Forum: Analoge Elektronik und Schaltungstechnik Netzgerät Dr. K Witmer - IC Tripel


von Aschi (aschi-ch)


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Hallo Zusammen

Ich habe das oben genannte Netzgerät mit Jahrgang 1974.
Nun habe ich mich gefragt, ob es vielleicht sinnvoll wäre, die Elkos zu 
ersetzen.
Eigentlich funktioniert das Netzgerät jedoch einwandfrei. Gibt es also 
trotzdem einen Grund, die Elkos aufgrund des Alters zu ersetzen?

Vielen Dank

von Harald K. (kirnbichler)


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Hast Du Dir das Ausgangssignal mal mit einem Oszilloskop angesehen? Auch 
uner Last?

Wenn da kein störender Brumm drauf ist, wüsste ich nicht, wieso man die 
Elkos erneuern sollte.

von Wolf17 (wolf17)


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Wenn der Ripple der Ausgansspannung passt würde ich nichts vorbeugend 
ersetzen.

230VAC Netzfilterkondensatoren oder Kaltgerätesteckerfilter, die 50 
Jahre unter Spannung standen würde ich dagegen ersetzen. Die stinken 
erbärmlich, wenn sie ableben.

von Aschi (aschi-ch)


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Wolf17 schrieb:
> Wenn der Ripple der Ausgansspannung passt würde ich nichts vorbeugend
> ersetzen.
Ja, die Ausgangsspannung ist sauber. Ich habe auch den Ripple direkt 
über den Elkos gemessen, der ist im zu erwarteten Bereich.

Wolf17 schrieb:
> 230VAC Netzfilterkondensatoren oder Kaltgerätesteckerfilter, die 50
> Jahre unter Spannung standen würde ich dagegen ersetzen. Die stinken
> erbärmlich, wenn sie ableben.
Das ist ein guter Hinweis - das werde ich machen.

Vielen Dank!

von Tim 🔆 (solarlicht)


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Aschi schrieb:
> Eigentlich funktioniert das Netzgerät jedoch einwandfrei. Gibt es also
> trotzdem einen Grund, die Elkos aufgrund des Alters zu ersetzen?

Wenn da Becher verbaut sind, würde ich die bei dem Baujahr deines 
Netzteils ersetzen. Mir sind diese Zeitbomben bei zwei 
Systron-Donner-Netzteilen unvermittelt hoch gegangen. Beide Male eine 
Riesen-Sauerei.

: Bearbeitet durch User
von Jörg R. (solar77)


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Ich würde das Netzgerät einfach mal öffnen und eine Sichtkontrolle 
machen. Sind Elkos aufgebläht, ist evtl. schon etwas ausgelaufen?

Ansonsten, wie oben schon geschrieben, würde ich nichts wechseln.

: Bearbeitet durch User
von Aschi (aschi-ch)


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Jörg R. schrieb:
> Ich würde das Netzgerät einfach mal öffnen und eine Sichtkontrolle
> machen. Sind Elkos aufgebläht, ist evtl. schon etwas ausgelaufen?
Sieht alles soweit gut aus - nichts ausgelaufen und auch keine 
Blähungen.

Vielen Dank für die Tipps 👍

von Marcel V. (mavin)


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Handelt es sich bei dem Netzgerät um diese Variante auf dem Bild, oder 
um die kräftigere Variante mit 2x30V/1A und 1x5V/8A?

: Bearbeitet durch User
von Aschi (aschi-ch)


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Es ist die Variante auf dem Bild, aber noch ohne die 10-Gang Potis.

von Lu (oszi45)


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Wenn optisch und messtechnisch keinen Auffälligkeiten sind, würde ich 
alles so lassen.
Allerdings habe ich auch schon "schön" aussehende Elkos erlebt, die nach 
langen Jahren mal wieder plötzlich volle Netzspannung bekommen haben. 
Die waren dann Konfetti. Alte Netzfilter werden heute durch steile 
Spannungssprünge und PWM mehr Stress haben.

von Bernhard (bernhard_123)


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Zur Prüfung älterer Aluminium-Elektrolyt-Kondensatoren (Alu-Elkos):

Zuerst kommt die Sichtprüfung, die hast du vermutlich schon gemacht.

