anfang Mai beiseite.

von Armin X. (werweiswas)


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Wulf D. schrieb:
> Ausgelötet und getestet habe ich nicht, aber welcher FET übersteht 150V
> am Gate?

Dann teste den doch einfach.
12V vom Netzgerät an Drain anlegen.
Den Minus dazu an den Minus des Messgerätes.
Den Plus vom Messgerät an die Source des FET.
Nun zwischen Source und Gate 5 - 10V anlegen und das Messgerät müsste 
die 12V anzeigen.
Dann Gate und Source kurzschließen --> Spannung am Messgerät ist Null.

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Wenn Du den IC tauschst, dann tausch den Optokoppler sicherheitshalber 
mit. Der hängt da direkt dran, wenn der defekt ist, rauscht beim 
Sperrwandler (der hier verwendeten Bauweise für Spannungswandler) die 
Spannung durch die Decke und grillt garantiert irgendwas in dem Monitor, 
was sehr viel schwieriger zu reparieren ist.

PT504 sollte man evtl. ebenfalls tauschen. Der puffert die 
Betriebsspannung des NCP und mag garantiert keine 130V. Wenn der seine 
Kapazität verloren hat, könnte das auch eine Erklärung für den Defekt 
sein.

Mich wundert der FET. Normalerweise werden aus defekten FETs 
Drahtbrücken mit drei Anschlüssen. Dann kriegt die Sicherung eine aufs 
Maul und der Zwischenkreiskondensator tobt sich am Stromshunt aus, 
meistens werden zusätzlich die Teile der Gate-Ansteuerung und der 
Treiber (im IC) beschädigt.

von Peter K. (chips)


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ich hab hier ein sehr ähnliches, funktionierendes Netzteil aus einem 
Dell U2417 mit LCD-Schaden - da ist ein OZ531A(RGIN) als PU501 drin, Fet 
ist ein SMK0765;
p.s. bei Bedarf kannst das NT für 10€ haben als Teilespender oder für 
Vergleichsmessungen

von Thomas (magint)


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"Das Oszi-Bild ist zwischen GND und Gate des FET abgenommen.
Wahrscheinlich stand-by-Mode, Tastverhältnis viel größer als 1:10.
Sofern eine Aussage bei einem defekten Baustein sinnvoll ist."

Wenn dem so ist, hast Du keine Aussage ueber Ugs. Schau Dir mal das 
Datenblatt des NCP1207B und die Anwendungsbeispiele an. Du hast ja ein 
Oszi und ganz sicher hat das zwei Kanaele. Also einfach mal ne 
Differenzmessung aus Ug und Us (nich GND!). Das dauert eine Minute und 
Du hast jede Menge mehr Klarheit, bevor blind Komponenten auf Verdacht 
getauscht werden.

Der Fehler kann durchaus auf der Sekundaerseite liegen (muss natuerlich 
nicht), wodurch sich auf der Primaerseite merkwuerdige Effekte 
einstellen.

Und wenn Du doch an den Controller willst wuerde ich, anstatt dubioser 
China-Ware, bei Onsemi nach einem Austauschteil suchen 
(https://www.onsemi.com/products/power-management/ac-dc-power-conversion/offline-controllers/NCP1207B).

von Ben B. (Firma: Funkenflug Industries) (stromkraft)


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Achtung, Peter meint es könnte auch ein OZ531A sein. Über den findet man 
im Internet kaum was, die Pinbelegung ist gleich wie beim NCP1207B, 
allerdings weiß ich nicht, ob bei diesem auch das Beinchen neben dem 
HV-Eingang weggelassen wurde. Könnte ein Klon des NCP sein.

Und egal welche Effekte sich auf der Primärseite durch ein Problem auf 
der Sekundärseite einstellen könnten - 130Vgs an einem FET sind ganz 
große Scheiße. :)

von Peter K. (chips)



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Bilder von dem U2417-Netzeil:

von Wulf D. (holler)


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Mea culpa, hatte den verwendeten Oszi-Kanal noch auf 1:100 von vergangen 
Arbeiten mit einem Hochspannungsleitung-Tastkopf stehen.

Und nun handliche 1:10 Tastköpfe verwendet. Sind also nur 15V und das 
ist ok.

FET, Optokoppler und 22u-Kondensator vermessen und sind alle ok.

Die dicke Schottky-Diode auf der Sekundärseite ist durchlegiert, eine 
SR320.
Hoffentlich hat die nicht andere Bauteile mitgerissen. Teste erstmal die 
Ladekondensatoren Sekundärseite.

von Wulf D. (holler)


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Peter K. schrieb:
> Bilder von dem U2417-Netzeil:

Danke für dein Angebot. Eine Chance gebe ich meinem Netzteil.

: Bearbeitet durch User
von Wulf D. (holler)


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Der Monitor läuft wieder. Hatte keine 3A/200V Schottky-Diode da. Deshalb 
aus einem sehr alten, halb ausgeschlachteten PC-Netzteil aus dem 
12V-Zweig eine 200V/10A Si-Diode verwendet.

Ist für einen 22V-Zweig im Monitor, vermutlich Beleuchtung. Eigentlich 
ein äußerst robustes Schaltnetzteil-Konzept. Es ging nichts weiter den 
Bach runter.
Fragt man sich nur, warum man bei 200V Sperrspannung noch Schottky 
nimmt.

Und generell haben diese Kisten leider keinen Ausschalter, das Netzteil 
muss für eine beachtliche Lebensdauer ausgelegt werden.

Vielen Dank nochmal für die spontanen Tipps. Bin etwas aus der Übung was 
die Reparatur von solchem Gerät angeht.

von Thomas (magint)


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Glueckwunsch :-)

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