Für die Kapazitätsprüfung belastet man mit maximalem Strom und misst die 
Welligkeit am Kondensator. Das hast du auch schon getan.
(ΔU = I * t / C)

Dazu kommt die Reststromprüfung:

Bei spannungslosem Lagern wird die dünne Isolationsschicht 
(Alumuniumoxid) noch dünner. Beim Anlegen an Spannung fließt dann 
erhöhter Reststrom, der in Verbindung mit dem Elektrolyten die Schicht 
wieder chemisch aufbaut (formiert) und dabei aber den Kondensator 
erwärmt. Das kann man fühlen. Wird der Kondensator nur lauwarm oder 
bleibt kalt, ist der Reststrom okay. Dann einfach eine Weile 
eingeschaltet lassen, der Strom wird mit der Zeit immer kleiner. (P = U 
* Ir)
Wird der Kondenstor schnell warm oder macht gar Geräusche, sofort 
ausschalten, sonst erlebst du was Tim (solarlicht) und Lu (oszi45) 
beschrieben haben. Das sollte eigentlich die erste elektrische Prüfung 
(mit Schutzbrille und eventuell Vorwiderstand in der Versorgung, um den 
Strom zu begrenzen) sein, weil ein geplatzter Kondensator "intensive" 
Folgen hat. Wenn der Elektrolyt kocht, kann der Kondensator platzen.
Die höchste Spannung liegt im Leerlauf an.

Und als drittes die Innenwiderstandsprüfung:

Die macht man wie die Kapazitätsprüfung unter Vollast und prüft hier 
auch die Erwärmung. Der Lade- und Entladestrom verursacht Erwärmung 
durch den Serien-Innenwiderstand, insbesondere verursacht durch die 
elektrische Leitfähigkeit des Elektrolyten. (P = I² * Ri)

Bernhard

: Bearbeitet durch User
von Hannes J. (Firma: _⌨_) (pnuebergang)


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Aschi schrieb:
> Wolf17 schrieb:
>> 230VAC Netzfilterkondensatoren oder Kaltgerätesteckerfilter, die 50
>> Jahre unter Spannung standen würde ich dagegen ersetzen. Die stinken
>> erbärmlich, wenn sie ableben.
> Das ist ein guter Hinweis - das werde ich machen.

Wenn auf den Filtern-Kondensatoren RIFA steht oder auf den Filtern 
Schaffner (wenn intern mit RIFA gebaut), dann NICHT MEHR ANS NETZ ODER 
EINSCHALTEN.

Nicht einmal nur kurz um noch etwas nachzusehen. Die RIFA-Kondensatoren 
sehen klein und harmlos aus, aber alte gehen nicht nur liebend gerne 
hoch, sondern machen eine unglaubliche Sauerei. Mit einem Knall und 
einer (giftigen?) Rauchentwicklung dass du glaubst deine ganze Bude 
brennt ab. Was auch immer Ericsson da rein gesteckt hat, es ist 
diabolisch.

Wenn du die Sauerei ein mal hattest machst du den Fehler nie wieder.

: Bearbeitet durch User
von Lu (oszi45)


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Hannes J. schrieb:
> Rauchentwicklung dass du glaubst deine ganze Bude brennt ab.

Es gab vor Jahren einen Fall, wo eine ganze Schule über Nacht wegen 
eines Druckers abgebrannt ist. Ganz harmlos scheinen alte Netzfilter 
doch nicht zu sein? Wer schon mal einen geschundenen MP-Kondensator 
aufgemacht hat, weiß was ich meine.

von Aschi (aschi-ch)


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Vielen Dank Bernhard für die ausführliche Erklärung.
Ich werde das bei Gelegenheit genauer anschauen.

Der Netzfilter-Kondensator werde ich wechseln.

von Aschi (aschi-ch)


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Also ich habe mal nachgeschaut:

1) Der Netzfilter ist ein KONDUR 0.1uF und gem. Schema 1000V.
Was würdet ihr als Ersatztyp empfehlen (ich werde bei Mouser bestellen)?

2) Auf der Platine vom Netzteil gibt es nebst den Glättungs-Elkos noch 
einige weitere Elkos mit 15uF. Die werde ich auch gleich wechseln.
Nun hat es noch weitere Kondensatoren mit 470p, 1,5n und 3,3n. Würdet 
ihr die auch tauschen (wenn ich schon dabei bin)?

von Manfred P. (pruckelfred)


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Aschi schrieb:
> Was würdet ihr als Ersatztyp empfehlen

Deckel zu und Finger weg, solange das Gerät funktioniert.

Aschi schrieb:
> Auf der Platine vom Netzteil gibt es nebst den Glättungs-Elkos noch
> einige weitere Elkos mit 15uF. Die werde ich auch gleich wechseln.

Weil irgendwelche Internetkasper alles "recappen" müssen?

Was soll der Schwachsinn?

Ich habe tatsächlich mal in zwei Rohde&Schwarz Netzteilen Elkos ersetzt. 
Das aber nicht wegen deren Alter, sondern, weil die Regelung am Spinnen 
war.

von Andreas S. (Firma: Schweigstill IT) (schweigstill) Benutzerseite


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Bernhard schrieb:
> Bei spannungslosem Lagern wird die dünne Isolationsschicht
> (Alumuniumoxid) noch dünner. Beim Anlegen an Spannung fließt dann
> erhöhter Reststrom, der in Verbindung mit dem Elektrolyten die Schicht
> wieder chemisch aufbaut (formiert) und dabei aber den Kondensator
> erwärmt.

In diesem Zusammenhang sollte man vor allem auch beachten, dass der 
Formiervorgang auch zu einer Kapazitätsreduzierung führt und nicht etwa 
zu einer Erhöhung. Im Umkehrschluss bedeutet das aber auch, dass ein 
lange spannungsfrei gelagerter Elko zunächst eine unverdächtig hohe 
Kapazität aufweist. Erst nach dem Formieren erkennt man dann, dass der 
Elko doch schon halb ausgetrocknet ist. Der ESR dürfte dann ebenfalls 
unter aller Sau sein.

von Bernhard (bernhard_123)


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Andreas S. schrieb:
> In diesem Zusammenhang sollte man vor allem auch beachten, dass der
> Formiervorgang auch zu einer Kapazitätsreduzierung führt und nicht etwa
> zu einer Erhöhung...

Das ist korrekt und auch ein Grund, dass die Reststromprüfung (Prüfen 
auf nur geringe Erwärmung genügt) die erste elektrische Prüfung sein 
sollte.
Die Prüfung auf ausreichend niedrigen Serien-Innenwiderstand (ESR) und 
ausreichende Kapazität folgt nach dem Formieren.

Zum Formieren lasse ich Geräte noch ca. 2 h im Leerlauf am Netz, nachdem 
sich der Kondensator nicht (mehr) erwärmt.

Generell gilt: Bei Alu-Elkos ist die Ursache für einen Ausfall fast 
immer die Dichtung am Pluspol. Bei kleinen Elko-Gehäusen ist das 
Verhältnis von Volumen zu Dichtungsfläche geringer als bei großen, 
deshalb fallen kleine häufiger aus als große.

Viele Dichtungen versagen nicht, unauffällige Elkos würde ich nicht 
austauschen. Vielleicht hat der neue dann sogar eine schlechtere 
Dichtung als der bewährte alte.

Kunststofffolienkondensatoren, die nicht direkt am Netz hängen und 
Keramikkondensatoren versagen fast nie, die tauscht man nicht aus.

Direkt am Netz muss je nach Überspannungskategorie ein X2- oder 
X1-Kondensator verwendet werden. Deren Prüfspannung ist mindestens 2,5 
kV für X2 und mindestens 4 kV für X1. Für Geräte mit Netzstecker für 230 
V genügt üblicherweise X2.

: Bearbeitet durch User
von Hans (ths23)


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Tim 🔆 schrieb:
> Wenn da Becher verbaut sind, würde ich die bei dem Baujahr deines
> Netzteils ersetzen.
Was soll der Käse. Das Netzteil des TO funktioniert und zeigt zudem 
keine Auffälligkeiten wie z.B. aufgeblähte Elkos oder erhöhten Rippel.

Aschi schrieb:
> Der Netzfilter-Kondensator werde ich wechseln.
Warum denn das? Der verbaute Kondensator (vermutlich MKP oder Film) 
scheint was Hochwertiges zu sein und zeigt auch optisch keine 
Auffälligkeiten. Mit 1000V ist er auch mehr als ausreichend 
dimensioniert (Vss der Netzspannung liegt bei etwa 650V)

Ich würde an dem Teil nicht ohne Not rum löten. Ich habe in meiner 
bisherigen Praxis mehr moderne, sprich neuere, Kondensatoren gewechselt 
als solche betagten. Die Qualität war, bis auf ein paar wenige 
Ausnahmen, meist besser. Mach den Deckel wieder drauf und gut ist es.
Wenn wirklich mal ein Elko hoch gehen sollte, dann hält sich bei diesen 
kleinen Dingern die Sauerei eigentlich in Grenzen. Da die Leiterplatte 
gesteckt ist, läßt sich im Falle eines Falles doch alles gut reinigen.

von Christian M. (christian_m280)


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Hatte auch mal genau das NG. Da sind mir schon Kondis vor 20 Jahren 
abgeraucht...

Gruss Chregu

von Tim 🔆 (solarlicht)


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Hans schrieb:
> Was soll der Käse. Das Netzteil des TO funktioniert und zeigt zudem
> keine Auffälligkeiten wie z.B. aufgeblähte Elkos oder erhöhten Rippel.

Man, das hat sich längst erledigt, da solche Elkos gar nicht im Netzteil 
des TE verbaut sind, wie auf seinem Foto zu erkennen.

Bei meinen Netzteilen handelte es sich um SIC SAFCO Becherelkos.

Dieser Bauart (in meinem Fall 3300µF 63V):
https://www.ebay.de/itm/353483359084

Die hatten weder erhöhten Ripple noch war was aufgebläht. Den Reststrom 
habe ich nicht gemessen. Die Netzteile waren täglich in Betrieb, nicht 
monatelang ausgeschaltet. Bis es bumm machte.

von Rainer D. (rainer4x4)


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Manfred P. schrieb:
> Deckel zu und Finger weg, solange das Gerät funktioniert.
>
> Weil irgendwelche Internetkasper alles "recappen" müssen?
>
> Was soll der Schwachsinn?
Volle Zustimmung!

von Hans-Georg L. (h-g-l)


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Aschi schrieb:
> Hallo Zusammen
>
> Ich habe das oben genannte Netzgerät mit Jahrgang 1974.
> Nun habe ich mich gefragt, ob es vielleicht sinnvoll wäre, die Elkos zu
> ersetzen.
> Eigentlich funktioniert das Netzgerät jedoch einwandfrei. Gibt es also
> trotzdem einen Grund, die Elkos aufgrund des Alters zu ersetzen?
>
> Vielen Dank

Ich habe die 30V/1A Variante und bei mir ist der WIMA Netzfilter 
Kondensator, der direkt am Trafo angelötet ist, letztes Jahr explodiert. 
Den würde ich austauschen. Ich würde dir aber empfehlen nicht die 
Frontplatte abzuschrauben weil die mit recht starren Drähten und 
Wachsschnur auf die Steuerplatine verdrahtet ist, sieht zwar schön 
sauber aus aber es besteht die Gefahr die Pins an den Potis abzureißen.

: Bearbeitet durch User
von Hans (ths23)


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Hans-Georg L. schrieb:
> Ich habe die 30V/1A Variante und bei mir ist der WIMA Netzfilter
So wie es (lt. Foto) aussieht, ist beim TO kein WIMA verbaut.

Tim 🔆 schrieb:
> Dieser Bauart (in meinem Fall 3300µF 63V):
> https://www.ebay.de/itm/353483359084
Das es bei so einer Bauart kracht, wundert mich nicht. Es hatte schon 
einen Grund warum man früher bei Becherelkos auf der Oberseite eine 
Bohrung hatte, die mit einem kleinen Gummistopfen verschlossen war. Wenn 
da mal der Druck im Inneren zu hoch wurde flog einfach der Gummistopfen 
mit einem Plob weg und Sauerei gab's da i.d.R. meist keine. Oftmals 
wurde dies noch nicht mal sofort bemerkt.
Bei Deiner Bauform zerlegt es vermutlich den ganzen Becher (zumindest im 
unteren Teil). Hinzu kommt das Duck deutlich höher sein muß bis es so 
ein C aufplatzt.

Dennoch halte ich es für eine Unsitte auf Verdacht einfach alle 
Kondensatoren zu tauschen. Immer erst prüfen und dann tauschen wenn 
nötig.

von Peter K. (chips)


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Manfred P. schrieb:
> Weil irgendwelche Internetkasper alles "recappen" müssen?
>
> Was soll der Schwachsinn?

dein Kommentar ist Schwachsinn - hier sind keine Internetkasper zugegen;
und das Vorgehen ist doch völlig ok - mit Bildern nach Erfahrungen 
fragen - wenn da Rifas oder Tantals oder goldene Wima-Elkos zu sehen 
gewesen wären, sollte man die vorsorglich tauschen;
btw. die dicken Rifa-Elkos würde ich tauschen - die wären mir suspekt -
geegen axiale (ja, die gibts noch...)

von Aschi (aschi-ch)


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Vielen Dank für die vielen Inputs!

Es gibt in meinem Netzteil übrigens auch noch einen grossen Becher...

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